Zusammenfassung
Geschafft! Nach dem Gang durch die Zentren der großen Städte, der kurzen Umschau in Arbeits-, Einkaufs- und Wohnbereichen ist nach trockenen Exkursionen in theoretische Gefilde das letzte Kapitel erreicht, in dem Perspektiven alternativer Gestaltungs-Praxis diskutiert werden sollen. Wer freilich meint, damit in der Abteilung ‚Rezepte‘ angekommen zu sein, wird enttäuscht, da hier nur ausschnitthaft Diskussionszusammenhänge, Praxisansätze und Einschätzungsversuche vorgestellt werden können. Dabei sind keine Orientierungshilfen oder gar verbindliche Hinweise zu geben, sondern allenfalls Anregungen zu vermitteln, die aber noch eng aktuellen Ereignissen verhaftet sind, da weiterführende Perspektiven im Zusammenhang der sich entfaltenden städtischen Konflikte und sozialen Bewegungen erst langsam Konturen gewinnen.
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Literatur
F. Engels, Zur Wohnungsfrage, a. a. O., S. 260 f.; vgl. zur Kritik gegenwärtiger Zustände J. Janssen u. a., Stadtplaner und Reformgeister, a. a. O., S. 46 f.
O. Newman, Defensible Space. Crime Prevention by Urban Design, New York 1972.
H. P. Bahrdt, Humaner Städtebau, a. a. O., S. 112.
E. Goffman, Verhalten in sozialen Situationen, a. a. O., S. 136.
A. a. O., S. 137.
H. P. Bahrdt, a. a. O., S. 112.
Vgl. C. Offe, Strukturprobleme des kapitalistischen Staates, Frankfurt/Main 1972; J. Habermas, Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus, Frankfurt/Main 1973. Zu den darauf folgenden Diskussionen vgl. R. Ebbinghaus (Hg.), Bürgerlicher Staat und politische Legitimation, Frankfurt/Main 1976; zur Entwicklung der Bürgerinitiativen vgl. P. C. Mayer-Tasch, Die Bürgerinitiativbewegung, Reinbek 1976.
H. Faßbinder, Einleitung zu: M. Castells, Kampf in den Städten, Westberlin 1975, S. 24.
Zur Rückgewinnung der,Bürgernähe` werden von den großen Parteien neuerdings bis zur Ununterscheidbarkeit in Stadtteilzeitungen und -festen die Medien der Bürgerinitiativen kopiert.
Vgl. D. Hoffmann-Axthelm, Das abreißbare Klassenbewußtsein, Gießen 1975.
Zu den oft diskutierten Bornierungen und Widersprüchlichkeiten der Bürgerinitiativen vgl. C. Offe, a. a. O., S. 161f.
Zu dieser wesentlich durch italienische Einflüsse gekennzeichneten Entwicklung vgl. A. Rossi, Die Architektur der Stadt, Düsseldorf 1973. Zur Diskussion vgl. Projektgruppe Lehrbauspiele: Architektur als politisches Medium, in: Arch +, Heft 30/1976.
Zur „Gebrauchswertillusion im Architektenbewußtsein“ vgl. R. Faßbinder, Der Architekt — Berufsbild und Berufsrealität, in: Arch +, Heft 17/1974; vgl. auch K. Brake (Hg.), Architektur und Kapitalverwertung. Veränderungstendenzen in Beruf und Ausbildung von Architekten in der BRD, Frankfurt/Main 1973.
So rangierte bei einer Meinungsumfrage 1977 der Architekt als „Traummann“ bei den Frauen an 2. Stelle, gleich hinter dem Arzt, als Traumberuf bei den Männern immerhin noch an 7. Stelle; vgl. Der Stern, Heft 22/1977, S. 186.
Zur Berufsentwicklung vgl. G. Hübener u. a., Der lohnabhängige Architekt, Westberlin 1973.
Vgl. z. B. G. Hübener u. a., S. 9.
