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Zusammenfassung

. . . Die Reichshauptstadt ist in diesem Jahrhundert so rasch gewachsen, wie sonst nur nordamerikanische Städte; und wenn man weniger die äußere als die innere Erscheinung der Stadt, d. h. die geistige Durchschnittsphysiognomie ihrer Bewohner ins Auge faßt, so ist die Übereinstimmung fast noch größer. Stammesgemeinschaft ist immer Seelengemeinschaft; und Seelengemeinschaft ist immer Interessengemeinschaft; hier berührt sich die Politik mit den geheimsten Pfaden des Naturlebens; und auch ein Friedrich II. mochte Das empfunden haben, wenn auch vielleicht in umgekehrter Schlußfolgerung, als er sich sofort dem neuerstandenen Freistaat jenseits des Ozeans anschloß. Nordamerika ist eine niederdeutsche Siedelung nach Westen, Preußen eine solche nach Osten hin; jene ist auf friedlichem, diese auf kriegerischem Wege entstanden; beide aber verleugnen ihre gemeinsame Heimath nicht. Rastloser Geschäftsgeist charakterisirt den Anwohner der Spree wie den des Hudson; aber freilich ist eben diese Ursache auch dem Aufblühen eines selbstständigen Geisteslebens beiderseits hinderlich gewesen; Universitäten und Museen, welche man hier wie dort mit großem Eifer gründet und pflegt, erzielen ein solches noch nicht. Diese gleichmäßige Entwickelung geht bis zu Äußerlichkeiten: das Kapitol und die Bildung zu Washington ist nur eine etwas vergrößerte und vergröberte Auflage der Kirchen am Gensdarmenmarkt und der Bildung zu Berlin. Beiderseits zeigt sich ein Hasten und Jagen nach mannigfachen Bildungsergebnissen; beiderseits aber auch ein Mangel an stillem ruhigen Wachsthum von innen heraus; man treibt Raubbau an der Kultur; der praktische Sinn der Niederdeutschen geht gewissermaßen mit ihnen durch. Es ist eine falsche Anwendung hier kaufmännischer, dort staatsmännischer Grundsätze auf das geistige Leben; Fabriken und Verwaltungsbezirke lassen sich zwar von außen organisiren; Kunst- und Geisteswerke aber nur von innen. Es wäre an der Zeit, das suum cuique auch hier anzuwenden; mit Geld und mit Beamten läßt sich viel machen; aber nicht Alles.

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  • August Julius Langbehn (Von einem Deutschen), Rembrandt als Erzieher. Verlag von C. L. Hirschfeld, Leipzig 1890. 10. Aufl., S. 110–111, 147–148.

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© 1959 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Fraenkel, E. (1959). August Julius Langbehn. In: Amerika im Spiegel des deutschen politischen Denkens. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07081-8_39

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