Zusammenfassung
Mit den im vorangegangenen Kapitel gemachten Ausfiihrungen, die auch die aktuelle Diskussionslage bereits ansprachen, sind wir in die unmittelbare Nähe zu Nietzsche geraten. Die meisten modernen Kulturpessimisten, wie beispielsweise die “Dekonstruktivisten”, sehen in ihm ja ihren Ahnherrn. Das Interesse an dieser philosophischen Sphinx ist jedoch auch auf seiten der Weber-Diskussion erwacht. Nietzsche hatte dort in den letzten Jahrzehnten eine im Hintergrund lauernde Position eingenommen — als der große Unbekannte, der, anziehend und abstoßend zugleich, für eine nie zuvor dagewesene Spannung und insofern auch für Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Wolfgang J. Mommsen und Raymond Aron hatten schon 1964 für erhebliche Irritation gesorgt, als sie ihn mit Weber zusammen erwähnten. Doch kommt Wilhelm Hennis das Verdienst zu, mit seinem vielbeachteten Vortrag über “Die Spuren Nietzsches im Werk Max Webers” aus dem Jahre 1985 in diese Diskussion neue Brisanz gebracht zu haben.1 Seit dieser Veröffentlichung kann eine ernst zu nehmende Weberauslegung an Nietzsche nicht mehr vorbeigehen. Hennis vertritt die These, Weber sei primär ethisch motiviert, sein ganzes Werk stehe unter dem Leitgedanken, wie sich in der Moderne “Persönlichkeit” noch herausbilden und entfalten könne. Da Nietzsche seine Persönlichkeitslehre am Leitgedanken einer “Genealogie” der herkömmlichen ethischen Verkrüppelungen des Menschen entwickelte, die zeitgenössische Philosophie, innerhalb derer Weber sich bewegte, die Konstitution der “Persönlichkeit” auf die wiederentdeckte “praktische Vernunft” zurückzubinden suchte, ist die von Hennis eingenommene Position eingehender zu betrachten.
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Literatur
W. Hennis: “Die Spuren Nietzsches im Werk Max Webers”, in Max Webers Fragestellung (Tübingen 1987), S. 167–191. Zuerst in Nietzsche-Studien 16 (1986).
G.J. Stack: Lange and Nietzsche (Berlin 1987), S. 22. “Praktische Erkenntnis” hier in der alltäglichen Bedeutung von “praktisch”.
Das ganze 8. Kap. bei Stack kann als Beleg dafür angefüührt werden, daß der von Nietzsche gefeierte “Perspektivismus” mit entsprechenden Überlegungen Langes konform geht.
ibid., S. 211, um bei Stack zu bleiben. Das Zitat entstammt ja dem jungen Weber unbekannten Nachlaß.
So wörtlich zitiert: ibid., S. 216.
So z.B. H. Vaihinger: Die Philosophie des “Als-ob” (1911)
oder E. Hocks, bei dem Salaquarda die folgende Bemerkung zu Lange fand: “Das Werk, das Nietzsche die Grundlagen seiner philosophischen Bildung gab.” (geschr. 1914).
Vgl. J. Salaquarda: “Nietzsche und Lange”, in Nietzsche-Studien 7 (1978), S. 236–260 (einschl. Diskussion), S. 238.
J. Salaquarda: (ibid.). Ferner ders.: “Der Standpunkt des Ideals bei Lange und Nietzsche”, in Studi tedeschi 22 (1979), S. 133–160.
ibid., S. 253.
op.cit. (Monographien und Texte zur Nietzsche-Forschung, Bd. 10).
Allerdings setzten sich nur Lange und Nietzsche unmittelbar mit Schopenhauer auseinander. Weber hat ihn natürlich gelesen, aber spezifische Leseeindrücke lassen sich kaum nachweisen. Webers pessimistische Grundhaltung dürfte eher dem Zeitgeist zuzuschreiben sein.
“Zur “Logik des Traumes” bei Nietzsche”, in Nietzsche-Studien 23 (1994), S. 1–41, Abschnitt 3.
