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Theoretisch-methodologische Standortbeschreibung

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Zusammenfassung

Medienpädagogische Forschung sieht sich heute mit einer Fülle aufeinander bezogener komplexer Prozesse in der Lebenswelt von Kindern konfrontiert, die sie forschungslogisch und methodisch möglichst angemessen erfassen muß, um die Bedeutung von Medien im Kinderalltag ermessen zu können. An der Frage, welche Methoden in diesem Sinne die geeignetsten seien, schieden sich lange die Meinungen.

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Referenzen

  1. Lorenzer (1970) rekonstruierte szenisches Verstehen als einen Weg der psychoanalytischen Hermeneutik; symptomatisches Verhalten wird im psychoanalytischen Sinne als kontextinadäquates Verhalten verstanden, das sich als szenisches Verstehen rekonstruieren läßt. Siehe dazu auch: Belgrad u.a. (1987).

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  2. Ausgehend von den Positionen der Chicagoer Schule konturierte sich in der Folgezeit eine Fortentwicklung der sozialwissenschaftlichen Forschung, die unter dem Begriff ‘Symbolischer Interaktionismus’ firmiert. Zur Darstellung der empirischen Verfahrensweisen der Chicagoer Schule siehe: Glaser/Strauss (1967).

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  3. Lewin begründete die für den Bereich der Sozialwissenschaften, vor allem für die Psychologie, Sozialpsychologie und Soziologie wegweisende Feldtheorie bereits in den 30er und 40er Jahren. Er stellte dabei insbesondere den Begriff der ‘Ganzheitlichkeit’ einer Person in den Mittelpunkt der Forschung. In Übereinstimmung mit Cassirer (1910) kommt Lewin zu dem Schluß, daß die aristotelische Form der Begriffsbildung für die Erklärung des Einzelfalles untauglich ist; er stellt vielmehr heraus, daß „das Ermitteln der ‘wirklichen’ Einheiten des Geschehensablaufs eine Voraussetzung für das Aufstellen von Gesetzen psychischer Prozesse“ darstellt (1927, S. 405).

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  4. Husserl berief sich jedoch noch darauf, daß die Erfahrung an unverrückbare, fundamentale Strukturen gebunden sei, die nur durch die Methode der ‘Wesensschau’ erfahren werden könnten; die Konstruktion eines transzendentalen, nicht empirisch vorfindbaren Subjekts sei von Nöten, um durch den Prozeß des Philosophierens die ‘unzerbrechliche Weltform’, auf der alles Sein beruhe, zu entdecken (vgl. Baacke 1995 a, S. 82).

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  5. Der Begriff wurde erst 1973 von der Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen im Zusammenhang des Themenkomplexes ‘Allltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit’ eingeführt (vgl. Blumer 1973, S. 144).

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  6. Vgl. dazu: Kübler (1994 b, S. 67).

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  7. Dieser auf Wittgensteins Überlegungen zur Sprache aufbauende Regelbegriff ist von Winch (1974, S. 67) in seiner Auseinandersetzung mit Max Webers Handlungsbegriff ausgeweitet worden. Auf diese Weise konzipiert Winch eine an der Sprachfähigkeit von Menschen orientierte Sozialwissenschaft (Aufenanger 1992, S. 63).

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  8. Die in quantitativen Ansätzen angestrebte statistische Absicherung in Form von ‘Repräsentativität’ wird in qualitativen Ansätzen abgelöst vom Begriff des ‘Typischen’. Die mit Hilfe qualitativer Erhebungs- und Interpretationsverfahren rekonstruierten Deutungs- und Handlungsmuster sollen ‘typisch’ sein für jene sozialen Gruppierungen, denen die Untersuchten angehören (Lamnek 1988, S. 175).

