Zusammenfassung
Im Fihrist (Bücherkatalog) des Arabers An-Nadim wird berichtet,2 daß Mani seinen Anhängern den Glauben an die „vier Größen“ vorgeschrieben habe, an „Gott, sein Licht, seine Stärke und seine Weisheit“. Er fährt erläuternd fort (ich setze in Klammern einige Erläuterungen hinzu):
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(I)
Gott ist der König der Paradiese des Lichtes;
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(II)
sein Licht ist die Sonne und der Mond;
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(III)
seine Starke (δύναμις) sind die fünf Konige,
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(a)
der Lufthauch,
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(b)
der (reine) Wind,
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(c)
das Licht,
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(d)
das (reine) Wasser,
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(e)
das (reine) Feuer;3
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(a)
-
(IV)
seine Weisheit (σοφία) ist die geheiligte Religion, bestehend aus
-
(a)
den Lehrern (magistn), den Sohnen der Besonnenheit (νους),
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(b)
den Diakonen (und episcopi), 4 den Sohnen des Wissens (έννοια),
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(c)
den Priestern (presbyteri), den Sohnen der Vernunft (φρόνησις),
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(d)
den Rechtschaffenen (δίκαιοι; dies ist ein Name für die electi), den Sohnen des Geheimnisses (es ist die ένθνμησις gemeint)5,
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(e)
den Horern (auditores), den Sohnen der Einsicht (λογισμός).
-
(a)
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Referenzen
Die wichtigsten Quellen für diesen Abschnitt sind: Auf arabisch: Der Fihrist des An-Nadim, ubersetzt von G. Flügel, Mani (1862) und B. Dodge, The Fihrist of al-Nadim (New York — London 1970). — Auf chinesisch: Hymnenrolle, ubersetzt von Tsui Chi. University of London, Bulletin of the School of Oriental and African Studies 11, 1943, 174–215. — Sermon vomm Licht-Nûs (- Traktat Chavannes-Pelliot), Journal asiatique 1911, 499–590. — Auf osttürkisch: Beichtspiegel, ubersetzt von J.P. Asmussen in: Manichaean Literature (Delmar, New York 1975) 69–77 (Chuastvanift) und bei A. Bohlig, Die Gnosis III (1980) 198–207. — Auf koptisch: A Manichaean Psalm-Book, edited by C. R. C. Allberry (1938); — Kephalaia, (herausgegeben von H. J. Polotsky und A. Bohlig,) mit einem Beitrag von H. Ibscher, Stuttgart 1940 und 1966.
Flügel, Mani S. 95; A. Adam, Texte zum Manichaismus 21969, 125/6.
Die fünf Konige sind die fünf reinen Elemente, aus denen der „vollkommene Mann (τέλειος άνηρ — στύλος της δόξης, s. unten) gebildet ist.
Die Diakone und Episcopi werden auch bei Augustin als eine Klasse aufgeführt (De haeresibus 46, 16; Corpus Christianorum Lat. 46, 318).
Adam erklart den Ausdruck „Sohne des Geheimnisses** so: „Diejenigen, die das übersinnliche Geheimnis (der Lichtauslauterung) vermitt els der heiligen Mahlzeit vollziehen**. Das Verstandnis dieses „Geheimnisses** wird durch die ένθνμησις vermittelt.
A. Adam, Texte2 S. 97 und in der neuen Abschworungsformel, welche M. Richard veroffentlicht hat (Corpus Christianorum, Series Graeca I, Iohannis Caesariensis Opera, 1977, S. XXXIV, Zeile 29); wieder abgedruckt bei S. N. C. Lieu, Jahrbuch für Antike und Christentum 26 (1983) 176ff.; dort S. 178 Zeile 59.
Aus Paulus, Ephes. 4, 13.
Simplikios im Kommentar zu £piktet Кар. 27 (ed. Dubner, Paris 1840, p. 71, 49 » A. Adam, Texte S.73) κίονάς τιναςλέγοντες...έκ κραταιον λίθον και άναγλύφους αντάς νομίζονσι.
