Zusammenfassung
Verfolgt man den stetigen Gestaltwandel der das Bauwerk schmuckenden Kunstwerke nach Form und Stoff, so wird offen- bar, daB er jeweils aufs engste mit dem Stilwechsel der Baukunst selbst im Zusammenhang steht. Schon taucht die Frage auf, wann und durch weichen äußeren Anlaß oder inneren Grund überhaupt ein neuer Stil den eben geltenden zur Veränderung zwingt: Dann, wenn der Zeitgeist und die Lebensumstände eine so erhebliche Veränderung erfahren, daß die bisher geübten Ausdrucksformen anachronistisch zu werden beginnen. Dabei beobachten wir, daß die Intervalle, in denen das geschieht, immer kurzer werden. Die ägyptische Kunst war während 3000 Jahren wenig verändert, der Surrealismus und andere Richtungen unserer Zeit dauerten etwa drei Jahre; der Stil wird zur Mode, denn so schnell ändert sich der Zeitgeist auch heute noch nicht, daß man die häufigen Wandlungen als von dorther entstehend begründen könnte. Bezeichnend ist auch, daß neue Stile, die nicht den veränderten Zeitgeist zur Ursache hatten, sondern von einigen wenigen Form-aestheten gelenkt waren, wie etwa der Jugendstil, nicht von Dauer blieben. Man könnte auch der Frage nachgehen, welcher Zweig der vielen Kunstäußerungen — ob Dichtkunst, Musik, bildende Kunst, Architektur — jeweils geeignet ist, den Gestus einer Zeit am prägnantesten zu illustrieren. Für die Gegenwart gibt Paul Fechter eine Antwort: „Der Zeitausdruck der Gegenwart scheint weit weniger in Drama und Dichtkunst zu liegen als in der mathematisch abstrakten Symbolik der Kernphysik oder in der farbigen Geometrie der abstrakten und surrealen Malerei.“
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Badberger, K. (1960). Das Kunstwerk am Bau. In: Planen und Bauen im neuen Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05524-2_41
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