Zusammenfassung
Zugleich im Namen von Herrn Professor Haehn und Herrn Professor Vaitl begrüße ich Sie zu unserem 2. Essener Hypertonie-Kolloquium. Bei unserem ersten Kolloquium im vergangenen Jahr über sozialmedizinische Probleme der Hypertonie stießen wir immer wieder auf den niedergelassenen Arzt als eine Schlüsselfigur, ohne deren aktive Mitarbeit kein noch so gutes Präventions-, Früherfassungs- und Behandlungs-Programm Erfolg haben kann. Alle derartigen Programme müssen daher so gestaltet werden, daß sie in jeder Praxis anwendbar sind, d. h., sie müssen zeitlich praktikabel sein, sie müssen ökonomisch tragbar sein, und sie müssen methodisch so weit entwickelt sein, daß der Patient nicht nur begreift, was von ihm verlangt wird, sondern auch zur aktiven Mitarbeit motiviert wird. Diese Programme müssen auch angepaßt, um nicht zu sagen maßgeschneidert sein für unser System der ärztlichen Versorgung in der Bundesrepublik. Die medizinische Basisversorgung erfolgt bei uns durch einige zehntausend private Kleinbetriebe, die in ihren unternehmerischen Entscheidungen, d. h. im Leistungsangebot und der dafür geforderten Vergütung, nicht vollkommen frei, sondern zu einem beträchtlichen Teil gebunden sind durch gesetzliche Vorschriften, durch Entscheidungen von Verbänden und durch ökonomische Zwänge. Diese Faktoren modifizieren teils bewußt, teils unbewußt, teils positiv, teils negativ das ärztliche Handeln, das im — nirgendwo in der Welt realisierten — Idealfall eigentlich ausschließlich vom ärztlichen Wissen und Gewissen bestimmt sein sollte. Die Rahmenbedingungen ärztlichen Handelns an der Basis sind verschieden in vielen westlichen Industrienationen, und erst recht in den Entwicklungsländern oder in Ländern mit staatlichen Gesundheitsdiensten unterschiedlicher Struktur. Wir haben Grund zu der Annahme, daß unser derzeit praktiziertes System der ärztlichen Versorgung dem sozialen und ökonomischen Standard unseres Landes, nicht zuletzt aber auch unserem Freiheitsbegriff angemessen ist, und daß es im wesentlichen gut funktioniert, was keineswegs ausschließt, daß es in manchen Einzelheiten verbessert werden sollte, daß Auswüchse und gewisse Fehlentwicklungen korrekturbedürftig sind. Auf jeden Fall muß aber die spezifisch deutsche sozio-ökonomische Struktur der Allgemeinpraxis bei allen individual- und sozialmedizinischen Empfehlungen berücksichtigt werden. Das war in der Vergangenheit bei weitem nicht immer der Fall, weder bei den Ratschlägen, die von der Hochschulmedizin ausgingen, noch bei den gesundheitspolitischen Maßnahmen der Politiker.
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Bock, K.D. (1979). Einführung. In: Bock, K.D., Haehn, K.D., Vaitl, D. (eds) Arzt und Hypertoniker Allgemeinärztliche Aspekte der Zusammenarbeit. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05266-1_1
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