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Die Psychologie des Arbeitsverhaltens

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Book cover Organisation und Motivation
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Zusammenfassung

Die Diskussion im letzten Kapitel hat gezeigt, daß eine Diskrepanz bestehen kann zwischen den objektiv gegebenen Komponenten der Arbeitssituation eines Mitarbeiters und den von ihm subjektiv wahrgenommenen. Seine begrenzten kognitiven Fähigkeiten implizieren nicht nur eine selektive Wahrnehmung, sondern bedingen auch die Anwendung verschiedener Heuristiken bei seiner Beurteilung der Arbeitssituation. Aufgrund der damit verbundenen Urteilstendenzen kann es daher systematisch zu kognitiven Verzerrungen in der Beurteilung einzelner Aspekte seiner Arbeitssituation kommen.

Ein Mensch erhofft sich fromm und still, daß er einst das kriegt, was er will.

Bis er dann doch dem Wahn erliegt, und schließlich das will, was er kriegt. (Roth, 1977)

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Literaturhinweise

  • Die Theorie der individuellen Nutzenmaximierung geht auf Gossen (1853) zurück. In seinem Buch über die “Entwicklung der Gesetze des menschlichen Verkehrs und der daraus fließenden Regeln für menschliches Handeln” geht er davon aus, daß der Nutzen eines Gutes grundsätzlich meßbar ist. Sein Ansatz wird daher auch als kardinale Nutzentheorie bezeichnet. Da der individuelle Nutzen als subjektive Größe einer Messung jedoch nicht zugänglich ist, setzte sich die ordinale Nutzentheorie durch: Diese geht lediglich davon aus, daß ein Individuum verschiedene Güter gemäß seinen Präferenzen ordnen kann. Eine Darstellung dieser Theorie findet sich in jedem Lehrbuch der Mikroökonomie, z.B. in Kreps (1990), Varian (1992) oder Feess (1997). Während in der Mikroökonomie das Konsumentenverhalten und somit die individuellen Präferenzen über Konsumgüter wie Kleidung oder Nahrungsmittel im Vordergrund stehen, werden seit den 70er Jahren auch ander Größen als Argumente der “offenen” Nutzenfunktion betrachtet. In Anlehnung an die Arbeiten von Alchian und Allen (1964) und Alchian (1965) werden diese auch als “alchianeske” Nutzenarten bezeichnet. Der Anwendungsbereich ökonomischer Modelle hat sich dadurch beträchtlich ausgeweitet. So wurden Probleme der Liebe und Furcht von Boulding (1973), des ehelichen Seitensprungs von Becker u.a. (1973), des Schmuggelns von Bennet und Barth (1973), des Straßenraubs von Neher (1978) oder des Anschauens von Fußballspielen von Gärtner und Pommerehne (1978) ökonomisch untersucht. Zu diesem “Imperalismus der Ökonomie” siehe insbesondere die Arbeiten von Boulding (1969), McKenzie (1978) oder Hirshleifer (1985). Siehe hierzu auch den Aufsatz von Becker (1993), in dem er anläßlich seiner Nobelpreisverleihung auf die grundsätzlichen Möglichkeiten des ökonomischen Ansatzes zur Erklärung individuellen Verhaltens eingeht.

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  • Zum Begriff der beschränkten Rationalität siehe grundlegend die Arbeiten von Simon (1957; 1965; 1972) oder Selten (1990). Die Bedeutung der beschränkten Rationalität in den Wirtschaftswissenschaften wird zusammenfassend in Arrow (1986) Sen (1988) und Conlisk (1996) aufgezeigt. In seiner Arbeit von 1986 vergleich Simon das Rationalitätskonzept in der Ökonomie und Psychologie und illustriert an verschiedenen Beispielen die Probleme, die die neoklassische Ökonomie bei der Er-klärung von bestimmten Phänomenen hat. Eingeschränkte kognitive Fähigkeiten bei der Informationsaufnahme und -verarbeitung werden z.B. von Hogarth (1981) und Heiner (1983; 1988b) untersucht. Hogarth diskutiert die damit verbundenen Auswirkung auf die Beurteilung einer Person, Heiner analysiert sie im Hinblick auf die individuelle Entscheidungsfindung.

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  • Eine ausführliche Darstellung der Nutzenmaximierung und Rationalität findet sich im zweiten Teil des Buches von Hodgson (1988) unter dem Titel “ Farewell to Economic Man” sowie in MacFadyen (1986) und Jost (2000a). Die Verhaltensannahmen, die dem Menschenbild des REMM zugrunde liegen, gehen auf Meckling (1976) zurück, siehe auch Jensen und Meckling (1994). Die Arbeiten von Kantona (1963), Simon (1963) und Stroebe und Frey (1980) weisen auf die Defizite und Grenzen des traditionellen ökonomischen Modells des “homo oeconomicus” hin, stellen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem psychologischen und ökonomischen Verhaltensmodell heraus und zeigen auf, wie die Unzulänglichkeiten des ökonomischen Modells durch Berücksichtigung psychologischer Elemente überwunden werden können. Grundlegend für diese Literatur zur Ökonomischen Psychologie sind auch die Sammelbände von MacFadyen und MacFadyen (1986) und Albanese (1988) sowie die Bücher von Furnham und Lewis (1986) und Lea, Tarply und Webley (1987), auf die wir wiederholt eingegangen sind.

