Zusammenfassung
Jede Entscheidung für den Beginn einer Beobachtung von etwas ist zunächst einmal eine Entscheidung. Die Fülle von Möglichkeiten (Kontingenzdruck) macht eine Entscheidung notwendig und die Entscheidung die Kontingenz erst beobachtbar. Das enthebt den Beginn der Beobachtung von Kultur zwar des Legitimationszwangs durch Letztbegründungen, andererseits erhöht sich damit auch die Kritisierbarkeit der Beobachtungen von Entscheidung zu Entscheidung. Die Fülle von Möglichkeiten, mit dem Beobachten von Kultur zu beginnen, ergibt sich zunächst aus der Referenz auf bestehende Diskurse, die schon mit dem Beobachten begonnen haben. Aber auch bei der Systematisierung von Kulturforschungen8 gibt es wieder mehrere Möglichkeiten: So finden sich beispielsweise diachron-anterograde Systematisierungen verschiedener Kulturforschungen bei Kittler (2000) und Jung (1999), beide beginnend im 18. Jahrhundert und mit Giambattista Vico. Als diachron-retrograd könnte man vor allem etymologisch orientierte Systematisierungen bezeichnen. Systematisierungen, die sich nicht primär an der temporalen Dimension orientieren, integrieren meist paradigmen- oder disziplinspezifische Perspektivierungen in einer funktionalen Gegenüberstellung9. Weiterhin lassen sich diesen eher makroperspektivisch angelegten Kulturforschungen solche gegenüberstellen, die sich — was die Reichweite der Problemlösungskapazität betrifft — mit Beobachtungen auf der Meso- oder Mikroebene beschäftigen.
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„Kulturforschungen“ umfasst dabei sämtliche identifizierbaren Formen der Beschäftigung mit Kultur. Eine prinzipielle Unterscheidung zwischen Kulturtheorie und kultureller Praxis scheint ebenso problematisch wie die Unterscheidung in beobachtende und teilnehmende Ansätze (vgl. Fleischer 2001 : 9). In der hier beschrittenen Perspektivierung erscheint Kulturtheorie als eine Form kultureller Praxis und diese nur durch Reflexion als eine solche beobachtbar.
So z.B. Kohl (2000) aus einer ethnologischen Perspektive, Hansen (1995) und Appelsmeyer/ Billmann-Mahecha (Hrsg.) (2001) aus einer kulturwissenschaftlichen, Bühl (1987) aus einer kultursoziologischen Perspektive.
Hier wäre beispielsweise(Tylops legendäres Diktum „Kultur ist jenes komplexe Ganze, das Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Recm, Sitten und alle anderen Fähigkeiten und Gewohnheiten umfaßt, die der Mensch als Glied einer Gesellschaft erwirbt“ (zit. nach Ogbum 1969: 33) zu verorten. Vgl. hierzu auch Kroeber (1952), Baecker (1999a).
Selbstverständlich ist die Beobachtung chemo-elektrischer und biochemischer Gehirnprozesse e-benso möglich wie die Beobachtung von Unter-, Un- oder Vorbewusstem, jedoch nur im Modus der Fremdreferenz des Bewusstseins von Gehirnprozessen etc.(vgl. Kap. 4)
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Jünger, S. (2002). Zusammenhänge und Auseinandersetzungen — die Notwendigkeit behutsamer Transdisziplinarität. In: Kognition, Kommunikation, Kultur. Kulturwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07682-7_3
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Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
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