Man fragt sich allerdings bei Weber, ob er jemals eigene Studien zu den (erkenntnistheoretischen Implikationen der) Naturwissenschaften betrieben hat, die ihn über den 1882 eingenommenen und durch Langes Geschichte vermittelten Kenntnisstand hinausgeführt hätten. Eine im Jahre 1907 an Rickert gerichtete briefliche Anfrage gibt einen kleinen Fingerzeig: “Wo kann man sich über die S. 378 oben angedeuteten physikalischen Dinge gut u. schnell unterrichten?” (MWG II/5, S. 416). (Zur Gravitation und Thermodynamik!).
Trotz seiner bissigen Distanzierung von Schopenhauer verwendet Lange häufig den Ausdruck “Welt als Vorstellung”, sogar in einer Kapitelüberschrift (Geschichte, Bd. II, Abs. III, 4).
Vgl. u.a. Kierkegaards kurz vor seinem Tod gemachte Äußerung: “Was ich will? Ich will Redlichkeit!” (31.3.1855).
K. Ansell-Pearson: “The Question of F.A. Lange’s influence on Nietzsche. A Critique of Recent Research from the Standpoint of the Dionysian”, in Nietzsche-Studien 17 (1988), S. 539–554, stellt zurecht die Frage, ob Stack dies genügend in Betracht gezogen hat. Dieser Aufsatz ist eine der wenigen Reaktionen auf Stacks Buch.
Ob Nietzsche hier, wie von Stack unterstellt, Lange paraphrasiert, oder eigenständig die Helmholtzsche Sehweise entwickelt, wie Treiber überzeugend nachgewiesen hat (“Zur ‘Logik des Traums’” (op.cit.), S. 23f.), spielt für die Argumentation hier keine Rolle. Die anti-objektivistische Deutung des “Phänomenahsmus”, der “Welt als Vorstellung”, ist umso offensichtlicher.
Zit. bei Salaquarda: “Nietzsche und Lange” (op.cit.), S. 242 (Aus der 2. Periode intensiven Lesens von Lange, KGW VII, 2, 90).
“Dies absolut Irdische der Idealsetzung” — so charakterisiert Simmel Nietzsches Vorhaben in Schopenhauer und Nietzsche (Leipzig 1907), S. 261.
“Friedrich Nietzsche. Eine moralphilosophische Silhouette” (GSG 5, S. 115–129), S. 129. Wie treffend diese Formulierung ist, läßt sich mit einer elf Jahre zurückliegenden Notiz Nietzsches belegen: “Die eigentlichen Philosophen aber sind Befehlende und Gesetzgeber, sie sagen: so soll es sein! Sie bestimmen erst das Wohin und Wozu des Menschen ...” [Zit. nach Salaquarda: “Der Standpunkt des Ideals” (op.cit.), S. 157. (Aus KGW VII/3, S. 339f.)].
Hier liegt in gewisser Weise ein Anachronismus vor, weil Nietzsche den Begriff “Persönlichkeit” direkt nicht gebrauchte. Im “Wille(n) zur Macht” — Manuskript verwendet er beispielsweise den Ausdruck “Personal-Souveränität”. Die Begriffsverwirrung ist, wie sich zeigen wird, Simmel anzulasten. So stellt sich auch hier zwingend die Frage, ob sich Weber nicht eher mit seinen Zeitgenossen als direkt mit Nietzsche auseinandersetzte.
Simmels Auseinandersetzung mit Nietzsche verfolgt keinerlei philologischen Absichten: Er bezieht sich ausschließlich auf das von N. selbst seit 1882 publizierte Werk, das er bewußt als eine gedankliche Einheit behandelt. Ausdrücklich hierzu GSG 5, S. 116, Anm. Hinsichtlich der dem Werke Nietzsches immanenten Gegensätze vgl. auch die von Wolfgang Müller-Lauter: Nietzsche. Seine Philosophie der Gegensätze und die Gegensätze seiner Philosophie (Berlin 1971), S. 3, an Simmels Vorgehensweise geübte Kritik.
