Politische Theorie und Forschung in Italien

Zusammenfassung

Die Grundlagen für ein empirisches Studium der Politik wurden in Italien von Mosca und Pareto gelegt. Als Datum der Entstehung der politischen Wissenschaft in Italien kann das Erscheinen der Elementi di scienza politica von Mosca (1895)¹ angesehen werden. Einige Jahre später erschien der erste — noch nicht systematisierte — Beitrag Paretos in seinem Werke Les systèmes socialistes (1903); dann widmete Pareto den letzten Teil des Trattato di sociologia generale (1916)² dem Studium des sozialen Gleichgewichts unter Berücksichtigung der Machtproblematik. Mosca und Pareto hatten beide die Tendenz, den politikwissenschaftlichen Studien den Weg einer Forschung zu weisen, die nicht von Prinzipien abgeleitet, sondern auf Beobachtung gegründet war. Sie hielten sich fern von aprioristischen Konstruktionen: Den Mythen, den Ideologien — die der eine „politische Formeln“, der andere „Derivate“ nannte — stellten sie das gründliche Studium der Geschichte, die Lehre der Erfahrung gegenüber. Die Bücher Moscas sind voll von Angriffen auf die „Dilettanten“ ; die Werke Paretos enthalten scharfe Kritik an den „Ideologen“. Der eine gab der historischen Methode im Sinne einer Entsprechung des empirischen Verfahrens in den Naturwissenschaften den Vorzug; der andere rühmte die logisch-experimentelle Methode, vor der der Mensch seine Leidenschaften ablege. Es gab jedoch einen grundlegenden Unterschied zwischen Mosca und Pareto in bezug auf die Art und Weise, in der sie den praktischen Wert der politischen Wissenschaft beurteilten.