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  • Die Bedeutung der Erwartungsnutzentheorie in den Wirtschaftswissenschaften gründet sich auf der Arbeit von von Neumann und Morgenstern (1944). In der Psychologie, in der von Erwartungs-mal-Wert-Theorien gesprochen wird, hat bereits Feather (1959a; 1959b) auf deren Allgemeingültigkeit hingewiesen. So verwendet beispielsweise Tolman (1932) in seiner Motivationstheorie die Begriffe “expectancy of goal” und “demand for goal” , Lewin (1935) die Begriffe “valence” und “force” . Siehe hierzu auch den Sammelband von Feather (1982) sowie den Beitrag von Wahba und House (1974) zur Arbeitsmotivation. Die Axiome, die der Erwartungsnutzentheorie zugrunde liegen, werden von Herstein und Milnor (1953) oder Luce und Raiffa (1957) diskutiert. Ein (mathematischer) Vergleich verschiedener Axiomensysteme findet sich in Fishburn (1970) oder Roberts (1979). Speziell zur Intransitivität bei riskanten Entscheidungen siehe auch Edwards (1954c) oder Tversky (1969) sowie Luce und Raiffa (1957) oder Kreps (1988) zum Unabhängigkeitsaxiom.

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  • Einen Überblick über verschiedene subjektive Erwartungsnutzentheorien geben die Arbeiten von Schoemaker (1982), Machina (1987; 1989), Yates (1988) oder Camerer (1995). Zu den speziell in diesem Kapitel behandelten Theorien siehe ergänzend Segal (1987), der zeigt, inwieweit sich bestimmte Urteilsverzerrungen durch rangabhängige Nutzentheorien erklären lassen, Wakker und Tversky (1993), die die kumulative Prospect-Theorie axiomatisieren, sowie Gul (1991) für eine axiomatische Begründung der Disappointment-Theorie. Die Vorhersagekraft dieser Theorien wurde in einer Vielzahl von experimentellen Studien untersucht. Siehe hierzu beispielsweise die Untersuchungen von Camerer (1989) oder Hey und Orme (1994), die Meta-Analyse von Harless und Camerer (1994), die die Ergebnisse von 23 Einzeluntersuchungen aggregiert, sowie den Übersichtsbeitrag von Camerer (1995).

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  • Eine ausführliche Diskussion verschiedener Entscheidungsregeln finden sich z.B. bei Svenson (1979), Hogarth (1980) oder Borcherding (1983). Die Auswirkungen der beschränkten kognitiven Rationalität auf die Wahl von Entscheidungs- und Beurteilungsregeln werden in van Raaij (1988) thematisiert.

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  • Das VIE-Modell der Arbeitsmotivation von Vroom (1964) wurde von einer Reihe von Autoren erweitert: Galbraith und Cummings (1967) führen zusätzlich intrinsische Faktoren in die Modellierung ein, Porter und Lawler (1968) berücksichtigen Personlichkeitszüge und die Rollenwahrnehmung des Mitarbeiters, Graen (1969) unterstellt soziale und ethische Normen als intrinsische Elemente beim Handeln und Porter (1973) untersucht verschiedene Determinaten bei der Bildung des subjektiven Wahrscheinlichkeitsurteils. Eine Erweiterung des Modell schägt auch Heckhausen (1977a; 1977b) vor, indem er zusätzlich die Erwartungen des Mitarbeiter über den Zusammenhang zwischen seiner Arbeitssituation und dem Arbeitsergebnis einführt. Empirische Überprüfungen des VIE-Modells werden zusammenfassend in Henemann und Schwab (1972) und Mitchell (1974; 1982) dokumentiert. Auf die impliziten Annahmen, die der VIE-Theorie zugrunde liegen, weisen Behling und Starke (1973) sowie Wahba und House (1974) hin. Das Modell der Leistungsmotivation von Atkinson (1957) wurde von Raynor (1969) und Raynor und Roeder (1987) erweitert. Zusammenfassende Darstellungen der verschiedenen Theorien zur Arbeitsmotivation finden sich z.B. in Campbell und Pritchard (1976) und Kanfer (1990).