Im übrigen hat Weber zu Nietzsche nachweisbar die folgenden Autoren herangezogen: Oscar Ewald: Nietzsches Lehre in ihren Grundbegriffen. Die ewige Wiederkunft des Gleichen und der Sinn des Übermenschen. Eine kritische Untersuchung (Berlin 1903)
und Alois Riehl: Friedrich Nietzsche. Der Künstler und der Denker (Stuttgart 1897).
Schop.u.Nietz., S. 204f.
ibid., S. 205.
ibid., S. 206.
ibid., S. 236. In der “Gesellschaft” sieht Nietzsche vielmehr — besonders in ihrer “verwissenschaftlichten” décadence-Form von Comtes und Spencers “Soziologien” — “einen langen Schatten des toten Gottes”, wie Horst Baier es so treffend ausgedrückt hat. Vgl. Nietzsche-Studien 10/11 (1982), S. 6–22.
Schop.u.Nietz., S. 211.
ibid., S. 234f.
ibid., S. 245.
ibid., S. 245.
Sinn d.Wertf., S. 517.
Hennis, op.cit., S. 176f.
Antrittsrede, S. 559.
GSG 5, S. 122. Die Zitate — wie auch andere Passagen des Artikels — sind übrigens im elf Jahre jüngeren Buch erneut verwendet worden. Schop.u.Nietz. (einschl. Marginalien) läßt sich also durchaus als richtungsweisend füir die Nietzsche-Rezeption des jüngeren und “mittleren” Weber lesen.
Der von Hennis angeführte Brief vom Juni 1894 — mit der Anrede “Liebes Kind” und dem Hinweis auf “die durch ... Kierkegaard, Nietzsche und Simmel maltraetierten Kopfnerven” (zit. bei Hennis, op. cit., S. 172) paßt vorzüglich hierzu!
GSG 5, S. 588 bzw. MWG I/4.2, S. 539.
Brief an den Bruder Alfred, zit. in MWG I/4.2, S. 538.
Parl.u.Reg., S. 593.
Antrittsrede, S. 572.
Definitiv hierzu H. Ottmann: Philosophie und Politik bei Nietzsche (Berlin 1986), ein Buch, das auch “Philosophie ohne Politik” hätte genannt werden können.
KSA, Bd. 6, GD: S. 106, Nr. 4.
Wenn hier gegen Hennis öfters Kritik geäußert wird, so soll dies als Versuch verstanden werden, das von ihm ursprünglich Angestoßene weiterzuführen.
W. Hennis: Max Webers Wissenschaft vom Menschen (Tübingen 1996), S. 109.
Hennis: Max Webers Fragestellung (Tübingen 1987), S. 114; auch S. 48. Also “praktisch” hier in der Bedeutung von “moralphilosophisch”.
Insofern ist die erneute Wiederbelebung von Leo Strauss’ Weber-”Kritik” in Natural Rights and History (Chicago 1953) merkwürdig. Die Unterstellung, Weber verneine gute, objektiv gültige Werte und neige zum “Nihilismus” bzw. bereite wenigstens diesem den Weg — auch Allan Bloom sieht Weber so — , verrät mehr über amerikanische Denkgewohnheiten als über die moderne Welt. Hierzu lese man die aufschlußreiche Besprechung Horst Baiers “Friedrich Nietzsche und Max Weber in Amerika. Widersprüche zweier politischer Kulturen in einem Buch von Robert Eden”, in Nietzsche-Studien 15 (1986), S. 430–436.
H. Treiber: “Wahlverwandtschaften zwischen Nietzsches Idee eines ‘Klosters für freie Geister’ und Webers Idealtypus der puritanischen Sekte”, in Nietzsche-Studien 21 (1992), S. 326–362, S. 357. Zu Liebersohn, siehe unten Abschnitt “e”. Carlyle und Fichte gehören u.a. zum “Bildungsgut” des protestantischen Bildungsbürgertums!
Geschichte, S. 993. Letzte Hvhb. von mir.
ibid., S. 988.
ibid., S. 995.
ibid., S. 992.
“Rickert, Heinrich” in R. Eisler: Philosophen-Lexikon. Leben, Werke und Lehren der Denker (Berlin 1912), S. 599.
