Zusammenfassung
Die Theorie der Sozialisation beschäftigt sich nicht mit der Integration des Incdividuums in die Gesellschaft — eine Perspektive, die angesichts der die Moderne kennzeichnenden Exklusion des Individuums, seiner autonomisierenden Gegenüberstellung zur Gesellschaft, schlicht Langeweile verspricht. Ernst zu nehmen ist eine solche Theorie erst dann, wenn sie sich der Gleichzeitigkeit von Individuierung und Vergesellschaftung stellt, wenn sie fragt, wie der Individuierungsprozeß als Vergesellschaftungsprozeß und der Vergesellschaftungsprozeß als Individuierungsprozeß zu denken ist. Wie diese Gleichzeitigkeit zu begreifen ist, darin besteht allerdings ein zentrales Problem. Faßt man sie als Einheit von Individuierung und Vergesellschaftung, dann läuft man Gefahr, zu viel zu erklären. Wenn die Vergesellschaftung Individualität hervorbringt und wenn diese als Individualität (oder gar wie im Falle der Habermas’schen oder Oevermann’schen Sozialisationstheorie: als autonome Subjektivität) zugleich den besonderen Fall eines Allgemeinen darstellt, dann wird eine Transparenz des Sozialisationsprozesses wie seines Ergebnisses postuliert, die eines übergeht, was mit dem Individualitätskonzept doch immer auch assoziiert wird: die Singularität, die für Intransparenz, für das nicht Erklärbare steht.
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Literatur
Vgl. Sennett 1986.
Adorno 1966, S. 396. Vgl. dazu auch Schäfer 1988, S. 60ff.
Für die zweite Perspektive spricht das Anknüpfen an die Psychoanalyse durch die frühe ›Kritische Theorie‹.
Vgl. Foucault 1976.
Vgl. Foucault 1992 und dazu Schäfer 1996, S. 210ff.
Bourdieu/Passeron 1973, S. 55.
Bourdieu 1984, S. 277.
Ebenda S. 279.
Bourdieu/Wacquant 1996, S. 238.
Diese Versuche beginnen mit Hegels ›Jenenser Philosophie‹ und reichen bis in die Vereinigung von Gesellschaftstheorie und Moralphilosophie bei Honneth (1992).
Vgl. Goffman 1977.
So lautet der Untertitel des Buches von S. Weber über die ›Rückkehr zu Freud‹ (1990).
Vgl. Lacan 1987, S. 44.
Dieser Aufsatz ist abgedruckt in Lacan 1973, S. 61–70.
Lacan 1986, S. 184.
Widmer 1990, S. 24.
Vgl. Lang 1973, S. 65.
Lacan 1973, S. 214.
Weber 1990, S. 162.
So bezeichnet Lacan die ontologische Funktion des Unbewußten: vgl. ders. 1987, S. 35. Die philosophische wie auch die damit eng verbundene Uminterpretation der Sprachtheorie Saussures kann und braucht an dieser Stelle nicht verhandelt zu werden.
Vgl. Lacan 1991, S. 174f.
Lacan 1973, S. 233.
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Schäfer, A. (2000). Vermittelte Alterität?. In: Vermittlung und Alterität. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05755-0_7
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