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Part of the book series: Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie ((JRR,volume 5))

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Zusammenfassung

Im Oktober 1975 veranstaltete die Sektion Rechtssoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie eine Arbeitstagung über das Thema „Modelle kompensatorischer Rechtshilfe und Rechtsberatung“. Zu der dreitätigen Arbeitstagung, die vom Bundesministerium der Justiz finanziell unterstützt wurde, waren Rechts- und Sozialwissenschaftler aus dem In- und Ausland eingeladen worden. Die meisten der für diesen Anlaß vorbereiteten und während der Tagung diskutierten Beiträge werden hiermit — teilweise grundlegend überarbeitet — einer breiteren Öffentlichkeit vorgelegt, um die inzwischen zu diesem Thema zusammengetragenen Erkenntnisse sowohl für die rechtssoziologische als auch für die rechtspolitische Diskussion nutzbar zu machen. Die Verbreiterung der Diskussion in beiden Bereichen ist insofern sehr wichtig für eine Weiterentwicklung des Problembewußtseins, als die bisherigen Überlegungen zum Problem der „Rechtshilfe für sozial Schwache“ weitgehend unter praktischen Gesichtspunkten von Juristen angestellt worden waren. Dabei wurde diese Diskussion, eingeengt auf die Alternative zwischen „öffentlichen Rechtsauskunftstellen“ einerseits und eine Subventionierung von Anwaltsberatung andererseits, vorschnell unter Entscheidungsdruck gesetzt. Im Blickfeld stand von vornherein fast ausschließlich der ökonomische Aspekt der Zugangsproblematik. Gleich ob von „rechts“ oder „links“ wurde argumentiert, daß angesichts steigender Gerichts- und Anwaltskosten finanzielle Hürden vor der Inanspruchnahme des Rechts stünden, die in Erweiterung des,Armenrechts” abgebaut werden müßten. Gleich ob durch kostenlose Auskunft bei öffentlichen Stellen oder bei den freiberuflichen Rechtsanwälten — mit der Finanzierung der einen oder der anderen Lösung wurde das Problem des ungleichen Zugangs zum Recht als gelöst betrachtet. Das Eindringen rechtssoziologischer Gesprächspartner in diese Diskussion führt zwangsläufig zu einer quantitativen und qualitativen Ausweitung des Gegenstands: Während der Praxis verbundene Juristen in rechtspolitischen Diskussionen sehr schnell von einem Problemverständnis zu Lösungsvorschlägen gelangen, beinhaltet das berufliche Selbstverständnis von Soziologen vor allem die Aufgabe, zunächst die hinter der Definition von Problemen wie von Lösungen verborgenen Annahmen offenzulegen und infragezustellen (1). Daß diese berufsrollen-spezifischen Unterschiede keine Eigenart der (west-)deutschen Rechtspolitik sind, wird sichtbar, wenn man die vorliegende Veröffentlichung mit einem Tagungsbericht der amerikanischen „Law and Society Association“ zu dem gleichen Thema (2) vergleicht: Hier wie dort übernehmen die soziologischen Gesprächspartner die Aufgabe des „Problematisierens“ oder — wie es aus der Perspektive des Rechtspolitikers erscheinen mag — des „Zerredens“ vermeintlich entscheidungsreifer Probleme. Daß eine vorschnelle „pragmatische“ Entscheidung sich später dann häufig entweder als höchst unwirksam erweist oder sogar gänzlich unerwünschte Konsequenzen mit sich bringt, soll hier nur zur plakativen Rechtfertigung wissenschaftlicher „Umwegproduktion“ angeführt werden; das Problem der wissenschaftlichen Beratung der Politik ist nicht Gegenstand dieser Veröffentlichung.

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Anmerkungen

  1. Vgl. dazu M. Rainer Lepsius, Kritik als Beruf, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 1966.

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  2. Kurze Zeit nach unserer Arbeitstagung fand in den Vereinigten Staaten eine Konferenz der dortigen Rechtssoziologen zum gleichen Thema statt. Die Tagungsunterlagen sind abgedruckt im Law & Society Review, 11. Jahrgang, 1976, Nr. 2.

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Erhard Blankenburg Wolfgang Kaupen

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© 1978 Westdeutscher Verlag, Opladen

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Blankenburg, E., Kaupen, W. (1978). Einführung der Herausgeber. In: Blankenburg, E., Kaupen, W. (eds) Rechtsbedürfnis und Rechtshilfe. Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie, vol 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05387-3_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-05387-3_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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