Pol.Beruf, S. 147f.
“Vorwort zur zweiten Auflage” in Der Gegenstand der Erkenntnis. Einffihrung in die Transzendentalphilosophie (Tübingen 1928), S. VII (Meine Hvhb.).
ibid.
Mit einem Zitat aus einem 1912 von Lask verfaßten Brief läßt sich dies eindeutig belegen: “Daß in der platonischen Idee Werturbildlichkeit steckt, das ist doch wohl das wenige Sichere, was wir über Plato wissen. Nebenbei gesagt, ist ja gerade unser Terminus Wert urkundlich eine Übersetzung des platonischen ayaϑov via Lotze. Und warum steht denn das αyαϑov an der Spitze der Ideenwelt? (an Rickert, zit. in Ges.Werke III, S. 56.).
J.G. Fichte-Gesamtausgabe 1/6: Werke 1799–1800 (Stuttgart 1981) (S. 145–311), S. 258; S. 265.
Dieses problematische Werk Simmels ist jetzt endlich erschlossen worden dank der Studie K.C. Köhnkes: Der Junge Simmel in Theoriebeziehungen und sozialen Bewegungen (Frankfurt 1996).
Marianne Weber: Fichtes Sozialismus und sein Verhältnis zur Marx’schen Doktrin (Tübingen 1900), S. 27.
Marianne Weber: Fichtes Sozialismus und sein Verhältnis zur Marx’schen Doktrin (Tübingen 1900), S. 60.
Arbeiterfrage (3. Aufl.), S. 380f.
Zur Lage, S. 95, Anm.
ibid., S. 188.
ibid., S. 201.
ibid., S. 252. Später spricht Weber sogar von der “Entwicklung innerlich ‘freier’ Persönlichkeiten” (S. 271).
ibid., S. 270ff.
ibid., S. 272.
ibid., S. 273.
Pëtr Struve: “Včërm že istinnyj nacionalizm?” (geschr. 1901) in Na raznyja temy (1893–1901gg.) Sbornik statej (S.-Peterburg 1902), S. 526–555. Dieser Vladimir Solovëv gewidmete Beitrag beschließt den Band.
Disk.rede 1905, S. 402.
Parl.u.Reg., besonders S. 461–466.
Der Band der MWG I/10O (S. 150) führt merkwürdigerweise den Artikel: “Svoboda i istoričeskaja neobchodimost” aus dem Jahre 1897 als Quelle an. Von Fichte handelt er nicht; unter dem Titel “Freiheit und historische Notwendigkeit” wird aber interessanterweise Rud. Stammlers Buch Wirtschaft und Recht, das gerade erschienen war, scharf kritisiert, und zwar offensichtlich mit ähnlichen Begriffen, wie sie Weber später verwenden sollte. Zitiert werden Lange, Riehl, — und sogar der druckfrische Erste Band von Rickerts Grenzen! (Na raznyja temy, S. 487–507). Vgl. hierzu R. Pipes: Struve (I). Liberal on the Left (Cambridge, Mass. 1980), S. 184–189.
71 R. Pipes: Struve (I). Liberal on the Left (Cambridge, Mass. 1980), S. 301–307.
Na raznyja temy, S. 552–554 (Seitenangaben des russischen Originals).
ibid., S. 537. Zit. wird G. Jellinek: Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Leipzig 1895).
G. Jellinek: Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Leipzig 1895) S. 538f.
G. Jellinek: Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Leipzig 1895) S. 551; Übersetzung leicht geändert.
G. Jellinek: Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Leipzig 1895) S. 533.
G. Jellinek: Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Leipzig 1895) S. 542.
G. Jellinek: Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Leipzig 1895) S. 526 (im Orig. deutsch).
G. Jellinek: Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Leipzig 1895) S. 534.
“Lange, F.A.” in Brokgauz i Efron. Enciklopedičeskij Slovar, 17 (S.-Peterburg 1896).
Zur Lage, S. 272.
Prot.Ethik, S. 95f.
ibid., S. 235
ibid., S. 93ff.