Dabei wird versucht, den aktuellen populistischen Strömungen durch klare politische Orientierung eine,Linkskurve zu geben, um ihre methodische Beliebigkeit aufzuheben, die von A. Tzonis und L. Lefaivre folgendermaßen charakterisiert wird: „Das von den Populisten selbst erklärte Ziel soll eine Veränderung im Architektenberuf im Hinblick auf die stets wachsenden sozialen Fragen bringen. Sie wollen die auf visuellen und funktionellen Regeln beruhende Architekturpraxis beiseitelegen zugunsten einer auf die Bedürfnisse des Benutzers konzentrierten Bemühung. Für die Populisten soll der Benutzer der Mentor, wenn nicht der Meister des Entwurfsvorganges werden. Gleichgültig, ob ein Exponent der populistischen Architektur die unintellektuelle und populäre Ausdrucksweise der Vergnügungsstraße befürwortet oder die Teilnahme des Benutzers und die Selbsthilfe in den Slums, in allen Fällen verlangt er, daß der Ent-wurfsvorgang im Namen des Volkes verlaufen müsse.“ A. Tzonis, L. Lefaivre, Im Namen des Volkes. Die Entwicklung der heutigen Bewegung in der Architektur, in: Bauwelt, Heft 1/1975; vgl. dazu M. Müller, Architektur als ästhetische Form oder ästhetische Form als lebenspraktische Architektur? in: W. M. Lüdke (Hg.),,Theorie der Avantgarde’, Antworten auf Peter Bürgers Bestimmung von Kunst und bürgerlicher Gesellschaft, Frankfurt/Main 1976; historische Hinweise gibt O. Uhl, Demokratisierte Ästhetik, in: R. Dirisamer u. a., Marginalien zur Kunstpädagogik, Wien 1976.
Vgl. Die kooperierenden Lehrstühle für Planung an der RWTH Aachen (Hg.), Sozialorientierte Stadterhaltung als historischer Prozeß, Köln 1976; zum politisch-kulturellen Hintergrund der oft als beispielhaft vorgestellten Entwicklung in italienischen Städten, vgl. M. Jaeggi, Das rote Bologna, Zürich 1976.
Vgl. J. Boström, R. Günther (Hg.), Arbeiterinitiativen im Ruhrgebiet, Westberlin 1976; vgl. auch das Kapitel,Handlungsperspektiven` in: M. Andritzky u. a. (Hg.), Labyrinth Stadt, Köln 1975.
Vgl. B. Brunnert u. a., Die Dürrlewanger. Mieterbewegung in städtischen Modernisierungsgebieten, Westberlin 1976; Betroffene des Märkischen Viertels, Wohnste sozial, haste die Qual, Reinbek 1975.
Projektgruppe Lehrbauspiele, a. a. O., S. 12: „Die Produktion gesellschaftlich bedeutsamer Architektur muß erst die Produktion ihrer Bedingungen sein — und das meint die Veränderung des Produktionsprozesses selbst. Verändertes Architekturverständnis ist also nur dann wirksam, wenn mit ihm gebrauchbare Formen vorgeschlagen werden, die im Aneignungsprozeß durch die Bewohner von Nutzen sind.“ — Ein politisierter Funktionalismus? Er hat (Architektur-)Geschichte: von William Morris über Hannes Meyer bis heute. Daran erinnert auch J. Posener, Eine Architektur für das Glück? Plädoyer für eine utopische Architektur heute, in: Arch +, Heft 33/1977, S. 41 f., und warnt zugleich: „Wer sich hier nicht einer Utopie verschreiben will, die mit beiden Beinen in der Luft schwebt, muß sich die Gesellschaft ansehen, wie sie ist, er muß nach den Vorstellungen fragen, die ihre Bürger sich vom Glück machen, er muß mit ihnen cooperieren.”
Projektgruppe Lehrbauspiele, a. a. O., S. 5.
Vgl. die Berichte der Projektgruppe Lehrbauspiele, a. a. O., und das von ihr herausgegebene Stadtlesebuch, Ausstellungskatalog Schloß Morsbroich, Leverkusen 1977; als Kontrast vgl. das Stadtmalbuch von H. Schmitt-Brummer, A. Schulz, Köln 1975.
J. Hâlfmann u. a., Heimat kaputt. Kreative Formen der Selbsthilfe zur Verbesserung des städtischen Wohnmilieus, Berlin 1975. Zur Kritik daran und zu weiterführenden Ansätzen vgl. S. Epp u. a., Bürger planen selbst! in: Arch +, Heft 29/1976 und Heft 33/1977
Vgl. z. B. K. Baumann u. a., Stadtplanung im Unterricht, Köln 1974; zu entsprechenden Volkshochschulprogrammen der Stadt Frankfurt/Main vgl. E. Mühlich u.a., Zur öffentlichen Planung mit Alternativen, in: Stadtbauwelt, Heft 47/1975.
Vgl. B. Brunnert, u. a., a. a. O.
Vgl. den Bericht Bürger-Beratung mit dem Bürger im Rücken,in: Beratende Ingenieure, Heft 5/1977.