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  9. Ein ähnlicher Gedanke findet sich bereits 1973 bei Dieter Baacke in seiner Auseinandersetzung mit der Kommunikationsforschung als interdisziplinärer Wissenschaft; er stellt heraus, dag es bei einer interdisziplinären Kommunikationsforschung weniger darauf ankomme, Sichtweisen und Ergebnisse zu addieren als vielmehr zu integrieren (Baacke 1973, S. 30). Weiter heißt es: „Es ist, als ob in einen Steinbruch immer mehr Steine gekarrt werden, an beliebigen Stellen welche entnommen werden (...) So ist sie (die Kommunikationswissenchaft, d. Verf.) im Augenblick eine Dispersionswissenschaft der die Pädagogik als Integrationswissenschaft (...) zuhilfe kommen kann“ (ders. S. 363). Notwendig sei im Sinne einer umfassenden, intentional gerichteten Erziehungswissenschaft analog zu Roths ‘Pädagogischer Anthropologie’, alle Dimensionen auf ihren Ertrag für die Erziehung hin zu befragen und durch ihre eigene Forschung zu einer einheitlichen Theorie vom Menschen als homo educandus zum homo communicator sowie — eng verbunden damit — zum homo politicus hin zu erweitern (ebd.).

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  10. Vgl. hierzu weiterführend auch die Herleitung des sozialisationstheoretischen Modells von Hurrelmann bei Aufenanger (1992, S. 33f.) und seine Kritik an dem Modell in Auseinandersetzung mit der rekonstruktiven Sozialisationstheorie Oevermanns. Danach haften dem Modell Hurrelmanns noch Mängel an, die sich aus der fehlenden Differenzierung der Persönlichkeitsstruktur sowie aus der Ausblendung lerntheoretischer Momente ergeben. Die für Oevermann zentralen Grundpfeiler ‘Strukturbeschreibung’ und ‘Soziogenese’ sind danach zwar auch bei Hurrelmann implizit vorhanden, sie werden jedoch erst in der sozialisationstheoretischen Auseinandersetzung Oevermanns, d.h. in seiner ‘Architektonik von Sozialisationstheorien’ (Oevermann u.a. 1976, 1979), in weitreichendem Maße gewürdigt (Aufenanger 1992, S. 36ff.). Für die vorliegende Arbeit mag dieser Hinweis vorerst genügen; hier geht es darum, die Bedeutung des Feldes kindlicher Sozialisation im Zusammenhang seiner Mediennutzung in den wesentlichen Grundkonstituentien auszumessen. Im Rahmen methodologischer Überlegungen zur qualitativen Sozialforschung sowie der strukturanalytischen Rezeptionsforschung wird in einigen Punkten explizit auf Oevermanns Ansatz rekonstruktiver Sozialisationsforschung und ihre Konsequenzen für eine empirische Analyse in Richtung hermeneutisch-rekonstruktiver Verfahren rekurriert.

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  11. Hurrelmann bezieht sich damit auf eine Prämisse des Symbolischen Interaktionismus von George Herbert Mead; siehe dazu: Kap. 2.2.

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  12. Schon 1953 hatte Theodor W. Adorno in seinem ‘Prolog zum Fernsehen’ auf dessen manipulative Kraft hingewiesen: „Das Medium selbst jedoch fällt ins umfassende Schema der Kulturindustrie und treibt deren Tendenz, das Bewußtsein des Publikums von allen Seiten zu umstellen und einzufangen, als Verbindung von Film und Radio weiter. Dem Ziel, die gesamte sinnliche Welt in einem alle Organe erreichenden Abbild noch einmal zu haben, diesem traumlosen Traum, nähert man sich durchs Fernsehen und vermag es zugleich ins Duplikat der Welt einzuschmuggeln, was immer man in der realen für zuträglich hält“ (1953, S. 1).