An-Nadim, Fihrist (S. 89/90 bei Flügel; A. Adam, Texte2 S. 123): „So scheidet also die Sonne... und der Mond das Licht... in der Saule des Lobpreises rein aus, und es steigt das so ausgeschiedene Licht zugleich mit den sich emporschwingenden Lobpreisungen, den Hymnen, dem guten Wort und den frommen Werken in die Hohe“.
Nach Psalmbuch 160, 16 ist der Vollkommene Mann eine der drei Erscheinungsformen des Licht- kreuzes (φωτεινός σταυρός); er dreht den Zodiacus. Die beiden anderen Formen des Lichtkreuzes sind Sonne und Mond, die ebenfalls um eine senkrechte Achse rotieren und so ein Kreuz bilden. Vgl. Alexander von Lykopolis Кар. 4 (p. 7, 18 Brinkmann) τήν δύναμιν τήν θείαν ένηρμόσθαι, ένεσταυρώσθαι τήι υληι. Das Lichtkreuz wird auch in den apokryphen Apostelgeschichten genannt (Acta Philippi 138 undl41, Acta Iohannis 98).
άπάτη heifit oft „Lust, Vergnügen“; die antiken Glossare erklaren die Vokabel mit voluptas und τέρψις, s. L. Robert, Hellenica XI1–15.
W. Bang, Manichaische Hymnen,Le Museon 38 (1925) 23.
Jes P. Asmussen, Manichaean Literature (Delmar, New York 1975) 69 ff.; A. Bohlig (und J. P. Asmus- sen), Die Gnosis ΙΠ (Zurich 1980) 198 ff. Die Bedeutung der Tetras für den türkischen Beichtspiegel wurde von F. C. Burkitt hervorgehoben (The Religion of the Manichees, Cambridge 1925, 50ff.). Auch in den Abschnitten VIIIB-C und X kommt der „vierfaltige“ Gott wieder vor.
Er heifit im Türkischen Azrua; dies entspricht dem persischen Zurvan. Schon Zurvan war ein Gott mit vier Gesichtern; s. R. C. Zaehner, Zurvan (1955) 219–231 The Fourfold God.
W. Henning, Abhandlungen der preufi. Akad. der Wiss. 1936, Nr. 10, S. 25 — Selected Papers 1439; Asmussen, Manichaean Literature 65; A. Bohlig (-Asmussen), Die Gnosis ΠΙ219. — Der Rest eines tetradischen Formulars steht ubrigens schon in den Zeilen 140 ff. dieses Textes (Henning 1936, S. 22 — Selected Papers 1436; Asmussen 64; Bohlig-Asmussen 246): „Gesegnet und gepriesen werde diese machtvolle Kraft,... auf άαβsein lebensvoller Glanz auf die erwablte Kirehe scheine“(parthisch). Eine Nennung des Vaters und des Lichtes mufi vorangegangen sein
W. Henning (1936) S. 31 = Selected Papers 1445; Asmussen, Manichaean Literature 67. 17 Henning-Andreas, Sitzungsberichte der preufüschen Akademie der Wissenschaften 1933, S. 326 — Mitteliranische Manichaica aus Chinesisch-Turkestan Π35-Henning, Selected Papers 1223; Asmussen, Manichaean Literature 30; Bohlig(-Asmussen), die Gnosis III 218. — Vgl. auch den Text T la (jetzt M1367) bei
Waldschmidt-Lentz, Manichaische Dogmatik aus chinesischen und iranischen Texten, Sitz. Ber. preufi. Akad. der Wiss., phil.-hist. Klasse 1933, 551. Waldschmidt-Lentz, Die Stellung Jesu im Manichaismus (Abhandlungen der preufi. Akademie der Wiss. 1926, Phil.-hist. Klasse Nr. 4) 61; Signatur M 284b.
Also die „Saule der Herrlichkeit“. Ihr persischer Name ist Srosh.
„Jesus der Glanz“und die Lichtjungfrau werden auch in dem unten besprochenen Kapitel VII der Kephalaia (p. 35, 13–17) neben dem Vollkommenen Mann als Vertreter der dritten Kraft, der Starke Gottes, genannt.