H. H. Holz, Vom Kunstwerk zur Ware, Neuwied und Berlin 1972; vgl. auch K. O. Werckmeister, Ende der Ästhetik? Frankfurt/Main 1971; R. Bubner, Über einige Bedingungen gegenwärtiger Ästhetik, in: Neue Hefte für Philosophie, Heft 5/1973.
Die von M. Horkheimer und T. W. Adorno dazu entwickelten Argumentationen blieben nicht davor bewahrt, über wortreiche Feuilletonisten selbst Teil der kritisierten Kulturindustrie zu werden.
J. Habermas, Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus, a. a. O., S. 110. Dort heißt es weiter: „Allein die (gegenüber kunstexternen Verwendungsansprüchen) autonom gewordene Kunst hat komplementär Auffangstellungen für die Opfer der bürgerlichen Rationalisierung bezogen. Die bürgerliche Kunst ist zum Reservat für eine, sei es auch nur virtuelle, Befriedigung jener Bedürfnisse geworden, die im materiellen Lebensprozeß der bürgerlichen Gesellschaft gleichsam illegal geworden sind.“ Vgl. auch H. Marcuse, Konterrevolution und Revolte, Frankfurt/Main 1973, und ders., Die Permanenz der Kunst. Wider eine bestimmte marxistische Ästhetik, München 1977.
Als Kontrast zu den neuerdings von Marcuse verteidigten Positionen vgl. ders., Versuch über die Befreiung, Frankfurt/Main 1969.
P. Gorsen, Transformierte Alltäglichkeit oder Transzendenz der Kunst?, in: P. Bruckner u. a., a. a. O., S. 139.
Vgl. z. B. die Schriften über den Realismus, Gesammelte Werke 19, Frankfurt/Main 1968. Beziehungsreich heißt es da, S. 333, über die,Volkstümlichkeit` der Dichtung: „Das Volk, das die Dichter, einige davon, als seine Sprechwerkzeuge benutzt, verlangt, daß ihm aufs Maul geschaut wird, aber nicht, daII ihm nach dem Maul gesprochen wird“ — eine klare Absage an platte Populismen, die sich mit artifiziellem Gebrauch der abgelauschten Alltagssprache begnügen, wie dies im Bereich der Architektur R. Venturi nahelegt.
Vgl. W. Benjamin, Der Autor als Produzent, in: Versuche über Brecht, Frankfurt/Main 1971. Auf diesen Aufsatz bezieht sich auch G. Kohlmaier, Über die Funktion des Architekten, eine Rechnung mit dem Hauswirt zu machen, in: Theorie und Praxis, Heft 2/1969, und führt aus: „Die Notwendigkeit, für die Agitation eine konkrete Analyse der über Architektur vermittelten Zwänge zu erstellen, hebt die gängige Arbeitsteilung auf und produziert eine Situation, die sie (die Architekten) auf Zusammenarbeit mit Mietern einübt. Ohne eigentlichen Zusammenhang mit diesen, bleibt jedoch die politische Tendenz populistisch. Die Funktion des Architekten, der Arbeiterklasse die architektonischen Produktionsmittel aneignen zu helfen, setzt eine Vermittlungsform voraus, die seine Analysen der breiten Masse der Arbeiter zugänglich macht. Voraussetzung dazu ist, daß er sich als zur Arbeiterklasse zugehörig erkennt und sich in der aus ihr sich bildenden Partei organisiert.“ 1969!
Vgl. S. Tretjakow, Die Arbeit des Schriftstellers. Aufsätze, Reportagen, Portraits, Reinbek 1972.
P. Gorsen, a. a. O., S. 142.
Im Rückblick auf die Hoch-Zeit der Studentenbewegung vgl. F. Böckelmann, H. Nagel, Subversive Aktion, Frankfurt/Main 1976.
H. Lefèbvre, Das Alltagsleben in der modernen Welt, Frankfurt/Main 1972, S. 275 f.
P. Gorsen, a. a. O., S. 149.
A. a. O., S. 146 f.
Vgl. D. Hoffmann-Axthelm, a. a. O.
So wurden in verschiedenen Städten der BRD und auch in Westberlin, insbesondere während der Jugendzentrums-Bewegung, nach anfangs heftigen Auseinandersetzungen von den Stadtverwaltungen leerstehende Gebäude Jugendlichen zur Selbstverwaltung überlassen. Zur Umnutzung einer Schokoladenfabrik vgl. Bürgerinitiative südliche Altstadt (Köln), Stollwerck, in: Arch +, Heft 33/1977.
Zur inzwischen anwachsenden Literatur über Arbeiterinitiativen, das Leben und die Kämpfe in Arbeitersiedlungen des Ruhrgebiets vgl. G. Boström, R. Günter (Hg.), a. a. O.