Cf. Antrittsrede, S. 573 und Wiss. Beruf S. 81.
In der Formulierung von W. Lepenies aus: Between Literature and Science: The Rise of Sociology (Cambridge 1988), (S. 219): “If there was one author whom the German champions of scientific scepticism and the propagandists of poetic intuition invoked as the better alternative to rational knowledge, it was Goethe. The age of technology and science could not be more scathingly damned than by being called ‘totally un-Goethean’.” (Graf Yorck to Dilthey; Briefiwechsel, p. 113). — Lepenies macht gerade auf den selektiven Charakter des “irrationalistischen” Goethebilds aufmerksam.
Prot.Ethik, S. 203.
Jugendbriefe, S. 120f.
Übrigens auch ein Lange zuschreibbares Projekt: Der Cohen-Student F. Adler zog “die praktischen Konsequenzen (aus) der Sozialphilosphie F.A. Langes” und errichtete unter der Losung “deed beyond creed” 1876 die erste “Society for Ethical Culture”, die noch hundert Jahre später existierten sollte und zusammen mit der AHA (“American Humanist Assocation”) und der “Unitarian Universalist Ass.” sogar ein Lobby-”Office for Social Concern” in Washington unterstützte (Köhnke (op.cit.), S. 298f.; Encyclopedia Britannica, vol. 8 (Chicago 1973), S. 273: Art. “Ethical Movement”.
G. Hübinger: Kulturprotestantismus und Politik (Tübingen 1994), S. 251–262 (Kap. V, 6): “Der “Weltkongress für freies Christentum und religiösen Fortschritt.”
William Ellery Channing: Selected Writings (David Robinson (ed.), New York (1985)), S. 228ff.
Geschichte, S. 940ff.
ibid., S. 971ff, bes. S. 977. Auf die Parallele zu Nietzsches simultaner Strauss-Persiflage macht Salaquarda aufmerksam (“Der Standpunkt...” (op.cit.), S. 148–152).
ibid., S. 988; S. 992.
Channing, op.cit., S. 107f.
Im “Lebensbild”, S. 91f., versucht Marianne Weber aus einem Channing diskutierenden Brief Webers beinahe ein religiöses Erlebnis zu machen (Jugendbriefe, S. 120f.; v. 8.7.1884). Webers Kommentare sind jedoch in eindeutiger Distanz verfaßt.
Channing, op.cit., S. 104 + Anm. S. 120.
Leb.bild, S. 92.
Jugendbriefe, S. 191f. (v. 6.12.1885).
Vgl. den von Weber verfaßten und gegen “pazifistische” Frauen gerichteten “offenen Brief” dieses Titels aus dem Jahre 1916 (MWG I/15, S. 95–98).
Den Debatten, die in das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts fallen, ist H. Liebersohn nachgegangen. Vgl. “Religion and Industrial Society: The Protestant Social Congress in Wilhelmine Germany” in Transactions of the American Philosophical Society 76, 6 (Philadelphia 1986); besonders Kap. VI: “Secularized Persönlichkeit”.
Prot.Ethik, S. 203f.
Am deutlichsten: Disk.rede, S. 453 (1910).
Prot.Ethik, S. 204.
“Ich sehne mich nach ... massiver Erfahrung der Realitäten, nicht ... nach Durchdringung mit der ‘Idee’” (Brief an Ehrenberg v. 10.04.1919).
Schop.u.Nietz, VIII. Vortrag. (Nietzsche selbst bezeichnete seine Lehre so nicht!).
Gross-Brief S. 402.
ibid., S. 399.
G. Simmel: Kant (1904); hier zit. nach der 5. Ausg. (München 1921), S. 263f.
G. Simmel: Kant (1904) S. 265.
G. Simmel: Kant (1904) S. 263.
Zur Lage, S. 273.