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  • Die Literatur zum Selbstmanagement ist weit verstreut. In der psychologischen Literatur wird der Prozeß der Selbstregulierung z.B. von Kuhl (1983b; 1984) in seiner Theorie der Handlungskontrolle untersucht. Er bezeichnet die beiden Phasen der Auswahl und Realisierung einer Handlungsalternative als Selektions- und Realisierungsmotivation. Letztere wird in der psychologischen Literatur auch als Volition bezeichnet, siehe Heckhausen (1980). Die Zielsetzungstheorie wurde von Locke (1968) und Locke und Latham (1990) erweitert. Siehe auch Bandura (1987), der in seiner Selbstregulierungstheorie die Untersuchungen von Locke um motivationale Aspekte erweitert. Die angeführten Einflußfaktoren auf die Realisierung von Zielen und somit die Steigerung der Leistung wurden in einer Vielzahl von empirischen Studien überprüft. Siehe für die ersten beiden Determinaten beispielsweise Latham und Yukl (1975), Latham und Baldes (1995) sowie Tubbs (1993) und Kristof (1995) für die Rolle der Zielakzeptanz und des Zielcommitments.

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  • In den Wirtschaftswissenschaften wurde die Frage des Selbstmanagements zuerst von Strotz (1955) diskutiert. Er führt die bewußte Einschränkung des Verhaltensspielsraums eines Individuums auf einen Konflikt zwischen seinen gegenwärtigen und zukünftigen Präferenzen zurück. Nachfolgende Arbeiten zur dynamischen Instabilität der Präferenzen sind die von Pollak (1968), von Weizsäcker (1971), Peleg und Yaari (1973) oder Hammond (1976).

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  • Inkonsistenzen, die auf einen zeitpunktbezogenen Konflikt zwischen mehreren Präferenzen zurückzuführen sind, wurden zuerst von Adam Smith (1759) diskutiert. Er führt in seiner “ Theory of Moral Sentiments” ein Modell mit zwei Präferenzsystemen ein. Harsannyi (1955) berücksichtigt in einem ökonomischen Verhaltensmodell zwei verschiedene Arten von Präferenzen. Neben eigennützige Zielvorstellungen treten ethische Präferenzen. Diese unterschiedlichen Präferenzen werden dann durch eine “Meta-Präferenzfunktion” gewichtet, so daß abhängig von den Persönlichkeitseigenschaften unterschiedliche moralische Wertungen und Arten von Präferenzen berücksichtigt werden können. Die Idee des multiplen Egos findet sich insbesondere in dem von Elster (1987) herausgegebenen Sammelband. Außerhalb der bkonomie haben sich beispielsweise Freud (1921) und Berlin (1969) mit multiplen Persönlichkeiten beschäftigt, in der Philosophie sind hier vor allem Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik, Frankfurter (1971) und Elster (1979) zu nennen.

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  • Mit der Frage der Selbstbindung an ein gesetztes Ziel hat sich auch Schelling (1978; 1980; 1984) intensiv auseinandergesetzt und verschiedene Strategien zum Selbstmanagement aufgezeigt. Siehe auch die Arbeiten von Sen (1977; 1985), in denen er die Rolle der Zielsetzung im Hinblick auf die Nutzenmaximierung sowie die Bedeutung der Verpflichtung zu ihrer Umsetzung diskutiert. Frank (1988; 1993) schlägt in diesem Kontext die strategische Rolle von Emotionen bzw. des Gewissens einer Person als Commitment-Mechanismen vor. Eine ökonomische Theorie der Selbstregulierung entwickeln Thaler und Shefrin (1981).

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  • Die grundlegenden Referenzen zur Wahl einer Meta-Fntscheidung sind die von Beach und Mitchell (1978) bzw. Beach, Barnes und Christensen-Szalanski (1986). Siehe hierzu aber auch die Modellierungen von Payne, Bettman und Johnson (1993) sowie die empirischen Untersuchungen von Christensen-Szananski (1978; 1980). Grundlegend für die mentale Buchhaltung sind die Arbeiten von Kahneman und Tversky (1979) und Thaler (1985) für die Bewertung von Konsequenzen, Tversky und Kahneman (1981) für die Einführung verschiedener mentaler Konten sowie Read, Loewenstein und Rabin (1999) für die Saldierung mentaler Konten. Thaler (1999) gibt einen Überblick über diese Literatur.

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  • Die Bedeutung sozialer Normen für das individuelle Verhalten hebt Dahrendorf (1958) in der Darstellung des ‘homo sociologicus’ heraus. Für die Funktionen sozialer Normen siehe z.B. Luhmann (1969). Die Integration des ‘homo sociologicus’ in das Menschenbild des REMM findet sich beispielsweise in Lindenberg (1983), Opp (1985) oder Vanberg (1988; 1994) . Siehe auch Cialdini (1989) oder Elster (1989), die die Motivation zur Befolgung sozialer Normen diskutieren. Den Einfluß einer Arbeitsgruppe auf das Verhalten eines Mitarbeiters untersuchen z.B. Porter, Lawler und Hackman (1975), Paulus (1983) sowie Hackman (1992).

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Jost, PJ. (2000). Die Psychologie des Arbeitsverhaltens. In: Organisation und Motivation. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07660-5_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-07660-5_4

  • Publisher Name: Gabler Verlag, Wiesbaden

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