Zusammenfassung
Die Naturwissenschaft und die Technik, die sich auf ihr gründet, bilden heute eine Macht ersten Ranges. Einerseits verdanken wir ihnen eine unerhöhrte Erhöhung unseres materiellen Lebensstandarts, andererseits werden gefährliche i egreßerscheinungen deutlich. Wir wissen, daß Wissenschaft das Leben auf dieser Erde in großem Maßstab gefährden und sogar auslöschen kann, dies auf mehr als eine Weise. Auch das naturwissenschaftliche Denken, dessen Wirkung bis weit in die Geisteswissenschaften hinein sichtbar wird, zeigt diese Zwiespältigkeit. Naturwissenschaft, wenn richtig betrachtet, kann ein bedeutender Bildungsfaktor sein, kann aber auch entwertend wirken, bis zur völligen Degradierung des Menschen selbst. Es kann daher kaum eine dringendere Frage geben, als die nach dem Wesen dieser Wissenschaft, und keine dringendere Aufgabe, als sie von Kanälen abzulenken, die zur Katastrophe führen. Hierin liegt Verantwortung nicht nur der angewandten Wissenschaft, sondern auch der wissenschaftlichen Forschung selbst.
Vortrag gehalten vor einem internationalen Gremium von Psychiatern in TwannlSchweiz und vor der Gesellschaft für Verantwortung in der Wissenschaft, Universität München, 1968.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Ich benutze die Formulierung eines mir bekannten Theologen.
Ethik ist nicht zu verwechseln mit den Verhaltensnormen in der Gesellschaft, die nur z. T. wirklich ethisch begründet sind. Zum Teil sind sie zum reibungslosen Zusammenleben nötig, oft nur ein consensus omnium, manchmal von oben diktiert und ausgesprochen unethisch. Ethik, die auf Gewissen beruht, muß sich oft gegen die letzteren Arten von Normen wenden, wie das auch immer wieder geschieht. Der Positivismus, der Ethik auf Verhaltensnormen reduzieren will, zerstört damit die echte Ethik.
Über die hier nur andeutungsweise angeführten Regreßerscheinungen der einseitig mechanistischen Wissenschaft vgl. das ausführlich dokumentierte Werk von F. Wagner: Die Wissenschaft und die gefährdete Welt, München 1964. Auch H. 7. Meyer,Die Technisierung der Welt, Tübingen 1961. Als Entgegnung auf die Manipulationsversuche des Erbmaterials vgl. den Sammelband: Menschenzüchtung, herausgegeben von F. Wagner,München 1969. Im Zusammenhang mit dem Inhalt dieses Kapitels sei auch auf die gründlichen Analysen von Richard Schwarz verwiesen, z. B. in: Beilage zu Das Parlament, 23. Dez. 1964 und 21. Dez. 1968, sowie die dort zitierten Schriften.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1970 Friedr. Vieweg + Sohn GmbH, Verlag, Braunschweig
About this chapter
Cite this chapter
Heitler, W. (1970). Vom Wert der Naturdinge und der Verantwortung naturwissenschaftlichen Forschens. In: Naturphilosophische Streifzüge. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-06829-7_11
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-06829-7_11
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-528-08284-0
Online ISBN: 978-3-663-06829-7
eBook Packages: Springer Book Archive