Zusammenfassung
Die Bedeutung öffentlicher Versorgungssysteme beschränkt sich nicht auf die stimulierenden Effekte in der Phase eine beginnenden Industrialisierung. Auch die Aufrechterhaltung einer einmal induzierten gesamtwirtschaftlichen Expansion erfordert zu jedem Zeitpunkt ein quantitativ und qualitativ angemessenes Angebot zentraler Versorgungsleistungen. — Dieses darf dabei jedoch nicht ausschließlich als abhängige Variable, d. h. als Funktion von dem Ausmaß der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (1) — insbesondere des sekundären Produktionssektors — angesehen werden. Differenzierte räumliche Entwicklungen, technische Fortschritte und die Entdeckung neuer Energiequellen bieten der öffentlichen Versorgungswirtschaft auch im fortgeschrittenen Stadium eines Industrialisierungsprozesses ständig Chancen, autonome Investitionen vorzunehmen. Sie eröffnen die Möglichkeit einer eigenständigen Einflußnahme auf die wirtschaftliche Gesamtentwicklung.
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Anmerkungen
Niles M. Hansen z. B. hat nachgewiesen, daß von beiden Komponenten der öffentlichen Investitionen einer Gemeinde das “social overhead capital” im allgemeinen durch statistische Faktoren wie die absolute Bevölkerungsgröße und Bevölkerungsdichte direkt beeinflußt wird, während die Entwicklung des “economic overhead capital” in erster Linie durch Wachstumsfaktoren, z. B. das Bevölkerungswachstum, bestimmt wird. (Vgl. Niles M. Hansen, The Structure and Determinants of Local Public Investment Expenditures, in: RESt, Bd. 47 (1965), S. 150 ff.)
Vgl. Fritz Voigt, Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Verkehrssystems, Berlin 1960.
DieseunddiefolgendenAusführungen stützen sich vor allem auf die Überlegungen von Albert O. Hirschman, The Strategy of Economic Development, New Haven 1958, S. 87 ff.
Hier kann ein Gleichgewichtswachstum nicht nur unerreichbar, sondern auch unerwünscht sein, da es keine für die Gesamtwirtschaft wichtigen Antriebe auslöst. (Vgl. Albert O. Hirschman, The Strategy of Economic Development, New Haven 1958, S. 90.)
René L. Frey, Probleme der statistischen Erfassung der Infrastruktur, in: SchZ, 103. Jg. (1967), S.235.
HaraldJürgensen, Bemerkungen zu Wachstums-und Verteilungseffekten privater und öffentlicher Investitionen, in: Erich Schneider (Hrsg.), Wirtschaftskreislauf und Wirtschaftswachstum, Festschrift für Carl Föhl, Tübingen 1966, S. 88.
Vgl. z. B. HeikAfheldt, Infrastrukturbedarf bis 1980, Eine Bedarfs-und Kostenschätzung notwendiger Verkehrs-, Bildungs-und Versorgungseinrichtungen für die Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1967, S. 13 f (prognos studien 2, hrsg. von der Prognos AG in Basel).
Heinz Haller hat im Zusammenhang mit der Bestimmung der öffentlichen Ausgaben darauf hingewiesen, daß es sich bei dem genannten Kriterium um eine formale, vom 2. GossenschenGesetz abgeleitete Entscheidungsmaxime handelt, die vom wissenschaftlichen Standpunkt aus nicht befriedigen kann. (Vgl. Heinz Haller, Einige Gedanken zum Thema: Öffentliche Finanzen im Wirtschaftswachstum, in: Erich Schneider (Hrsg.), Wirtschaftskreislauf und Wirtschaftswachstum, Festschrift für Carl Föhl, Tübingen 1966, S. 59.)
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren in Deutschland im Infrastrukturbereich nach Auffassung von H. Gerfin zunächst genügend freie Kapazitäten vorhanden. “Das sensationelle Wachstum vollzog sich mit’ einem stark unterproportionalen Ausbau der - zunächst reichlichen - Infrastrukturanlagen. ” (Harald Gerfin, Gesamtwirtschaftliches Wachstum und regionale Entwicklung, in: Kyklos, Bd. 17 (1964), S.567.)
Vgl. z. B. A. R. Prest und R. Turvey, Cost-Benefit Analysis: A Survey, in: EJ, Bd. 75 (1965), S. 683 ff; Jacques Stohler, Zur Methode und Technik der Cost-Benefit Analyse, in: Kyklos, Bd. 20 (1967), S. 218 ff.
