Zusammenfassung
Wie ich schon in der Einleitung zu Kap. 6.3. betont habe, beschreiben die beiden im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Strukturmodelle für DS jene interaktiven Anforderungen, die die Konfliktparteien erfüllen müssen, wenn sie die Interaktionsaufgabe (bzw. den Aktivitätstyp) „Kommunikative Konfliktbearbeitung“ lösen wollen. Die beiden Modelle (für inhaltliche und strukturelle DS) lassen sich generalisierend zur folgenden Verlaufsstruktur zusammenfassen, die m.E. nicht nur für sprachlich ausgetragene Konflikte gilt187:
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Beginn (Anlaßphase der inhaltlichen wie der strukturellen DS, „Manifestwerden“ des Konflikts (Donohue/Kolt, 1992))
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Differenzierung der Positionen (Formulierung der konträren Standpunkte bzw. Imperativ- und Appellphasen)
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Konvergenz der Positionen (Aushandlungsphase)
Anhand dieses generellen Musters lassen sich Konsequenzen von Konflikten ebenso wie lösungsfördernde Faktoren beschreiben (s.u.). Zu den unmittelbaren inhaltlichen Folgen eines Konflikts gehört, daß die Positionen der Parteien zu einem Thema (dem in der Anlaßphase monierten Normenverstoß) klarer werden. Diese Klärung kann dabei sowohl die Parteien selbst, den jeweiligen Kontrahenten wie auch ein (unmittelbares und mittelbares) Publikum betreffen. D.h., daß im Zuge einer konfliktuösen Auseinandersetzung auch den jeweiligen Konfliktparteien ihr eigener Standpunkt zum in Rede stehenden Problem u.U. erst klarer wird, da sie gezwungen sind, ihn (a) überhaupt erst zu formulieren und (b) ihn auch zu verteidigen bzw. durchzusetzen.
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Literatur
Unter “Handlung” verstehe ich hier auch jede interaktionell manifest gewordene Einstellung, Meinung und jeden in die Zukunft gerichteten Plan eines Interaktionteilnehmers. Ich verwende den Handlungsbegriff hier deshalb, weil es zum Entstehen einer DS notwendig ist, daß sich die Interaktanten wechselseitig Intententionen unterstellen (Baumeister/Stilwell/Wotman, 1990). Aus einem (als solchen von beiden erkannten) Mißverständnis kann sich keine DS ergeben (vgl. auch Kap. 5.2.2.).
Da auch Komplimente zur Klasse der attributiven Äußerungen gehören, wäre es interessant zu untersuchen, ob auch sie DS einleiten können. In meinem Material habe ich dafür leider keine Belege finden können (Komplimente kamen darin überhaupt nicht vor), allerdings kann man sich Szenen vorstellen, in denen ein Interaktionspartner auf seinem Kompliment und der andere auf dessen Zurückweisung beharrt und daraus eine DS entsteht - solche Situationen sind wohl eher Paar-und Familientherapeuten (und Komödienautoren) vertraut.
Diese Tatsache wird auch in den besseren Kommunikationsratgebern, die sich mit Konfliktkommunikation beschäftigen zumindest implizit angesprochen (vgl. Donohue/Kolt, 1992).
Diese Tatsache zeigt sich auch deutlich an einem der in Kap. 6.3.1.3. untersuchten Fällen, in denen genau das dem Schlichter nicht gelingt. Einerseits verfallen dort die beiden Konfliktparteien immer wieder in eine direkte Interaktion miteinander, andererseits wird der Schlichter selbst immer mehr zu einer Partei und tritt damit in eine DS mit der Antragstellerin. Wie die Analyse zeigt, ist eine Lösung dieses Falles ausgesprochen schwierig und gelingt faktisch nur durch den Druck, den der Schlichter auf die Antragsstellerin ausübt (vgl. oben, Bsp. 113).
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Gruber, H. (1996). Diskussion der Ergebnisse. In: Streitgespräche. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07738-1_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-07738-1_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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