Zusammenfassung
Mit Nachdenken über Christa T. stellt Christa Wolf erstmals in der DDR-Literatur nachdrücklich die Frage, wie und unter welchen Umständen es dem einzelnen innerhalb der geplanten, straff organisierten DDR-Gesellschaft möglich ist, seine individuellen, ungenormten Lebenserwartungen zu erfüllen und Eigenschaften auszuleben und gleichzeitig für diese Gemeinschaft “brauchbar und nützlich” (36) zu sein. Die Autorin geht dieser Frage nach, indem sie eine Ich-Erzählerin über eine früh an Leukämie verstorbene Freundin nachdenken läßt. Diese Christa T. führte als Hausfrau und Mutter kein aktiv politisches, sondern ein introvertiertes Leben, indem sie die politische Entwicklung beobachtend begleitete. Entgegen der staatlichen Erwartungshaltung wertet die Ich-Erzählerin diese Lebensweise als gesellschaftlich nützlich. Der Tod der Freundin motiviert sie zur Überprüfung eigener Verhaltensweisen und Erwartungen. Dabei stellt sie vor allem Fragen, die auch den Leser zum Nachdenken anregen sollen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Referenzen
Die wesentlichen Rezeptionsetappen des Romans hat K. von Ankum (Die Rezeption von Christa Wolf in Ost und West. Amsterdam/Atlanta, GA: Rodopi 1992) referiert. Das Material selbst hat A. Drescher (A. D. (Hg.): Dokumentation zu Christa Wolf. Nachdenken über Christa T. Hamburg/Zürich: Luchterhand 1992) in einem Band zusammengefaßt.
M. Quemheim: Das moralische Ich. Kritische Studien zur Subjektwerdung in der Erzählprosa Christa Wolfs. Würzburg: Königshausen & Neumann 1990
Stilistisch fällt die Abstraktheit auf, mit der Christa Wolf beschreibt, was sie erwartet, ohne aber im Jahre 19 nach der Staatsgründung die Erwartungen mit Beispielen zu konkretisieren.
Der Text geht von der blockweisen Spaltung in Christa T. auf der einen, alle “anderen”, das “wir” der Parteimitglieder und der Erzählerin einschließend, auf der anderen Seite aus.
Die Wortwahl ist auffallend: Während die Ich-Erzählerin mit Bezug auf die Gesellschaft von “Anpassung” spricht, was eindeutig negativ konnotiert ist, verwendet sie für Christa T. den Begriff “einpassen”. Dieses Wort ist neutraler, an dieser Stelle sogar positiv besetzt und suggeriert ein berechtigtes Bedürfnis nach Übereinstimmung. Es kennzeichnet außerdem die Kluft zwischen der bewußt lebenden Protagonistin und der Masse.
Ch. Wolf im Interview mit Th. Hörnigk: Unerledigte Widersprüche. In: Christa Wolf Im Dialog. Aktuelle Texte. Frankfurt/M.: Luchterhand 1990, S. 36
Christa T. strebte einen Beruf an, “der sie in die Offentlichkeit gefüihrt hätte” (55): “Man muß bereit sein, eine gewisse Verantwortung zu übernehmen. Allerdings (...) muß man sie glatt überschauen können und sie voll ausfüllen und darin nicht lasch sein ...” (56).
“Und wenn nicht ich es wäre, die sich anzupassen hätte? — Doch so weit ging sie nicht.” (77)
Die Erklärungen dieser Veränderung teilen sich in der Sekundärliteratur auf in solche, die in Ehe und Hausbau die allegorische Verwirklichung der sozialistischen Utopie sehen (Thomassen, Raddatz), und jene Mehrheit, die dahinter einen Rückzug in die Innerlichkeit aus Resignation vermuten (Zehm, Steinbeck, Schonauer, Bilke, Reich-Ranicki).
Es wird nie erklärt, was dieses “selbst” beinhaltet. Typisch für die stilistische Abstraktheit des Textes ist, daß er bedeutungsschwer und sehr theoretisch von “Dingen” (z.B. 38, 39, 98) spricht, die nie erläutert werden. Notgedrungen muß auch die Interpretation die naheliegende Frage nach den Hintergründenunnden unbeantwortet lassen.
Die Ergebnisse dieses Schreibens werden dem Leser nicht oder nur in wenigen Sätzen mitgeteilt. Lediglich die Bewertungen der Erzählerin sind ausführlich.
vgl. S. 74: “Ich will arbeiten (...) — mit anderen, für andere. Aber meine Wirkungsmöglichkeiten sind, soviel ich sehe, schriftlicher, mittelbarer Natur.”
Im Interview mit Th. Hörnigk (a.a.O., S. 41) benennt Ch. Wolf dieses Gefühl als “Heilsgewißheit”.
So etwa M. Reich-Ranicki (Christa Wolfs unruhige Elegie. In: Die Zeit Nr. 21 v. 23.5.1969, S. 21f.) oder A. Stephan (Christa Wolf. München: Beck 1987, S. 77).
vgl. M. Quernheim, a.a.O., S. 57
Beispielhaft sind die Textstellen, die unterstellen, Christa T. hätte ihren Tod beeinflussen können, sie aber wollte sich “entziehen”, was gleich darauf aber wieder dementiert wird (54, 58f.).
Unbestreitbare Fakten über die Protagonistin liefert der Text nicht, abgesehen von den wenigen Textskizzen, die auf diese Problematik keinen Bezug nehmen.
“>Madame Bovary< traf es nicht, ich wußte es selbst.” (155)
“Nun war jedes Mittel recht, etwas Neues über sich zu erfahren. (...) So traf sie auf diesen jungen Mann, der sah zu ihr auf wie zu einer Erscheinung (...).” (156)
Auf den Widerspruch dieser Auffassung zu ihrer Angst vor Festlegungen und ihrem Willen zur Offenheit sei bereits hier hingewiesen.
Ch. Wolf im Interview mit Th. Hörnigk, a.a.O., S. ,55
z.B. wenn Christa T. ihren Konflikt als Problem des Lebens an sich formuliert: “Alles kann man nicht haben, das weiß man, aber wem nützt das schon?” (142)
Erfolgreich ist die Protagonistin in dem Sinne, daß sie ihre Selbstverwirklichung im Schreiben gefunden hat (168, 180).
Auf den Bezug der utopischen Dimension des Romans zu Blochs Philosophie verweist A. Huyssen (Auf den Spuren Ernst Blochs. Nachdenken über Christa Wolf. In: Basis 5 (1975), S. 100–116).
M. Quernheim, a.a.O., S. 83
dies., S. 85
Ch. Wolf im Interview mit G. Gaus: Auf mir bestehen. In: NDL 41 (1993). H.5, S. 26
ebd.
Ch. Wolf: Selbstinterview. In: dies.: Die Dimension des Autors. Essays und Aufsätze, Reden und Gespräche 1959–1985. Darmstadt: Luchterhand 1987, S. 32
“ (...) sie will alles neu und frisch haben (...). Originalität, notiert sie sich, und dazu: verschenkt, aus Feigheit. Vielleicht darf man im Leben Abstriche machen, schrieb sie. Nicht hier.” (142)
vgl. Kap. II.1.2.
Dafür sprechen Sätze wie: “Alles käme darauf an, wie man eine Sache ansieht (...).” (53), “So, wie sie sein wollte und also war.” (90), “Wir müssen groß von uns denken, sonst ist alles umsonst.” (102) u.v.m.
Es wird lediglich wie selbstverständlich behauptet, es gäbe ein “Ziel” (79). Ein Wahrsager erst wird deutlicher: Es wird “etwas Schöpferisches” sein: “Literarisch eher.”(85).
M. Quernheim, a.a.O., S. 92
dies., S. 5
B. Dröscher, a.a.O., S. 92
Markantes Beispiel ist ihre Charakterisierung als zukunftsweisende Schriftstellerin. Die wenigen überlieferten Textbeispiele widerlegen dies: “Malina, die Himbeere” (91f.) etwa ist eher ein Zeugnis für naive Naturdichtung als ein Beispiel für gesellschaftsrelevante Prosa. Einem solchen Urteil unterstellt der Text aber von vornherein mangelnde Einsicht: “Wer den Kopf jetzt wegwendet (...), hat nichts verstanden. Mir liegt daran, gerade auf sie zu zeigen. Auf den Reichtum, den sie erschloß, auf die Größe, die ihr erreichbar, auf die Nützlichkeit, die ihr zugänglich war.” (135)
vgl. Duden Bedeutungswörterbuch, hg. von Wolfgang Müller. Mannheim: Bibliographisches Institut 1985, S. 297
M. Quernheim, a.a.O., S. 36
dies., S. 47
Ch. Wolf: Selbstinterview,.a.a.O., S. 33
Der Roman spricht nur unpersönlich von “man”, wenn es um politisch Engagierte oder Entscheidungsträger geht.
vgl. S. 71: “Günter [ein junges Parteimitglied; Anun.d.Verf.] aber würde nicht als Günter abgeurteilt werden, sondern als Beispiel, wohin ein Mensch gerät, der dem Subjektivismus verfällt. So ist es auch gekonnen, der Mensch Günter und der Fall des Subjektivismus wurden voneinander abgetrennt, und Frau Mrosow war die erste, die nach der Versammlung, nachdem alle Hände hochgegangen waren, (...) ihm die Hand gab und ihn sogar um die Schulter faßte.” “Er werde versuchen, die tieferen Ursachen für sein Versagen in sich selbst zu suchen”, sagt er vor dem Tribunal in seiner Selbstkritik (69). Wie sich später mehrfach bestätigt (88, 164), waren dies nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern er hielt das Vorgehen der Partei für angemessen. Günter verurteilt sich selbst im Dienst der Ideologie und erklärt sich dadurch aus politischer Überzeugung zum Objekt, über das eine höhere Notwendigkeit ohne Rücksicht auf Gefühle entscheiden darf.
K. Batt: Was wir haben — was wir brauchen. In: NDL 24 (1976). H.2, S. 22
Als Ort dieses Anpassungsphänomens werden nur die “Redaktionen” der Verlage (162) genannt, der Vorwurf richtet sich also nicht gegen die Kulturpolitik insgesamt. Diese Stelle ragt aus dem Text heraus, weil sie deutliche Kritik formuliert und für die sonst typische Abstraktheit ungewöhnlich konkret ist.
Dieser Ausdruck ist unglücklich gewählt für ein Phänomen, das kritisiert werden soll, da sich Triebe dem moralischen Tadel entziehen. Der Begriff Anpassungstrieb impliziert “ein menschliches Verhaltensmuster jenseits konkreter gesellschaftlicher Verhältnisse, das deshalb auch prinzipiell unüberwindbar bleiben muß.” (M. Quernheim, a.a.O., S. 46) Außerdem widerlegt Christa Wolf dieses Erklärungsangebot bereits selbst, indem die Bedeutung Christa T.s gerade in der zukunftsweisenden Mißachtung der gesellschaftlichen Anpassungspraktiken liegt. Sollte die Triebtheorie zutreffen, müßte man bei Christa T. einen ‘Triebdefekt’ annehmen, was sie zu einem Ausrutscher der Evolution degradieren und ihren vorzeitigen Tod als dessen Folge erklären würde.
M. Quernheim, a.a.O., S. 41
B. Dröscher: Zur Poetik Christa Wolfs zwischen 1964 und 1975: “Subjektive Authentizität”. Würzburg: Königshausen & Neumann 1993, S. 90
Diese Rolle hat später in der Seherin Kassandra Gestalt angenommen.
W. Mauser: Subjektivität — Chance oder Verirrung? In: Sprachkunst 12 (1981). H.1, S. 172
F. Schonauer: Selbstsein und Sozialismus. In: Die Zeit v. 22.11.1969
E. Honecker, zit. nach G. Rüß (Hg.): Dokumente zur Kunst-, Literatur und Kulturpolitik der SED 1971–1974. Stuttgart: Seewald 1972, S. 287
Diese Themenwahl kann bereits als eine Emanzipation von der Parteilinie betrachtet werden, da die Romantik in den 60er und 70er Jahren aufgrund ihres <unrealistischen> Verhältnisses zur Gegenwart offiziell abgelehnt wurde.
vgl. Helga Schütz’ Roman Julia oder Erziehung zum Chorgesang (1981). Die Studienzeit an der Arbeiter- und Bauern-Fakultät ist für die Protagonistin die Zeit ihrer Spaziergänge in Schloß “Sanssouci”, das die Metapher für eine Sorglosigkeit darstellt, die in den Mangeljahren nach dem Krieg nur aufgrund ihrer Unwissenheit und der materiellen Vollversorgung durch die Partei möglich war.
Diese Arbeiter- und Bauernfakultäten waren von der SED eingerichtete Hochschulen, die Handwerkern ein Studium ermöglichen sollten. Sie wurden 1949 an allen Universitäten und einigen Hochschulen eingerichtet und gingen zum großen Teil aus den sogenannten Vorstudienanstalten hervor (ausfülrlicher dazu vgl. Kap. II.5.2.).
Gerade dies forderte und behauptete die SED von der sozialistischen Literatur.
Die satirische Anspielung auf die herablassende Anmaßung des kenntnislosen Parteimitglieds, das sich nicht um die Belange des von ihm verachteten Volkes bemüht und zur Selbstkritik nicht fähig ist, erinnert an B. Brechts Gedicht Die Lösung: “Nach dem Aufstand des 17. Juni/Ließ der Sekretär des /der Stalinallee Flugblätter verteilen/Auf denen zu lesen war, daß das Voll/Schriftstellerverbands/Ing Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe/Und es nur durch verdoppelte Arbeit/Zurückerobern könne. Wäre es da/Nicht doch einfacher, die Regierung/Löste das Volk auf und/Wählte ein anderes?” (zit. nach: B. Brecht: Buckower Elegien. Mit Kommentaren von Jan Knopf Frankfurt/M.: Suhrkamp 1986, S. 11)
Die Hoffnung, die von diesen “Gefährten” ausgehen könnte, ist nur eine vermeintliche, denn Overbeck bleibt, abgesehen von seinem Freund Krautwurst, mit seiner Einstellung allein.
