Zusammenfassung
Den natürlichen Ausgangspunkt für jede grundsätzliche Betrachtung der volkswirtschaftlichen Bedeutung des modernen Geldwesens nach innen hin und seiner währungspolitischen Bedeutung nach außen hin bietet die Erkenntnis der beiden Grundleistungen des Geldes.
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Wir gelangen damit schon hier zu dem wirtschafts- und geldtheoretisch einwandfreien Begriff der „Unterbeschäftigung“, wie ihn auch die strengere angelsächsische Literatur handhabt. Er ist enger gefaßt, als der seitens der breiteren Öffentlichkeit häufig gebrauchte gleichlautende Begriff. Diese spricht von Unterbeschäftigung meist schon dann, wenn überhaupt Arbeitskräfte oder dergleichen Produktionskräfte feiern oder unbeansprucht bleiben. Wir tun dies dagegen nur dann, wenn an sich eingliederbare Produktionskräfte brachliegen. Letztere können in der Marktwirtschaft aber auch deshalb brachliegen. weil sie infolge vorangegangener Fehlinvestition oder bei Arbeitskräften infolge lohnpolitischer Schwierigkeiten, ferner infolge von Übervölkerungserscheinungen, mangelhafter Kapitalbildung oder Rohstoffmangels zur Zeit nicht eingliederbar sind. In Fällen dieser Art sprechen wir im Sinne unserer engeren Fassung des Begriffes noch nicht von Unterbeschäftigung, und unterscheiden darum auch bei Arbeitslosigkeit zwischen struktueller, soweit solche auf die zuletzt gekennzeichnete Weise bedingt ist, und konjunktureller Arbeitslosigkeit, soweit es sich dabei um den zuerst erörterten Weg handelt, der zum Brachliegen und Feiern von an sich eingliederbarer Arbeitskraft führt. — Der korrespondierende Begriff zu dem von der Unterbeschäftigung ist nun natürlich der von der Vollbeschäftigung. In Konsequenz der gekennzeichneten engeren Fassung des ersteren werden wir auch diesen im folgenden nur in dem strengeren Sinne handhaben, daß wir von Vollbeschäftigung schon dann sprechen, wenn unter anderem keine konjunkturelle Arbeitslosigkeit vorliegt, ohne daß aber damit gesagt wäre, daß es etwa auch keine strukturelle gäbe.
Es versteht sich von selbst, daß es hierbei niemals auf die Menge des in der Wirtschaft befindlichen Geldes allein ankommt, sondern ebenfalls auf die Um-, laufsleistung des Geldes oder seine Umlaufsgeschwindigkeit. Ein und dieselbe Geldmenge vermag ja umso mehr Bedarf kaufkräftig zu gestalten, jerascher und häufiger es seinen Besitzer wechselt, und umgekehrt. Der Einfachheit halber wollen wir aber im folgenden vorerst einmal annehmen, daß solche Umlaufsgeschwindigkeit keinen wesentlichen Veränderungen unterworfen sei.
Wenn solche Preissteigerung die Einbruchsstellen einer längst fortgesetzten Inflation rentabilitätsmäßig begünstigt und zunächst einmal ein Preisgefälle zwischen diesen und den übrigen Wirtschaftszweigen begründet, kann dies für die Dauer des fortgesetzten Zustromes von überschüssiger Kaufkraft zu Umstellungen von Produktionskräften aus der übrigen Wirtschaft auf zusätzliche Erzeugung an diesen Einbruchsstellen führen, wodurch dann allerdings zwar nicht die allgemeine Preisbewegung nach oben, wohl aber jenes Preisgefälle beseitigt werden müßte. Soweit inflatorische Geldschöpfung ihren Eingang in dieWirtschaft über die Investitionsgüterindustrien dadurch findet, daß die Investoren statt nur mit tatsächlichen Ersparnissen der Wirtschaft auch mit zusätzlich geschöpften Geldmitteln Kapitalgüter nachfragen, und dann deren Erzeugung auf die soeben gekennzeichnete Weise vorübergehend tatsächlich erhöht wird, spricht man von inflatorischem Zwangssparen. Die Leidtragenden hierbei sind die Geldbesitzer, die insoweit wider Willen zu „sparen“ gezwungen sind, als ihr Geld im Verlaufe dieses Prozesses durch die Geldentwertung fortschreitend an Kaufkraft Einbuße erleidet.
Wobei wir von dem oben angedeuteten ersten Stadium einer als solche von der Wirtschaft noch nicht erkannten Inflation, nämlich dem der teilweisen Lägerräumung, absehen, in welchem Stadium Preissteigerungen auch ohne Dazutun des Staates noch weitgehend ausbleiben.