Strophe 108 c, bei Tsui Chi, Bulletin of the School of Oriental and African Studies 11 (1943) 185; in Strophe 146a „Purity, Light, Great Power, and Wisdom“; ebenso 151a (Tsui Chi 189); Stro- phen 226–9 (S. 195); Str. 232 (S. 196; die Verse c-d beschreiben die Kirche, welche die Weisheit verkündet); Str. 356–371 (S. 209 211), wo Str. 357–9 den Vater rühmt, 360–3 die Sonne (das Licht), 364–7 den „Vollkommenen Mann“(Vers 365 c), die „Saule des Ruhmes“(Vers 365 d) als den Vertreter der Kraft, und Vers 368–371 die Weisheit; ferner die Strophen 387–391. Für den anschliefienden Prosatext 392–400 mit dem Aufstieg der Seele des Gerechten nach dem Tode s. unten S. 47.
Sogenannter Traktat Chavannes-Pelliot, Journal asiatique 1911, 552/3; für den Titel des Werkes s. hier S. 28 Anm. 17. Who, my brethren, is worthy of all glory? The Father of Greatness is worth of all glory... Lo, this is the first day... (Π) The second perfect day. [The Light]26 that is on the ships, 27 the Third Envoy (πρεσβευτής)28... (III) The third perfect day, the Column of Glory, 29, the Power of God30 that supports the Universe, the Perfect Man31... (IV) The fourth perfect day, the Paraclete-Spirit, the Mind (νους) that is in the Church... Lo, the four days are these: (I) God, (Π) the Light, (III) the Power, and (IV) the Wisdom (σοφία).
Vermutlich auch im Kolner Codex. Die erste Grofie (Gott) ist in der Lucke vor p. 34 verloren. P. 34, 1–4 beziehen sich auf die zweite Grofie, die Schiffe des Lichtes mit den „Vatern“, die darin Platz genommen haben, dem Urmenschen und dem dritten Gesandten (s. Kephalaia 20, 14–31); p. 34, 5 ff. bezieht sich auf die Saule des Lobpreises, die dritte Grofie, und nach der Lucke am Ende der Seite 34 ist in p. 35 von der manichaischen Kirche (also der vierten Grofie) die Rede.
Man erinnere sich daran, dafi in unseren christlichen Liedern die Lehre von der Trinitat oft in kurzen Anspielungen vorgetragen wird, ohne dafi dies vorher expressis verbis mitgeteilt wurde; die Gemeinde versteht ohne weiteres.
Auf sie bezog sich auch jener Abschnitt im canticum amatorium der Manichaer, auf welches Augustin anspielt (Contra Faustum XV 5, p. 425, 19–20): duodecim magnos quosdam deos profiterisy quibus ille unus circumdngitur.
p. 133, 14 [ΠΟΤΑΙΝ]Ε.
Die Schiffe sind Sonne und Mond.
Der Dritte Gesandte hat seinen Sitz in der Sonne.
6 στύλος τής δόξης.
ή δύναμις τον θεόν (nach 1. Kor. 1, 24).
ό τέλειος άνήρ — ό στύλος τής δόξης.
Daß hier die Tetras vorliegt, hat Victoria Arnold-Doben richtig beobachtet (Symbolon, Jahrbuch für Symbolforschung, Neue Folge, Band 5, Koln 1980, 22).