Menschen, die diesen Sog durchbrechen wollen, zerstören sich selbst. Das ist die “Tragik von Krautwursts Leben, das sich helfend selbst zerstört” (36). Sein Name beschreibt zugleich seine Situation: Er ‘wurschtelt’ sich durch’s Leben, müht sich ab mit der Sisyphos-Arbeit, dem Staat Wirklichkeitssinn beizubringen. Obwohl er öffentlich vor Gericht dem Staatsanwalt und dem Richter “völlige Unkenntnis sozialer Verhältnisse nachwies” (36), vermochte er dadurch nichts zu bewegen. Seine Ausführungen werden nur geduldet, aber nicht ernst genommen. Die Gerichtsverhandlung läßt ahnen, wie existenzgefährdend sich die ideologisch bedingte Blindheit auswirkt. Krautwursts einziger Erfolg ist, daß er dem jungen Overbeck die Augen für die Wirklichkeit öffnet, die er von seinem Elfenbein-”Turm” (36) der Theorie nicht wahrgenommen hat. Weitergehende Veränderungen erreicht er nicht.
Diesen Gedanken setzt er allerdings nicht konsequent um, denn an seine persönlichen Ideale Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit glaubt Overbeck trotzdem.
Ähnliche Charakterzüge weisen nur seine Tochter Cornelia und sein Freund Krautwurst auf. Für alle drei gilt, daß sie aufgrund ihrer Einstellungen Außenseiter in einer angepaßten und gleichgültigen Gesellschaft und daher zum Scheitern verurteilt sind.
Der Autor karikiert den Verzicht der Funktionärskaste auf Individualität, wenn er später einige Staatsrepräsentanten als lebendige Klischees auftreten läßt: Beim Festakt erscheinen Männer in schwarzen Autos und schwarzer Kleidung, die typenhaft in ihrer Funktion beschrieben werden. Sie verkörpern “die Leitung”, “die Prominenz” und verströmen durch ihre Einheitlichkeit Anonymität und Distanz. Auch quantitativ sind die Staatsvertreter als Individuen nicht wahrnehmbar, sondern treten immer blockweise auf.
vgl. Kap. I.6.
vgl. Kap. II.2.2.
Handelte es sich um das Fehlverhalten etablierter Parteiangehöriger, wurde genau andersherum argumentiert, um eine Bestrafung zu vermeiden: Dann waren die guten Motive wichtiger als die schlechte Umsetzung.
Es heißt nicht: “Im Namen des Sozialismus... “.
Hier besteht eine Ähnlichkeit zwischen Liebscher und Schädlichs Figur Tallhover im gleichnamigen Roman von 1986: Liebscher wie Tallhover geht es nur um den Erhalt der Macht, wobei es ihnen gleichgültig ist, wofür diese Macht steht. Ihr blinder Gehorsam ist inhaltsneutral und daher Selbstzweck.
“Haben wir Besitzverhältnisse, Gesellschaftsformen geändert, um vor Konventionen haltzumachen? Du willst dich ihnen anpassen, ich will sie uns anpassen.” (53)
Es fällt auf, daß das eindeutige Bekenntnis der Liebe zum Staat durch die viel privatere und ideologiefrei interpretierbare Variante der Liebe zum “Land” ersetzt ist.
Es entsteht der Eindruck, als hätte die Herausstellung der bürgerlichen Loyalität die Funktion, die Kritik des Buches an den kulturellen Zuständen in der DDR gegenüber der Zensur zu mildern.
G. de Bruyn: Der Holzweg. In: ders.: Lesefreuden. Über Bücher und Menschen. Frankfurt/M.: S. Fischer 1986, S. 315
Dasselbe Schlüsselwort findet sich in de Bruyns Diskussionsbeitrag auf dem 10. Schriftstellerkongreß der DDR 1987 wieder. Dort heißt es: “Aufklärung durch Literatur wird bei uns viel gepriesen, aber wenig ausgeübt. (...) Wenn nur der Fehler benannt werden darf, der schon beseitigt ist, wird die Entdecker-Funktion der Literatur, die das Entdecken von Fehlern mit einschließt, unmöglich gemacht oder zumindest beschnitten.” (G. de Bruyn: Zur Druckgenehmigungspraxis. Abgedruckt unter: Antriebskraft der Kritik. In: FAZ Nr. 282 v. 5.12.1987, S. 25)
vgl. G. de Bruyn: Vierzig Jahre, a.a.O., S. 87–97 und 115–121
“Ich Künstler bin eben anders als du Pedant!” (14)
Gegen die Radikalität dieser Wahl spricht allerdings die tatsächliche Literatur in der DDR, die durchaus Sonderwege erkennen läßt. Die im Roman geäußerte Kritik ist daher auf den kulturpolitischen Druck der 50er und 60er Jahre zu beziehen (ebenso F. Hafner: ‘Heimat’ in der sozialistischen Gesellschaft. Der Wandel des DDR-Bildes im Werk Günter de Bruyns. Frankfurt/M.: Peter Lang 1992, S. 107ff.).
G. de Bruyn: Vierzig Jahre, a.a.O., S. 115f.
Solche Stellen können nur die Meinung des Autors wiedergeben, da die Person, von der gesprochen wird, zu einer solchen Analyse nicht mehr fähig ist.
De Bruyn verwendet bei der Beschreibung von Anpassungsursachen häufig Wendungen wie ‘er hatte gelernt’ oder ‘er hatte erfahren’. Damit zeigt er an, daß nicht vorauseilender Gehorsam den Anpassungsprozeß in Gang setzt, sondern daß tatsächliche Ereignisse auch Widerstrebende dazu erziehen.
zit. nach der Ausgabe Frankfurt/M.: Suhrkamp 1982
Erich Honecker am 16./17.12.1971, zit. nach G. Rüß (Hg.), a.a.O., S. 287. Als Brauns Unvollendete Geschichte 1975 in Heft 5 der Zeitschrift Sinn und Form veröffentlicht wurde, schien diese Druckerlaubnis eine fortschreitende Liberalisierung zu bestätigen. Danach konnte sie jedoch bis kurz vor dem Fall der Mauer nicht als Buch in der DDR erscheinen, auch wurde sie weder öffentlich rezipiert noch rezensiert, sondern einfach totgeschwiegen.
F. Vassen: Geschichte machen und Geschichten schreiben: Gedanken zu Volker Brauns Unvollendeter Geschichte. In: Monatshefte 73 (1981). H.2, S. 215
I. Wallace: Das Dennoch und der Triumpf der Selbstbehauptung: Identitätssuche und Zivilisationskrise bei Volker Braun. In: P. G. Klussmann/H. Mohr (Hg.): Probleme deutscher ldentität. Bonn: Bouvier 1983, S. 196
vgl. Anna Seghers Roman Das Vertrauen (1968), in dem die Unterdrückung des Arbeiterprotestes vom 17. Juni 1953 legitimierend als Bewährungssituation für Arbeiter und Intellektuelle dargestellt wird. Auch Karin befindet sich an einem ähnlichen Scheideweg, auch von ihr wird Vertrauen in die Entscheidung der Partei erwartet.
Im Rückblick wird ihr ihre Naivität bewußt: “Es war ein schönes Märchen, das fast wissenschaftlich klang.” (71), “Es war so einfach gewesen, es war unglaublich.” (72)
Allerdings ist ihre Scham hier nur “Reflex” auf die Erwartung der Menschen, die um sie stehen (59). Sie selbst erfaßt an dieser Stelle noch nicht das Ausmaß ihrer persönlichen Verantwortung.
vgl. Karins Mutter S. 42: “Das Leben sei doch DIE FUNKTION!”
Hier wird “eine Lebensverfassung problematisiert, die von jedem Mitglied der Gesellschaft die Anerkennung der Maxime fordert, daß Leben immer ein Leben in Funktionen sei: (...) für Partei, Staat, Produktion.” (so J. Scharfschwedt: Literatur und Literaturwissenschaft in der DDR. Stuttgart u.a.: Kohihammer 1982, S. 157)
z.B. S. 20: Karin schreibt Frank einen Brief, was sie anschließend als politischen Treuebruch zu erkennen glaubt und weswegen sie sich schämt. Dieses Ringen um den eigenen Standpunkt wird ihr von der Partei als “Versagen” (38) vorgeworfen, weil sie kein blindes Vertrauen in die staatlichen Entscheidungen hat. Daher könne sich der Staat “solche Leute nicht leisten” (38).
Ch. W. Koerner: Volker Brauns Unvollendete Geschichte. Erinnerung an Büchners Lenz. In: R. Grimm/J. Hermand (Hg.): Basis. Jahrbuch für deutsche Gegenwartsliteratur. LX. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1979, S. 163 und S. 165
vgl. Verfassung der DDR vom 7.10.1974, Art. 4 S. 1: “Alle Macht dient dem Wohle des Volkes.”
Später, als “sie nicht mehr aus noch ein” weiß (43), lenkt sie auch tatsächlich ein, zieht sich in die Sicherheit alter Regeln zurück und gehorcht ein zweites Mal: “Sie sah ein, daß mit ihr so verfahren wurde. (...) Sie kannte ja die Parteiarbeit und VERSTAND deshalb manche Verhaltensweise, die ein normaler Mensch (...) überhaupt nicht kapierte.” (44) Das impliziert, daß das Vorgehen der Partei offensichtlich gegen den gesunden Menschenverstand verstößt.
Dies ist eine Anspielung auf U. Plenzdorf und zugleich dessen Korrektur beziehungsweise Konkretisierung: Wibeau scheint Karin zu sehr am Äußeren verhaftet. Tatsächlich gehe der “Riß” wie bei Goethes Werther durch den ganzen Menschen und die Welt (45): “Der stieß sich an ihrem Kern. W. stieß sich an allem Äußeren, das war lustig, und ging per Zufall über den Jordan. Das Ungeheure in dem Werther war, daß da ein Riß durch die Welt ging, und durch ihn selbst.” Literatur zum Vergleich von Plenzdorfs Die neuen Leiden des jungen W. und Unvollendete Geschichte vgl. U. Brandes/A. Clark Fehn: Werther’s Children: The Experience of the Second Generation in Ulrich Plenzdorfs Die neuen Leiden des jungen W. and Volker Braun’s Unvollendete Geschichte. In: GQ 56 (1983). H. 4, S. 608–623
Dies ist eine Anspielung auf U. Plenzdorf und zugleich dessen Korrektur beziehungsweise Konkretisierung: Wibeau scheint Karin zu sehr am Äußeren verhaftet. Tatsächlich gehe der “Riß” wie bei Goethes Werther durch den ganzen Menschen und die Welt (45): “Der stieß sich an ihrem Kern. W. stieß sich an allem Äußeren, das war lustig, und ging per Zufall über den Jordan. Das Ungeheure in dem Werther war, daß da ein Riß durch die Welt ging, und durch ihn selbst.” Literatur zum Vergleich von Plenzdorfs Die neuen Leiden des jungen W. und Unvollendete Geschichte vgl. U. Brandes/A. Clark Fehn: Werther’s Children: The Experience of the Second Generation in Ulrich Plenzdorfs Die neuen Leiden des jungen W. and Volker Braun’s Unvollendete Geschichte. In: GQ 56 (1983). H. 4, S. 608–623
vgl. Karins Traum auf S. 52 und 73
Braun spielt hier auf Erich Honeckers Kritik an Plenzdorfs Die neuen Leiden des jungen W. an. Wörtlich heißt es: “Hier dem Neuen nachzuspüren, es aufzudecken und mitzugestalten, gelingt wohl nicht immer beim ersten Versuch und am wenigsten dadurch, daß versucht wird, eigene Leiden der Gesellschaft aufzuoktroyieren.” (E. H. im Bericht des Politbüros an die 9. Tagung des Zentralkommittees vom 28.5.1973; zit. nach G. Rüß (Hg.), a.a.O., Dokument 122, S. 777)
An diesem Punkt stellt sich die Frage, ob diese Gedanken nicht von politischer Naivität zeugen, denn es ist anzunehmen, daß die <Republikflucht> in jedem Fall geleugnet würde, wenn ernsthafte Absichten dazu bestünden. Um Mißverständnisse dieser Art überhaupt vermeiden zu können, dürfte es keinen Geheimdienst und keine Strafbarkeit der Selbstbestimmung des Wohnorts geben. Das zu fordern, ging wohl dem Autor zu weit. Die Frage bleibt offen, ob Braun mit der Praxis teilweise einverstanden war oder sich mit seiner Kritik zurückgehalten hat.
aus: Jorge Semprun: Der zweite Tod des Ramón Mercader (1969)
vgl. Th. Reucher: Volker Braun: Unvollendete Geschichte. In: H. Kaiser/G. Kopf (Hg.): Erzätlen, Erinnern. Frankfurt/M.: Diesterweg 1992, S. 152
”Karins Verhalten sei nicht sehr überlegt gewesen. Ihr fehle noch etwas Festigkeit (...).” (80)
Braun zitiert hier aus Heiner Müllers Stück Philoktet (vgl. J. Fiebach (Hg.): Heiner Müller. Berlin (DDR): Henschelverlag 1987, S. 20), das wiederum auf das Drama Philoktetes von Sophokles zurückgeht. Beide Werke thematisieren die Instrumentalisierung des Menschen unter die Machtpolitik, den Konflikt zwischen den Rechten des Individuums und des Staates, zwischen Menschlichkeit und Staatsräson. Im Unterschied zur transzendentalen, hannonischen Lösung des Sophokleischen Philoktetes endet Müllers Stück pessimistisch: Philoktet steht vor der radikalen Alternative der Zerstörung seines physischen Lebens oder der Vernichtung seiner Identität.
J. Rosellini verweist auf die Nähe dieses Motivs zu Büchners Lenz (J.R.: Kulturerbe und Zeitgenossenschaft: Volker Braun und Georg Büchner. In: GQ 60 (1987). H.4, S. 609): “Der ‘Wahnsinn’ des J.M.R. Lenz, der aus seiner — perspektivlosen — Zeit herausfällt, findet seine Entsprechung in der allmählichen Entfremdung der bisher völlig unkritischen Funktionärstochter Karin von der Denk- und Lebensweise der orthodoxen Aufbaugeneration.”
U. Profitlich: Volker Braun. Studien zu seinem dramatischen und erzählerischen Werk. München: Fink 1985, S. 34
Braun greift hier eine Fragestellung auf, die auch im Zentrum von Christa Wolfs Text steht, vgl. das Motto von Nachdenken über Christa T.: “Was ist das, dieses zu sich selber kommen des Menschen?”