René L. Frey, Probleme der statistischen Erfassung der Infrastruktur, in: SchZ, 103. Jg. (1967), S.237.
Vgl. z. B. Wolfgang Michalski, Infrastrukturpolitik im Engpaß, Alternativen der Planung öffentlicher Investitionen auf der Grundlage einer Berechnung der verfügbaren Finanzmasse von Bund, Ländern und Gemeinden bis zum Jahre 1970, Hamburg 1966, S`’.43 ff.
Vgl. Reimut Jochimsen, Theorie der Infrastruktur, Grundlagen der marktwirtschaftlichen Entwicklung, Tübingen 1966, S. 169 f.
Vgl. Reimut Jochimsen, Theorie der Infrastruktur, Grundlagen der marktwirtschaftlichen Entwicklung, Tübingen 1966, S. 154 f.
Das gilt, wie wir gesehen haben, auch dann, wenn der Mangel öffentlicher Versorgungsleistungen durch den Bau von Eigenanlagen kompensiert wird.
Für die Entwicklung schwach industrialisierter Länder sind die beiden Grundtypen von größerem Interesse. Welcher von ihnen als strategisches Mittel bedeutsamer ist, beantwortet die Literatur nicht einheitlich. Im Gegensatz zu den meisten anderenAutoren erkennt Hirschman dem zweiten Entwicklungstyp eine höhere Induktionswirkung zu und damit die Fähigkeit, einen sich selbst nährenden Prozeß auszulösen. (Vgl. Albert O. Hirschman, The Strategy of Economic Development, New Haven 1958, insbes. S. 93 ff.)
Das wird z. B. dann der Fall sein, wenn alle Räume innerhalb eines Staates an das zentrale Versorgungssystem angeschlossen sind und annähernd gleichmäßig bedient werden.
Vgl. z. B. Gundolf Schönauer, Marktprozesse in der öffentlichen Energiewirtschaft und deren volkswirtschaftliche Beurteilung, Köln und Opladen 1963 (Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen Nr. 1155), S.25 ff.
Dabei können wir uns wieder weitgehend auf Hirschman beziehen (vgl. Albert O. Hirschman, The Strategy of Economic Development, New Haven 1958, S. 90 ff).
Albert O. Hirschman, The Strategy of Economic Development, New Haven 1958, S. 93 (im Original gesperrt).
JürgNiehans, Strukturwandlungen als Wachstumsprobleme, in: Strukturwandlungen einer wachsenden Wirtschaft, hrsg. von Fritz Neumark, SchrdVfSp, N. F., Bd. 30/I, Berlin 1964, S.19. Zu den unterschiedlichen Auffassungen über die Begriffe Struktur und Strukturwandlungen in der Literatur vgl. außerdem: Fritz Machlup, Structure and Structural Change: Weaselwords and Jargon, in: ZfN, Bd. 18(1958), S.280ff; Gottfried Bombach, Der Strukturbegriff in der Ökonomie, in: Strukturwandlungen einer wachsenden Wirtschaft, hrsg. von Fritz Neumark, SchrdVfSp, N. F., Bd. 30/I, Berlin 1964, S. 10 ff.
Gottfried Bombach, Wirtschaftswachstum und Stabilität, in: Bombach.-RieseRaabe-Giersch-Senf-Henschel, Wachstum und Konjunktur, Darmstadt und Opladen 1960, S. 23. Vgl. auch Gottfried Bombach, Quantitative und monetäre Aspekte des Wirtschaftswachstums, in: Finanz-und währungspolitische Bedingungen stetigen Wirtschaftswachstums, hrsg. von W. G. Hoffmann, SchdVfSp, N. F., Bd. 15, Berlin 1959, S. 191; Franz Redl, Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftswachstum, in: ZfN, Bd. 23 (1963), S. 194 ff.
Über die Struktur und langfristige Entwicklungstendenz des privaten und öffentlichen Sektors innerhalb der Gesamtwirtschaft vgl. z. B. Konrad Littmann, Zunehmende Staatstätigkeit und wirtschaftliche Entwicklung, Köln und Opladen 1957; ders., Struktur und Entwicklungen der staatlichen Aktivität in der Bundesrepublik Deutschland 1950–1970, in: Strukturwandlungen einer wachsenden Wirtschaft, hrsg. von Fritz Neumark, SchrdVfSp, N. F., Bd. 30/II., Berlin 1964, S. 779 ff; AllanT. Peacock/Jack Wiseman, The Growth of Public Expenditure in the United Kingdom, Princeton 1961.
