Zusammenfassung
Der amerikanische Publizist Walter Lippmann schilderte 1922, wie eine fiktive Miss Sherwin aus Gopher Prairie sich den ersten Weltkrieg ausmalte: als persönliches Duell zwischen General Joffre und Kaiser Wilhelm II. Einander bekriegende Millionenheere waren Miss Sherwin, die sich auf Zeitungsberichte verlassen mußte, buchstäblich unbegreiflich. Lippmann illustrierte damit eine Kluft zwischen faktischer und medialer Realität: Medien verantworten durch ihre Berichterstattung einen erheblichen Teil jener Vorstellungen, die sich nicht durch persönliches Erleben überprüfen und gegebenenfalls modifizieren lassen; sie bilden eine eigene Realität, von Lippmann Pseudo-Umwelt genannt, die im Verbund mit unserer „natürlichen“, faßbaren Realität Bilder in unseren Köpfen erzeugt: Wahrnehmungen, Gedanken, Ideen. Danach leben wir zwar alle in einer gemeinsamen Welt, niemand aber in derselben. Was für eine Person real ist, was sie wahr-nimmt, bleibt für eine andere fiktiv. Gemein ist beiden oft nur eins: das Erlebnis einer Medienwelt.
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Literatur
Zur Entwicklung der Forschung zum internationalen Nachrichtenfluß und der Auslandsberichterstattung siehe insbesondere Jürgen Wilke (1986).
So scheinen auch direkte Kommunikationserfahrungen — etwa untersucht an Einstellungen amerikanischer Geschäftsreisender — positive oder positivere Haltungen gegenüber anderen Ländern und Kulturen nicht generell zu fördern, ja u. U. steigern entsprechende „internationale“ Erfahrungen das Bedürfnis nach „nationaler“ Gruppenkonformität und -einbindung; vgl. Schneider 1984: 308.
Ein Übergewicht negativer Berichterstattung ist wesentlicher Diskussionspunkt im Rahmen der NWICO. Dahinter steht die Annahme, daß die Berichterstattung z. B. über Naturkatastrophen inhärent schlecht sei. Das ist im Grundsatz natürlich richtig, nicht aber absolut, denn Unglücke könnten auch, stärker als z. B. politische Konflikte, Sympathie und moralische Unterstützung hervorrufen (Ayish 1991). Solche Dimensionen werden allerdings von klassischen Unterteilungen nach guten und schlechten Nachrichten nicht erfaßt.
Vgl. hierzu Miriam Meckel in diesem Band.
Für die Zufallsauswahl der Anfangstage der Erhebungszeiträume wurde vorgegeben, sie nicht in einen Zeitraum fallen zu lassen, in dem größere politische Ereignisse (z. B. Bundestagswahlen) angesetzt waren.
Absolut lassen sich Themenschwerpunkte wohl nicht vermeiden, da in drei oder vier Wochen regelmäßig Vorgänge auftreten dürften, die durch umfangreiche Folgeberichterstattung das Nachrichtenbild beherrschen.
Als Nachrichtenbeiträge im engeren Sinne werden aber nur Formate verstanden, bei denen grundsätzlich eine thematische Varianz weitgehend vom Sender unabhängiger Inhalte vorausgesetzt werden konnten. Dazu gehören nicht: Wetterberichte, Lottozahlen und in die Sendungen integrierte Programmhinweise. Solche Meldungen blieben unberücksichtigt. Damit wurden 4.526 Nachrichtenbeiträge vollständig kodiert.
Internationales meint hier jede Meldung, in der ein anderes Land als das Senderland involviert ist.
Das heißt nicht, daß in den anderen Themen keine internationalen Ausprägungen zu fmden waren; lediglich die in der Tabelle unten aufgeführten Themen wurden aber per se als international eingeschätzt.
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Kamps, K. (1998). Nachrichtengeographie. In: Kamps, K., Meckel, M. (eds) Fernsehnachrichten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07643-8_18
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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