Braun setzt dieses typische Schlagwort der Literaturkritik bewußt in Anführungszeichen, um darauf aufmerksam zu machen, daß eine solche Betrachtung dieser Geschichte zu kurz greift.
Der Marxist Braun zitiert die Bibel und signalisiert mit ihrer Anwendbarkeit auf Karins Situation, daß die Unterschiede so gegensätzlich nicht sind, wie sie von staatlicher Seite her dargestellt werden. Er zeigt, wie alt die menschlichen Sehnsüchte nach einer gerechten Gesellschaft sind und daß angeblich überwundene oder wertlose Denkmethoden dem realen DDR-Sozialismus voraus sein und wertvolle Anregung bieten können. Indem Franks Mutter fähig ist, Karin zu verzeihen, kontrastiert er eine vorbildliche Verhaltensweise mit der menschlichen Brutalität der Funktionäre.
Der Marxist Braun zitiert die Bibel und signalisiert mit ihrer Anwendbarkeit auf Karins Situation, daß die Unterschiede so gegensätzlich nicht sind, wie sie von staatlicher Seite her dargestellt werden. Er zeigt, wie alt die menschlichen Sehnsüchte nach einer gerechten Gesellschaft sind und daß angeblich überwundene oder wertlose Denkmethoden dem realen DDR-Sozialismus voraus sein und wertvolle Anregung bieten können. Indem Franks Mutter fähig ist, Karin zu verzeihen, kontrastiert er eine vorbildliche Verhaltensweise mit der menschlichen Brutalität der Funktionäre.
Auf dieses Schlagwort bezieht sich Karin später, wodurch der Kontrast dieser Verheißung mit ihrem Alltag hervorgehoben wird (81). Durch diese Vergleiche erhält Karins Geschichte einen deutlich gesamtgesellschaßlichen Bezug.
Der Betrieb steht als Symbol für den Staat, um den es in dieser Allegorie geht.
Die Parole, “alles für das Wohl des Menschen” tun zu wollen, ist eine typische Losung, wie die Großschreibung an anderer Stelle deutlich machte. Neu ist die Besinnung darauf, was es überhaupt heißt, und entsprechende Veränderungen einzuleiten, es also nicht bei Verbalzugeständnissen zu belassen. Die Nonnalschreibung kennzeichnet den Unterschied.
Karin wiederholt diese Fragen später (60), diesmal in der Erkenntnis, daß sie sich in der gleichen Situation befmdet wie die Arbeiterin.
V. Braun: Büchners Briefe. Aus: Schriften. In: Volker Braun: Texte in zeitlicher Folge. V. Halle: Mitteldeutscher Verlag 1990, S. 296f.; S. 294: “Büchners Briefe lesend, muß man sich mitunter mit Gewalt erinnern, daß es nicht die eines Zeitgenossen sind.”
KWdMLP, S. 14 zu <Abstraktes und Konkretes>: “Ausgangspunkt des Erkennens bildet das Konkrete in Gestalt der sinnlich wahrnehmbaren Objekte mit ihren Eigenschaften und Beziehungen (...).” Wie Braun in seiner Erzählung darstellt, verfährt die Partei in der Praxis gerade entgegengesetzt.
Allerdings fehlt ein Vertreter der Behörde, in der der Verdacht seinen Ausgang nahm: des Staatssicherheitsdienstes.
Braun im Interview mit J. Walther: Drei Interviews. In: Akzente 20 (1973). H. 5, S. 388
“Es wurde dann beschlossen, Frank das Bewußtsein zurückzugeben. Man brachte es ihm auf einem Stück roten Samt.” (89)
zit. nach Georg Büchner: Werke und Briefe. Hg. v. Karl Pörnbacher u.a. München: dtv 1992, S. 42; Hervorhebungen im Original
A. Subiotto: Volker Braun — Literary Metaphors and the Travails of Socialism. In: Martin Kane (Hg.): Socialism and the literary imagination. Essays on East German writers. Oxford: Berg Publishers 1991, S. 203
Kritisch zu bemerken ist allerdings, daß mangelndes Verantwortungsgefühl, das Braun einem Teil der Funktionäre anlastet, und Nützlichkeitsdenken kein Problem der Gleichheit sind, sondern des sozialistischen Systems an sich (vgl. Kap. I.6.). Auch das Mißtrauen, das Grundlage von Bespitzelungen 39 ist, kann mit allgemeiner Gleichheit kaum aus der Welt geschafft werden.
“Die Bleibe, die ich suche, ist kein Staat”. V. Braun: Das Lehen. aus: Langsamer knirschender Morgen. In: Volker Braun. Texte in zeitlicher Folge. VIII. Halle: Mitteldeutscher Verlag 1992, S. 75
V. Braun: Über die positive Haltung (1964). In: ders.: Es genügt nicht die einfache Wahrheit. Notate. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1976, S. 13
aus: KWdMLP zum Stichwort <Sozialismus und Kommunismus>, S. 260
I. Wallace, a.a.O, S. 199
ebd.
Braun bezeichnet dieses Vorgehen als “operatives Schreiben” (V. Braun: Eine große Zeit für Kunst? (1966). In: ders.: Es genügt nicht die einfache Wahrheit, 1976, S. 26)
Die letzten Sätze lauten: “Sie ließen sich nicht los./Hier begannen, während die eine nicht zuende war, andere Geschichten.” (98)
vgl. F. Vassen, a.a.O., S. 222f.
vgl. Preisverleihung: Auch Overbeck ruft Liebscher dazu auf, im Dienst der gesellschaftlichen Veränderung nicht vor “Konventionen” halt zu machen, um die Entwicklung der Gesellschaft zum Sozialismus nicht zu behindern.
vgl. F. Vassen, S. 219
so Ch. W. Koerner, a. a. O., S. 149
ebd.
F. Vassen, a.a.O., S. 223f. (Binnenzitat: Karl Marx und Friedrich Engels: Werke. II. 7. Auflage. Berlin 1972, S. 98)
F. R. Fries: Laudatio für Volker Braun und Paul Gratzik. In: SF 32 (1980), S. 544
“>Wem nützt das, was du sagst!<” (92)
B. Allenstein/M. Behn: Volker Braun. In: KLG, S. 4
Auf die Thementradition des ‘gefallenen Mädchens’, das im Konflikt mit seinem Vater, der die gesellschaftlichen Maßstäbe vertritt, steht, verweist Dieter Sevin (D.S.: Volker Brauns Unvollendete Geschichte: Unvollendete Enttabuisierung. In: ders.: Textstrategien in DDR-Prosawerken zwischen Bau und Durchbruch der Berliner Mauer. Heidelberg: Winter 1994, S. 115f.).
U. Profitlich, a.a.O., S. 34
vgl. Johannes R. Becher: Gedichte 1949–1958. Berlin/Weimar: Aufbau 1973, S. 534. Braun integriert Bechers Gedicht fortlaufend in den Text, unterbrochen durch die Bemerkungen des Vaters, der das Gedicht laut vorliest.
Ähnlich klagt sich Karins Vater der “Schwäche” (83) und des Egoismus (82) an.
V. Braun im Interview mit S. Schlenstedt. In: WB 18 (1972). H.10, S. 51
Allerdings erfährt Karin die Sinnlosigkeit dieser Gesprächsbereitschaft, weil sie in der Regel nichts grundsätzlich ändern kann (82).
V. Braun im Interview mit S. Schlenstedt, a.a.O., S. 50
P. Nell: Über den Begriff des Typischen. In: NDL 1 (1953). H.2, S. 173
vgl. Ch. W. Koerner, a.a.O., S. 168
vgl. U. Profitlich, a.a.O, S. 37
vgl. F. Vassen, a.a.O., S. 219
V. Braun im Interview mit P. Schütt: Trost bei der Nüchternheit der Aufklärer. In: Deutsche Volkszeitung/die tat Nr. 27 v. 4.7.1986, S. 11
I. Wallace, a.a.O., S. 195f.
Im DDR-Recht war “eine Eigenhaftung der >Amtsperson< ausgeschlossen” (vgl. R. Wassermann: Die DDR-Denunzianten und der Bundesgerichtshof. In: Neue Juristische Wochenschrift 48 (1995). H.14, S. 932). Braun kann also nur moralisch vemrteilen, wenn er nicht das ganze System infragestellen will, was sich diesem speziellen Vorwurf nicht entnehmen läßt.
Diese Problematik erschwert gegenwärtig die juristische Ahndung von Staatsunrecht in der DDR erheblich (vgl. z.B. Mauerschützenprozesse).
vgl. Th. Reucher, a.a.O., S. 152
Dies zeigt sich in der Reaktion von Karins Kollegen, die es offensichtlich für selbstverständlich halten, daß Karin entlassen wird (79). Obwohl sich der Verdacht gegen Frank inzwischen als falsch heraus-gestellt hat, wird sie, gewissermaßen als Komplizin, mitverurteilt und entlassen: “Es war (dachte Karin) wie mit einer Meldung, die HERAUSGENOMMEN WIRD, weil sie KEINEM NÜTZT.” (79) Da sie selbst Frank nicht wie eine beliebig austauschbare Sache behandelt hat, wird nun sie ausgewechselt. Die Haltung, Menschen wie Gegenstände zu behandeln, die Karin schon an ihrer Mutter “angewidert” (49) hatte, kehrt hier wieder. Sie wird noch dadurch gesteigert, daß die Kaderleitung es nicht für nötig hält, dem betroffenen Menschen Rechenschaft abzulegen, sondern ihn mit der Standard-Floskel “aus den genannten Gründen”, die gar nicht genannt wurden, entläßt (79).
Dies zeigt sich in der Reaktion von Karins Kollegen, die es offensichtlich für selbstverständlich halten, daß Karin entlassen wird (79). Obwohl sich der Verdacht gegen Frank inzwischen als falsch heraus-gestellt hat, wird sie, gewissermaßen als Komplizin, mitverurteilt und entlassen: “Es war (dachte Karin) wie mit einer Meldung, die HERAUSGENOMMEN WIRD, weil sie KEINEM NÜTZT.” (79) Da sie selbst Frank nicht wie eine beliebig austauschbare Sache behandelt hat, wird nun sie ausgewechselt. Die Haltung, Menschen wie Gegenstände zu behandeln, die Karin schon an ihrer Mutter “angewidert” (49) hatte, kehrt hier wieder. Sie wird noch dadurch gesteigert, daß die Kaderleitung es nicht für nötig hält, dem betroffenen Menschen Rechenschaft abzulegen, sondern ihn mit der Standard-Floskel “aus den genannten Gründen”, die gar nicht genannt wurden, entläßt (79).
V. Braun: Öffentliche Meinung. In: Volker Braun. Texte in zeitlicher Folge. II. Halle: Mitteldeutscher Verlag 1990, S. 98
1972 sagte Braun im Interview mit S. Schlenstedt: “Es ist meine Erfahrung, daß ich mich in meinem Dasein als politisches Wesen viel zuwenig gefordert fühle.”
vgl. B. Allenstein/M. Behn: Volker Braun. In: KLG,1990 S. 9: “Braun akzeptiert, daß Transformationsperioden lang andauern, wenn sie nur ihres Entwurfs sich erinnern.”
V. Braun im Interview mit S. Schlenstedt, a.a.O., S. 51
E. Loest im Interview mit H. Mohr. In: DA 11 (1978). H. 11, S. 1202
J. Knowlton: “Mit dem Sozialismus gewachsen”. Erich Loest’s Novel Es geht seinen Gang oder Die Mühen in unserer Ebene and recent GDR cultural policy. In: Neophilologus 68 (1984), S. 587–597; Übersetzungen aus dem Englischen durch die Verfasserin; Belegstellen in Klammern.
F. J. Raddatz: Drucken, nicht Verlegen. In: Die Zeit v. 15.9.1978. Dieses Zitat ist dem Klappentext der dtv-Ausgabe angefügt, aus der im folgenden zitiert wird (7. Auflage. München: dtv 1991)
S. Brandt: Es geht alles seinen Gang. In: FAZ v. 13.7.1978
J. B. Bilke: Alles geht seinen sozialistischen Gang. In: Die Welt/Ausgabe b vom 22.7.1978
R. Bernhardt: Die Mühen des Wolfgang Wülff. In: NDL 26 (1978). H. 11, S. 144
ebenso H. Bussiek: Liebhaber des aufrechten Ganges. In: Vorwärts v. 30.11.1978
Es kam zum Konflikt, als eine Rockgruppe ohne Nennung von Gründen verboten wurde. Kurz darauf erhielten alle Schüler das Verbot, “am kommenden Sonntag” an der “Demonstration auf dem Leuschner-Platz”, von der bis dahin niemand wußte, teilzunehmen (16). Wie viele andere machte auch Wülf die Strafandrohung, bei Ungehorsam der Schule verwiesen zu werden, erst neugierig. Also ging er hin, um sich die Demonstration anzuschauen. Doch die zahlreich anwesende Polizei hielt ihn für eins der “dunklen Elemente” (18) und forderte die angeblichen Demonstranten zum Verlassen des Platzes auf. Bei der anschließenden gewaltsamen Vertreibung wurde Wülff auf der Flucht von einem Polizeihund ins Gesäß gebissen. Mit diesem nachträglich als “Schlacht auf dem Leuschner-Platz” bezeichneten Erlebnis und einem vom Militär erzwungenen Friseurbesuch rechtfertigt Wülf seitdem seine politische Abstinenz (23).
ebenso S. Brandt, a.a.O.
ebenso J. Beckelmann: Das traute Heim als Refugium aus der allüblichen propagierten Politik. In: Spandauer Volksblatt v. 1.10.1978
S. Brandt, a.a.O.
R. Möbius: Neue Besen kehren gut. In: Börsenblatt Nr. 37 v. 10.5.1994, S. 16
so J. Beckehnann, a.a.O.
Auch S. Brandt interpretiert Wülffs Spießertum als Form von “Staatsverdrossenheit” (a.a.O.).