Mehr als fünfzig Bände von Carlyle wurden in den zwei Jahrzehnten um die Jahrhundertwende in Deutschland veröffentlicht: als Einzelexemplare oder als “Gesammelte Werke”, in “Schulausgaben”, in “Auswahlbänden”, als bearbeitete Originale für den Englischunterricht (Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums 1700–1910 (München 1980), Bd. 23, S. 172–175); speziell seine Biographie zu Friedrich dem Großen hatte ihn zum Lieblingsengländer der Deutschen gemacht, eine Wirkung, die bekanntlich bis zu den apokalyptischen Apriltagen des Jahres 1945 im Führerbunker anhalten sollte.
Hübinger, op.cit., S. 180f.: “Otto Baumgarten sah in Goethes und Carlyles Bildungsreligiosität idealtypisch den Königsweg kulturprotestantischer Selbstbehauptung in der Moderne” [Carlyle und Goethe (Tübingen 1906)].
Als ein Standardwerk zu Carlyle sei genannt: John D. Rosenberg: Carlyle and the Burden of History (Oxford 1985). — Ich habe übrigens Prof. Rosenberg gefragt, ob die berühmten Zeilen über die geistlosen “Fachmenschen” und herzlosen “Genußmenschen” aus der Prot. Ethik von Carlyle stammen könnten. Er vermochte sie zwar nicht als Zitat nachzuweisen, meinte aber “it certainly has a Carlylean ring”.
Aus S. Kierkegaard: Synspunktet for min Forfattervirksomhed (VI 9E); hier zit. nach Die Schriften über sich selbst (Düsseldorf 1951), S. 115; S. 117.
Geschichte, S. 873; S. 501ff.
In “Rembrandt als Erzieher”; hier zit. nach Köhnke: Der junge Simmel (op.cit.), S. 329.
Hierzu ibid., Teil II.
Antichrist (6).
Zit. in Köhnke (op.cit.), S. 503.
Zit. in ibid., S. 514. (Aus G.S.: Das individuelle Gesetz (Frankfurt 1987), S. 229).
Zit., mit einschlägiger Diskussion, ibid., S. 490.
GSG 6, S. 638; S. 648; S. 630; S. 651; S. 649.
“Der Begriff und die Tragödie der Kultur” (in Philosophische Kultur (1911; hier: Berlin 1986), S. 195–218.
“Die Persönlichkeit Gottes” (in ibid., S. 166–180), S. 171.
C. Braun: Max Webers “Musiksoziologie” (Laaber 1992), besonders S. 60–94.
Disk.rede, S. 446.
Alle Zitate von G. Markus: “Die Seele und das Leben. Der junge Lukács und das Problem der ‘Kultur’” (in: Die Seele und das Leben (Heller et.al. (Hrsg.), Frankfurt 1977), S. 99–130), S. 107; S. 102f). Das (uneigentliche) “Leben” bezeichnet Lukács als “eine Anarchie des Helldunkels”, die “Seele” dagegen steht für “Erlebnisse der vollen und echten Selbstheit.”
Siehe z.B. die Ausgangssätze bei Lask: Fichte (op.cit.), S. 273.
“(Es) muß bemerkt werden, daß die fir (uns) maßgebend gewordenen methodologischen Voraussetzungen in dieser Schärfe erst in den neueren — von Rickert unternommenen — geschichtsphilosophischen Untersuchungen anzutreffen sind.” (ibid.), S. 212, Anm.
ibid., S. 152; S. 155.
ibid. S. 154f.; S. 160. Hvhb. von Lask; Zit. von Fichte.
ibid., S. 163.
ibid., S. 154.
W. Windelband: Die Geschichte der neueren Philosophie II: “Die Blütezeit der deutschen Philosophie” (1880; hier nach der 6., unveränderten Aufl., Leipzig 1919), S. 233.
W. Windelband: Die Geschichte der neueren Philosophie II: “Die Blütezeit der deutschen Philosophie” (1880; hier nach der 6., unveränderten Aufl., Leipzig 1919) S. 232.
Dies trifft ursprünglich auch auf Lukács zu. Vgl. Markus (op.cit.), S. 109.
H. Ottmann (op. cit.), S. 213. Auch Weber verwendet dieses Zitat (Roscher, S. 38), doch eher als Anspielung und nicht — wie mitunter behauptet wird — im Sinne eines Glaubensbekenntnisses.