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  13. Vgl. in diesem Zusammenhang den in der Auseinandersetzung mit der Kritischen Theorie, ganz besonders ihrer in der Soziologie häufig anzutreffenden Rezeption als „bloß subsumtionslogische Meßlatte“ (Oevermann 1983, S. 255) erfolgten Verweis von Oevermann auf die hohe Bedeutung der „latent entfremdende(n) Strukturlogik der Fernsehkommunikation“ (1983, S. 254). Die „Strukturlogik“ dieser Kommunikationsform zu durchschauen, ist nach Oevermann nicht allein dadurch zu leisten, daß sich der Zuschauer der Fernsehkommunikation entzieht, sondern dies könne erst durch Immunisierung, durch die Einsicht in ihre ‘objektive Strukturiertheit’ erfolgen, so daß der Zuschauer dann im Besitz dieser Einsicht autonom entscheiden kann, ob er trozdem die ihn interessierende Sendung ansehen möchte (ebd.). Diese auf die Frage nach dem ‘richtigen’ bzw. ‘falschen’ Bewußtsein zielende Forderung gewinnt im Hinblick auf Kinder als Fernsehrezipienten an Relevanz: Aufgrund ihrer noch nicht voll entwickelten kognitiven Fähigkeiten bleibt ihnen die von Oevermann beschriebene ‘Immunisierungschance’ weitgehend verwehrt. Selbst wenn man in der konsequenten Anbindung und Interpretation von Adornos Thesen zum Fernsehen Oevermann im Hinblick auf die Selbstbestimmtheit des Individuums nicht ganz zu folgen vermag, mahnt jedoch diese kulturkritische Perspektive erneut die ethische Verpflichtung an, das Spannungsverhältnis zwischen Fernsehangebot und Eigenaktivität von Kindern einer möglichst genauen Prüfung in Annäherung an ihre Bedeutungszuschreibungen im Alltag zu unterziehen. Von der medienpädagogischen Forschung muß sowohl eine Hilfestellung zum kompetenten Umgang mit diesem Medium eingefordert werden wie eine auf die Bedürfnisse und spezifischen Wahrnehmungs- und Verarbeitungsweisen von Kindern Rücksicht nehmende qualitätsvolle Gestaltung der Programme.

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  14. Eine solche wissenschaftliche Fundamentierung wird darüber hinaus auch der kindlichen Entwicklung als zentraler Einflußgröße auf die Auseinandersetzung mit Medienangeboten im Kern des Piaget’schen Postulats gerecht. Piaget (1980) geht von einer dialektischen Beziehung zwischen Kind und Umwelt aus, also von einer dynamischen Wechselbeziehung von Assimilations- und Akkomodationsprozessen, wenn damit auch nicht die Bedeutung der Umwelt als gesellschaftlich strukturierte miterfaßt wird. Piaget betont zwar den für die Entwicklung eines Kindes zentralen Lernmechanismus als ‘Interiorisierung’, allerdings arbeitet er ihn beschränkt auf den sozial unabhängigen, kognitiven Bereich heraus (siehe auch: Kap. 2.2.1.1.). Darauf haben Oevermann und Hurrelmann hingewiesen, die die dynamische Interaktion von Subjekt und (gesellschaftlich geprägter) Umwelt herausgestellt haben.

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  15. Zu den beiden für die qualitative Sozialforschung zentralen Prinzipien ‘Offenheit’ und ‘Kommunikation’ siehe auch: Hoffmann-Riem (1980, S. 343f., S. 346). Als methodologische Prinzipien leisten sie jedoch im Hinblick auf die Forschungsarbeit mit Kindern wenig Hilfe; dort ist vielmehr eine dezidierte Kenntnis des Gegenstandsbereichs von Nöten, um überhaupt einen Forschungserfolg zu erzielen. Erst die theoriegeleitete Auseinandersetzung mit Kindern in ihrer Entwicklung ermöglicht es, im Forschungsprozeß adäquate Fragen zu stellen, das heißt auch entprechend fruchtbare Methoden zu wählen.

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  16. Der sozialökologische Ansatz wird in seinem Bezug auf die Medienforschung als medienökologischer Ansatz gefaßt (vgl. Kap. 1.3.3.2.); er dient desweiteren als Ausgangspunkt der Untersuchung über die Bedeutung von Fernsehfavoriten in Peer-Groups; siehe dazu: Kap. 3.

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  17. Vgl. zu diesen Überlegungen auch: Kübler (1989).

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  18. Siehe dazu auch: Hackforth (1977).

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  19. Vgl. auch: Charlton/Neumann-Braun (1992 a, S. 47).

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  20. Vgl. auch: Charlton/Neumann-Braun (1992 a, S. 48)

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  21. Siehe zur Auseinandersetzung mit der ‘Bredow-Studie’: Paus-Haase (1986, S. 156ff., S. 221ff.)