M. Jäger: Was nicht in der Zeitung steht. In: DAS Nr. 48 v. 26.11.1978, S. 22
R. Möbius, a.a.O.
Dies darf nicht mit SED-Sozialismus verwechselt werden. Gemeint ist die sozialistische Idee, für die sich der Autor einsetzt. Daher betrachtet er kritisch den Zustand dessen, was öffentlich als Sozialismus propagiert wird. Die Mühen gehen beide, Autor und Partei, an; die Vorstellungen von der praktischen Umsetzung sind, wie Loests Werdegang und die kulturpolitische Behandlung seines Buches belegen, jedoch eindeutig gegensätzlich.
“Ich züchtete Selbstmitleid, was denn sonst, und ich mutmaßte, daß es nichts Mieseres und Feigeres gab, als wenn man solchen Seelenunrat wuchern ließ.” (78)
“Wolfi Wülff, sann ich, was war das denn schon, dein Aufmucken in der Schwimmhalle! Wolf Wülff — ach nein, ich war keiner geworden, der das Leben mit scharfen Zähnen packte. (...) Ach ja, Wolfgang, im Ausspinnen hübscher Lebensläufe bist du groß.” (214)
vgl. R. Bernhardt (a.a.O., S. 142): “(...) bis an die Grenze der psychischen Belastung gehende Entscheidungen für oder gegen den Sozialismus sind ihm erspart geblieben.”
Auch die anderen Trennungsgründe sind eher privater Natur: Sie empfindet sich für Wülff als austauschbar, was der Gang der Erzählung bestätigt; sie muß sich neben dem Beruf fast alleine um den Haushalt kümmern; sie spricht auftretende Probleme an, engagiert sich also für ihre Familie, während Wülff drängende Fragen aussitzt beziehungsweise aus der Wohnung auszieht, anstatt sich mit seiner Frau zu beraten. Er führt die Scheidung bereits räumlich herbei, bevor seine Frau Überhaupt etwas in dieser Hinsicht äußert.
“Es gibt viele solche Leute in der DDR, es gibt sie in dieser bestimmten Schicht, in der er ist.” (E. Loest im Gespräch mit J. Sauer: Literatur und Macht. In: L’80 (1984). H. 32, S. 90)
E. Loest im Interview mit H. Mohr, a.a.O., S. 1202
Die Feststellung ist ambivalent. Einerseits belegt sie die inoffizielle Duldung der Nische; andererseits kommt damit zum Ausdruck, daß die Tagespolitik keine Verbindung zur gesellschaftlichen Praxis hat.
vgl. K. Corino im Gespräch mit E. Loest: Wenn Ehrgeiz das Leben kaputt macht. In: Deutsche Zeitung Nr. 7 v. 9.2.1979
Diese Tatsache durfte sie jedoch niemals zur Sprache bringen, sonst reagierte Wülffs verletzte Eitelkeit mit dem Vorwurf großbürgerlicher Arroganz (76) beziehungsweise Konsumlust (71).
Dies bestätigt Wülffs soziales Umfeld: “>Wolfgang, du bist doch nicht mehr zwölf! <” (149)
Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) defmierte die <Politisch-Ideologische Diversion> (PID) in seinem Lehrbuch Die politisch-ideologische Diversion gegen die DDR (Februar 1988), das für den internen Gebrauch der <Juristischen Hochschule Potsdam> des MfS erstellt wurde und als vertrauliche Verschlußsache bestimmt war, folgendermaßen: PID “ist das subversive ideologische Einwirken des Imperialismus auf das gesellschaftliche Bewußtsein in sozialistischen Staaten und das individuelle Bewußtsein ihrer Bürger, insbesondere durch das planmäßige und systematische Verbreiten von Konzeptionen, Anschauungen, Wertungen und Grundsätzen, deren Inhalt (...) von (...) Antikommunismus geprägt ist. Mit ihr wird das subversive Ziel verfolgt, in den sozialistischen Staaten in einem langfristigen Prozeß entscheidende ideologische Voraussetzungen für konterrevolutionäre Veränderungen zu schaffen. Diese Zielstellung schließt ein, die sozialistische Bewußtseinsentwicklung zu verhindern, das sozialistische Bewußtsein ihrer Bürger zu zersetzen, feindlich-negatives Handeln zu aktivieren. (...)” Die PID hielten die Machthaber fttr die Vorstufe der <Politischen Untergrundtätigkeit>. (zit. nach S. Mampel: Die ideologische Kontrolle der DDR durch das Ministerium für Staatssicherheit. In: APuZ. B 20/96 v. 10.5.1996, S. 14)
Beispielsweise vertritt Huppel dieselbe schriftstellerische Ethik wie Loest: “Sie [die Schriftsteller] haben über Menschenrechte zu wachen, über nichts anderes. Wenn gesagt worden ist, der Frieden ist wichtiger, die Menschenrechte stellen wir einstweilen zurück, dann ist das ein Verrat am Auftrag des Schriftstellers.” (so E. Loest im Interview mit H. Hemmer und S. Hegger: “Wir waren dort die Störenfriede — wir waren hier die Störenfriede”. In: GM 41 (1990). H. 10, S. 653). Huppel bringt diese Haltung zum Ausdruck, indem er sein Stück “Humanität kommt später” verbrannt hat und sich für die rigorosen und menschenverachtenden Erziehungsvorstellungen, die darin zum Ausdruck kamen, nachträglich schämt. Bei ihm ist die Einsicht gereift, daß Humanität die Basis alles anderen ist (124). Mit Huppel verurteilt Loest seine undifferenzierte Parteilichkeit der Anfangsjahre, die menschliche Opfer als vertretbare Nebenwirkungen auf dem Weg zum sozialistischen Sieg rechtfertigte (vgl. E. Loest: Als alles vorbei war. In: Die Zeit Nr. 13 v. 24.3.1989, S. 69f.). Huppels Äußerungen über den “inneren Zensor” (126) sind unmittelbare Mitteilungen des Autors, wie ein Vergleich mit Loests Aussagen in Zeitungen deutlich macht (z.B. E. Loest im Interview mit K. Corino, a.a.O., oder mit H. Mohr, a.a.O.). Ferner muß berücksichtigt werden, daß Huppels politische Haltung nicht SED-konform ist, sondern für die sozialistische Idee an sich steht. Im Unterschied zu Loest kann sich aber die Romanfigur kaum vorstellen, daß man weder im Auftrag der Partei noch der Weltrevolution handelt, sondern aus einem unpolitischen Antrieb, der mit diesen Maßstäben nichts zu tun hat.
“Es sagte aus mir heraus (...).” (131)
“Mein klares Denken hatte noch nicht wieder eingesetzt (...).” (132); “(...) es sollte nicht so aussehen, als hätte ich es eilig davonzukommen.” (133)
Die Beschreibung legt ferner nahe, daß er kein altruistisches Interesse an den Kindern hat, sondern sich selbst verteidigt, weil er in deren Situation seine eigene Lebenslage wiedererkennt.
E. Loest im Gespräch mit F.J. Heinemann: Ingenieur Wolfgang Wülff hat keine Lust auf eine Karriere. In: Kölner Stadt-Anzeiger v. 8.11.1978
E. Loest im Gespräch mit F.J. Heinemann, a.a.O.
Später urteilt Wülff über sich selbst: “Ich staunte über meinen Mut zu derartigem Blech.” (201)
Sein Wortwitz signalisiert neben seinem Sprachempfinden die hohe Reflexivität auf die gesellschaftliche Situation (z.B. Berufsunfreiheit (27), fehlende politische Mitsprache (28), Langeweile aufgrund erzwungener Uniformität in der Lebensgestaltung oder bei Konsumgütern (30), Wohnungsprobleme (42f.), Mangelwirtschaft (46), Demotivation durch Planwirtschaft (47, 198) u.v.m.).
E. Loest im Gespräch mit K. Corino, a.a.O.
Wieviel an direkter Kritik gestrichen wurde, ist in Loests Bericht Der vierte Zensor (a.a.O.) nachzulesen, wo der Autor die Zensur- und Publikationsgeschichte seines Romans dargestellt hat.
E. Loest im Gespräch mit K. Corino, a.a.O.
Bsp.: Wülffs Selbststilisierung zum Albatros (169ff.)
E. Loest im Interview mit J. Sauer, a.a.O., S. 93
ebd., S. 89. Ähnlich wiederholt formulierte er dies bereits 1981: “(...) mein Problem ist die Machtverweigerung. Lieber Macht erleiden, als Macht an anderen ausüben, lieber von einem Polizeihund gebissen werden, als als Polizeioffizier dem Hund zu befehlen, einen anderen zu beißen.” (vgl. E. Loest im Interview mit Th. P. Eggeling: “Lieber Macht erleiden als ausüben”. In: Börsenblatt Nr. 90 v. 16.10.1981, S. 2668). Hierzu muß allerdings festgestellt werden, daß diese radikale Aussage nicht auf Wülfffs Situation angewendet werden kann, denn er steht nie vor diesen Alternativen.
E. Loest im Interview mit J. Sauer, a.a.O., S. 95
ebd.
Beispielsweise vertritt Huppel dieselbe schriftstellerische Ethik wie Loest: “Sie [die Schriftsteller] haben über Menschenrechte zu wachen, über nichts anderes. Wenn gesagt worden ist, der Frieden ist wichtiger, die Menschenrechte stellen wir einstweilen zurück, dann ist das ein Verrat am Auftrag des Schriftstellers.” (so E. Loest im Interview mit H. Hemmer und S. Hegger: “Wir waren dort die Störenfriede — wir waren hier die Störenfriede”. In: GM 41 (1990). H. 10, S. 653). Huppel bringt diese Haltung zum Ausdruck, indem er sein Stück “Humanität kommt später” verbrannt hat und sich für die rigorosen und menschenverachtenden Erziehungsvorstellungen, die darin zum Ausdruck kamen, nachträglich schämt. Bei ihm ist die Einsicht gereift, daß Humanität die Basis alles anderen ist (124). Mit Huppel verurteilt Loest seine undifferenzierte Parteilichkeit der Anfangsjahre, die menschliche Opfer als vertretbare Nebenwirkungen auf dem Weg zum sozialistischen Sieg rechtfertigte (vgl. E. Loest: Als alles vorbei war. In: Die Zeit Nr. 13 v. 24.3.1989, S. 69f.). Huppels Äußerungen über den “inneren Zensor” (126) sind unmittelbare Mitteilungen des Autors, wie ein Vergleich mit Loests Aussagen in Zeitungen deutlich macht (z.B. E. Loest im Interview mit K. Corino, a.a.O., oder mit H. Mohr, a.a.O.). Ferner muß berücksichtigt werden, daß Huppels politische Haltung nicht SED-konform ist, sondern für die sozialistische Idee an sich steht. Im Unterschied zu Loest kann sich aber die Romanfigur kaum vorstellen, daß man weder im Auftrag der Partei noch der Weltrevolution handelt, sondern aus einem unpolitischen Antrieb, der mit diesen Maßstäben nichts zu tun hat.
E. Loest im Interview mit H.O. Hemmer/S. Hegger, a.a.O., S. 649. Das Zitat steht in folgendem Zusammenhang: “(Interviewer:) Noch einmal zum Vergleich mit der Zeit nach 1945: Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung hatte das Nazi-Regime wenn nicht unterstützt, so doch toleriert. Die politischen Parteien mußten zu diesem Sachverhalt eine Einstellung finden, die sie wählbar machte. Gibt es im Hinblick auf die DDR nicht eine ähnliche Problematik? (E.L.): Natürlich. Kein Politiker kann sich in einer DDR-Stadt auf den Marktplatz stellen und sagen: “Was seid ihr eigentlich für ein mieses Volk!” Schriftsteller und Journalisten können und müssen das sagen. Und ich hoffe, daß es außer mir noch ein paar mehr tun werden.”
vgl. die offizielle Definition des <Typischen> in Kap. I.6.2.2. E. Loest zum Propagandabegriff des <Typischen>: “(...) typisch als das gar nicht Durchschnittliche, sondern das Herausragende. Typisch im sozialistischen Realismus waren die Leute, die nach vorn gingen, die besten Kommunisten, die die Entwicklung im Sinne des Sozialismus nach vorn brachten. Und wenn das nur 3% waren, dann waren das die Typischen (...).” (vgl. E. Loest im Interview mit Jutta Sauer, a.a.O., S. 90). Das Buch “Mit dem Sozialismus gewachsen” taucht regelmäßig im Roman auf, um das Bewußtsein vom Gegensatz zwischen öffentlicher Darstellung und realen Verhältnissen wachzuhalten. Loest zeigt nicht die drei herausragenden Prozent der Bevölkerung, sondern die durchschnittlichen dreißig.
E. Loest im Interview mit J. Sauer, a.a.O., S. 92
E. Loest im Interview mit K. Corino. In: FR Nr. 80 v. 3.4.1976, S. III
E. Loest im Interview mit H.O. Hemmer/S. Hegger, a.a.O., S. 647
zitiert nach der Ausgabe Darmstadt: Luchterhand 1988
vgl. Helga Schütz zur allgemeinen Funktion ihrer schriftstellerischen Arbeit; zit. nach: Leonore Krenzlin: Interview mit Helga Schütz. In: WB 22 (1976). H.2, S. 78
Die Interpretation konzentriert sich auf das im Titel angesprochene Thema, die “Erziehung zum Chorgesang”, und läßt die vielfältigen Nebenhandlungen beiseite. Viele Parallelen zu den Jette-Geschichten weisen darauf hin, daß der vorliegende Roman von der erwachsenen Jette handelt, die nun “Julia” heißt. In den Jette-Geschichten geht es um eine Kindheit in Schlesien während des Krieges beziehungsweise der Nachkriegsjahren.
Gabriel Tischer hat nach einem Unfall das Gedächtnis verloren, nicht das Bewußtsein seiner Identität. Bei Julia ist es umgekehrt: Sie kann sich an alles erinnern, hat aber trotzdem keine Vorstellung von ihrem Selbst.
Dieses Motiv, ein Ruf aus dem Himmel, wird wiederholt (70). Dort besteht bereits die “kleine Absicht, eine Antwort zu geben. Ein leises Ja.”, aber eine Antwort, die mehr ist als diese inhaltsneutrale Meldung, bleibt aus.
V. Hanunerschmidt/A. Oettel: Helga Schütz. In: KLG v. 1.4.1991, S. 6
Helga Schütz war vor ihrer Etablierung als Schriftstellerin als Filmemacherin tätig.
