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Der Jugendliche als Werk seiner selbst

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Entwicklungspsychologie des Jugendalters
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Zusammenfassung

In diesem dritten Teil wird es darum gehen, nach der Konzentration auf die inneren, universalen Entwicklungstendenzen beim Übergang von der Kindheit ins Jugendalter und nach der Beschreibung der historischen Bestimmungsgrößen jugendlichen Daseins die individuelle Bewältigung dieser Lebensphase durch die Jugendlichen selber zu untersuchen. Der angesichts biologisch-psychologischer und kontextueller Vorgaben handelnde Jugendliche tritt hier in den Mittelpunkt. Damit gehen die Teile 1 und 2 systematisch in das im folgenden zu entwerfende Modell der Entwicklung im Jugendalter ein. Die alltäglichen Bewältigungsprozesse und die Vielfalt der Entwicklungsprozesse werden jeweils auf dem Hintergrund der internen und externen Vorgaben der Humanentwicklung beschrieben. In Anlehnung an Pestalozzi könnte man hier also davon sprechen, daß der Jugendliche (auch) Werk seiner selbst ist (Pestalozzi, 1871).

„Du (Adam), durch keine Beschränkung eingeengt, sollst dein Wesen bilden nach deinem freien Ermessen; denn in diese Hand habe ich dich gegeben. Ich habe dich in die Mitte der Welt gestellt, damit du Ausschau hältst nach dem, was dir in der Welt besonders entspricht. Wir haben dich nicht himmlisch und nicht irdisch, nicht sterblich und nicht unsterblich gemacht, damit du dir diejenige Gestalt schaffst, die du möchtest, gewissermaßen als freier und edler Bildner und Schöpfer deiner selbst… Ihm, dem Menschen, ist gegeben zu haben, was er wünscht, und zu sein, was er will!“

Pico della Mirandola (1486)

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Literatur

  1. Knollmayer (1969) kommt in ihrer Untersuchung zum Schluß, daß auch bei einem sonst negativen Konzept des eigenen Aussehens die Augen noch am häufigsten als schön bzw. schöner als bei anderen eingeschätzt werden. „Die Augen bilden das Refugium für eine positive Selbstbewertung“(S. 469).

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  2. Die Varianzaufklärung bei der „wahrgenommenen sozialen Anerkennung“liegt bei diesen Extremgruppen um die 20%. Die problematische soziale Anerkennung (soziometrische Indikatoren) wird von den Schülern also auch wahrgenommen.

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  3. Bei Mädchen ist immer der Sachverhalt aussagekräftiger, ob sie zur Zeit einen festen Freund haben, für Jungen trifft dies für die Frage nach früheren Freundschaften zu. Hier korreliert das Aussehen bei Mädchen mit r =.26 mit einer „derzeitigen Freundschaft“und.10 mit früheren Freundschaften. Bei Jungen sind die entsprechenden Korrelationen.10 und.22.

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  4. Übersetzung durch Alsaker. Zur Validität des Indikators s. Fend (1994b, S. 115f.). Die Validität der Selbst-Angaben über den körperlichen Entwicklungsstand wird auch in der Literatur bestätigt (Graber, 1992; Graber et al., 1996; Miller, Tucker, Pasch & Eccles, o J.).

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  5. Verschiedene Autoren gelangen hier immer zu unterschiedlichen Zahlen, die nicht zuletzt mit der Erhebungsmethode und den unterschiedlichen Samples zusammenhängen. Während die großen Linien in verschiedenen Studien übereinstimmen, variieren die konkreten Prozentsätze von sexuellen Erfahrungsgraden oft beträchtlich (s. Neubauer, 1990).

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  6. Erklärungsbedürftig wäre vor allem, warum in Österreich und Deutschland Ost die Mädchen jeweils mehr Erfahrung haben, in Deutschland West aber die Jungen.

