Zusammenfassung
Der Begriff ‚Freizeit‘ geht auf den mittelalterlichen Rechtsbegriff „frey zeyt“ (vgl. auch ‚freyselde‘, ‚freiung‘, ‚friheit‘) zurück, der in der Bedeutung „Marktfriedenszeit“ erstmals um 1350 in der deutschsprachigen Literatur auftauchte. Die „frey zeyt“ begann am Tage vor Maria Geburt zur Vesperzeit („Alwegen uf unser lieben frauen nativitatis zu vesper zeit gaet aen die freyzeyt...“ (Das aide Gerichtsboech 1898, S. 99 f. und 75), also am 7. September, und endete mit dem Remigiusfest am 1. Oktober. Die „frey zeyt“ gewährte den zum Markt Reisenden und vom Markt Heimkehrenden sicheres Geleit. Der Marktfrieden hatte die Bedeutung eines persönlichen Schutzbannes. Wahrzeichen der frey zeyt und damit der Freiheit des Marktes (forum liberum) war das von den Fronboten errichtete hölzerne Marktkreuz, das — mit einem Handschuh und einem Schwert geschmückt (ein hoilzen creuz mit eine schwerde und einer hand) — die Anwesenheit des Königs symbolisierte, von dem sich das Marktrecht herleitete und unter dessen Frieden der Markt stand (Königsbann). Die frey zeyt garantierte allen Marktbesuchern Sicherheit gegen Gewalt und Störungen aller Art (keiner mag den anderen fredebruchig sagen zuschen vorgenanter zeit biß uf den neeste gerichts tag nach s. Remigii). In dieser frey zeyt stellte der Markt eine Art ‚Bann- und Friedensbezirk‘ dar, in dem das Immunitätsprivileg galt, das Zwangshandlungen (z. B. ‚districtio‘: Vorladung, Verhaftung) ausschloß. In der frey zeyt begangene Friedensbrüche wurden doppelt bestraft (der gildt dubel boesse).
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Opaschowski, H.W. (1987). Geschichte des pädagogischen Freizeitdenkens. In: Pädagogik und Didaktik der Freizeit. Freizeit- und Tourismusstudien, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05403-0_4
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