Vgl. Jürg Niehans, Strukturwandlungen als Wachstumsprobleme, in: Strukturwandlungen einer wachsenden Wirtschaft, hrsg. von Fritz Neumark, SchrdVf Sp, N. F., Bd. 30/I., Berlin 1964, S. 20.
Vgl. z. B. WillyAlbers, Das Popitzsche Gesetz der Anziehungskraft des übergeordneten Haushalts, in: Strukturwandlungen einer wachsenden Wirtschaft, hrsg. von Fritz Neumark, SchrdVfSp, N. F., Bd. 30/II., Berlin 1964, S. 836 ff; Erich Schneider, Einige Bemerkungen zur Theorie des wirtschaftlichen Wachstums, in: Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft, Ausgewählte Aufsätze, Tübingen 1964, S. 259 f.
Vgl. W. Arthur Lewis, Die Theorie des wirtschaftlichen Wachstums, Tübingen, Zürich 1956, S. 156.
Vgl. z. B. die Überblicke bei: Hans-Horst Misch, Die öffentliche Wirtschaft des Auslandes, in: HdÖW, 1. Bd., Stuttgart 1960, S. 100 ff; Wirtschaftsausschuß der VereintenNationen fürEuropa, Die Bedeutung des öffentlichen Sektors in der Volkswirtschaft der westeuropäischen Länder, Sonderdruck in: AdG, 30.Jg. (1961), H. 2; Edgar Salin, Energiepolitik europäischer Industriestaaten oder europäische Industriepolitik?, in: Kyklos, Bd. 14 (1961), S. 453 ff; Gesellschaft für öffentliche Wirtschaft e. V. (Hrsg.), Öffentliche Wirtschaft in Europa, Berlin 1962; WilhelmWeber(Hrsg.), Gemeinwirtschaft in Westeuropa, Göttingen 1962, Angus Maddison, Economic Growth in the West, New-York/London 1964, S. 107 ff.
Die Betrachtung nach Wirtschaft sstuf en hilft uns nur, wenn eine Stufenfolge mehrere Merkmale von Bedeutung erhält… “ (H. Giersch, Stufen und Fortschrittsperioden der wirtschaftlichen Entwicklung, in: ZfN, Bd. 15 (1956), S. 62); vgl. auch Heinz Haller, Typus und Gesetz in der Nationalökonomie, Stuttgart und Köln 1950, S. 59 f.
DieGestaltungsformen der Staatswirtschaft vermögen in sich zu keiner eigenen Stufentheorie zu führen“ (Hans Ritschl, Gestaltungsformen und Entwicklungstufen der Staatswirtschaft, in: SchmJb, 49. Jg. (1925 II). S. 905); ders., Zur Theorie der staatswirtschaftlichen Entwicklungsstufen, in: Festgabe für Georg Schanz, hrsg. von Hans Teschemacher, Tübingen 1928, S. 367 f.
Vgl. z. B. die Angaben über die Entwicklung in der amerikanischen Elektrizitätswirtschaft bei Melville J. Ulmer, Capital in Transportation, Communications, and Public Utilities: Its Formation and Financing, Princeton 1960, S. 313 f.
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1965, hrsg. vom Statistischen Bundesamt, Stuttgart und Mainz 1965, S. 266.
Vgl. Herbert F. Mueller, Grundzüge der Energieabsatzwirtschaft, Berlin 1942, S. 75.
Vgl. z. B.: Die Energiewirtschaft, Struktur, Organisation und Tendenzen, Hannover 1960, S. 97 ff und S. 140 ff; Peter van Aubel/Paul Münch, Unternehmenskonzentration bei den Gemeinden, in: Die Konzentration in der Wirtschaft, hrsg. von Helmut Arndt, SchrdVfSp, N. F., Bd. 20/I., Berlin 1960, S. 566 ff.
Vgl. Verband der deutschen Gas-und Wasserwerke e. V., Jahresbericht 19’64, S. 70.
Vgl. 72. und 73. Wasserstatistik für die Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West), Berichtsjahre 1960–1961, hrsg. vom Deutschen Verein von Gas-und Wasserfachmänner e. V. und Verband der deutschen Gas-und Wasserwerke e. V., Frankfurt (Main) 1963, S. 3
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Fleckenstein, K. (1968). Die Entwicklung der öffentlichen Versorgungswirtschaft in der Phase des Prozeßablaufs. In: Stellung und ökonomische Gestaltungskräfte der öffentlichen Versorgungswirtschaft im Industrialisierungsprozeß. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05454-2_4
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