p. 37, 23/4... (I) the shining light of the Father, (Π) the Sun and the Moon, (ΠΙ) his strong active Power, (IV) his glorious σοφία. — p. 38, 7–9 Honour to... (I) the exalted living King, (Π) and the Luminaries (φωστήρες) that are held in honour, (III) and Christ Jesus (-die δύναμις Θεον); (IV) glory to the παράκλητος, our sage (« σοφός) Lord (d. h. Mani, dem Begründer der έκκλησία). — p. 42, 16–25 (I) Glory to the Aeons of Light (die den Vater umgeben)... (Π) We worship the ships of Light... (III) Honour to the Perfect Man (d. h. der δύναμις)... (IV) Honour to thy σοφία. — p. 59, 15–18 in einem Jesus-Psalm: (I) Jesus is the holy flower of the Father, (Π) Jesus is the first to sit upon the Luminaries (φωστήρες), (III) Jesus is the Perfect Man in the Pillar (στύλος τής δόξης), (IV) Jesus is the resurrection of them that have died in the έκκλησία. — p. 186, 9–12 (I) the God of Truth, (Π) the Light that shines forth in the ships, (III) the Power of God that supports the Universe (6 στύλος τής δόξης, ό τέλειος άνηρ), (IV) the σοφία of God that makes revelation (- die Kirche). — p. 190, 17–20 (I) holy God, (Π) Light on high, (III) strong Power, (IV) true σοφία, that teaches souls (- die Kirche).
Der „Vollkommene Mann“(- die „Saule des Lobpreises“) ist mit dem Lichtkreuz identisch, s. oben S. 23 Anm. 12 und 40/1 Anm. 10.
Die Licht-Erde bei Gott, oft bei Augustin als terra ingenita genannt.
Bei Augustin, De natura boni 44 (p. 883, 17) — A. Adam, Texte2 S. 3 navis vitalium aquarum. — Jesus der Glanz steht im Schiff des Mondes, der Dritte Gesandte im Schiff der Sonne.
Der reine Lufthauch, der reine Wind, das Licht, das reine Wasser und das reine Feuer, s. oben am Beginn des Exkurses das Zitat aus dem Fihrist.
und seine σοφία.
Die fünf reinen Elemente werden hier als Ganzheit gefafit (im türkischen Beichtspiegel oben S. 42 „der Fünfgott“).
Der Splenditenens, der Rex honoris, der Adamas, der Rex gloriosus und der Atlas.
die magistri.
die έγκρατεΐς, was sich auf die Auditores beziehen dürfte, s. Psalmbuch p. 179, 8–181, 18. [1] Diese Reihenfolge schon im ersten Psalm der Wanderer (p. 134, 19–27; zitiert oben S. 44).
Wer nur Auditor geblieben ist, wird in neuer Verkorperung auf die Erde zurückkehren.
In den Zeilen 392–400; ubersetzt von Tsui Chi, Bulletin of the School of Oriental and African Studies, University of London, 11 (1943) 213/4.
Der δίκαιος κριτής.
Der chinesische Name für die Saule der Herrlichkeit; der persische Name ist Srosh („Gehorsam“).
Es wird eine ideale Landschaft beschrieben, wie sie als Wunschvorstellung der Perser bei Plutarch, De Iside 46 (p. 47, 17 Sieveking) beschrieben wird und auch in den persischen Texten mehrfach vor- kommt. Zu der Vorstellung vom Aufstieg der Seele durch die Saule des Ruhmes pafit diese Vorstel- lung nicht gut; aber es kommt den Liederdichtern auf den inneren Sinn ihrer Bilder an, nicht auf die logische Konsistenz.
Diese sechs „mitleidigen“Vater sind: Der dritte Gesandte, der Lebendige Geist und die Mutter des Lebens im Schiff der Sonne; der Urmensch, die Jungfrau des Lichtes und alle reinen Gotter im Schiff des Mondes (Kephalaia p. 24, 8–20, s. oben S. 46); eine etwas andere Liste der Sechs in den Kephalaia p. 82, 29–83, 1.
Das Kapitel ist besprochen von (Schmidt-)Polotsky, Ein Mani-Fund in Agypten, Sitz. Bericht der preufi. Akademie der Wiss., Phil.-hist. Klasse 1933, 63–74 und Henrichs-Koenen, Zeitschr. für Papyrol. und Epigraphik 5, 1970, 183.
Die Engel werden auch im Bücherkatalog (Fihrist) des an-Nadim beschriebenen, s. G. Flügel, Mani
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Merkelbach, R. (1986). Exkurs I: Die manichäische Tetras. In: Mani und sein Religionssystem. Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 281. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05333-0_3
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