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  7. Die Forschung operiert hier mit sehr unterschiedlichen Zahlen. Bei Neubauer haben aber etwa 79% der Jugendlichen Koituserfahrungen bis zum 17. Lebensjahr erreicht, so daß rund 30% ihr Ziel nicht erreichten. Hier handelt es sich um Selbstangaben in einem methodisch nicht auf Repräsentativität prüfbaren Sample. Die Zahlen von Neubauer (s. seine Dikussion in Neubauer, 1990.S. 64f.) sind sehr hoch, deutlich höher etwa als jene von Schmid-Tannwald (1983) und von Schmidt et al. (Schmidt et al., 1992). Auch die Schweizer Daten Hegen viel niedriger. Die Daten, die Brooks-Gunn und Paikoff berichten, belegen für die 15jährigen gar nur bei ca. 10% Koituserfahrungen (Brooks-Gunn & Paikoff, 1997, S. 197). Eine große Schweizer Studie wurde 1971/72 im Rahmen der Pädagogischen Rekrutenprüfungen bei ca. 2800 männlichen, diensttauglichen Jugendlichen Schweizer Nationalität im Alter zwischen 18 und 22 Jahren durchgeführt (Meili, 1977; Meili & Widmer, 1976). Dabei haben 12% aller Jugendlichen Koituserfahrungen bis zum 15. Lebensjahr berichtet. Zwischen 16 und 17 kamen 29% dazu. Der größte Zuwachs ergab sich vom 18. bis zum 19. Lebensjahr (49%). 10% erlebten dies später (Meili & Widmer, 1976, S. 74). Für eine zusammenfassende Darstellung der Initiation sexueller Aktivitäten siehe Meili (1977, S. 50). inen Überblick zu theoretischen Modellen gibt Rodgers (1996)

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  8. Dies wird auch von amerikanischen Studien bestätigt, die zudem gefunden haben, daß Frühsexualität verbunden ist mit Präferenzen für harte Rockmusik und Tendenz zum Risikoverhalten im Straßenverkehr (Ketterlinus, Nitz & Lamb, 1990). Ferner besteht für frühsexuell aktive Jugendliche eine größere Gefährdung, die Schule früh zu verlassen, schlechte Schulleistungen zu zeigen und normabweichendes Verhalten in der Schule und außerhalb zu praktizieren.

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  9. In den eigenen Studien haben sich interessante Parallelen diesen Ergebnissen gefunden. So war die Problembelastung der Mädchen im depressiven Sinne weit stärker durch innerfamiliäre Verhältnisse vorherzusagen als bei Jungen (Fend & Richter, 1991).

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  10. S. auch das Projekt in dem sich gezeigt hat, daß depressive Mädchen Schwierigkeiten haben, autonom zu werden, deviante Jungen dagegen Probleme zeigten, Beziehungen aufrecht zu halten (Allen, Hauser, Eickholdt, Bell & O’Connor, 1994).

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  11. Für diese Altersphase bieten neben dem symbolischen Interaktionismus die Persönlichkeitstheorien von Adler (1973) und Dreikurs (1982) sowie deren pädagogische Umsetzung in Handlungsmöglichkeiten durch Spiel (1947) und Simon (1950) immer noch wertvolle pädagogische Anregungen.

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  12. Im Jahre 1983 wurde das Heidelberger Manifest, eine Denkschrift von Heidelberger Professoren gegen die Unterwanderung der Deutschen durch Ausländer, veröffentlicht. Es begann mit den Worten: „Mit großer Sorge beobachten wir die Unterwanderung des deutschen Volkes durch Zuzug von vielen Millionen von Ausländern und ihren Familien, die Überfremdung unserer Sprache, unserer Kultur und unseres Volkstums… Deshalb rufen wir zur Gründung eines parteipolitisch und ideologisch unabhängigen Bundes auf, dessen Aufgabe die Erhaltung des deutschen Volkes… ist… Die jetzt praktizierte Ausländerpolitik, welche die Entwicklung zu einer multirassischen Gesellschaft fördert, widerspricht dem Grundgesetz, das alle Deutschen der Bundesrepublik zur Bewahrung und Verteidigung der Lebensrechte unseres Volkes verpflichtet… Die Rückkehr der Ausländer in ihre angestammte Heimat wird für die Bundesrepublik Deutschland als eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt nicht nur gesellschaftliche, sondern auch ökologische Entlastung bringen.“

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  13. G.H. Mead (1934) sprach hier vom „Me“.

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  14. Schon W. Stern sprach von der Dialektik des „handelnden Ich“und dem das Ich spiegelnden „Bewußtsein“des Ich. G. H. Mead sprach vom „I“, eine Bezeichnung, die auch Dämon & Hart (1982) übernommen haben. Es muß also so etwas geben wie ein alles zusammenhaltendes „Ich“, an dessen Stabilität der heranwachsende Mensch arbeiten muß, und das dann auch gefährdet sein kann.

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Fend, H. (2001). Der Jugendliche als Werk seiner selbst. In: Entwicklungspsychologie des Jugendalters. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-06721-4_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-06721-4_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8252-8190-8

  • Online ISBN: 978-3-663-06721-4

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