Die Farbe Blau dominiert in der Kleidung der unterschiedlichsten und gegensätzlichsten Menschen und erstreckt sich von “blauen Weintrauben” (194) über den “blauen Blick” (172) und “blauäugiges Glück” (177) zum blauen Hahn (174).
Die Autorin nimmt keine Unterscheidung zwischen Parteimitgliedern und anderen vor.
Von 1951 bis 1953 gelangten 33729 Absolventen der ABF zum Hochschulstudium. 1963 wurden mit zwei Ausnahmen (Halle/S. und Freiberg/Sa.) alle ABF aufgelöst. Absolventen der ABF wurden nicht in das Aufnahmeverfahren der Universitäten und Hochschulen einbezogen, sondern auf dem Wege des Fakultätswechsels zum Studium zugelassen. (aus: DDR-Handbuch. I. Hg. vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen. Köln: Verlag Wissenschaft und Politik 1985, S. 52f.)
M. Jäger beschreibt unter dem Kapitel “Ideologisierung nach Plan” den absichtsvoll herbeigeführten Unterschied zwischen dem Lebensstandard der Schriftsteller und der normalen Bevölkerung. “Wenn man der Intelligenzschicht gewährte, was man der Arbeiterklasse nur versprach, wie Brecht nach dem 17. Juni 1953 formulierte, mußte sich sozialer Sprengstoff ansammeln. Wenn man der Intelligenzschicht materielle Fürsorge angedeihen ließ, bis hin zu dem heilklen Punkt, wo man auf deren geistige Korrumpierbarkeit spekulierte, aber zugleich im Namen des sich verschärfenden Klassenkampfes die ideologischen Forderungen repressiv verstärkte, konnten Auseinandersetzungen zwischen Parteiführung und Künstlern nicht ausbleiben.” (M. Jäger: Kultur und Politik, a.a.O., S. 30)
Im Roman ist dies der “Genosse Kallwert.”
“Legt den Schiebern und Spekulanten das Handwerk.” (27) steht über dem öffentlich ausgestellten Bild.
“Aber was hätte Frau Reichelt für ihr verschimmeltes Brot eintauschen, welche Reichtümer hätte sie wohl erhandeln können mit der ranzigen Margarine?” (29)
zur Definition der <politisch-ideologischen Diversion> vgl. Kap. II.4.2.2.
Sie möchten ja gerade nicht in der handwerklichen Sphäre bleiben, aus der sie stammen. (Vgl. auch Nachdenken über Christa T., S. 149: Die Sozialisten “rümpften die Nase”, weil sie “Hausbesitzer” moralisch ablehnen. Als die Protagonistin selbst ein Haus baut, ändert sich diese Einstellung sofort). Die anerzogenen Feindbilder stellen sich beim ersten wirklichen Kontakt selbst in Frage.
“Liebe Julia! Verbrenne Deinen Schopenhauer! E.” (201)
Wie weit die Verunsicherung gehen kann, zeigt die Politisierung selbst von Rezeptbezeichnungen: “Königsberger Klops, du, sagt man das noch?”, fragt der in die Psychiatrie eingelieferte Schopenhauer-Verehrer Friedland.
Wie bereits erwähnt wurde, gehört es zu Schütz’ Erzähiweise, Dinge aus völlig verschiedenen Bereichen miteinander zu verbinden wie hier Spritze und Denunziation. Dieser Signalbegriff taucht so plötzlich auf, wie er klanglos wieder fallengelassen wird. Die Zielrichtung solcher Signale muß der Leser entscheiden.
Die Hervorhebung durch die Verfasserin kennzeichnet den Teil des Zitats, der in Rezensionen ausgespart wurde.
KWdMLP, S. 161 zu <Konterrevolution>: “Form des Klassenkampfes reaktionärer Klassen; eine K. hat das Ziel, die Errungenschaften einer Revolution rückgängig zu machen, insbesondere die durch die Revolution entstandene neue Staatsmacht zu liquidieren und die alten Zustände zu restaurieren. K. sind Versuche überlebter Klassen oder Klassenfraktionen, den gesetzmäßigen gesellschaftlichen Fortschritt aufzuhalten. (...) Die K. durchlaufen in der Regel eine ideologische Vorbereitungsphase, in der die alten gesellschaftlichen Kräfte ihre Ansprüche im Namen einer allgemeinen Demokratie und Freiheit vortragen und so versuchen, Unglauben gegenüber der neuen, durch die Revolution entstandenen Ordnung zu verbreiten.”
Zielscheibe der Kritik ist die Realitätsferne der Propaganda auch an anderer Stelle: “Heinz der Spanienkämpfer, Anfang siebenunddreißig in Albacete geboren, hat also die Schlacht am Ebro schon irgendwie mitgeschlagen und bestanden, indem er sie als Eineinhalbjähriger überlebte.” (179)
vgl. M. Jäger: Kultur und Politik (...), a.a.O., S. 67
Julias Beziehung zum Sozialismus war stets gefühlsmäßiger Natur, nicht Ergebnis logischer und bewußter Überlegung. Sie nahm das an, was man ihr bot und was der jeweils Geliebte vertrat. Hier hat die politische Nachfolge den Zweck, Pagel näherzukommen. Mit ihrem Ehemann wird es ihr später ähnlich gehen (239f.). Dies erklärt, warum Julia ihre Ehescheidung mit der Aufkündigung der politischen Anpassung identifiziert.
Schütz widerspricht dieser Befürchtung allerdings insofern, als Robert kein angepaßter Ja-Sager ist, der er aufgrund dieser Erziehung und der Unselbständigkeit seiner Mutter hätte werden müssen.
Ein ähnlicher Vorfall ereignet sich, als Polizisten eine Ansammlung junger Leute, die lediglich eine seltene Schallplatte kaufen wollen und dafür lange anstehen müssen, als Demonstration fehlinter-pretieren und die Aufregung, die sie befürchtet haben, erst durch ihre Anwesenheit hervorrufen (197). Wieder schafft erst das übertriebene Mißtrauen des Staates nach dem Mechanismus einer self-fulfilling prophecy das Problem. Unter der Last der Wartenden, die durch die Abschottung der Polizei bereits aggressiv werden, bricht die Treppe in sich zusammen.
Nach dem Zusammenbruch der DDR wurden die menschenunwürdigen Zustände bekannt, in denen sich psychiatrische Anstalten und Behindertenheime in der DDR befanden. Daß die Autorin Gabriel diesen Ort als letzte Zuflucht aussuchen läßt, muß angesichts der Hintergründe besonders makaber wirken. Dies verweist um so deutlicher auf einen unerträglichen Alltag.
Das Buch wurde bereits 1978 fertiggestellt, konnte aber nur 1981 in Westdeutschland publiziert werden, weil die Autorin die vom Kultunninisterium geforderten Änderungen nicht vornehmen wollte. Im folgenden wird aus der Fischer-Ausgabe von 1995 zitiert.
N. Schachtsiek-Freitag: Eine so nicht erwünschte Reportage. In: DA 14 (1981). H.12, S. 1338
Die meisten Rezensionen haben den Text auf einen “Umweltroman” und “Ansatz” der “ÖkologieDiskussion” in der DDR reduziert (so etwa J.B. Bilke: Wo die Bronchien schmerzen. In: Die Welt Nr. 70 v. 24.3.1981), obwohl deren Beschreibung nur einen kleinen Prozentsatz des Textes ausmacht. Dies belegt erneut, daß DDR-Literatur vornehmlich als literarisch verfremdete Berichterstattung aufgenommen worden ist.
Der Name Strutzer weist auf die Funktion der Person, Artikel zu ‘stutzen’, bis sie politisch unbedenklich sind.
N. Schachtsiek-Freitag, a.a.O., S. 1338; ebenso R. Endres: Schwierig — Umgang mit Wirklichkeit. In: Die Zeit Nr. 16 v. 10.4.1981, Literatur S. 6
Ch. Neidhart: Süchtig nach Veränderung. In: Basler Zeitung v. 4.7.1981
so H. Ullrich: Josefa Nadler in der schmutzigsten Stadt Europas. In: Neue Zeit Nr. 78 v. 2.4.1990
U. Wittstock: Verordnetes Schweigen. In: FAZ Nr. 88 v. 14.4.1981
M. Maron war bis 1976 Redakteurin bei der Wochenpost in Berlin.
M. Reich-Ranicki: Keine Frucht ohne Schale. In: FAZ Nr. 201 v. 29.8.1992
“(...) ich war zwölf Jahre Mitglied der SED, und das war ich aus vor mir ganz ehrenhaften Gründen. Ich bin eingetreten, weil ich dachte, innerhalb der Partei kann man’s besser verändern als von außen. Ich war drin und wußte nach ganz kurzer Zeit, daß dies eine Illusion ist. Man ist gebunden an eine Disziplin, aus der man gar nicht herauskommt, ohne seine Existenz zu stürzen. Dadurch, daß ich entdeckte, ich kann Bücher schreiben, bin ich eigentlich nur ‘rausgekommen. Das hat mich gerettet. Also, dieser ganze jugendliche Aktionismus, der mich in die Partei ‘reingetrieben hat, das war der größte Fehler meines Lebens.” (M. Maron im Gespräch mit M. Hametner: Von Opfern, die Täter wurden. In: Börsenblatt Nr. 51 v. 26.6.1992, S. 43)
M. Maron, zitiert nach: R. Mönch: Nahtstellen großer Illusionen. In: Der Tagesspiegel Nr. 14165 v. 6.4.1992, S. 9
M. Maron, zitiert nach: R. Mönch, a.a.O.
M. Maron im Gespräch mit M. Hametner, a.a.O., S. 42
M. Maron im Interview mit M. Doerry und V. Hage: Ich hab’ ein freies Herz. In: Der Spiegel Nr. 17 v. 25.4.1994
vgl. M. Maron im Interview mit B. Jakobeit (“Man ist dort Kind, bis man Rentner wird”. In: taz hamburg v. 20.6.1988, S. 20) Aus diesem Grund begreift sich die Autorin auch nicht als Dissidentin: “Ich habe mich nicht so empfinden und kann es auch nicht. Das Bedürfnis hier [= BRD], etwas ins Rollen zu bringen, ist sehr groß. Ich würde mich hier genauso zanken und wäre hier genauso wenig anpassungswillig wie dort [= DDR].” (M. Maron im Interview mit W. Schoeller: Literatur, das nicht gelebte Leben: SZ Nr. 54 v. 6.3.1987)
Dazu bemerkt T. Jens, daß der Roman “eine sozialistische Gesellschaft [zeichnet], die ihre Utopien auf sehr deutsche Tugenden zurechtgestutzt hat” (T.J.: Sand im Getriebe zweier Kulturen. In: DAS Nr. 12 v. 22.3.1981, S. 12)
Jahre später urteilt sie schärfer als im Roman: “Ich bin an ihrer Dumpfheit und Duldsamkeit, an ihrer Duckmäuserei und ihrem feigen Ordnungssinn oft verzweifelt” (M. Maron: Peinlich, blamabel, lächerlich. In: Der Spiegel Nr. 35 v. 24.8.1992, S. 138
Dies spiegelt den Zustand wider, in dem die Autorin das Buch verfaßt hat: “Literatur verlangt, etwas zu Ende zu denken, was man bisher nur diffus empfunden hat. Mit einem Manuskript steht man plötzlich vor der Konsequenz seines eigenen Denkens und erschrickt. So ging es mir mit Flugasche. Außerdem fiel in die Zeit des Schreibens die Biermann-Ausbürgerung, wodurch sich für mich auch etwas endgültig formulieren ließ, was ich vorher nicht einmal gedacht hatte. Und man kann nicht mehr hinter sein eigenes Denken zurück, selbst wenn man vom Gefühl aus noch gar nicht soweit ist.” (M. Maron im Gespräch mit M. Hametner, a.a.O., S. 42)
Aus den Äußerungen ihrer Vorgesetzten Luise geht hervor (84, 86), daß dies Josefas berufliche Dauerrolle ist.
N. Schachtsiek-Freitag, a.a.O., S. 1338
K. Corino: Dann wird eben nicht zu Ende gedacht. In SZ Nr. 186 v. 15.8.1981, S. 50
Zu diesen Erfahrungen gehört z.B. die Kenntnis von den brutalen Haftmethoden in einer Frauenvollzugsanstalt. Der authentische Lebensbericht einer Betroffenen durfte nie publiziert werden, da er von polizeilicher Willkür, Psychoterror, Homosexualität unter Zimmergenossinnen und Mißachtung der Menschenwürde erzählt. Die Informationen machen deutlich, daß das Straf’recht’ in sein zynisches Gegenteil verkehrt wurde mit dem Ziel, die Inhaftierten menschlich zu brechen. So steht die Erpressung der wehrlos Inhaftierten mit der Freigabe ihres Kindes zur Adoption in keinem Verhältnis zu dem Anlaß, der sie ins Gefängnis gebracht hat. Man konnte ihr keine Straftaten nachweisen, ihre Schuld bestand darin, daß sie mit einem Kriminellen zusammenlebte. Für das Gericht war dies unerheblich: Es verhängte sozusagen eine ‘Sippenschuld’ und verurteilte die Minderjährige “zu ein bis zwei Jahren Arbeitserziehung” (109). Trotz guter Führung wird sie nicht nach einem Jahr entlassen, sondern bekommt das Kind weggenommen, was die Frau an den Rand des Wahnsinns treibt. Diese gezielte Vernichtung der Persönlichkeit durfte in einem System, das sich selbst für das beste hielt, nicht zugegeben werden (111).
M. Maron: Warum bin ich selbst gegangen? In: Spiegel Nr. 33 v. 14.8.1989, S. 23. Diese Absurdität wird im Traum von den lila Frauen plastisch (146–149), der die Verlogenheit und die Bevormundung der Menschen durch den Staat, der vor brutalen Methoden nicht zurückschreckt, zum Thema hat.
U. Wittstock, a.a.O.
“>Die mit kritischem Verstand ungeschriebenen Reportagen ...<, hörte sie. Für diese Formulierung mußte sie nicht erst sterben.” (106); “Sie werden mich schöner, klüger, besser machen als ich war und mich in der Verklärung versenken.” (106)
E. Franke: Monika Maron. In: KLG. 31. Nlg. v. 1.1.1989, S. 3
M. Maron hat selbst lange Zeit so praktiziert: “Als ich Journalistin war, blieb bei allem, was ich schrieb, sehr viel übrig. Was meine Aufregung ausgemacht hat, war nur indirekt benennbar — sehr gedämpft. Das alles sammelte sich über Jahre hinweg an. Nach einer Meinen Erbschaft hörte ich bei der Zeitung auf und beschloß, ein Buch zu schreiben — aus einem solchen Druck.” (so M. Maron im Gespräch mit W.F. Schoeller, a.a.O.)
