Zusammenfassung
Bei der Rekonstruktion der ganzen Komplexität jeder individuellen Situation und der nicht wegzukürzenden Einzigartigkeit jedes Menschen muß man sich alle Mühe geben, sie weder in Verallgemeinerungen noch in Besonderheiten einzusperren.
Diese innere Aufteilung macht trotzdem permanent Angst. Ich will doch hoffen, daß „ ich“ etwas Einheitliches ist. Natürlich kann man es immer stüickchenweise analysieren. Aber das, was ich „ ich “ nenne, ist etwas zutiefst Einheitliches, das alles andere beherrscht. Erzählen Sie mir, was Sie wollen, über all diese IchStückchen, es interessiert mich wenig — was ich ich nenne, ist das, was sie vereint. Führt nicht in der Gesellschaft wie beim Individuum dieses Auseinanderfallen zum Rassismus? Diese Art Aufteilung, bei der es einem nicht gelingt, alles zu integrieren ? Ich existiere, wenn es mir gelingt, alles zu integrieren, was in mir ist, einschliefßlich dessen, was mir nicht gefällt. Macht nichts. Ich finde mich ab damit; ich konstituiere mich, indem ich sage: Alle Teilaspekte, das bin in Wirklichkeit nicht ich. Auch sie alle zusammenaddiert bin nicht ich. Die Fähigkeit, sie zu integrieren, das bin ich. Eine Nation ist eben auch die Fähigkeit, das Ganze zu integrieren. Und sie zerfällt, wenn sie Stücke ihrer selbst abstößt. (Jacquard, 1984, S. 25)
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Referenzen
„Als Nationalstaat par excellence legte Frankreich fest, daß durch den Gebrauch einer einzigen Sprache und den Bezug auf eine einzige Geschichte die nationale Einheit gestärkt und die kulturelle Einheit demonstriert werde. Jeder kulturelle Partikularismus, ob bretonisch, jüdisch oder italienisch, erschien als eine objektive Bedrohung der nationalen Einheit.“ (Schnapper, 1989, S. 100)
Siehe zum Beispiel die im Rahmen der Fédération des Groupes Interculturels gebildete Gruppe „Couples et Mariages sans frontières“ oder die Association A.A.W.E. oder in Deutschland die I.A.F.; s. auch Kapitel 3, Anmerkungen 15 und 16.
In einer in Frankreich in italienischer Sprache erscheinenden Zeitung war 1989 zu lesen: „Sobald die italienische Emigration als Phänomen resorbiert scheint, sollte man lieber von italienischen Bürgern im Ausland sprechen als von Immigranten“ (Paese, 1989).
Gemischte Ehen scheinen nicht öfter zu scheitern als andere (s. Tribalat, 1987, S. 166).
Tabelle 10 zeigt, daß 13 der 34 per Fragebogen befragten Eltern (s. Kapitel 12) sowie 17 der 29 Kinder angeben haben, sie praktizierten keine Religion, was natürlich nicht automatisch heißt, daß sie Atheisten sind, aber diese Möglichkeit doch einschließt.
Unter den Begriff „Ausländerkinder“ zum Beispiel fielen 1985 in Frankreichs Schulen in Wahrheit fast drei Millionen Kinder ausländischer Herkunft unter 26 Jahren, von denen 75% in Frankreich geboren waren und ein Drittel die französische Staatsbürgerschaft hatte (vgl. Dabène und Billiez, 1987, S. 68).
In unserer Untersuchung zum Werdegang der Kinder von franko-amerikanischen Paaren haben wir zum Beispiel keine Franko-Amerikaner angetroffen, die andere Franko-Amerikaner geheiratet hatten (s. Varro, 1993).
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Varro, G. (1997). Schlußbemerkungen. In: Varro, G., Gebauer, G. (eds) Zwei Kulturen — eine Familie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07669-8_15
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