Zusammenfassung
Wer sich ins Feld begibt, mit dem Anspruch einer durch methodische und theoretische Restriktionen möglichst unverzerrten Forschung, wird mit der hohen Komplexität und Vielfältigkeit der sozialen Lebenswelt konfrontiert. Sie ist das Material, das sich in den Tonbandaufzeichnungen, Protokollen, Bildern und Erlebnisberichten präsentiert: ungeordnete Rede, die sich mal hierhin, mal dorthin bewegt und sich im Unbestimmten verliert. Nie läßt sich abmessen, wann ein Thema abgeschlossen, ob eine endgültige Antwort auf ein Problem gefunden wurde. Nie läßt sich eine bestimmte Haltung isolieren und zuordnen als eine Einstellung, die dieser oder jener Person zukommt. — Da hat es die positivistische Forschung leichter: sie gestattet der Komplexität nicht, sich in ihrem Material niederzuschlagen und die Forschenden zu verwirren. Von vornherein werden nur Fragen gestellt, auf die es eindeutige Antworten geben kann. Und was im Kontext der Hypothesen nicht relevant erscheint, wird gar nicht erst erhoben. So haben die nach positivistischen Methoden Forschenden am Ende der Erhebungsphase ihr Material im Kasten: wohlgeordnet, den Hypothesen entsprechend vorstrukturiert, zurechenbar, kontrolliert, nach Inhalten gegliedert, vergleichbar und vor allen Dingen handhabbar in seinen Ausmaßen. — So soll es jedenfalls sein. Solches Material läßt sich ohne viel Zeitaufwand auch von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen auswerten, die nicht dabei waren, als geforscht wurde. Man kann es — ohne Schwierigkeiten — von der Subjektivität derer, die geforscht haben, abtrennen. Man kann es nach entsprechender Vercodung oder noch besser, wenn es in den Erhebungsverfahren schon vercodet ist, in den Rechner geben und bekommt nach kürzester Zeit quantifizierbare, statistisch verallgemeinerbare Ergebnisse heraus. Jetzt beginnt das Zueinander-in-Beziehung-setzen der Zahlen; jetzt beginnt man — gestützt auf die Eindeutigkeit der Zahl — zu interpretieren. An der Zahl ist nicht zu rütteln, der Boden, auf dem sich die Interpretation bewegt, scheint gesichert!
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Volmerg, B. (1988). Methoden der Auswertung. In: Psychoanalyse in der Sozialforschung. WV studium. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07773-2_14
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-07773-2_14
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-22148-9
Online ISBN: 978-3-663-07773-2
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