U. Wittstock, a.a.O.
so R. Endres, a.a.O.
Josefa nutzt ihr Recht (vgl. Kap. I.6.1.3.) und macht eine Eingabe beim “Büro für Bürgerbeschwerden beim Höchsten Rat” (182). Sie geht naiv davon aus, daß die Staatsführung nichts von den realen Zuständen weiß, schildert in einem Brief die Verhältnisse und bittet um eine Änderung. Die Behörde antwortet einerseits formgerecht “ausführlich”, “wie das Gesetz es vorschreibe”, leitet zugleich aber auch ein Parteigruppenverfahren ein, um “die verworrenen Vorstellungen im Kopf der Genossin” wieder zurechtzurücken (183). Die Parteigruppe verspricht daraufhin, der Genossin zu “helfen”, das heißt, sie zu disziplinieren.
Der Begriff taucht auf S. 170f. 18 mal auf und signalisiert den Überdruß, den die Autorin bei dieser Scheinargumentation empfindet.
“Ilr lebt doch alle schon nach dem Sündenfall. Aber ihr könnt es nicht lassen. Immer wieder wollt ihr euch ins Paradies der Unschuldigen schmuggeln. Dabei seid ihr längst auf der Höllenfahrt.” (65)
Beispielhaft dafür ist ihre Frage an einen Arbeiter: “Warum wehren Sie sich nicht? (...) Sie sind doch schließlich die herrschende Klasse.” (50) Obwohl sie täglich die Diskrepanz zwischen Verfassungs-theorie und politischer Praxis erfährt und dieses Mißverhältnis gerade die Ursache ihres “inneren Protestes” (50) ist, vergißt sie diese Umstände, sobald es sich um andere handelt. Diese Stellen markieren einen Bruch der Fiktion: Nicht mehr die Protagonistin schreibt in der ich-Form, sondern die Autorin verurteilt im Rückblick ihre ehemaligen Kollegen.
Im Gegensatz dazu werten K. Corino und J. Beckelmann den Ausgang der Geschichte als knappen Sieg. R. Endres interpretiert den Schluß als Offenheit: “Wenn der Leser am Ende des Romans erfährt, daß das Kraftwerk geschlossen wurde, bleibt offen, was dieser Tatbestand für die Journalistin bedeutet.”
N. Schachtsiek-Freitag, a.a.O., S. 1337
G. de Bruyn: So viele Länder, Ströme und Sitten. Geschichte und künftige Möglichkeiten einer deutschen Kulturnation. In: FAZ Nr. 29 v. 3.2.1990, S. 25.
D. Mugnolo: Von der ruhigen Oberfläche und dem gärenden Untergrund. In: A. Chiarloni u.a. (Hg.): Die Literatur der DDR 1976–1986. Pisa: Giardini 1988, S. 93.
; F. Hafner, a.a.O., S. 177.
Objektive Grundlage für Viktors Interpretation ist lediglich die schneebedingte Isolierung von der Außenwelt.
vgl. Kap. II.7.2.: Viktors Verhalten als Produkt seiner Sozialisation.
Ph. G. Zimbardo: Psychologie. Berlin u.a.: Springer 1988, S. 577.
vgl. auch das Kapitel “Genesung” (S. 215–216). Die “Krankheit” heißt demnach “Stabilität der Gefühle” (S. 215).
Thildes Mutter würde Viktors beruflichen Aufstieg unmöglich machen, da sie in Westdeutschland lebt, in der DDR aber nur Personen ohne Westkontakt Karriere machen durften. Vgl. S. 191: Wenn de Bruyn dort eine “einschlägige Anordnung” anspricht, spielt er damit auf das sozialistische Kaderwesen an. Staatsbedienstete waren zu besonders hoher Staatsdisziplin verpflichtet. Vgl. O. Schneider: “Damit ist jede Verletzung einer Pflicht, auch wenn sie mit dem Dienst nichts zu tun hat, gleichzeitig ein Verstoß gegen die arbeitsrechtlichen Pflichten.” (O. S.: Rechtsgedanken und Rechtstechniken totalitärer Herrschaft (...). Berlin: Duncker & Humblot 1988, S. 138. Belege aus DDR-Publikationen ebd.)
I. Hanke: Politik und Erfahrung. Probleme politischer Sozialisation. In: G. Helwig (Hg.): Die DDR-Gesellschaft im Spiegel ihrer Literatur. Köln 1986, S. 31.
W. Werth: Der Prinz und das Küchenmädchen. In: SZ Nr. 113 vom 16.5.1984, S. 51.
Darauf spielt bereits sein Berliner Wohnort in der Nähe von Schloß Sanssouci an. Viktor ist der feudale “Prinz”, wie er von seiner Standesgenossin Frau Erika tituliert wird (z.B. 57).
G. de Bruyn: Buridans Esel. Roman. Halle: Mitteldeutscher Verlag 1968; Frankfurt/M.: Fischer 1977.
vgl. auch S. 188: Hier spricht Viktors Vater in doppeldeutiger Allgemeinheit von “Krankheit” und liefert dem Sohn damit das Argument für seine spätere Selbstentschuldigung: “Aber Krankheiten, wenn sie nicht tödlich sind, sagt der Vater, gehen vorbei oder bessern sich wenigstens; was aber bleibt, sind die Erkenntnisse, die man in ihrer erzwungenen Ruhe gewinnt”. Dazu kommentiert der Erzähler: “alles Fäden zum Strick.”
G. de Bruyn in einem unveröffentlichten Interview mit A. Schichtel am 11.5.1993: “Das habe ich ja versucht, an Viktor zu zeigen: Daß es das [das Gewissen] nicht mehr gibt.”
A. Bandura: Sozialisierung (Sozialisation). In: W. Arnold/H.-J. Eysenck/R. Meili, 1968, Spalte 2109
H. A. Carroll: Die Dynamik der Anpassung. Eine Einführung in die Psychohygiene. Weinheim-Basel: Beltz 1972, S. 169
ebd., S. 167
Eine genaue Positionsbestimmung wird nicht vorgenommen, es wird immer nur von “dem” Ministerium gesprochen. “Das Ministerium” muß bedeutend sein, weil Köslings Einfluß unbegrenzt erscheint. Wie G. de Bruyn im Interview mit A. Schichtel (a.a.O.) erwähnte, war es seine Absicht, daß die Leser in der DDR an Personen der höchsten Parteiebene wie z.B. E. Honecker dachten.
Dies wird unterstrichen durch das “peitschenknallende” (185) Auftreten im “Schlitten” vor dem alten Landgut. Diese Konstellation wird im Schlußtableau des Kapitels “Hoher Besuch” wiederholt (194).
F. Hafner, a.a.O., S. 181.
Die Verlogenheit dieser Sprache stellt der Autor nochmals bei der Beschreibung von Viktors Rede auf einem Lehrgang bloß: Dort wiederholt er Gewünschtes nur “mit anderen Worten” (104) und fmdet für die Klage der Anwesenden die “gültigen” Formulierungen, nämlich: “in Zustimmungserklärungen ge schickt verpackt” (105).
Eine moderne Frau, wie sie sie versteht, hat zwar Gefühle, darf sie auch zeigen, muß aber deutlich machen, daß sie beherrschbar sind.” (10)
vgl. Kap. II.7.2.3.: Ergebnis: Die <Sozialistische Persönlichkeit>?
“Hat er [der Vater] es (...), wenn man den ehrenhalber verliehenen Titel nicht rechnet, doch nie bis zum Doktor gebracht” (28)
z. B. im knappen Frage-Antwort-Ritual, das an die Stelle gleichberechtigter Kommunikation getreten ist (s.o.).
Jan Kösling bezeichnet z.B. den Speiseraum als “Hauptquartier” (185).
W. Zimmermann: Deutsche Prosadichtungen des 20. Jahrhunderts. III. Düsseldorf Schwann 1988, S. 264.
<Kader>. In: KPW, S. 318
<sozialistische Kaderarbeit>. In: ebd., S. 599.
vgl. Art. 2 III der DDR-Verfassung von 1974.
<Kader>. In: KPW, S. 318. Charakteristisch ist bei diesem wie auch den folgenden Ausschnitten der Vorrang des ideologischen Bewußtseins vor dem ökonomischen Wissen.
G. de Bruyn im Interview mit P. Glotz: Kultur und Geschichte. In: Die Neue Gesellschaft. Frankfurter Hefte 39 (1992). H.2, S. 172.
<persönlichkeit>. In: KWdMLP, S. 217.
ebd.
K. Nothnagel: Mehr als eine Lovestory. In: Literatur konkret (1984/85). H.9, S. 117.
A. Sellner: Ausflug in die Unordnung. In: GA Nr. 28804 v. 10.10.1984, S. 30.
vgl. Kap. II.7.2.1.
vgl. Kap. II.7.4. 39 S. Töpelmann (Interview), a.a.O., S. 1177
W. Scheller: “Herrlichkeit” im Doppelsinn. In: Rhein-Neckar-Zeitung Nr. 215 v. 15./16.9.1984.
G. de Bruyn in S. Töpelmann (Interview), a.a.O., S. 1177.
ebd., S. 1178.
ebd., S. 1180f.
ebd., S. 1176; vgl. de Bruyns schriftstellerisches Bekenntnis in Preisverleihung (Kap. II.2.1.3.)
ebd., S. 1177.
G. de Bruyn: Der Künstler und die anderen. In: SF 27 (1975). H.1, S. 173.
z.B. in der ideologische geprägten Sprache der SED und ihres Funktionärstandes, der sich von der Bevölkerung als “unsere Menschen” (68) distanziert.
Ch. Wolf: Laudatio auf Günter de Bruyn [anläßlich der Verleihung des Lion-Feuchtwanger-Preises 1981]; abgedruckt in: Mitteilungen 19 (1982), H.1, S. 13
“Was sie aus der Ferne für Wald halten, erweist sich als Friedhof. Lange fahren sie an ungepflegten Gräbern vorbei, dann endet der Weg an einem Schlagbaum. (...)/Hinter den eng aneinandergebauten Baracken, die noch aus Kriegszeiten zu stannen scheinen, wird der Weg besser. Die neuerbaute Verwaltung steht zwischen Parkanlagen. >Endstation, alles aussteigen< (...)./Von der Person, die hinter dem Schalter sitzt, sieht man nichts als die Hände. Die nehmen den Schein entgegen, blättern in Karteien, reichen eine Nummer heraus und deuten nach rechts. Dort steht eine Theke, auf die der Koffer gestellt werden muß. Eine Frau kontrolliert, ob nichts Überflüssiges drin ist. (...) Mit Kreide wird der Koffer nummeriert.” (181 f.)
z.B. “die befohlenen Briefe” (66).
Dies kann im Text verstreut sein oder selbst eine Kapitelüberschrift ausmachen; immer ist es ein ‘übrigens’, “das der (...) so schwerwiegenden Sache das Gewicht nehmen soll” (148).
z.B. S. 117: “lieben zu müssen (!)”.
z.B. S. 125: “nicht Sebastians Ansichten sind jetzt maßgebend für ihn”, oder S. 107: “Viktor folgt natürlich dem Befehl und verliert dadurch an Beweglichkeit.”
z. B. mit Zitat von S. 150.
G. de Bruyn in S. Töpelmann (Interview), a.a.O., S. 1181.
K.-H. Götze: Hundspost von drüben. In: Deutsche Volkszeitung/die tat Nr. 17 v. 26.4.1985, S. 18.
Dies ist kennzeichnend für die Struktur des humoristischen Romans und typisch für Jean Paul, in dessen Tradition sich de Bruyn neben Thomas Mann und Theodor Fontane vor allem begreift.
vgl. die o.g. Zitate von S. 44 und 150.
G. de Bruyn in: S. Töpelmann: Zu de Bruyns Erzählweise. In: WB 14 (1968). H.6, S. 1202f. (= S. Töpelmann (Erzählweise)).
W. Zimmermann, a.a.O., S. 280.
So z.B. H.-P. Klausnitzer, a.a.O.
G. de Bruyn im Interview mit U. Rose: “Ironie, ja”. In: Badische Zeitung Nr. 40 v. 18.2.1987, S. 6.
G. de Bruyn im Interview mit M. Wittmann: Eine skeptische Zwischenbilanz. GA-Interview mit dem Schriftsteller Günter de Bruyn. In: GA Nr. 30869 v. 1.8.1991, S. 15.
z.B. “Plan”, Arbert , “antagonistischer Widerspruch”.
G. de Bruyn im Interview mit A. Schichtel, a.a.O.
G. de Bruyn in S. Töpelmann (Interview), a.a.O., S. 1175.
vgl. die Flagge der DDR: goldener Hammer, Zirkel und Ährenkranz auf rotem Grund.
G. de Bruyn im Interview mit A. Schichtel, a.a.O.
W. Biermann: Zwei Porträts. In: FR Nr. 20 v. 25.1.1977.
G. de Bruyn in seiner Eröffnungsrede zur Leipziger Buchmesse, erschienen unter: Eine Hauptstadt des Buches für ganz Mitteleuropa. In: FAZ Nr. 106 v. 7.5.1992, S. 36.
Darin integriert ist die Bezeichnung des Volkshelden und Funktionärs Schulze-Decker als “Heiligkeit” (68).
Diese Stelle gehörte zu den Punkten, die die staatlichen Zensoren geändert haben wollten (so G. de Bruyn im Interview mit A. Schichtel, a.a.O.).
G. de Bruyn im Interview mit A. Schichtel, a.a.O.
G. de Bruyn: So viele Länder, Ströme und Sitten, a.a.O.
R. Schröder: Die Gesellschaft läßt sich nicht therapieren. Was heißt Vergangenheitsbewältigung im Osten?. In: FAZ Nr. 39 v. 16.2.1993, S. 32.
