Zusammenfassung
Im Zentrum der Bildungsgangdidaktik steht der Anspruch, von den lernenden Subjekten auszugehen. Dies soll gelingen, indem die „Bearbeitung von Entwicklungsaufgaben durch die Heranwachsenden“ (Meyer/Reinartz 1998: 9) in den Mittelpunkt gerückt und als gemeinsame Aufgabe betrachtet wird. Meinert Meyer schreibt dazu:
„Unter Entwicklungsaufgaben verstehe ich ... die Ziele, die die lernenden ,Subjekte` in der Deutung gesellschaftlicher Anforderungen auf Grund ihrer aktuellen Kompetenzen, ihrer Identität und ihrer Entwicklungswünsche aufbauen. Ich gehe davon aus, dass diese Entwicklungsziele zugleich gesellschaftlich und individuell konstruiert sind. Schule fördert die Bearbeitung der Entwicklungsaufgaben, wenn sie zu ihrem Teil deutlich macht, was die gesellschaftlichen Anforderungen an die Heranwachsenden sind. Sie behindert die Bearbeitung, wenn sie die Schüler in Richtungen drängt, die für sie keine sinnvolle nachschulische oder außerschulische Perspektive eröffnen. Die Heranwachsenden bringen daher ihre eigene Lebensgeschichte, ihre Persönlichkeit, ihre sich entwickelnden Stärken und Schwächen in die unterrichtlichen Lernsituationen ein. Sie bereiten sich auf die zukünftige Berufstätigkeit und auf andere gesellschaftlich bestimmte Aufgaben vor. Entwicklungsaufgaben eignen sich also, eine Perspektive für das eigene Lernen zu entfalten. Sie erlauben die Verbindung persönlicher und gesellschaftlicher Interessen.“ (Meyer 2000: 245)
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Faulstich-Wieland, H. (2001). Bildungsgangdidaktik — Ergänzungen aus gesellschaftswissenschaftlicher Perspektive. In: Hericks, U., Keuffer, J., Kräft, H.C., Kunze, I. (eds) Bildungsgangdidaktik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05749-9_5
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