Vgl. dazu die Schilderung der Architektur-Rezeption als „simultaner Kollektivrezeption“ bei W. Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, a. a. 0., S. 38 f.; unter anderem Aspekt vgl. den,funktionalistischen` Ästhetik-Begriff bei J. Mukarovsky, Kapitel aus der Ästhetik, Frankfurt/Main 1974.
Vgl. z. B. die niedere Stellung der Architektur in der Hierarchie der Künste bei G. W. F. Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik II, Frankfurt/Main 1970.
Vgl. dazu die kommentierten Bilderserien und Artikel in: L. Wawrzyn, D. Kramer, Wohnen darf nicht länger Ware sein, Darmstadt und Neuwied 1974. Vgl. auch R. Günter, Fotografie als Waffe, Westberlin 1977; Mediengruppe Köln (Hg.), Medienhandbuch, Frankfurt/Main 1976.
Vgl. J. Boström, R. Günter (Hg.), a. a. O., S. 7; Projektgruppe Lehrbauspiele, a.a.O.
Vgl. die zunehmende Bedeutung von Wandzeitungen in den Stadtteilen, für die selbst von Hausbesitzern Fassadenflächen zur regelmäßigen Nutzung überlassen werden.
Als brauchbare Beispiele vgl. R. Günter, R. Hasse, Handbuch für Bürgerinitiativen, Westberlin 1976; W. Baufeldt, u. a., Mietrecht für Mieter. Juristische Ratschläge zur Selbsthilfe, Hamburg 1976.
Zur Arbeit in Bürger-und Mieterinitiativen vgl. z. B. die in Arch +, Heft 31/1976 angegebenen Filme zur Wohnungsfrage; zur Arbeit mit Video-Protokollen vgl. S. 11 f. in demselben Heft.
Vgl. z. B. Kölner Volksblatt, Ruhr Volksblatt, Klenkes Aachen, Blatt in München, Stadtzeitung für Freiburg u. v. a. m.; ein Erfahrungsbericht: Autorengruppe ‚Märkische Viertel Zeitung’, Stadtteilzeitung. Dokumente und Analysen zur Stadtteilarbeit, Reinbek 1974.
Die,Öffentlichkeitsarbeit` über Regionalprogramme haben viele Initiativen als wichtigen Bestandteil ihrer Arbeit erkannt. Zur Bedeutung einer Fernsehdiskussion vgl. J. Boström, R. Günter, a. a. 0., S. 31.
R. Günter, E. Hasse, a. a. 0., S. 27 f.
J. Boström, R. Günter, a. a. 0., S. 7. Leicht verführen begeisternd—begeisterte Programme und Berichte bei dieser quer durch verschiedene Tätigkeitsbereiche und Berufe verlaufenden Diskussion dazu, daß Rollendifferenzen und Unterschiede der Reproduktionsbedingungen etwa zwischen Wissenschaftlern, Literaten und praktizierenden Architekten in den Hintergrund geraten.
J. Günter u. a., Gemeinsames Lernen in der Arbeiterinitiative, Arch +, Heft 33, S. 13.
Vgl. F. Wagener (Hg.), Regierbarkeit? Dezentralisation? Entstaatlichung?, Bonn 1976.
Vgl. C. Thürmer-Rohr, Zur vermeintlichen und tatsächlichen Bedeutung von Milieu, in: Arch +, Heft 23/1974.
Vgl. C. W. Müller, P. Nimmermann, Stadtplanung und Gemeinwesenarbeit, München 1971; C. Thürmer-Rohr, Stadtteilarbeit und Sozialpädagogik, in: Arch +, Heft 31/1976.
H. Faßbinder, Bürgerinitiativen und Planungsbeteiligung, in: Kursbuch 27, Berlin 1972, S. 77.
Vgl. Planungsgruppe dt. 8, Sich einmischen oder mitmischen, in: Bauwelt, Heft 10/ 1977.
Zur aktuellen Rechtsentwicklung vgl. S. Cobler, Die Gefahr geht von den Menschen aus, Berlin 1976
Zur Organisationsanalyse von bürgerlicher und proletarischer Öffentlichkeit vgl. O. Negt, A. Kluge, a. a. O.
Über das Leben in Arbeitersiedlungen berichtet J. Günter, u. a., a. a. O.
A. Schwab, a. a. O., S. 153 f.
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Durth, W. (1977). Alltagspraxis: Aneignung der Stadtgestalt. In: Die Inszenierung der Alltagswelt. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-06819-8_5
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