Daß Schopenhauer, der ja Hegel bekanntermaßen ignorierte, Fichte respektierte und sich sogar weitgehend an ihm schliff, hat W. Weimers in seiner Studie vorzüglich dargestellt. Siehe J. Salaquarda: Schopenhauer (Darmstadt 1985), S. 30.
Tübingen (1952).
Ausdrücklich: (ibid), Anm. S. 104f.
ibid., S. 83.
ibid., S. 112ff.
ibid., S. 125; bei Weber Disk.rede, S. 420.
Aus den von Weber gefertigten Notizzetteln zu Fichtes Anweisungen zum seligen Leben (Nervi, 1903). Auch hier gilt der Dank Bruun, der mir diese von ihm transkribierte Notizen Webers freundlicherweise überlassen hat.
Bekannte Zitatstellen aus den zwei späten Reden; Wiss.Beruf, S. 84, bzw. Pol.Beruf, S. 227. Für mich stellt sich die Frage: kann “Sache”, wenn man dieses Wort in der Bedeutung heranzieht, um etwas zu bezeichnen, wofür man sich einsetzt, überhaupt, wie Weber es in Pol.Beruf tut, in den Begriff “Sachlichkeit” eingehen, der doch etwas “Objektives” bedeutet, wohingegen bei der zuerst gebrauchten Wendung etwas “Werthaftes” im Spiel ist?
Brief an seine Frau (v. 4.8.1898); bemerkenswert ist, daß das Theaterstück damals ganz neu war (deutsch 1897). Da Weber selbst einen Bezug zu Ibsen herstellt, könnte es reizvoll sein, den Vergleich mit diesem zu vertiefen: Auf eine nationalromantische Jugendphase folgt die Periode seiner bekannten Stücke, welche die von Idealen bewegte, verantwortliche Persönlichkeit in den Mittelpunkt stellen, bis hin zu einem ganz selten gespielten Alterswerk. Dort geht es um die bissige Darstellung eines sich ganz seinem Werk hingebenden Künstlers, der im Leben gescheitert ist. Hinsichtlich des erreichten Ausmaßes an Desillusionierung dürfte dieses Stück im ganzen Jahrhundert seinesgleichen schwerlich finden. Im Werk Ibsens scheint sich demnach eine Phänomenologie des (protestantischen) Geistes widerzuspiegeln: von naiver Versöhnung über einen optimistischen, aktiven Individualismus bis zur verbittert wirkenden Selbsterkenntnis, die sich auch darüber Klarheit zu verschaffen vermag, daß es unversöhnliche Widersprüche gibt.
“Hang your sensibilities!... and get to WORK like men!” Zit. in W. James: The Will To Believe (op.cit.), S. 174.
W&G, S. 329f.
Ich bin H. Treiber für den Hinweis dankbar, daß Marianne Weber 1903/04 Windelbands Vorlesung “Über Willenfreiheit” als Hörerin besuchte.
III. Knies, S. 132. Es handelt sich um die von D. Henrich bezeichnete Schlüsselstelle.
Objektivität, S. 152.
Über Willensfreiheit (1904, hier nach 4. photomech. gedr. Aufl., Tübingen 1923), S. 95. Die beträchtlichen Schwierigkeiten, denen sich der junge Windelband schon 1878 bei dem Versuch ausgesetzt sah, einen “harmonischen Individualismus” in einer Gesellschaft, die “atomistische Zerrissenheit” gekennzeichnet, zur Geltung zu bringen, hat S. Breuer: Anatomie der konservativen Revolution (Darmstadt 1993), S. 19f, dargestellt und in den gebührenden Kontext gesetzt.
S. Breuer: Anatomie der konservativen Revolution (Darmstadt 1993), S. 85.
Wiss.Beruf, S. 81; S. 111.
