Zusammenfassung
Ziel jeder Verhaltenswissenschaft ist es zu erklären, warum ein Individuum eine bestimmte Handlung vornahm, bzw. eine Vorhersage darüber zu geben, welche Handlung das Individuum ausführen wird. Dieses Ziel deckt sich mit dem unseren: Die Mitarbeiter einer Unternehmung sind diejenigen, die mit ihrem Handeln die organisatorischen Ziele verfolgen sollen. Wir müssen daher ein Verständnis dafür entwickeln, warum der einzelne Mitarbeiter in bestimmten Situationen so reagiert hat oder wie er sich gegenüber neuen organisatorischen Veränderungen verhalten wird, bevor wir über die geeignete Steuerung seines Verhaltens Aussagen machen können.
The uncertainties about economics are rooted in our need for a better understanding of the economics of uncertainty; our lack of economic knowledge is, in good part, our difficulty in modelling the ignorance of the economic agent. (Arrow, 1974b)
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Literaturhinweise
In der Psychologie wird die situative Abhängigkeit des Verhaltens seit den 20er Jahren kontrovers diskutiert. Die Debatten kreisen dabei um die Konsistenz des Verhaltens: Inwieweit kann aufgrund von Persönlichkeitseigenschaften ein konsistentes Verhalten in ähnlichen oder gleichen Situationen erklärt werden? In der psychologischen Forschung wurde die implizite Annahme der Dominanz der Persönlichkeitsfaktoren für das Verhalten zuerst von Hartshorne und May (1928; 1929) und später von Mischel (1968) in den sogenannten Interaktionsdebatten in Frage gestellt. Siehe hierzu auch Mischel (1977), die Beiträge im Sammelband von Magnusson und Endler (1977, S.261 ff) oder zusammenfassend Heckhausen (1980, S.6ff). Arbeiten, die speziell im Arbeitskontext auf die geringe Konsistenz von Persönlichkeitseigenschaften und Arbeitsverhalten eingehen, sind die von Epstein (1980) , Monson, Hesley und Chernick (1982), Gulliford (1991) oder George (1992). Der Begriff des Konsistenzparadox wurde von Bem und Allen (1974) in die Literatur eingeführt. Die Unterscheidung zwischen Anreizen und Verhaltensrestriktionen ist grundlegend für das ökonomische Verhaltensmodell, siehe z.B. Kirchgässner (1991). Die Subjektivität der Wahrnehmung untersuchte bereits Vernon (1933) vor fast 70 Jahren in einem psychologischen Experiment. Ausführungen zur individuellen Wahrnehmung finden sich in jedem Lehrbuch der Psychologie, z.B. Krech, Crutchfield u.a. (1992), insbsondere auch bei Schiffmann (1990). Bezogen auf die subjektive Wahrnehmung der Arbeitssituation siehe z.B. Rollinson, Broadfield und Edwards (1998) oder George und Jones (1996) oder Martin (1998). Speziell zur sozialen Wahrnehmung siehe Fiske und Taylor (1984) oder Leyens und Codol (1988). Der Einfluß der Situation auf die soziale Wahrnehmung wurde bereits früh von Asch (1952) erforscht. Neben den Literaturhinweisen im Text finden sich zudem weitere Angaben zu spezifischen Aspekten der individuellen Wahrnehmung im dritten Kapitel.
Grundlegend für das S-O-R-Modell sind die Arbeiten von Hull (1943; 1951), in denen er eine kognitive S-- R Theorie der Motivation entwickelte: Ausgehend von einer Stimulus-Response Beziehung führt er kognitive Vorgänge wie Erwartung und Anreiz in den Motivationsprozeß ein. Die Erweiterung des S-O-R-Modells um den Aspekt der Konsequenzen findet sich in Luthans (1985, S.22f). Das in diesem Kapitel entwickelte ökonomisch-psychologische Grundmodell des Arbeitsverhaltens findet sich mit anderen Schwerpunkten z.B. bei Porter und Lawler (1968), Naylor, Pritchard und Ilgen (1980), Kanfer und Ackerman (1989) oder Katzell und Thompson (1990). Einen Überblick über diese Literatur findet sich in Kanfer (1990). In der Literatur zur Ökonomischen Psychologie werden psychologische Modelle des individuellen Verhaltens z.B. van Raaij (1981; 1986) entwickelt. Speziell zum Motivationsprozeß finden sich im vierten Kapitel weitere Literaturhinweise. Zum individuellen Lernprozeß siehe insbesondere Argyris (1982) sowie den Übersichtsbeitrag von Weiss (1990).
In der Literatur sind eine Reihe von konzeptionellen Ansätzen zur Strukturierung des individuellen Entscheidungsprozesses erarbeitet worden, siehe z.B. Mintzberg, Raisinghani und Théorêt (1976), Harrison (1987) oder Noorderhaven (1995). Der hier dargestellte ökonomische Ansatz des individuellen Entscheidungsverhaltens wurde aus diesen Arbeiten entwickelt und findet sich ausführlich in Jost (2000a). Die Einflüsse personeller Faktoren auf das Entscheidungsverhalten werden in Hambrick und Mason (1984) untersucht. Das Zusammenwirken personeller und situativer Faktoren beim Entscheidungsverhalten wird in Wright (1985) diskutiert, für experimentielle Untersuchungen zu diesem Thema siehe z.B. Bronner (1993) und die dort angegebene Literatur.
Die Modellierung des Arbeitsverhaltens orientiert sich an der Struktur und Darstellung von Entscheidungsproblemen in der entscheidungstheoretischen Literatur.
Siehe hierzu beispielsweise Laux (1997) oder Eisenführ und Weber (1999). Die Generierung von Handlungsalternativen wird insbesondere in Keeney (1992) aufgezeigt. Entscheidungsprobleme mit mehreren Zielvariablen werden ausführlich in Keeney und Raiffa (1993) behandelt. Die Generierung semantischer Zielhierarchien wird in kognitionspsychologischen Ansätzen zur Struktur mentaler Repräsentationen von Zielen diskutiert, siehe z.B. Anderson (1983) oder Pitz und Riedel (1984). Einen Überblick hierzu gibt Pfister (1991, S.83ff). Der Zusammenhang zwischen einer hierarchischen Bedürfnisstruktur und einer entsprechenden Entscheidungstheorie wird in der ökonomischen Literatur vor allem von Georgescu-Roegen (1954) gefordert. Siehe hierzu auch die Arbeit von Chipman (1971). Die Berücksichtigung der Bedürfnishierarchie von Maslow in der Nutzenfunktion wird in Kaufman (1999) dargestellt.
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Jost, PJ. (2000). Das Grundmodell des ökonomisch-psychologischen Verhaltens. In: Organisation und Motivation. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07660-5_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-07660-5_2
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Print ISBN: 978-3-409-12203-0
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