Zusammenfassung
Bei der Betrachtung des Zusammenhanges von Jugend und Medien in Deutschland müssen wir seit dem letzten Jahr zu den bislang schon notwendigen Unterscheidungen von Schicht, Geschlecht, Alter usw. eine weitere hinzufügen, nämlich die des historischen Hintergrundes. Beide deutsche Staaten hatten einen ungleichen Zugang und Umgang mit Medien. Die Differenzen bezogen sich auf die verschiedensten Bereiche. Schon die technische Entwicklung verlief so anders, daß beispielsweise das Farbfernsehen in der DDR eingeführt wurde, als in der BRD bereits Videorekorder zu kaufen waren, die es wiederum in der DDR erstmals im größeren Umfang im Herbst 1989, am Anfang vom Ende, gab. Auch die Funktionalität der Medien für Jugendliche war sehr unterschiedlich. Das Fernsehen und auch der Hörfunk in der DDR hatten die Funktion eines Fensters nach außen, nach dem Westen, mit Orientierung nach innen. Eine solche Funktion hatte in der BRD in den fünfziger und bis Mitte der sechziger Jahre z.T. das Kino, Radio Luxemburg und die Besatzungssender der Alliierten. Seitdem jedoch sind die auditiven und die audiovisuellen Medien mehr und mehr zum integralen Bestandteil jugendlichen Lebens und jugendlicher Kultur geworden, akzeptiert und mit jeder hinzukommenden Technik in den Alltag mit eingebettet. Allein die ständige Zunahme an technischen Medien, beginnend mit dem Transistorradio bis zum Computerspiel in der Hosentasche hat den Jugendlichen im Westen abverlangt, daß sie sich entweder unter den Medien begraben lassen oder sich arrangieren. Das gewählte Arrangement heißt, die Medien nicht in der Zeitleiste nebeneinander zu legen, da sonst das Budget zu schnell erschöpft ist, sondern sie übereinander zu lagern, Formen der parallelen Nutzung mehrerer Medien zu finden.
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Anmerkungen
Dies gilt auch und insbesondere für die mit großem Aufwand startende Untersuchung von ARD und ZDF, die noch weniger als die Studie von 1983 in der Lage sein wird, Aussagen über die Qualität der Mediennutzung zu machen und so Antwort auf die relevante Frage der Verarbeitung von Medien zu geben.
Die Untersuchung wird im Laufe des Jahres 1991 in der Schriftenreihe der Landesmedienanstalten erscheinen. Sie hat nichts gemein mit den Unterstellungen der Fernsehsendung Report, die besagten, daß Heavy-Metal-Videoclips zu Gewalt aufrufen und diese auch evozieren. Sie hat auch nichts zu tun mit den verschiedenenwissenschaftlichen’ Versuchen, diese und ähnliche Behauptungen abzusichern. Im übrigen haben solche Forschungen auch nichts mit dem Inhaltskomplex,Jugend und Medien’, sondern mit der vielseitigen Verwendbarkeit von Sozialwissenschaften und -wissenschaftlern zu tun.
Die Synonyme für diese Spiele sind vielfältig; Computer-, Tèle-, und Videospiele bezeichnen alle ein Spiel, meist ein Geschicklichkeitsspiel, das programmiert wurde und über einen Chip oder ein anderes Speichermedium auf einen Bildschirm gebracht und durch äußeren Einfluß per Tastatur oder Joy-Stick nachvollzogen werden kann (vgl. Schorb 1984).
Vergleiche hierzu die jüngste Auseinandersetzung zwischen Lukesch und Theunert (JFF 1991) über die Meßbarkeit der Medienwirkungen, die Dignität quantitativen und qualitativen Forschens und deren Sinn.
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© 1991 Leske + Budrich, Opladen
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Schorb, B., Stiehler, HJ. (1991). Fern und doch nah Alte Erfahrungen und neue Einsichten. In: Schorb, B., Stiehler, HJ. (eds) Neue Lebenswelt — neue Medienwelt?. Schriftenreihe des Institut Jugend Film Fernsehen, vol 13. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-06741-2_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-06741-2_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-0940-1
Online ISBN: 978-3-663-06741-2
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