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  22. Siehe dazu ausführlicher: Sander/Vollbrecht (1994, S. 374).

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  23. Vgl. dazu die im Rahmen dieses Ansatzes gewonnenen Erkenntnisse zur Wahrnehmung und Verarbeitung von Medienangeboten durch Kinder in Kap. 2.2.1.

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  24. Siehe dazu vor allem: Sturm u.a. (1982).

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  25. Auf die Relevanz dieser Einflußfaktoren im Prozeß ihrer Wechselwirkungen weisen auch die weiter unten vorgestellten Ergebnisse eines Forschungsprojekts zur Rezeption eines Sendespecials der ‘Sendung mit der Maus’ hin, bei dem Kinder aus dem Westen und dem Osten der Bundesrepublik untersucht wurden; dort konnte das Vorwissen als ein zentraler Faktor für die Wissensaufnahme und verarbeitung identifiziert werden (Paus-Haase 1995 a, 1996), siehe Kap. 2.2.3.

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  26. Zur para-sozialen Beziehung von Kindern zu Fernsehfiguren in bezug auf das Kennenlernen von Rollen und der damit verbundenen Erwartungen im Prozeß ihrer Identitätsentwicklung siehe: Paus-Haase (1986).

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  27. Siehe dazu: Kap. 4.2.

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  28. Vgl. dazu: Aufenanger (1988 b).

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  29. Vgl. dazu auch die Typisierungen, die Garz und Kraimer in ihrer Darstellung qualitativer Forschungsansätze vornehmen (1991, S. 9f.); sie stimmen in den wesentlichen Punkten mit Lüders und Reichertz überein.

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  30. Dieter Baacke weist auf die Bedeutung dieser drei Typen innerhalb der qualitativen Sozialforschung hin und integriert sie in sein sozialökologisches Konzept (1989, S. 115). Diese Vorgehensweise unterstreicht ein weiteres Mal den Anspruch und die Chance des sozialökologischen Ansatzes auf eine ganzheitliche, möglichst umfassende Annäherung an den Alltag von Menschen. Um den Nachvollzug subjektiv gemeinten Sinns bemühen sich Tiefeninterviews, narrative Interviews sowie Gruppengespräche, ebenso die teilnehmende Beobachtung: Die Deskription sozialen Handelns und sozialer Milieus läßt sich auf die tektonische Struktur von Umwelten anwenden; die Rekonstruktion deutungs- und handlungsgenerierender Tiefenstrukturen bezieht sich auf ‘übergreifende Netzwerke mit ihren Steuerungs-Funktionen’, in die das Subjekt nicht unmittelbar Einblick gewinnen kann, die allerdings auch nicht allein deskriptiv erfaßbar sind; siehe dazu: Baacke (1989, S. 115 ff.) sowie die Ausführungen zum sozialökologischen Ansatz in Kap. 1.3.3.2. 1994 hat Reichertz gemeinsam mit Schröer diese Typenbildung in bezug auf die aktuellen Strategien der empirischen Sozialforschung ergänzt: Berücksichtigt wird nun auch eine Forschungsrichtung, die die „Frage nach der mengenmäßigen Verteilung von geäußerter Meinung und beobachtbarem Verhalten“ stellt, sowie — als fünfter Typ — die „(Re)konstruktion historisch und sozial vortypisierter Deutungsarbeit“ (Reichertz/Schröer 1994, S. 58f.); beide Typen erscheinen im Zusammenhang mit der hier vorgestellten Richtung qualitativer Kinder-Medienforschung jedoch nicht relevant.

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  31. Siehe zur Einordnung der Forschungsarbeiten von Rogge: Moser (1995, S. 144).

