Zusammenfassung
In der Einleitung zu dieser Arbeit habe ich erörtert, daß die Metrik auf dem Grenzgebiet zwischen Linguistik und Literaturwissenschaft angesiedelt ist und je nach Ansatz der einen oder anderen Seite zugeschlagen wird. Ich versuche hier, eine Mittelposition zwischen beiden Disziplinen einzunehmen und komme nun nach der Diskussion der literaturwissenschaftlichen Aspekte der Metrik zu ihren linguistischen Grundlagen. Wie z. B. Wagenknechts (1981) Trennung von Prosodie und Versifikation zeigt, ist es in der Metrik üblich, zwischen der Struktur des sprachlich-phonologischen Materials und dem Versbau zu unterscheiden. Bei diesem ganzen Komplex besteht jedoch ein großes Problem darin, zwischen beiden Seiten zu gewichten. Während die linguistisch orientierte Metrik weitgehend ohne literaturtheoretischen Rahmen arbeitet, herrscht in der vornehmlich versgeschichtlich ausgerichteten Metrik z. T. eine erschreckende Unkenntnis über den Stand der Nachbardisziplin:
Die neueren Metriker befassen sich jedoch kaum mit prosodischen Fragen; Heusler und Trier verwiesen diese Fragen in den Bereich der „Grammatik“. Orientiert man sich aber bei den Grammatikern (heute: Linguisten), so wird man auf die Sprechkunde verwiesen, und dort können prosodische Fragen (Fragen der Wortbetonungen, der Silbenzusammenfügung, der Satzintonation) auch nur nebenbei behandelt werden. Es empfiehlt sich, die älteren Poetik-Lehrbücher zu benutzen; dort wird gewöhnlich auch die Prosodik abgehandelt, und zwar so, daß ihre Funktion, ihr Stellenwert im Rahmen der Versinterpretation deutlich wird.1
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Literatur
Diese s/w-Strukturen und die Bezeichnung „Fuß“ für die Bäumchen der Grundstruktur erinnerten die Konstrukteure dieser Theorie an die traditionelle Metrik. Deshalb nannten sie ihren Ansatz „metrische” Phonologie.
cf. dazu unten die Bedingungen, die Selkirk (1980) für die phonologische Repräsentation aufstellt.
Selkirk (1984) gibt die Kategorien Fuß, prosodisches Wort und prosodische Phrase als eigenständige prosodische Konstituenten in der hierarchisch angeordneten prosodischen Konstituentenstruktur der phonologischen Repräsentation wieder auf. Diese Änderung ist u.a. darauf zurückzuführen, daß sie nicht mehr mit Baumstrukturen, sondern nur noch mit dem metrischen Gitter (cf. dazu 2.2.2) arbeitet.
Die Akzentfüße sind nicht zu verwechseln mit den Baumstrukturen in (2.8), die von LP ebenfalls Füße genannt werden.
cf. dazu auch in 2.3.1.3 die Bemerkungen zur Silbenstruktur im Deutschen.
Für die entsprechende Verhältnisse im Deutschen sei hier nochmals verwiesen auf 2.3.1.3.
Die Bezeichnungen ‘quantitäts-sensitiv’ und ‘quantitäts-insensitiv’ gehen auf Hayes (1981) zurück.
Zum Problem von Extrametrikalität cf. Hayes ( 1979a; 1979b; 1982 ).
Féry ( 1986: 22). Ihrer Meinung nach könnte bei der Repräsentation des Satzakzentes die Frage Baum oder Gitter durchaus relevant werden. Da sie aber den Satzakzent nicht näher untersucht, stellt sich diese Frage an diesem Punkt nicht.
unter ihnen Allen (1980), Aronoff (1976), Chomsky (1970), Jackendoff (1975), Siegel (1974); cf. Giegerich ( 1985: 118 ).
Das betrifft und führt z.B. zur Bildung unterschiedlicher Suffixklassen. Eine Übersicht dieser Regeln findet sich unten in 2.3.4.
Dagegen übernimmt Kiparsky (1982) auch die lexikalische Hypothese und gibt sein zyklisches Modell auf.
Selkirk (1984) nimmt als weitere prosodische Kategorie nur noch die Intonationsphrase an, die die gesamte Äußerung umfaßt.
Giegerich (1985:13); wobei M der Knoten ist, der ein ganzes Wort dominiert.
Sprachen werden gewöhnlich unterschieden in akzentmetrisierende und silbenmetrisierende. In den erstgenannten werden im Redefluß Akzente in regelmäßigen Zeitabständen erwartet, wobei Einheiten von einem Akzent bis zu dem nächst folgenden Akzent gebildet werden. In silbenmetrisierenden Sprachen wird von Silben in regelmäßigen Zeitabständen ausgegangen.
Ich denke dabei z.B. an die von ihm einzuführende Defooting-Regel,um komplexere Strukturen in einfachere zu überführen, wobei ein Teil der Komplexität erst durch Nullsilben erzeugt worden ist.
Auch in der autosegmentalen Phonologie gibt es Ansätze in dieser Richtung, etwa Kahn (1976).
Wiese (1986b) greift das Konzept der CV-Phonologie von Clements Keyser (1983) auf. Dieser Ansatz scheint mit einer einfacheren hierarchischen Struktur für die Silbe auszukommen als etwa der Vorschlag von Kiparsky (1979). In der CV-Phonologie wird eine eigenständige CV-Schicht eingeführt mit „C“ und „V” als abstrakten Positionen, denen dann Konsonanten und Vokale zugeordnet werden, jedoch nicht unbedingt in einer Eins-zu-eins-Relation. Die Silbenstruktur kann in diesem Ansatz in einem universalen Schema angegeben werden:
Diese Unterscheidung in der Silbenstruktur ist z.B. auch wichtig für Sprachen, die Moren besitzen wie etwa das Altgriechische. Die More ist eine abstrakte Eigenschaft der Silbe, die die Messung des Gewichts der Silbe übernimmt. Dabei steht eine leichte Silbe für eine More und eine schwere Silbe für zwei Moren. Die Akzentregeln dieser Sprachen berücksichtigen Moren, indem u.a. bestimmte Äquivalenzrelationen gelten. Im quantitativen Akzentsystem das klassischen Griechisch kann z.B. eine schwere Silbe durch zwei leichte Silben ersetzt werden und umgekehrt, weil die Anzahl der Moren gleich ist. Dieser Punkt ist wichtig für Metriker, die wissen müssen, ob das zugrundeliegende System ihrer metrischen Forschung Moren besitzt oder nicht. Es ist auch die Erklärung dafür, daß im Deutschen antikisierende Verse nicht so wie im klassischen Latein oder Griechisch gebildet werden können, weil das Deutsche keine Moren besitzt.
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Barsch, A. (1991). Generative Phonologie. In: Metrik, Literatur und Sprache. Konzeption Empirische Literaturwissenschaft, vol 12. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-06835-8_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-06835-8_3
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
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