Zusammenfassung
Neueren Forschungen über die Sprachphilosophie Ludwig Wittgensteins ist zu entnehmen, daß dessen Theorie des „Sprachspiels“ im Tractatus logicophilosophicus nur angedeutet ist. Wittgenstein intendiert noch eine „ideale“ Sprache auf mathematischer Basis, die sich zur empirischen Welt und deren Sprache, der „Alltagssprache“, im Sinn einer Abbildtheorie verhält: „Im ‚Traktat‘ beherrscht der Abbildungsgedanke die gesamte Philosophie Wittgensteins. Alle Analysen konzentrieren sich auf die Frage, wie die Sprache die Abbildfunktion adäquat erfüllen kann. Die Welt mit ihrem logischen Gerüst soll in den Blickpunkt kommen“1). Nicht die Welt schreibt der Sprache ihre Bedeutung vor, sondern die Sprache ist das Primäre, von dem aus die Welt sich strukturiert. Dieses Primat der Sprache vor der Materialität der Welt spricht aus dem Diktum des Tractatus: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt ... Daß die Welt meine Welt ist, das zeigt sich darin, daß die Grenzen der Sprache (der Sprache, die allein ich verstehe) die Grenzen meiner Welt bedeuten“ (T 5.6–5.62). In diesem Sinn beschließt Wittgenstein den Tractatus: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen“ (T 7). Das Ende der Sprache bedeutet das Ende der Welt. Es bedeutet logisch auch den Abschluß dieses Buches Wittgensteins.
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Literatur
K. Wuchterl: Struktur und Sprachspiel bei Wittgenstein, Frankfurt/M. 1969, S. 110.
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J. Habermas: Sprachspiel, Intention und Bedeutung. Zu Motiven bei Sellars und Wittgenstein. In: Sprachanalyse und Soziologie. Die sozialwissenschaftliche Relevanz von Wittgensteins Sprachphilosophie. Hrsg. v. R. Wiggershaus. Frankfurt/M. 1975, S. 319–340.
Vgl. B. Bernstein: Sozio-kulturelle Determinanten des Lernens. Mit besonderer Berücksichtigung der Rolle der Sprache. In: Soziologie der Schule, Köln 61969, S. 52–79.
B. Liebrucks: Sprache und Bewußtsein, 6 Bde., Frankfurt/M. 1964 ff. Vgl. die Ausführungen über Wittgenstein im Bd. 6 (Ti. 1–3).
G.H.v. Wright: Biographische Betrachtung. In: Ludwig Wittgenstein/Schriften, Beiheft 1, Frankfurt/M. 21972, S. 89 f. Wittgenstein war 1920–26 Lehrer in Niederösterreich.
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Vgl. zum Begriff der „Rolle“ J. Habermas: Notizen zum Begriff der Rollenkompetenz; ferner: Stichworte zur Theorie der Sozialisation. In: Kultur und Kritik. Verstreute Aufsätze, Frankfurt/M. 1973, S. 118–231.
Wir schließen uns hier den Erkenntnissen an von K.E. Specht: Die sprachphilosophischen und ontologischen Grundlagen im Spätwerk Ludwig Wittgensteins, Köln 1963, S. 64. Die ontologische Problematik dieses Buches bleibt zeitbedingt.
Zu den Begriffen des „Normalen“ und „Unnormalen“ vgl. H. Marcuse: Aggressivität in der gegenwärtigen Indu- striegesellschaft. In: Aggression und Anpassung in der Industriegesellschaft, Frankfurt/M. 31969, S. 7–29.
Vgl. G.W. Allport: Die Natur des Vorurteils, Köln 1971. Th.W. Adorno: Studien zum autoritären Charakter, Frankfurt/M. 1973. Für die Pädagogik vgl. W. Sacher: Pädagogik und Vorurteil, Kastellaun 1976. U. Beer/W. Klose: Überwindung von Vorurteilen, Tübingen 1974.
A. Kenny: Wittgenstein, Frankfurt/M. 1974, S. 191.
Zum „Verstehen“ und „Meinen“ bei Wittgenstein vgl. W. Schulz: Wittgenstein. Die Negation der Philosophie. Pfullingen 1967, S. 71–80.
Habermas: Stichworte zur Theorie der Sozialisation, a.a.O. Ferner ders.: Technik und Wissenschaft als „Ideologie“, Frankfurt/M. 21969, S. 9–47.
Th.W. Adorno: Tabus über dem Lehrberuf. In: Erziehung zur Mündigkeit, a.a.O., S. 76 f.–H. Röhrs: Die Friedenspädagogik im Modell der Internationalen Gesamtschule, Hannover 1975, S. 144–152.
A. Mitscherlich: Sinnieren über Schmutz. In: Toleranz - Überprüfung eines Begriffs. Ermittlungen. Frankfurt/M. 1974. Ch. Enzensberger: Größerer Versuch über den Schmutz, München 1968.
Vgl. stellvertretend D. Claessens/P. Milhoffer (Hrsg.): Familiensoziologie. Ein Reader als Einführung. Frankfurt/M. 1973.
C.F. v. Weizsäcker: Wege in der Gefahr. Eine Studie über Wirtschaft, Gesellschaft und Kriegsverhütung. München 41977.
A. Mitscherlich: Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Anstiftung zum Unfrieden. Frankfurt/M. 61969. - Ders.: Die Idee des Friedens und die menschliche Aggressivität. Vier Versuche. Frankfurt/M. 1969.
A. Mitscherlich: Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft, München 1969.
M. Horkheimer: Gesellschaft im Obergang, Frankfurt/M. 1972.
P.F. Strawson: Kritische Notiz zu einigen Begriffen in Wittgensteins Philosophie. In: Ober Ludwig Wittgenstein, Frankfurt/M. 21969, S. 58. - Vollständig lautet PU 309: „Was ist dein Ziel in der Philosophie? - Der Fliege den Ausweg aus dem Fliegenglas zeigen“.
K.O. Apel:Die Entfaltung der sprachanalytischen Philo- sophie und das Problem der Geisteswissenschaften. In: Philosophisches Jahrbuch, 72. Jahrg., München 1965, S. 239 ff. Ders.: Wittgenstein und das Problem des hermeneutischen Verstehens. In: Zeitschrift f. Theo- logie u. Kirche, 63. Jahrg., 1966, Heft 1, S. 49 ff.
J. Habermas: Ein Literaturbericht (1967): Zur Logik der Sozialwissenschaften. In: Zur Logik der Sozialwissenschaften, Frankfurt/M. 1970, S. 231.
H. Marcuse: Der eindimensionale Mensch. Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft. Neuwied und Berlin 81969, S. 184–213.
J. Habermas: Wittgensteins Rückkehr. In: Philosophisch-politische Profile. Frankfurt/M. 1973, S. 145.
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Brose, K. (1977). Sprachspiel und Kindersprache. In: Wortschatzuntersuchung: Das normale Kind. Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 2682. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05303-3_2
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