Zusammenfassung
Unter den vielen Versuchen, Modelle der sozialen Schichtung in Deutschland zu entwickeln54, wollen wir auf einen der ersten zurückgreifen. Wir meinen Geigers — von ihm selbst bescheiden als »soziographischer Versuch auf statistischer Grundlage« beschriebene — Studie »Die soziale Schichtung des deutschen Volkes« aus dem Jahre 1932. Geiger entnimmt sein Zahlenmaterial der Statistik der Berufszählung von 1925 und unterzieht es einer ausgiebigen und subtilen Analyse, die drei Stufen umfaßt. Der erste Schritt besteht in einer Aufgliederung der Berufe nach ihrer ökonomischen Lage ; er stellt drei Kategorien (später differenziert er in einer »Tiefengliederung« noch weiter) heraus : eine »kapitalistische«, eine »mittlere« und eine »proletarische Lage«. Im zweiten Schritt verläßt er den ökonomischen Bereich und wendet sich dem sozialen zu, indem er die einzelnen ökonomischen Lagen mit sozialen Inhalten füllt, d. h., er beschreibt nun soziale Schichten wie »Mittelstand« oder »Proletariat«. Der dritte Schritt ist der wichtigste für den Zweck dieser Arbeit; er ist wohl auch bis heute der einzige in dieser Richtung geblieben. Geiger führt nämlich eine sozialpsychologische Kategorie ein : Mentalität. Er beschreibt sie als »geistig-seelische Disposition, ... unmittelbare Prägung des Menschen durch seine soziale Lebenswelt und die von ihr ausstrahlenden, an ihr gemachten Lebenserfahrungen«55. Soziale Schichten betrachtet er als Gruppen gemeinsamer Sozialmentalität, von denen ein jeweils eigentümliches wirtschaftliches und politisches Verhalten zu erwarten ist.
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Grümer, KW. (1970). Theodor Geigers Studie : Die soziale Schichtung des deutschen Volkes. In: Der selbständige und unselbständige Mittelstand in einer westdeutschen Kleinstadt. Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 2159. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-06964-5_3
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