The Varieties of Religious Experience. A Study in Human Nature (London 1902), S. 196. Der mit der von Lange und Simmel vorgelegten Kritik an dem Begriff der “Seele” vertraute Leser kann nur mit Genugtuung diese Zeilen lesen: “When I say ‘Soul’, you need not take me in the ontological sense unless you prefer to; for although ontological language is instinctive in such matters, yet Buddhists or Humians can perfectly well describe the facts in the phenomenal terms which are their favorites. For them the soul is only a succession of fields of consciousness: yet there is found in each field a part, or subfield, which figures as focal and contains the excitement, and from which, as from a centre, the aim seems to be taken.” (S. 195). — W. Hennis hat mit seinem James-Kapitel auf ein wenig erforschtes, aber lohnendes Forschungsgebiet aufmerksam gemacht! (op.cit. (1996), Kap. I.IV).
Prot.Ethik, S. 114.
Fußnote Webers zu Windelband (op.cit.), S. 77.
Prot.Ethik, S. 117f
Die folgenden Zitate sind aus: Schop.u.Nietz., S. 107ff.
“Nur in den ‘eisigen Höhen’ der neoklassischen Tragödie kann das ‘authentische Leben’ eine Gestaltung erfahren”, so summiert K. Beiersdörfer den Standpunkt von Lukács zu Beginn seiner Bekanntschaft mit Weber (op.cit., S. 75). Es wird das Drama-Kapitel des (von Weber sorgfältig gelesenen) Essay-Bandes Die Seele und die Formen aus dem Jahre 1911 referiert. Zu Lukács’ eigenen Problemstellungen, siehe A. Heller: “Das Zerschellen des Lebens an der Form: György Lukács und Irma Seidler” in Heller et.al. (op.cit), S. 54–98).
Nietzsche wird in diesem Zusammenhang oft zitiert: “Trachte ich denn nach dem Glücke? Ich trachte nach meinem Werke.” (Zarathustra, Pkt. 193).
Hierzu und zum folgenden: Geschichte, S. 906ff.
Bei Nietzsche findet sich eine aufschlußreiche Notiz aus dem Nachlaß der Achtzigerjahre: “Die Gewissenhaftigkeit im Kleinen, die Selbstkontrolle des religiösen Menschen war eine Vorschule zum wissenschaftlichen Charakter: vor allem die Gesinnung, welche Probleme ernst nimmt, noch abgesehen davon, was persönlich füir einen herauskommt (...).” (“Aus dem Nachlaß der Achtzigerjahre” Werke III, S. 808).
Geschichte, S. 617.
Genealogie der Moral: “Was bedeuten asketische Ideale?”, Pkt. 7 u. 8.
ibid., “’Gut und Böse’, ‘Gut und Schlecht’”, Pkt. 2.
W&G, S. 301; S. 304; S. 536f.; Einl.WEWR, S. 88.
Disk.rede, S. 413.
Es ist daran zu erinnern, daß für Weber ethische Maximen von “streng ‘formalem Charakter” durchaus “inhaltliche Weisungen zur Bewertung des Handelns” enthalten. Vgl. Sinn d.Wertf., S. 505f.
Wiss.Beruf, S. 98f.; schon in Gutachten, S. 107 (1913).
“Man darf sogar sagen: die hier ausgesprochene Botschaft von der ‘ungöttlichen’, von der ethisch-metaphysisch sinnlos gewordenen Welt und der ‘Endzwecklosigkeit’ der Geschichte ist ihm zum ureigenen Anliegen, zum ‘individuellen Gesetz’ geworden.” Vgl.hierzu H. Tyrell: “Religion und intellektuelle Redlichkeit. Zur Tragödie der Religion bei Max Weber und Friedrich Nietzsche”, in Sociologia internationalis 29 (1991), S. 159–177), S. 162.
W&G, S. 308; Zwischenbtr., S. 521.
So die Schlußfolgerung in Pol.Beruf, S. 252 (auch im vorangehenden Satz wurde diese paraphrasiert).
Wiss .Beruf, S. 104, Paraphrase.
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Jacobsen, B. (1999). Weder “Genealogie der Moral” noch “Primat der praktischen Vernunft”: Webers “Persönlichkeits” — Lehre. In: Max Weber und Friedrich Albert Lange. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05760-4_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-05760-4_11
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-4334-5
Online ISBN: 978-3-663-05760-4
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