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  32. Der Begriff ‘objektiv’ bezeichnet dabei keinesfalls den Anspruch auf Objektivität der rekonstruktiven Analyse, sondern er bezieht sich auf die objektiv gefaßte Existenz des Gegenstandsbereichs selbst. Gegenstand der objektiven Hermeneutik ist somit die ‘objektive’ Bedeutungsstruktur konkreter Äußerungen (Lamnek 1988, S. 36). Die ‘latenten’ oder ‘objektiven’ Bedeutungsstrukturen stellen Oevermann u.a. als eine „Realität sui generis“ (1979, S. 368) dar. Um Mißverständnissen vorzubeugen, die durch den Begriff ‘objektive Hermeneutik’ entstehen können, spricht Oevermann später (1983) von der ‘strukturalen Hermeneutik’. Dazu wenden die Forscher ihr implizites Wissen über Regeln an, auf deren Basis sie Urteile über die Angemessenheit von Bedeutungen oder Handlungen fällen. Henneneutisch ist in diesem Sinne das Rekonstruktionsverfahren, das Oevermann strukturtheoretisch begründet.

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  33. Vgl. dazu ausführlich: Oevermann u.a. (1979), Oevermann (1983, 1986) sowie Reichertz (1986).

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  34. Oevermann fordert in diesem Zusammenhang eine „nicht-reduktionistische Sozialisationstheorie“ (1976) und stellt dazu programmatisch fest: „Die soziale Konstitution der ontogenetischen Entwicklungsprozesse selbst ist bisher nicht oder nur ungenügend in den Blick der soziologischen Sozialisationsforscher geraten. Sie analytisch aufzuschlüsseln, gelingt in dem Maße, in dem soziologisch die spezifische Struktur der sozialisatorischen Interaktion als notwendiges und konstitutives Komplement der psychologisch begriffenen Ontogenese zur Explikation gebracht wird“ (1976, S. 372); siehe zur Konstituierung und Entwicklung der ‘objektiven Hermeneutik’: Reichertz (1986, S. 61 ff.).

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  35. In Auseinandersetzung mit dem Verständnis der traditionellen Hermeneutik hält Habermas das Programm einer Rekonstruktion von pragmatischen Universalien für möglich und aussichtsreich. Im Unterschied zu Habermas setzt Oevermann jedoch nicht erst bei erkenntnistheoretischen Problemen an, sondern schon in der Forschungspraxis selbst (vgl. Bonsack 1991, S. 66 ff.).

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  36. Um die Rekonstruktion von latenten Sinnstrukturen in den Äußerungen und Handlungen zu erreichen, verwendet Oevermann ein achtstufiges Verfahren, in dem jede Textsequenz in zahlreichen Gedankenexperimenten auf ihren wahrscheinlichen latenten Sinngehalt hin interpretiert wird. Dabei geht er von der Annahme aus, daß soziale Realität eine textförmiges Gebilde sei, das interpretiert werden könne und müsse wie ein literarischer Text. Die ‘objektive Bedeutungsstruktur’ des Textes, gefaßt in der zentralen Frage nach der Bedeutung einer bestimmten Handlungs- oder Kommunikationsweise, also ihrer Sinnhaftigkeit, steht im Mittelpunkt der Analyse. Dazu werden vom Forscherteam ‘Lesarten’ in zwei unterschiedlichen Verfahrensschritten, der ‘Feinanalyse’ und der ‘Sequenzanalyse’, auf eine die ‘objektive Bedeutungsstruktur’ am treffendsten wiedergebende Interpretationsvariante hin selegiert. Diese Vorgehensweise verschlingt allerdings ein enormes Zeitbudget. Auf diesen forschungserschwerenden Faktor weist Aufenanger hin (1991, S. 47), der bei seiner Untersuchung von Kinderdarstellungen im Fernsehen und ihrer Rezeption durch Familien ein sogenanntes „abgekürztes methodisches Verfahren“ der strukturalen Hermeneutik durchführt (1993, S. 37). Trotz seiner forschungspraktischen Problematik stellt das Konzept der strukturalen Hermeneutik eine wichtige Chance der Interpretation von sozialem Handeln und von Kommunikation dar; es ermöglicht, bei der Auswertung „einen Text mit sämtlichen verfügbaren Hintergrundinformationen, mit Kontextwissen und Sinnstrukturen zu erfassen“ (Lamnek 1988, S. 191). Insbesondere im Zusammenhang mit der strukturanalytischen Rezeptionsforschung hat die Auseinandersetzung mit der ‘objektiven Hermeneutik’ Oevermanns erkenntnisleitende Funktion gewonnen, wenn auch — und hierin gründet sich eine Hauptkritik — die Konzentration auf implizites Wissen über Regeln eine Schwachstelle dieser Vorgehensweise darstellt, da das implizite Wissen von Tiefenstrukturen der Interaktion nach wie vor noch nicht ausreichend begründet ist (Lüders/Reichertz 1986, vgl. Aufenanger 1988 b, S. 189). Lüders und Reichertz sprechen in diesem Sinne von einer Gefahr der „Metaphysik der Strukturen“ (1986, S. 95). Mit der Konzentration auf die Tiefenstrukturen gerät der handelnde und interpretierende Akteur, wie auch Lamnek kritisch zu bedenken gibt, zum „Epiphänomen“. Die untersuchten Individuen gelten demnach nur noch als „Träger von Strukturen und als Vollzieher von Regeln. Der subjektiv gemeinte Sinn und die Handlungsmotive werden als Oberflächenderivate behandelt, wenn es den strukturtheoretischen Ansätzen primär um die Aufklärung der ‘objektiven’ Handlungsbedeutung geht“ (1988, S. 35). Um nicht der Gefahr einer „Metaphysik tiefenanalytischer Weisheiten“ (Baacke 1989, S. 116) zu erliegen, warnt Baacke davor, daß sich Methoden „automatisieren und sie damit selbst zu den eigentlichen Problemen werden“ (ders. S. 117).

