Zusammenfassung
Unter einer „politischen Generation“ sei eine Altersgruppe verstanden, deren politische Orientierungen vor allem während ihrer Jugendzeit unter dem Einfluß derselben politischen Ereignisse geformt wurde oder, mit den Worten Mannheims (1928: 175), „eine besondere Art der gleichen Lagerung verwandter ‚Jahrgänge‘ im historischsozialen Raume“1.
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Anmerkungen Teil II
Ähnlich Samuels (1977: 1); Lauffer/Bengston (1974). Eine wichtige Rolle spielt dieser Begriff in der modernen Wahlforschung (vgl. Converse, 1977).
Rosenmayr (1976: 215) interpretiert m. E. Karl Mannheim falsch, wenn er meint, dieser habe den Begriff „Generationseinheiten“ gebraucht, um innerhalb einer politischen Generation zu differenzieren. Sofern ich den Text von Karl Mannheim, der öfter zitiert als gelesen wird, richtig verstehe, sind für ihn „Generationseinheiten“ die jeweils unterschiedlichen politischen Generationen.
Mit dem Konzept der politischen Generationen hat Vatikiotis (1978) das politische Denken und Handeln des verstorbenen ägyptischen Staatspräsidenten Nasser höchst erfolgreich erklären können.
Rund die Hälfte der Delegierten des Zweiten Parteikongresses der Russischen Sozialdemokrati — schen Partei, der im Jahre 1903 stattfand, waren Juden (Sachar, 1977: 68).
Später behauptete Ben-Gurion, schon wenige Stunden nach seiner Ankunft die Geduld mit dem „abstrakten sinnlosen Geschwätz der Ideologen verloren zu haben“ (Elon, 1972: 141). So erinnerte er sich, daß er „kurze Zeit nach seiner Landung in eine Arbeiterkneipe in Jaffo auf einen Drink gegangen war. Ein Kamerad verwickelte ihn in eine Debatte über den ‚historischen marxistischen Determinismus‘. Ich dachte, er habe den Verstand verloren ... Hier bin ich endlich im Land Israel angelangt, und er versucht, mir den Kopf mit ‚historischem Determinismus‘ zu verdrehen.“ — Hierbei scheint Ben-Gurion die Geschichte, wenigstens in ihrer zeitlichen Abfolge, etwas umschreiben zu wollen, denn zunächst gehörte er selbst zu den Führern des radikalen Flügels der Poale Zion.
Daher ist es auch falsch, die Einwanderer der zweiten und dritten Alija wie Meier-Cronemeyer (1969: 11), als „anarachistisch“ zu bezeichnen. Lediglich die Männer und Frauen des Hashomer Hazair, die mit der dritten Alija ins Land kamen, könnte man so charakterisieren.
An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner Kollegin Marlene Hiller von der Universität des Saarlandes bedanken, die mir wertvolle Hinweise auf die russische Entwicklung gah.
Mit der zweiten Alija kamen rund 35.000 Juden nach Israel, aber die Zahl der Rückwanderer war nicht unerheblich. Gorni (1970: 205ff.) vertritt und belegt die These, daß im Jahre 1918 nur noch 6.000 Mitglieder der zweiten Alija im Lande lebten. Mit der dritten Alija kamen circa 35.000 Menschen nach Israel. Auch Evan-Shoshan (Bd. 1: 430) weist darauf hin, daß die dritte Alija zahlenmäßig die zweite zu diesem Zeitpunkt überwog.
An dieser Aussage ändert auch nichts die Tatsache, daß Weizman nicht in der Revisionistischen Tradition aufgewachsen ist. Sein Onkel, der Allgemeine Zionist Haim Weizmann, Israels erster Staatspräsident, repräsentierte den angelsächsisch-jüdischen Gentleman, der Weizman mit Sicherheit auch nicht ist.
Bereits nach dem Ersten Weltkrieg trafen in Palästina orientalische Juden, überwiegend aus dem Jemen, ein, aber bis 1945 waren es nicht mehr als rund 17.000 (Eliav, 1976: 299). Diese Einwanderer hatten mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen, die nicht zuletzt auf die mangelnde Unterstützung der älter Eingesessenen zurückzuführen waren (vgl. a.a.O.: 299ff.; EvenShoshan, Bd. 1: 221ff.).
Für die Jahre 1948 und 1949 gibt es keine ähnlich detaillierten berufsspezifischen Angaben. Andernfalls wären sie vom Statistischen Zentralamt Israels in dieser Untersuchung enthalten.
Es ist beachtenswert, wie stark der Einfluß der Christen in der Frühphase der arabischen Nationalbewegung war. Da auch in Israel die Christen eine arabisch-nationalistische Vorreiterrolle spielten, könnte man die allgemeine These ableiten, daß in der Frühphase des arabischen Nationalismus dieser Gruppe eine besondere Bedeutung zukommt (vgl. zur arabischen Nationalbewegung ausführlich Haim, 1976). Auch radikale Palästinenser-Führer der Gegenwart wie George Habasch und Naef Hawatmah sind Christen.
Es ist keineswegs gesagt, daß, wie Ansprenger (1978) meint, unbedingt eine binationale Lösung optimal wäre. Abgesehen davon, daß diese Idee schon etwas verstaubt ist, hat sie bislang weder Juden noch Araber überzeugt. Doch wir beschäftigen uns hier mehr mit der Analyse und möglichen, künftigen Entwicklungen als mit der Erarbeitung von politischen „Rezepten“, für deren Erstellung ohnehin eine solide Analyse die Voraussetzung ist.
Gerade weil eben die israelischen Araber u. a. durch Radio und Fernsehen auch den gesamtarabischen Strömungen ausgesetzt sind, ist es nicht nur politisch, sondern auch politikwissenschaftlich unmöglich, das Problem der israelischen Araber, wie Ansprenger (1978) es möchte, „innenpolitisch“ zu lösen.
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Wolffsohn, M. (1983). Der Einfluß unterschiedlicher politischer Generationen auf die organisatorische und ideologische Entwicklung. In: Politik in Israel. Schriften des Deutschen Orient-Instituts. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05763-5_3
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