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Zusammenfassung

In der Neuen Welt hat Engels nur einen Monat geweilt (1888) und ganz als Privatmann. Er suchte Erholung und Zerstreuung für neue Arbeit und wollte alte Freunde wiedersehen. Seine Beobachtungen stellte er an wie ein Vergnügungsreisender, der die Augen weit öffnet, manches glänzend festhält, anderes zu rasch verallgemeinert. Die amerikanischen Reisenden, mit denen er auf der City of Berlin, die ihn hinüberführte, in nähere Berührung kam, waren keineswegs Leute, die, wie er gefürchtet hatte, auf die „altfränkischen schlafmützigen Europäer“ mit Verachtung herabblickten; sie erwiesen sich vielmehr „leichter zugänglich als Engländer“. Manchmal fand er sie „etwas geradezu“. Den Eindruck, den er von Amerika empfing, hat Engels schlagwortartig in einigen Notizen festgehalten, die vielleicht ursprünglich ein Artikel werden sollten. New York fand er ganz erfüllt von der Bestimmung, künftig die „Hauptstadt der kapitalistischen Produktion“ zu sein. Auf den Straßen fiel ihm „das abgerackerte Aussehen der Leute, auch der Weiber“ auf. Sein Auge erblickte überall „Reklame, Zudringlichkeit, Croupiertypen“, und sein Ohr vernahm „schauderhafte Töne zu Wasser und zu Lande“.Alle Ästhetik erschien ihm mit Füßen getreten, sobald momentaner Profit in Betracht kam. Der Parvenü dünkte ihn hier Nationalcharakter geworden. Als das seiner Natur Fremdeste stellte er fest: „Die Amerikaner können nicht genießen“. Von den Menschen wie von den Pferden, die er erblickte, meinte er, es seien Elemente einer guten Rasse, aber noch unfertig. Noch wollte er die Amerikaner nicht als Nation gelten lassen; er unterschied fünf bis sechs nationale Typen, aber er erkannte, daß sie zusammengehalten wurden „durch die im Bürgerkrieg besiegelte Notwendigkeit des Zusammengehens und das Gefühl, daß in ihnen das Zeug zur größten Nation des zwanzigsten Jahrhunderts steckt“. In Kanada dünkte es Engels anfangs, als wäre er wieder in Europa; danach meinte er, er befände sich in einem zurückgehenden und verkommenden Lande. Der Eindruck bildete sich ihm, daß dies schläfrige Kanada eines Tages zur Annexion reif sein und daß John Bull dann Ja und Amen dazu sagen werde.

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  • Gustav Mayer, Friedrich Engels. Eine Biographie. Verlag Martinus Nijhoff, Den Haag 1934. Zweiter Band. S. 472.

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© 1959 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Fraenkel, E. (1959). Gustav Mayer. In: Amerika im Spiegel des deutschen politischen Denkens. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07081-8_35

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