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  37. Zu den Ergebnissen dieser Studien siehe: Anm. 97.

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  38. Vgl. auch: Charlton/Neumann-Braun (1992 a, S. 55).

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  39. Charlton und Neumann boten im Hinblick auf die strukturale Hermeneutik Oevermanns bereits 1982 eine Feinanalyse zur NDR-Kinderserie ‘Hallo Spencer’, die sie als Basis ihrer Rezeptionsanalyse nutzten (Chariton/Neumann 1982).

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  40. Siehe dazu: Kap. 2.2.2.

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  41. Vgl. dazu auch die Ausführungen von Aufenanger zur Auseinandersetzung mit dem in der Medienforschung noch immer gebräuchlichen Begriff der ‘Wirkung’. Aufenanger schlägt vor, ihn durch den Begriff der ‘sinnlogischen Determination’ zu ersetzen und dabei zwei Determinationsrichtungen zu unterscheiden: „die (...) vom Medium ausgehende, sowie Faktoren, die eine bestimmte Rezeptionsweise des Subjekts bedingen“ (Aufenanger 1990, S. 197f.). In beiden Richtungen müßten Interaktionstexte dahingehend rekonstruiert werden, „ob und wie Handlungsoptionen in spezifischer Weise determiniert werden“ (ders. S. 201). In dieser Sichtweise läßt sich die Vorliebe eines Jungen, dessen Eltern den älteren Bruder bevorzugen und der ihn seinerseits unterdrückt und als den ‘Kleinen’ behandelt, für mediale Heldenbilder als Möglichkeit zur Kompensation von Ohnmachtsgefühlen als die „sinnlogische Konsequenz des handlungsleitenden Themas des Jungen“ (ebd.) begreifen. Im Zusammenhang mit dem spezifischen Familienklima, in dem das Kind aufwächst, steht ihm lediglich diese Handlungsoption offen. So handeln die Helden stellvertretend für das Kind, das nicht in der Lage ist, seine Interessen und Probleme auszudrücken. (Vgl. hierzu auch: Fallbeispiel ‘Michael’ in Kap. 3.9.2.2. bzw. Medienhandlungstyp 1 in Kap. 3.9.3.1.) „Sinnlogisch“, so Aufenanger, „meint in diesem Fall, daß die Kompensation der Ohnmacht sinnhaft durch die Identifkation mit den Allmachtsfiguren vollzogen werden kann und auch dazu kompatibel ist“ (ebd.)

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  42. Vgl. Kap. 3.

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Haase, I.P. (1998). Theoretisch-methodologische Standortbeschreibung. In: Heldenbilder im Fernsehen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07689-6_2

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