Zusammenfassung
Das Zustandekommen und Funktionieren einer medienbezogenen Öffentlichkeit setzt ein professionelles System der kontinuierlichen Beobachtung des Mediensektors und der Sammlung, Verarbeitung und Veröffentlichung medienbezogener Informationen voraus oder anders formuliert: Der Medienjournalismus ist eine unabdingbare Grundvoraussetzung für den Bestand einer im weiteren Sinne medienkritischen und medienpolitischen Öffentlichkeit. Er ist also eine notwendige aber noch keine hinreichende Bedingung, denn zum einen ist nur ein relativ kleiner Teil der medienjournalistischen Produktion in diesem Sinne überhaupt relevant und zum anderen ist die bloße Veröffentlichung einer Information noch nicht gleichbedeutend mit Öffentlichkeit. Davon kann erst dann die Rede sein, wenn es zu einer öffentlichen Kommunikation im Sinn eines interaktiven Prozesses kommt, der sich im Idealfall zu einem öffentlichen Diskurs entwickelt.36
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Referenzen
Den Begriff „Öffentlichkeit“ verstehen wir hier in Anlehnung an die Konzeption politischer Öffentlichkeit, wie sie Friedhelm Neidhardt formuliert hat: Neidhardt, Friedhelm: Jenseits des Palavers. Funktionen politischer Öffentlichkeit. In: Wolfgang Wunden (Hrsg.): Öffentlichkeit und Kommunikationskultur. Beiträge zur Medienethik, Band 2. Hamburg-Stuttgart 1994, S. 19–31.
Hans Mathias Kepplinger hat 1992 eine vergleichende experimentelle Befragung von Journalisten und Wissenschaftlern zur Rolle der Kollegenkritik im Journalismus durchgeführt. Die Befunde dieser Untersuchung deuten darauf hin, daß die Rolle der Medienkritik kaum im Sinne einer Kontrolle von professionellen Berufsnormen greifen kann, weil Journalisten in der Regel nicht bereit sind, professionelles Fehlverhalten von Kollegen öffentlich zu kritisieren. Kollegenkritik hat unter Journalisten ein sehr schlechtes Image und man befürchtet, daß man sich mit Kollegenkritik isoliert. Außerdem glauben die befragten Journalisten, daß öffentliche /namentliche Kritik für die Betreffenden beruflich keine negativen Konsequenzen haben würde. Siehe: Hans Mathias Kepplinger: Kritik am Beruf. Zur Rolle der Kollegenkritik im Journalismus. In: Walter A. Mahle (Hrsg.): Journalisten in Deutschland, AKM-Studien, Bd.39, Konstanz 1993, S. 161–182.
Eine von Holger Kreitling durchgeführte Befragung von Medienjournalisten an Tageszeitungen kommt u.a. zu dem Ergebnis, daß sich Medienjournalisten in erster Linie als Chronisten verstehen, Medienkritik hingegen nicht als Hauptaufgabe, mehrheitlich nicht einmal als Bestandteil von Medienberichterstattung gesehen wird. Siehe: Holger Kreitling: Das neue Ressort. Medienberichterstattung im bundesdeutschen Vergleich — ein Überblick. In: Weßler, H., C. Matzen, O. Jarren, U. Hasebrink (Hrsg.): Perspektiven der Medienkritik. Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit öffentlicher Kommunikation in der Mediengesellschaft. Opladen 1997, S. 123–134.
Nach Abschluß dieses Textes sind zwei Aufsätze erschienen, die sich ebenfalls mit dem Fall Michael Born beschäftigen und zu teilweise übereinstimmenden Feststellungen kommen: Weischenberg, Siegfried: Der Jauch und der MacGuffin. Das ‘Wrestling-Phänomen’ im kommerziellen Fernsehen. In: Weischenberg, Siegfried: Neues vom Tage. Die Schreinemakerisierung unserer Medienwelt, Hamburg 1997, S. 45–54.
Und Lilienthal, Volker: Im Zeugenstand: Die Ahnungslosen. Kritische Nachlese einer Fernsehaffäre. In: Born, Michael: Wer einmal fälscht. Die Geschichte eines Fernsehjournalisten, Köln 1997.
Albrecht, Michael: ARD-digital: Vernetzen statt versparten. In: Media Perspektiven, H.8, 1997, S. 415.
Albrecht, Michael, ARD-digital: Vernetzen statt versparten. In: Media Perspektiven, H.8, 1997, S.418.
Michalski, Hans-Jürgen: Die Geburtsstätte einer zweiten Renaissance? Die ”Informationsgesellschaft” aus politökonomischer Perspektive. In: Rundfunk und Fernsehen, H.2, 1997, S. 194–214.
Interaktivität neuer Medien — Herausforderungen an die Kommunikationswissenschaft, Rundfunk und Fernsehen, H.4, 1995. Siehe insbesondere Vorderer, Peter: Will das Publikum neue Medien(angebote)? Medienpsychologische Thesen über die Motivation zur Nutzung neuer Medien, S. 494–506 und Berghaus, Margot: Zuschauer für interaktives Fernsehen, Ergebnisse einer qualitativen Befragung, S. 506–518.
Reiter, Udo: Die Strategie der ARD im digitalen Zeitalter. In: Media Perspektiven 8/1997, S. 412.
Siehe z.B. Bertelsmann-Stiftung (Hrsg.): Grundsatzpapier ”Kommunikations-ordnung 2000”, Gütersloh 1997.
VPRT (Hrsg.): Grundsatzpapier: ”Kommunikationsordnung 2000 plus”, München 1997.
Funk-Korrespondenz: 04.04.1996, S.7.
Frankfurter Rundschau: 14.03.1997, ”Wir haben vier große strategische Ziele”.
Funk-Korrespondenz: 11.10.1996, S. 9/10.
epd-medien: 13.04.1996, S.11.
a.a.O.
a.a.O.
a.a.O. S.10/11.
epd-medien, Nr.28, 13.04.1996.
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Krüger, U.M., Müller-Sachse, K.H. (1998). Qualitative Fallanalysen ausgewählter Themen. In: Medienjournalismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07688-9_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-13287-7
Online ISBN: 978-3-663-07688-9
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