G. de Bruyn im Interview mit A. Schichtel, a.a.O.
G. de Bruyn im Interview mit M. Oehlen: Das Gefühl der Befreiung. In: Kölner Stadt-Anzeiger Nr. 231 v. 3.10.1990, S. 40.
G. de Bruyn im Interview mit M. Oehlen: Kratzer am Optimismus. In: Kölner Stadt-Anzeiger Nr. 65 v. 17.3.1992, S. 28.
R. Bernhardt: Identitätssuche als Handlungsvorgang in jüngster Prosa der DDR. In: WB 32 (1986). H.5, S. 821.
aus einer Rede G. de Bruyns auf dem Ost-Berliner Schriftstellerkongreß über die “Druckgenehmigungspraxis”, abgedruckt unter: Antriebskraft der Kritik. In: FAZ Nr. 282 v. 5.12.1987, S. 25.
vgl. G. de Bruyn im Gespräch mit H. L. Müller: Zwischenbilanz. In: Die politische Meinung 37 (1992). H. 11, S. 72.
“Die Außenpolitik der preußischen Regierung während der französischen Revolution — unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses der Handwerker- und Bauernunruhen in den Provinzen.” (13)
G. de Bruyn im Interview mit A. Schichtel, a.a.O. 84 Z.B. wenn der Autor das Heiratsversprechen auf dem Friedhof ansiedelt.
Belegstellen erfolgen nach der Ausgabe Reinbek: Rowohlt 1989
; J. Fuchs im Interview mit W. Tocha: “Wir sind den finsteren Zeiten nicht entronnen”. In: Publik-Forum Nr. 21 vom 24.10.1986, S. 22.
J. Fuchs im Interview mit E. Kratschmer: Einmischung in eigene Angelegenheiten. In: Sonntag Nr. 19 v. 13.5.1990, S. 6.
vgl. zu dieser Problematik Kap. II.8.4.: Fassonschnitt - die reine Wahrheit?
J. Fuchs im Interview mit M. Martin: Diese seltsame Anhänglichkeit. h: Die Tageszeitung v. 28.4.1993, S. 12.
J. Fuchs im Interview mit A. Reif: Es gibt keine Koexistenz mit der Lüge. In: Die Welt Nr. 223 v. 24.9.1990, S. 7.
Um den Hintergrund seiner Sozialisation verständlich zu machen, werden Fuchs’ häufige Anspielungen auf die Lebensumstände durch Informationen zu Militärwesen und sozialistischer Wehrerziehung konkretisiert.
vgl. K. Binder: Fassonschnitt. In: L’80 — Zeitschrift fr Literatur und Politik (1984). H. 32, S. 179.
Dieses Phänomen ist in Fassonschnitt sehr häufig zu beobachten, wenn der Autor den Protagonisten die eben beschriebene Handlung in direkt anschließenden Reflexionen selbst erklären läßt.
Allgemein zur NVA und deren Entstehung vgl.: Die Nationale Volksarmee der DDR — Preußisch in der Form, kommunistisch im Inhalt. Hg. von der Friedrich-Ebert-Stiftung. Bonn: Verlag Neue Gesellschaft 1986; Die bewaffneten Organe der DDR. Hg. vom Bundesministerium der Verteidigung. September 1976; E. Obermann (Hg.): Verteidigung. Ein Handbuch. Stuttgart: Stuttgarter Verlagskontor 1970, S. 213–222; G. Walpuski: Verteidigung + Entspannung = Sicherheit. Bonn: Verlag Neue Geseilschaft 1984.
aus: Fragen und Antworten zum Wehrdienst. Berlin (DDR): Militärverlag der DDR 1984, S. 42.
W. I. Lenin, zit. nach: KPW, a.a.O., S. 149.
so Erich Honecker. In: ders.: Zuverlässiger Schutz des Sozialismus. Berlin (DDR): Militärverlag der DDR 1977, S. 70f.; ähnlich in Fassonschnitt auf S. 111.
Dies spielte bei der Traditionspflege eine wichtige Rolle, in der besonders preußische Elemente dominierten (z.B. in Uniformen, Rangabzeichen und Orden). Einzelheiten der Militärgeschichte Friedrichs II. des Großen (1712–1786) flossen ebenso ein.
Art 23 I DDR-Verfassung, veröffentlicht in: Gesetzblatt. Teil I. Nr. 47 vom 27.9.1974, S. 441 (Herv. d. Verf). Dies wird in Fassonschnitt auf S. 110 paraphrasiert. Seit einem entsprechenden Gesetz vom 24.1.1962 bestand in der DDR die allgemeine Wehrpflicht, aber die eigentliche Wehrverfassung wurde erst mit der Verfassung vom 6.4.1968 kodifiziert.
A.W. Barabanstschikow u.a.: Probleme der Psychologie des militärischen Kollektivs. Unter der Redaktion von Konteradmiral Dr. phil. W.W. Scheljag. Berlin (DDR): Militärverlag der DDR 1977, S. 92 (= Psych. d. milit. Kollektivs).
aus: Wehrdienst Warum? Wann? Wo? Wie? 125 Antworten. Berlin (DDR): Militärverlag der DDR 1974, S. 147. Vgl. Fassonschnitt, S. 107.
Art. 73 der DDR-Verfassung: “(1) Der Staatsrat faßt grundsätzliche Beschlüsse zu Fragen der Verteidigung und Sicherheit des Landes. Er organisiert die Landesverteidigung mit Hilfe des Nationalen Verteidigungsrates.” (interessant dazu der Vergleich mit Art. 115a GG)
<Krieg>. In: KPW, a.a.O., S. 361.
ebd., S. 362. Dabei wurde unter <gerecht> verstanden, daß der jeweilige Krieg “dem Interesse der Mehrheit des Volkes und dem gesellschaftlichen Fortschritt” diente (a.a.O.). Fortschritt war im Verständnis der SED mit der Sicherheit ihrer Stellung gleichzusetzen.
<Krieg>. In: KWdMLP, a.a.O., S. 164.
vgl. Art. 23 I DDR-Verfassung; im Unterschied dazu vgl. Art. 4 III und insbesondere Art. 12 a II GG.
Dies entspricht der rechtlichen Situation, in der sich Fuchs 1969 befand. Erst mit der Novellierung des Wehrdienstgesetzes von 1982 existierte ein Rechtsanspruch; vgl. Gesetzblatt (der DDR). Teil I, Nr. 12, S. 268.
Allerdings war die DDR der einzige Ostblockstaat, der Wehrpflichtigen diese Möglichkeit überhaupt einräumte.
Heinz Hoffinann: Sicherung des Friedens verlangt Stärkung der sozialistischen Militärmacht. In: Einheit (1971). H.6, S. 12.
aus: Fragen und Antworten zum Wehrdienst, a.a.O., S. 174f. zur Frage: “Was ist in der NVA anders als im Zivilleben?” (Herv. d. Verf.). Vgl. auch Kap. II.8.3.6.
vgl. Kap. II.7.2.3.: Die <sozialistische Persönlichkeit>.
H. Hoffmann in: ND vom 25.1.1962, S. 3.
aus: Fragen und Antworten zum Wehrdienst, a.a.O., S. 156 zur Frage: “Befehl und Initiative — ein Widerspruch?”
Psych. d. milit. Kollektivs, a.a.O., S. 96. Als typischer Repräsentant erscheint in Fassonschnitt der Lehrer Zaradnik (187).
ebd., S. 41.
vgl. S. 294: “Die Rote Armee ist der Sieger der Geschichte, da gibt’s nichts zu fackeln.”
Psych. d. milit. Kollektivs, a.a.O., S. 39.
J. Fuchs im Interview mit W. Tocha, a.a.O., S. 21.
aus: Armee ftr Frieden und Sozialismus. Geschichte der Nationalen Volksarmee der DDR. Berlin (DDR): Militärverlag der DDR 1985, S. 376.
Die SED fürchtete innenpolitisch die Aufweichung ihres Regimes durch die Ideen des Prager Reformkommunismus und außenpolitisch eine Änderung des status quo zum Nachteil der DDR. Einzelheiten zur “Operation Donau”, wie der Code für die Intervention lautete, sind nachzulesen bei L. Prieß/V. Kural/M. Wilke: Die SED und der “Prager Frühling”. Berlin: Akademie Verlag 1996
vgl. Kap. II.8.3.6.4.: Sprache als Erziehungsfaktor.
J. Fuchs: Das Erschrecken über die eigene Sprache. In: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (Hg.): Jahrbuch. 1. Lieferung. Heidelberg: Lambert Schneider 1983, S. 52f.
vgl. Kap. II.8.3.6.4.: Sprache als Erziehungsfaktor.
vgl. zu den Gruppenphänomenen auch Kap. II.8.3.4.: Soldat — Mensch in der Masse.
vgl. die o.g. sozialistische Definition von <Schöpferkraft> in Kap. II.8.1.3.
Psych. d. milit. Kollektivs, a.a.O., S. 104.
zur Definition vgl. Kap. II.4.2.2.
; Doch nicht nur Wehrpflichtige unterer Stufe wurden vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) überwacht, sondern ebenso die Offiziere. Das Spionagenetz durchzog alle Stufen der Hierarchie, kontrollierte sich selbst mit einem eigenen Überwachungsapparat, und auch Ranghöchsten war unter Umständen nicht bewußt, wer alles dazugehörte. Über die Organisation des MfS in der NVA vgl.: K. W. Fricke: Die DDR-Staatssicherheit. Entwicklung-Strukturen-Aktionsfelder. Köln: Verlag Wissenschaft und Politik 1989, S. 110–117.
vgl. Psych. d. milit. Kollektivs, a.a.O., S. 78.
ebd.
vgl. Überblick und weiterführende Literatur bei C. Vollnhals: “Ausführendes Organ der Diktatur des Proletariats”. Das Ministerium für Staatssicherheit. In: J. Weber (Hg.): Der SED-Staat. Neues über eine vergangene Diktatur. München: Olzog 1994, S. 51–72
Sigmund Freud: Massenpsychologie und Ich-Analyse. Frankfurt: Fischer 1989(erstmals erschienen 1921); Gustave Le Bon: Psychologie des foules. Paris 1895 (Psychologie der Massen. Stuttgart: Kröner 1951); Ortega y Gasset: Der Aufstand der Massen. Stuttgart 1947. Überblicksdarstellung bei: P.R. Hofstätter: Gruppendynamik. Kritik der Massenpsychologie. Reinbek: Rowohlt 1986.
S. Freud, a.a.O., S. 32.
Der sozialistische Begriff von <Masse> wurde auch synonym für <Volk> und <Gesellschaft> gebraucht Im offiziellen Sprachgebrauch trat häufig das Kompositum <Volksmassen> auf, das für die arbeitenden Klassen und alle <fortschrittlichen Kräfte der Gesellschaft> stand. Vgl. M. Ahrends: Allseitig gefestigt. Stichwörter zum Sprachgebrauch der DDR. München: dtv 1989, S. 172f.
Andrej A. Gretschko: Auf Wache für den Frieden und die Schaffung des Kommunismus. Berlin (DDR): Militarverlag der DDR 1972, S. 85. Fuchs erwähnt Gretschko im Zusammenhang mit einer politischen Schulung (248).
<sozialistischer Wettbewerb>. In: KPW, a.a.O., S. 605.
ebd.
vgl. auch Kap. II.8.3.6.1.: die Gruppe als Erziehungsfaktor.
H. D. Schneider: Psychologie der Machtbeziehungen. Stuttgart: Enke 1977.
vgl. Kap. II.8.4.: Fassonschnitt - die reine “Wahrheit”?
vgl. S. 283–286.
E. Loest: Inhaftierte Eroberer. In: Die Zeit Nr. 49 v. 30.11.1984.
vgl. Psych. d. milit. Kollektivs, a.a.O., S. 104.
ebd., S. 35.
O. Neuberger/W. Conradi/W. Maier: Individuelles Handeln und sozialer Einfluß. Einführung in die Sozialpsychologie. Opladen 1985, S. 112 (= Neuberger).
Psych. d. milit. Kollektivs, a.a.O., S. 66.
aus: Die marxistisch-leninistische Ästhetik und die Erziehung der Soldaten. Berlin (DDR): Militärverlag der DDR 1979, S. 191.
Psych. d. milit. Kollektivs, a.a.O., S. 115.
ebd., S. 67.
ebd., S. 86.
Anders ist es, wenn die Soldaten im <sozialistischen Wettbewerb> gegeneinander kämpfen. In diesem Fall geht es aber nicht um ideologisch begründeten Majoritätsdruck.
Die Figur Jugel setzt sich beispielsweise wiederholt über Verbote hinweg.
s.o. Kap. II.8.3.1.
vgl. Kap. II.8.1.2.
Die für die Soldaten verpflichtende Lektüre von Alexander Beks Die Wolokolamsker Chaussee erschien 1968 in Berlin (DDR) im Militärverlag der DDR.
vgl. K. Pritzel: Erziehung zu Liebe, Haß und Heldentum — Wehrkunde als Pflichtfach in DDR-Schulen. In: W. Henrich (Hg.): Wehrkunde in der DDR. Bonn: Hohwacht 1978, S. 14–21.
Th. Beck: Liebe zum Sozialismus — Haß auf den Klassenfeind. Sozialistisches Wehrmotiv und Wehrerziehung in der DDR. Lüneburg: Ost-Akademie 1983, S. 106.
Als obligatorisches Fach wurde es erst mit dem Gesetz vom 1.2.1978 eingeführt, was allerdings nur einen de facto Zustand juristisch fixierte und aufjüngere Jahrgänge ausdehnte.
L. Révész ist hat dieses Erziehungssystem eingehend dargestellt: Militärische Ausbildung in Osteuropa. Bern: Schweizerisches Ostinstitut 1975.
vgl. Die Nationale Volksarmee der DDR, a.a.O., S. 50; ausführlich über die politische Führung und Gliederung der NVA: J. Weck: Wehrverfassung und Wehrrecht der DDR. Köln: Verlag Wissenschaft und Politik 1970, S. 37–41.
aus: Ostsee-Zeitung (Rostock) Nr. 18 v. 21.1.1971; zit. nach Günter Walpuski, a.a.O., S. 126.
Diese Praxis bestätigt sich in einer Empfehlung der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR/Institut für Theorie und Methodik der sozialistischen Erziehung (Hg.): Handbuch für Klassenleiter, Lehrer und Erzieher. Berlin (DDR): Volk und Wissen 1974; zit. nach W. Henrich, a.a.O., S. 116 (= Akademie d. pädagog. Wissenschaften).
