Deutung und Auswertung der Versuchsergebnisse

Zusammenfassung

Die Versuchsergebnisse zeigen, daß die Formänderungsfestigkeit keine reine Werkstoffkenngröße ist, sondern von einer Anzahl Faktoren abhängt. Diese sind: Temperatur, Verformungsgrad, Formänderungsgeschwindigkeit, Werkstoffzusammensetzung und Gefügezustand. Wie schon erwähnt, sind in der Vergangenheit Versuche durchgeführt worden, um die Formänderungsfestigkeit einiger Werkstoffe zu bestimmen. Hierbei wurden jedoch Formänderungsgeschwindigkeitsbereiche untersucht, die oberhalb 100%/sec oder bei den sehr kleinen Formänderungsgeschwindigkeiten der Dauerstandversuche liegen. Th. Dietrich [22] konnte nachweisen, daß die Formänderungsfestigkeiten im φ-Bereich unter 10%/sec für die Warm-Verformung von Bedeutung sind. Zum Beispiel können beim Warmwalzen im Walzgut zwischen den einzelnen Gerüsten einer kontinuierlichen Walzenstraße Verformungen eintreten, weil die Formänderungsfestigkeit des Werkstoffes, durch die dort möglichen kleinen Formänderungsgeschwindigkeiten bedingt, so niedrig liegt, daß verhältnismäßig geringe Längskräfte den Fließvorgang bereits einleiten. Bisher konnte die Formänderungsfestigkeit für diesen Bereich der Formänderungsgeschwindigkeit nur durch Extrapolieren aus k _f -Werten bei größeren Formänderungsgeschwindigkeiten gewonnen werden. Die vorliegenden Versuchsergebnisse schließen diese Lücke und bringen Angaben über die Größe der Formänderungsfestigkeit bei kleinen Formänderungsgeschwindigkeiten im Vergleich zu den früher ermittelten k _f -Werten bei größeren Formänderungsgeschwindigkeiten.