Die bekannten kleinen Änderungen dieser Größen, die mit der Abnützung solcher Münzen (Passiergewicht) und mit der Prägegebühr zusammenhängen, seien in dieser knappen Darstellung als unerheblich außer Betracht gelassen.
In den Vereinigten Staaten nimmt übrigens in den letzten Zeiten die Bedeutung der Offen-Markt-Politik immer mehr zu, die der Diskontpolitik nimmt verhältnismäßig ab.
Gegebenenfalls treten Reparationen als eigene Position hinzu.
Eine umfassende Darstellung aller Einzelheiten des sog. „Unbaren Zahlungsverkehres“, von dem wir bei der Darstellung der Entstehung des Giralgeldes auszugehen haben werden, bringt der gleichnamige Abschnitt des II. Bandes dieses Werkes.
Daß es, da unerwünscht, nicht auch auf diesem Gebiete zur Entstehung von zusätzlichem Geld komme, war die Sorge des Gesetzgebers im Reichskreditwes engesetz von 1934, das die bargeldlose Überweisung von Spareinlagenansprüchen ausdrücklich verbot und vorschrieb, daß man über Spareinlagen nicht anders als durch Barabhebung am Schalter verfügen dürfe.
Nach der gegenwärtigen deutschen Regelung sind die Landeszentralbanken (LZB.), welche gewissermaßen als verlängerte Arme der Bank deutscher Länder (BdL.) angesprochen werden können, die zentrale Abrechnungsstelle für den Verkehr der Kreditinstitute des eigenen Landes. Die Abrechnung darüber hinaus zwischen den Ländern und deren Kreditinstituten erfolgt über die Bank deutscher Länder, bei der die Landeszentralbanken Konten unterhalten.
Der Wunsch, solche Abhängigkeit sicherzustellen und zu steigern, ist wohl auch einer der Gründe, weshalb heute bei uns die Großbanken zu einer sog. Mindestreservehaltung bei den Landeszentralbanken, und diese wieder zu einer ebensolchen — aber höheren — bei der Bank deutscher Länder verpflichtet sind. Ein weiterer Grund kann in der nunmehr durch gelegentliche Variierung der Reservesätze ermöglichten aktiven Einflußnahme der BdL. auf die Liquidität der Volkswirtschaft und darin gesehen werden, daß auf solche Weise die Notenbank um einiges Mehr an den finanziellen Vorteilen der Giralgeldschöpfung beteiligt wird.
An Stelle der Ausleihungen kann natürlich ebensogut Effektenhaltung treten. Wenn die Bank Effekten kauft, und wenn dann über den Kaufschilling in seinem weiteren Umlaufschicksal durchschnittlich eben wiederum nur gemäß der eingebürgerten Barumlaufsquote zu einem Teile in bar verfügt wird, so haben wir es ebenfalls mit der Entstehung oder Aufrechterhaltung von Giralgeld zu tun.
Das gilt, wie wir gesehen haben, natürlich auch für Goldwährungen, und so versteht sich beispielsweise das Goldeinfuhrverbot, das Schweden während des ersten Weltkrieges erließ.
Über alle Besonderheiten des hier und auch schon im Kapital über die Goldkernwährungen behandelten einschlägigen Devisenwerkehres gibt ein eigener Abschnitt des II. Bandes dieses Werkes erschöpfende Auskunft.
Dementsprechend wurde auch bestimmt, daß kein Mitglied Gold zu einem Preise kaufen dürfe, der etwa über der bei jener Kursfestsetzung angenommenen Parität zuzüglich einer vorgesehenen kleinen Marge läge, oder Gold zu einem Preise verkaufen dürfe, der unter der Parität abzüglich jener Marge gelegen wäre.
Ausführliche Darstellungen von wichtigen Gebieten des hier nur überblicksweise und lediglich nach gesamtwirtschaftlichen Aspekten angeschnittenen Gesamtthemas bringen der 3. und 7. Abschnitt dieses Bandes, sowie die einschlägigen Abschnitte des 2. Teiles dieses Werkes.