Da die von Fuchs aufgeführten Merkmale das tatsächliche Feindbild der DDR beschreiben, steht die folgende Analyse im historisch angemesseneren Tempus der Vergangenheit, auch wenn sie gleichzeitig das Buch zugrundelegt.
Märkische Volksstimme v. 25.3.1983, zit. nach G. Walpuski, a.a.O., S. 127.
Daß Haß ein zentrales Ziel der Wehrerziehung darstellt, ist eine Tatsache, die sich durch zahlreiche Äußerungen führender DDR-Funktionäre und anhand staatlicher Verordnungen belegen läßt. Nachweise bei Th. Beck, a.a.O., S. 57ff.; ebenso in: Akademie d. Pädagog. Wissenschaften, a.a.O., S. 116.
K.-G. Schirrmeister: Zum Konfliktbild des NVA- Soldaten. In: Arbeitskreis für Wehrforschung (Hg.): Die Nationale Volksarmee der DDR im Rahmen des Warschauer Paktes. München: Bernard & Graefe 1980, S. 227
Amtliche Unterrichtshilfen, Staatsbürgerkunde, 9. Klasse; hg. von E. Sauermann (Kollektivleiter). Berlin (DDR) 1967, S. 134; zitiert nach G. Walpuski, a.a.O., S. 125.
aus: Politische Hauptverwaltung der NVA (Hg.): Vom Sinn des Soldatseins. 9. Auflage. Berlin (DDR): Militärverlag der NVA o.J., S. 46; zit. nach Th. Beck, a.a.O., S. 68; ebenso in Fassonschnitt, S. 271.
vgl. z.B. <Gesetz über die Schaffung der NVA und des Ministeriums für Nationale Verteidigung> vom 18.1.1956 oder <Gesetz über die Bildung des Nationalen Verteidigungsrates der DDR> vom 10.2.1960.
<Imperialismus>. In: KPW, a.a.O., S. 283f.; <Reaktion> (ebd., S. 542f) wird verstanden als “Widerstand historisch überlebter Klassen (...) gegen die aufsteigenden Klassen, die nach gesellschaftlichem Fortschritt streben und für den Sieg einer neuen Gesellschaftsordnung kämpfen.”
Allgemeine Nachweise dazu bei Th. Beck, a.a.O., S. 66f.
<Revanchismus>. In: KPW, a.a.O., S. 561.
Dies war eine ideologisch motivierte Fehlinterpretation des Art. 116 I GG, bei dem es um die Staats-angehörigkeit, nicht um ein Geltung beanspruchendes Staatsgebiet geht: “Deutscher im Sinne dieses Grundgesetzes ist vorbehaltlich anderweitiger gesetzlicher Regelung, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder als Flüchtling oder Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit oder als dessen Ehegatte oder Abkömmling in dem Gebiete des Deutschen Reiches nach dem Stande vom 31. Dezember 1937 Aufnahme gefunden hat.” (Herv. d. Verf.)
<Militarismus>. In: KPW, a.a.O., S. 412.
gleicher Wortlaut in: Militärlexikon. Berlin (DDR): Militärverlag der DDR 1973, S. 344.
Unter <Verteidigung der Landesgrenzen> subsumierte die SED z.B. die gewaltsame Verhinderung der sog. <Republikflucht>; vgl. den Beschluß des Nationalen Verteidigungsrates vom 14.9.1962, der den Angehörigen der Grenztruppen verdeutlichen sollte, daß sie “auf ihren Posten in vollem Umfang für die Gewährleistung der Unantastbarkeit der Staatsgrenze in ihrem Abschnitt verantwortlich sind und Grenzverletzer in jedem Fall als Gegner gestellt, wenn notwendig, vernichtet werden müssen”. Daß darunter kein Angriff von außen zu verstehen ist, zeigt deutlich eine Dienstvorschrift vom 1.2.1967 (DV-15/11), die ausführt, daß “zweckmäßig angelegte Minensperren mit hoher Dichte (...) die Bewegung der Grenzverletzer [behindern] und (...) zu ihrer Festnahme bzw. Vernichtung [fihren]”; zit. nach dem amtlichen Umdruck der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 24.10.1996, S. 10f. Das Bundesverfassungsgericht faßt aus ihm vorliegenden Unterlagen ein Gedächtnisprotokoll zusammen, nach dem der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker in der Sitzung vom 3.5.1974 zur Funktion der Grenzsicherheit u.a. folgendes darlegte: “Jeder Grenzdurchbruch bringe politischen Schaden für die DDR, weshalb der pioniermäßige Ausbau der Staatsgrenze [gemeint war die Installierung weiterer Minen; d. Verf.] weiter fortgesetzt werden müsse. Es müsse überall ein einwandfreies Schußfeld gewährleistet werden und man müsse alle Mittel und Methoden nutzen, um keinen Grenzdurchbruch zuzulassen und die Provokationen von Westberlin aus zu verhindern. Nach wie vor müsse bei Grenzdurchbruchsversuchen von der Schußwaffe rücksichtslos Gebrauch gemacht werden; die Genossen, die die Schußwaffe erfolgreich angewandt hätten, seien zu belobigen.” (BVerfGE vom 24.10.1996, S. 11)
vgl. Th. Beck, a.a.O., S. 64.
Beispiel für den militarisierten Wortschatz: “Lernbrigaden” (S. 103).
vgl Akademie d. Pädagog. Wissenschaften, a.a.O., S. 119.
H. Schelsky: Herrschaft durch Sprache. In: W. Bergsdorf (Hg.): Wörter als Waffen. Sprache als Mittel der Politik. Stuttgart: Bonn aktuell 1979, S. 16
Ober die Funktion von Sprache als politischer Machtfaktor geben in der vorliegenden Erzählung die Szenen aus der politischen Schulung Auskunft, ebenso die Auszüge einer Sendung der “Aktuellen Kamera” (248f.) und eines Propagandafilms (268ff).
G. Klaus: Sprache der Politik. Berlin (DDR) 1975, S. 422; zit. nach W. Bergsdorf, a.a.O., S. 113.
W. Bergsdorf, a.a.O., S. 9. In der DDR gründete sich diese Macht und der formale Erfolg sprachlicher Manipulation vor allem auf Einparteienherrschaft, Monopolisierung der Massenkommunikationsmittel und Gleichschaltung der Massenorganisationen. Das wichtigste Instrument der Sprachlenkung waren die Sprachregelungen der politischen Autoritäten, des SED-Zentralorgans Neues Deutschland und der Nachrichtendienst ADN. Begriffe, Bedeutungen und Stellungnahmen bedeutender Parteipolitiker wurden von ihnen und auch von den berufsmäßigen Agitatoren übernommen, in Umlauf gebracht und so als offizielle und damit einzig richtige Lehre und Auffassung gefestigt. Die gleichgeschalteten Medien verkörperten nur noch Multiplikatoren des Meinungs- und Formulierungsmonopols der Partei (vgl. die verfassungsrechtlich gesicherte Monopolstellung der SED gemäß Art. 1 der DDR-Verfassung).
<Volk>. In: KPW, a.a.O., S. 680f.
<Diktatur des Proletariats>. In: KPW, a.a.O., S. 149.
H. Schelsky, a.a.O., S. 23.
W. Bergsdorf Die Sprache der Diktatur und ihre Wörter. Zur Technik nationalsozialistischer und kommunistischer Sprachlenkung in Deutschland. In: ders. (Hg.): a.a.O., S. 116.
K. Sontheimer: Die Sprache linker Theorie. In: W. Bergsdorf, a.a.O., S. 50f.
ebd., S. 53.
H. Schelsky, a.a.O., S. 21.
ebd.
K. D. Bracher: Sprache und Ideologie. In: W. Bergsdorf, a.a.O., S. 85.
vgl. J. Fuchs: Das Erschrecken über die eigene Sprache, a.a.O. Vergleichbar ist auch der Zusammenhang von Aktionismus, Todespathos und Asthetizismus. Vgl. dazu: Die marxistisch-leninistische Ästhetik und die Erziehung der Soldaten, a.a.O.
V. Klemperer: LTI. Notizbuch eines Philologen. 12. Auflage. Leipzig: Reclam 1993, S. 21.
So beschreibt H.-J. Maaz den Versuch des Staates, die Menschen durch Feindbilder und Propaganda gefügig zu machen. Vgl. H.-J. Maaz: Der Gefüühlsstau. Ein Psychogramm der DDR. Berlin: Argon 1990, S. 27.
J. Fuchs: Das Erschrecken über die eigene Sprache, a.a.O., S. 52f.
J. Fuchs über die SED im Interview mit M. Martin, a.a.O.
In Neue Herrlichkeit sieht sich die Figur Sebastian gerne in diesem Licht.
P. Staengle: Einübung der Angst. In: Rhein-Neckar-Zeitung Nr. 256 v. 3./4.11.1984, S. 256.
J. Fuchs: Das Erschrecken über die eigene Sprache, a.a.O., S. 52f.
ebenso in: Das Erschrecken über die eigene Sprache, a.a.O., S. 44: “Ich stellte das Bestehende in Frage, wenn ich zum Beispiel auf die Idee kam, das Wort <Menschengemeinschaft> könne etwas mit dem Wort <Volksgemeinschaft> zu tun haben.” “Das war meine erste Erfahrung mit dem Erkennen einer politischen und sozialen Wahrheit (...).” (a.a.O., S. 45)
z.B. bei Begriffen wie “Gleichschaltung” (65), “Auschwitzer” (70), “Volksschädlinge”, “ruhmreiche Führung” (278) oder im Blut-und-Boden-Vokabular (326).
J. Fuchs: Das Erschrecken über die eigene Sprache, a.a.O., S. 45
J. Fuchs im Interview mit W. Tocha, a.a.O., S. 22.
J. Fuchs im Interview mit M. Martin, a.a.O.
ebd.
Dazu zitiert er die Definition von Folter nach der Entschließung der UNO; vgl. J. Fuchs: Wir dürfen nicht werden wie sie. Anstatt eines Nachrufs auf die Stasi: Rede von J. F. in Ost-Berlin zum Tag der Menschenrechte am 10.12. gegen eine Atmosphäre des Jagens und Richtens. In: Die Tageszeitung Nr. 2994 v. 22.12.89, S. 8.
Imitation und höriges Aufsehen ersetzte die souveräne, kritische, wirkliche Nähe. Der bewunderte ‘Kritiker’ wurde an die Stelle der offiziellen Bevormunder und des eigenen Denkens gesetzt.” Vgl. J. Fuchs: Brief an den SED-Dissidenten Robert Havemann, erschienen unter: DDR-Autor Fuchs. Leben auf der Grenze. In: Der Spiegel Nr. 20 v. 14.5.1979, S. 206f.
J. Fuchs: Das Erschrecken über die eigene Sprache, a.a.O., S. 46.
J. Fuchs im Interview mit E. Kratschmer, a.a.O.
vgl. E. Loest, a.a.O.
J. Fuchs, zit. nach: J. Serke: Die verbannten Dichter. Berichte und Bilder von einer neuen Vertreibung. Hamburg: Albrecht Knaus 1982, S. 75.
J. Fuchs im Interview mit E. Kratschmer, a.a.O.
J. Fuchs im Interview mit A. Krödel: Wann der Staatsbürger zur Null wird. In: Rhein-Neckar Zeitung Nr. 149 v. 30.6./1.7.1984, S. 8.
J. Fuchs im Interview mit E. Kratschmer, a.a.O.
J. Fuchs im Interview mit M. Martin, a.a.O., S. 13.
J. Fuchs im Interview mit E. Kratschmer, a.a.O.
ebd.
ebd.
J. Fuchs: Das Ende einer Feigheit. Reinbek: Rowohlt 1988, S. 138.
J. Fuchs: Das Erwachen. In: FR Nr. 264 v. 23.11.1976, S. 13.
vgl. auch J. Fuchs: Kunst und Kompromiß. In: FR Nr. 56 v. 6.3.1984, S. 7: “So ist es eben: Wer in unserer Zeit schreibt, nach Wahrheit sucht, hat es nicht leichter.”
J. Fuchs: Das Ende einer Feigheit, a.a.O., S. 110.
ebd., S. 137.
J. Fuchs im Interview mit E. Franke: Schreiben ist Erinnerung. “Wahrheit herstellen”n. In: Stuttgarter Zeitung Nr. 2 v. 3.1.1985, S. 23.
vgl. Literaturverzeichnis
Auf den Vorwurf mangelnder Logik ließe sich entgegnen, daß Anpassung vor allem ein emotionales Phänomen ist, Gefühle widersprüchlich sind und die Kritik insofern einen falschen Maßstab zugrunde legt. Trotz der ausdrücklichen Thematisierung des Zwiespalts (vgl. Kap. II.8.2.) in Fassonschnitt wäre dieses Argument aber nur dann zutreffend, wenn sich die Darstellung auf die Schilderung der unmittelbaren Emotionen beschränkte.
F. Gesing: Offen oder ehrlich? Strategien der Abwehr und Anpassung in drei autobiographischen Werken der Gegenwart. In: J. Cremerius u.a. (Hg.): Freiburger Literaturpsychologische Gespräche. XI: Über sich selber reden. Zur Psychoanalyse autobiographischen Schreibens. Würzburg: Königshausen und Neumann 1992, S. 49.
ebd.
J. Fuchs im Interview mit E. Franke, a.a.O.
J. Fuchs im Interview mit B. Schulte: Fanatiker der Wahrheit. In: Badische Zeitung Nr. 64 v. 16./17.3.1991, S. 12.
W. Leonhard: Die Revolution entläßt ihre Kinder. Köln-Berlin: Kiepenheuer & Witsch 1974, S. 17.
K. Binder, a.a.O., S. 179.
J. Fuchs im Interview mit M. Martin, a.a.O., S. 13.
J. Fuchs im Interview mit A. Reif, a.a.O.
Rights and permissions
Copyright information
© 1998 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Schichtel, A. (1998). Interpretation repräsentativer Texte. In: Zwischen Zwang und Freiwilligkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07690-2_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-07690-2_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-13190-0
Online ISBN: 978-3-663-07690-2
eBook Packages: Springer Book Archive