Zusammenfassung
Der Titel dieses Vortrags scheint uns zurückzuversetzen in das frühe Mittelalter; denn damals prägte ein Denken in hör- oder sichtbaren Bildern das Recht stärker als heute1. Als Motivationssymbolik sollten die Bilder dem Recht Pathos geben, die Gerechtigkeit verinnerlichen2. Die alten Bilder leben in Sprichwörtern weiter: „Augen auf oder Beutel auf“; „Hand wahre Hand“; „Wo Du Deinen guten Glauben gelassen hast, da sollst Du ihn suchen“; „Gleiche Brüder, gleiche Kappen“. Schön sehen wir diese Bildhaftigkeit auch in einem Spruch des Lübecker Rates von 1402:
„Wetet, leven frunde, dat unse recht is der worden kortlik, der saken witsichtig.“3
„Lieber Gott, schenke mir einen klaren Blick!“
Elisabeth Großfeld
The Lawyers know a dead man’s thoughts too well
Carl Sandburg, The Lawyers Know Too Much
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Literatur
Vgl. Jacob Grimm, Deutsche Rechtsaltertümer, Bd. 1, Nachdruck der 4. Aufl. 1899, 1983, S. 153; Beyerle, Sinnbild und Bildgewalt im älteren deutschen Recht, Zeitschrift der Savigny-Stiftung, Germ. Abt. 59 (1938) 788; Wohlhaupter, Rechtssymbolik der Germanen, in: Herrmann (Hrsg.), Handbuch der Symbolforschung, Bd. 2, 1991, S. 25; von Simson, Von der Macht des Bildes im Mittelalter, 1993; Belting, Bild und Kult - Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst, 1990; Gerhardt Wolf, „Salus Populi Romani“ Die Geschichte römischer Kultbilder im Mittelalter, 1991; Kocher, Zeichen und Symbole des Rechts, 1992.
Beyerle, Sinnbild und Bildgewalt im älteren deutschen Recht, Zeitschrift der Savigny-Stiftung, Germ. Abt. 58 (1938) 788, 795, 797; Kroeschell, Studien zum frühen und mittelalterlichen deutschen Recht, 1995; Belting, Bild und Kunst, 1990.
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Pleister/Schild (Hrsg.), Recht und Gerechtigkeit im Spiegel der europäischen Kunst, 1988; Schild, Alte Gerichtsbarkeit, 1980. Siehe auch Klemmer/Wassermann/Wessel, Deutsche Gerichtsgebäude, 1993.
Dilcher, Oralität, Verschriftlichung und Wandlungen der Normstruktur in den Stadtrechten des 12. und 13. Jahrhunderts, Münstersche Mittelalterschriften 65 (1992) 9; Baumgärtner, „De Privilegis Doctorum“, Historisches Jahrbuch 106 (1986) 298. Zum Ganzen Großfeld, Unsere Sprache: Die Sicht des Juristen, 1990; Müller-Dietz, Sprache und Recht, FS Jahr, 1993, S. 127; Wolf Peter Kleine, „Am Anfang war das Wort”, 1992; Grewendorf (Hrsg.), Rechtskultur als Sprachkultur, 1992; Herzog, Vom Umgang mit der deutschen Sprache, Der Rotarier 43 (1993) Heft 7, S. 22; Busse, Juristische Semantik, 1993.
Trusen, Die Anfänge des gelehrten Rechts in Deutschland, 1962, S. 21; Berman/Reid, Römisches Recht in Europa und das ius commune, ZEuP 3 (1995) 3. Wieacker z. B. hatte den Einfluß des Kirchenrechts nicht einmal erwähnt; Bildverdrängung?
Coy, Computerkultur, Schriftkultur, Forschung & Lehre 1994, 376.
Großfeld, Der Buchstabe des Gesetzes, JZ 1987, 1; Barth, Buchstabe und Geist, Hochland 62 (1970) 252.
Keller, Vom „heiligen Buch“ zur „Buchführung”. Lebensfunktionen der Schrift im Mittelalter, Frühmittelalterliche Studien 26 (1992) 1; Schmidt-Wiegand, Recht und Gesetz im Spannungsfeld zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit im Mittelalter, ibid. 27.
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H. 118.
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Vgl Zitzmann, Der Ordo-Gedanke des mittelalterlichen Weltbildes, Deutsche Vierteljahresschrift 25 (1951) 40.
Koyré, Leonardo, Pascal und die Entwicklung der kosmologischen Wissenschaft, 1994; Krawietz, Recht ohne Staat?, Rechtstheorie 24 (1993) 81, 101; Großfeld, Vergleichendes Bilanzrecht, AG 1995, 112.
Franz Wieacker, Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 2. Aufl. 1967, S. 319. Siehe vor allem Henke, Alte Jurisprudenz und neue Wissenschaft, in: ders., Ausgewählte Aufsätze, 1994, S. 7.
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Gnaeus Flavius [Kantorowitz], Der Kampf um die Rechtswissenschaft, 1906, S. 7.
Kurz, Katholizismus und Literatur, Stimmen der Zeit 212 (1994) 325, 334; vgl. Probst, Die Frömmigkeit des Landvolks, Zeitschrift für bayrische Landesgeschichte 57 (1994), 18. Vgl. Hammerstein, Antisemitismus und deutsche Universitäten, 1871–1933, 1995.
Vgl. Herman/Hoskins, Perspectives on Code Structure: Historical Experience, Modern Formats, and Policy Considerations, Tulane L. Rev. 54 (1980) 1019.
Wolter, Die juristische Subsumtion (oben N. 12).
Vgl. aber Haunerland, Museum des Protestantismus?, Stimmen der Zeit 212 (1994) 305, 309.
Eugen Ehrlich, Grundlegung der Soziologie des Rechts, 1913, S. 322.
Eugen Ehrlich 28.
Eugen Ehrlich 14f.
Joost (oben N. 12).
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Grossfeld, B. (1995). Einleitung. In: Bildhaftes Rechtsdenken. Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 336. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05337-8_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-05338-5
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