Bei richtiger Berechnung des Volkseinkommens, die Doppelzählungen ver meidet und auch der Gefahr gewisser an sich naheliegender Auslassungen aus dem Wege geht, müssen unter der weiteren Voraussetzung neutral gehaltenen Geldes und gleichbleibender Preise Volkseinkommen und Sozialprodukt wie die beiden Seiten des Januskopfes den zweigesichtigen Ausdruck einer im Grunde einheitlichen Erscheinung bilden und daher auf gleiche Größe lauten: Denn alle Preise, die in ihrer Gesamtheit den Wert des Sozialproduktes begründen, werden normaler Weise ja schließlich zu Einkommen, deren Gesamtheit dann das Volkseinkommen ausmacht, und bestimmen dessen zahlenmäßiges Ausmaß; oder anders ausgedrückt, alle in der Wirtschaft unmittelbar oder mittelbar begründeten Einkommen müssen irgendwie ihren Niederschlag in den Preisen der Güter des Sozialproduktes finden, sonst wären sie nicht richtiges Einkommen.
Zu solchen Kapitalgütern sind unter Umständen neben sonstigen Anlagen von Realkapital aller Art auch Verbrauchsgüter zu rechnen, sofern sie, wie etwa notwendige und immer wieder zu ergänzende Vorräte des Einzelhandels, eben nicht dem unmittelbaren Konsume, sondern produktiver Lagerhaltung dienstbar gemacht werden sollen, und zu diesem Zwecke ebenfalls erst einmal aus dem Volkseinkommen auf Kosten des unmittelbaren Verbrauches abgespart werden müssen.
Es versteht sich von selbst, daß diese Industrie außerdem für ständigen Ersatz von bereits früher abgesparten Investitionsgütern besorgt sein muß, die im Dienste am unmittelbaren Konsum abgenützt und dann auf Grund vorher erfolgter Abschreibungen in alter oder veränderter neuer Form nachgeschafft werden. Hier handelt es sich dann aber nicht um (Neu)-Kapitalbildung, sondern um Kapitalerhaltung in dieser oder jener Form.
Im einzelnen kann man bekanntlich auch den Geldmarkt in einen geschlossenen und in den gewissermaßen offenen Geldmarkt hauptsächlich des Spitzenausgleiches an der Börse unterteilen. Wir legen jedoch der folgenden vom rein volkswirtschaftlichen Aspekte her bestimmten Darstellung lediglich des Gesamtzusammenhanges der Dinge die vereinheitlichte Vorstellung vom Geldmarkte als Begriff aller kurzfristigen Kreditgewährungen und — insbesondere — kurzfristigen Kreditbeanspruchungen zugrunde.
Dagegen sollte sich ständiger und durch die Jahre hindurch gleichbleibender Betriebsmittelbedarf, also wenn es sich auch nicht unmittelbar um sog. stehendes Kapital im technischen Sinne des Wortes handelt, der volkswirtschaftlich besten Ordnung der Dinge nach vom Kapitalmarkt her Deckung suchen.
Wir ziehen hier vorerst die Möglichkeit noch nicht in Betracht, daß solche parmittel von den Sparern gehortet werden könnten.
Im Rahmen unserer knappen Darstellung wollen wir es außer Betracht lassen, daß Keynes diesen Gedanken ausdrücklich nicht in die Formel gebracht haben will, die Investition bleibe dann hinter der laufenden Ersparnis zurück oder ubersteige diese. Diese Einstellung von Keynes ist nämlich lediglich darin begründet, daß er Sparen und Investieren insoweit für miteinander identisch ansieht, als er die infolge des Konsumverzichtes der Sparer nicht beanspruchten Güter von vorneherein zum investitionsmäßigen Zuwachs des Volksvermögens rechnet. Tut man dies, dann kann das eine freilich nicht hinter dem anderen zurückbleiben, und umgekehrt! Wir dagegen meinen die der Geldmittelersparnis unter Einsatz dieser Mittel nachfolgende bewußte Investitionstätigkeit der Investoren, wenn wir sagen, daß die geldliche Investition die laufende Ersparnis übersteigen oder unterschreiten könne. (Wir beschränken uns hier im übrigen überhaupt auf die Andeutung nur jener Keynesschen Auffassungen, die u. E. für eine praktische Konjunkturpolitik unmittelbare Bedeutung erlangen können.)
Nach unserer Auffassung wird von Keynes der Erscheinung einer von der Höhe des jeweiligen Zinsfußes abhängigen Barhortung zu große Bedeutung beigemessen. Jedoch können ja, wie wir weiter oben sahen, die von Keynes im folgenden in Betracht gezogenen deflatorischen Wirkungen auch bei Wegfall jeglicher Bortungserscheinungen von einem zu hoch gehaltenen Marktzins her ausgelöst -werden, und umgekehrt inflatorische Wirkungen von einem zu niedrigen Zinssatz.
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Lukas, E. (1952). Geld und Währung. In: Theisinger, K., Löffelholz, J. (eds) Die Bank. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05480-1_2
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Publisher Name: Gabler Verlag, Wiesbaden
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