Sozialisationsbedingungen als Faktoren für politisches Lernen in berufsbildenden Schulen

Zusammenfassung

Die Schüler an berufsbildenden Schulen stellen eindeutig die Majorität unter den Jugendlichen. Unter den 16–19jährigen Schülern in der Sekundarstufe II besuchen 4 von 5 eine berufsbildende Schule. 75 % von ihnen sind Teilzeitberufsschüler; die übrigen 25 % gehen auf berufliche Vollzeitschulen wie die Fachoberschule, die Berufsfachschule und das Berufsgrundschuljahr. Schon die äueren Merkmale dieser Schülerschaft haben sich in den letzten 20 Jahren deutlich verändert: Ihr Durchschnittsalter hat sich aufgrund der Einführung des 10. Hauptschuljahres erheblich erhöht, so daß der Gesetzgeber in Nordrhein-Westfalen es 1985 für nötig hielt, die Berufsschulpflicht auf all diejenigen auszuweiten, die vor Vollendung des 21. Lebensjahres eine Berufsaus?bildung beginnen. Parallel dazu hat sich ihre schulische Vorbildung erheblich verbessert: Brachten noch 1975 nur 1 /4 der Berufsschüler die Fachoberschulreife (d.h. den mittleren Bildungsabschluß) mit, so überstieg die Zahl der Berufsschüler mit dieser Eingangsqualifikation bereits 1981 50 %. Der enorme Anstieg des Niveaus der schulischen Vorbildung von Berufsschülern läßt sich auch daran ablesen, daß der Anteil von Schülern ohne Hauptschulabschluß seit 1975 auf ca. 10 % mehr als halbiert worden ist, während sich im gleichen Zeitraum der Anteil der Schüler in der Berufsschule, die bereits einen studien-qualifizierenden Schulabschluß mitbringen, mehr als verzehnfacht hat. (Der Minister für Wirtschaft 1985, S. 178)

„Unvermeidlich wird ein Zurückschrauben des Berufsbezugs, womit sich historisch die Chance einer phantasievollen Rückverwandlung von Ausbildung in Bildung in einem neu zu entwerfenden Sinne ergibt. Ins Zentrum sollte eine gezielte bildungsbezogene Auseinandersetzung mit den vielfältigen Herausforderungen rücken, mit denen das (Über-)Leben und (politische) Handeln in der Risikogesellschaft der Zukunft konfrontiert ist.“ (Beck 1986, S. 243)