Zusammenfassung
Zu den bisherigen Abschnitten beschäftigten wir uns ganz allgemein mit dem Sparerverhalten, indem wir alle Gesichtspunkte herausarbeiteten, die nach dem Stande der heutigen Forschung das Sparen beeinflussen. In diesem großen Zusammenhang stellen wir jetzt als selbständige Determinante das Geldwertbewußtsein des Sparers. Nur in diesem großen Zusammenhang erhält diese Einflußgröße ihr richtiges Gewicht.
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Literatur
VOIGT, Aussagefähigkeit…, a.a.O., S.37
Auf die Notwendigkeit einer derartigen Betrachtungsweise hat schon REICHENAU hingewiesen. “Da die empirisch-objektiven Geldwerte, welche die Konsumenten zu spüren bekommen, somit von den für sie geltenden mehr oder minder realisierten standesgemäßen Lebensführungen abhängig sind, so wird für die Theorie - und damit werden wiederum Gedanken der Romantiker für die Wirtschaftswissenschaft verlebendigt! - als Folge der Tatsache, daß der Konsument ein homo habitualis ist, ebenso ein ”objektiver sozialer Geldwert“ bedeutsam, wie sich für sie aus dem gleichen Grunde bereits ein ”sozialer Güterwert“ und ein ”subjektiver, sozialer Geldwert“ herausstellte”. (a.a.O., S.130)
Die rasche Ausweitung des westdeutschen Sparprozesses in den verschiedenen Formen, die auch unter Berücksichtigung einer im Umfang nicht genau feststellbaren Verschuldung beachtlich bleibt, hat oft Verwunderung und auch Bewunderung erregt und,zu dem Urteil geführt, daß Inflationen in der modernen Geldwirtschaft trotz ihrer vernichtenden Wirkung für das Sparkapital den Spargedanken nicht absterben lassen“. HUHLE, a.a.0., S.86
Dagegen besteht nach wie vor ein enger Zusammenhang zwischen dem Sparwillen und dem Geldwert. Jede moderne Volkswirtschaft bestätigt die enge Verkettung zwischen Währungsstabilität und Sparkonjunktur. Was zunächst das freiwillige, endogen motivierte Sparen betrifft, weckt eine relative Stabilität der Preise über längere Fristen den Sparsinn der Bevölkerung. Die Entwicklung in Frankreich im Herbst 1955 ist beispielhaft dafür. Die starke Zunahme der Spartätigkeit in der Bundesrepublik begann ebenfalls im Anschluß an die Währungsreform“. HUHLE, a.a.O., S. 98
Von den 50% Nichtsparern nannten 3% diesen Gegengrund, daraus ergibt sich, daß sich hier nur bei 1,5% aller Befragten eine Geldwerterfahrung oder -erinnerung auf das Sparerverhalten auswirkte
In diesem Zusammenhang muß die sehr interessante Feststellung BERGSTRÄSSERs erwähnt werden. Hinsichtlich der Inflation in Frankreich in den Jahren 1920 bis 1930 sagt er: “Die Wirtschaft konnte sich infolgedessen der Geldentwertung vorsichtig anpassen, zumal die große Masse der Bevölkerung das Wesen der Geldentwertung nicht begriffen hatte und bis zuletzt von einer Steigerung der Preise sprach”. (BERGSTRASSER, A., Staat und Wirtschaft Frankreichs, von E.R. CURTIUS und A.BERGSTRÄSSER, 2.Bd.,Stuttgart, Berlin und Leipzig 1930, s.100)
Es macht sich besonders nach der Währungsreform bemerkbar, daß fühlbare Preissteigerungen in Verbindung mit politischen Unsicherheiten in erster Linie das Sparklima und damit die Entscheidungen der Sparer beeinflussen“. WISSMANN, a.a.0., S.39
KATONA, G., “Comment” zu “War, Cold War and Savings”, in: Savings in the Modern Economy, a.a.O., S.167
Vgl. FISCHER, W., a.a.0., S.340
Infolgedessen dauert es in der Regel sehr lange - meist bis tief in die Inflation hinein - bis sich die Vorstellung vom Geldwert bei dem Konsumenten mit dynamischem Inhalt füllt und er dementsprechend seine Handlungsweise ändert“. REICHENAU, a.a.0., S.133
Ein deutsches Meinungsforschungsinstitut fragte 1956 nach der Bedeutung des Ausdrucks “schleichende Inflation”. 62% der Befragten machten richtige Angaben (Steigen der Löhne und Preise, die Lohn-und Preisspirale - Das Geld hat immer weniger Kaufkraft - Daß das Ersparte nicht den gleichen Wert behält), 6% machten vage, aber nicht unrichtige Angaben, 1% machten falsche Angaben, nur 31% wußten nicht, was damit gemeint war (Vgl. NOELLE-NEUMANN, a.a.0., S.98)
Vgl. zum Folgenden, NOELLE-NEUMANN. a.a.0., S.232
KATONA-MUELLER, a.a.0., S.29 f.
These data make it evident that even in the upper-income brackets only a minority of people were aware of loss in purchasing power entailed in holding Bonds from 1941 to 1951, or of the icrease in the price of common stock which occured during the same period“ (dies., a.a.0., S.30)
There is no need to give more money to the Government“ and ”the Government is wasteful“ waren bezeichnende Antworten (dies.,a.a.0. S.31)
JALASKAS, R., Schweden zwischen Sparwillen und Inflation, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 10.Jg., Heft 1 (1957) S.20
Thus, factors determining consumer decisions on saving and spending become important forces making for more or less inflation. Influencing consumer attitudes becomes an important part of public anti-inflationary policy“. GARVY, Savings and the Problem of Inflation…, a.a.O., S.342
“Expenditures of real estate and purchases of equity shares are commonly viewed as inflation hedges and would be expected to vary in the same direction as price anticipations”. KLEIN, Estimating patterns, a.a.O., 5.452
Bei dieser Rechnung ist eine gleichzeitige Neuverschuldung von der Summe der Guthabenzunahme abgesetzt; wenn die Neuverschuldung vom Sachwertsparen abgezogen wird, dann entfällt nur ein Viertel des Gesamtsparens auf das Sachwertsparen - bei Lohnempfängern allerdings ein Drittel
DIVO: “Wer kauft Aktien? Die Einstellung der westdeutschen Bevölkerung zu Aktien und Anleihen”. Frankfurt/M.-Godesberg 1957
Wer kauft Aktien?“, a.a.O., S.14 f.
GARVY, Savings and the Problem of Inflation…, a.a.O., S.351 f.
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Boehme, H. (1960). Geldwertbewußtsein als selbständige Determinante des Sparerverhaltens. In: Geldwertbewußtsein und Sparerverhalten. Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 878. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-04848-0_5
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