Zusammenfassung
Die soziale Betriebswirklichkeit begegnet dem arbeitenden Menschen am unmittelbarsten in den beiden Grundaspekten seines Arbeitsverhältnisses: Leistungsanforderung und Leistungsentgelt. Es ist verständlich, daß lange Zeit hindurch die betrieblichen Sozialprobleme überhaupt nur aus dieser Sicht behandelt und damit auf reine „Menschenökonomie“ reduziert wurden. Inzwischen sind die Materialien über Probleme der betrieblichen Sozialorganisation und der Stellung des Individuums im Betrieb so umfassend geworden, daß fast die gegenteilige Tendenz zu beobachten ist: Der Leistungsanspruch an den Menschen wird teilweise verdeckt durch Betonung von Nebenfunktionen und teilweise entindividualisiert durch den Hinweis auf umfassende Arbeitsabläufe. Das Entlohnungsproblem hingegen wird überlagert durch Hinweise auf Grundbedürfnisse des arbeitenden Menschen, die sich nicht in Geld ausdrücken lassen. Die Sichtweise der Betriebssoziologie kann hier zur Vermeidung von Einseitigkeiten wesentlich beitragen. Es geht ebensowenig darum, die soziale Wirklichkeit des Betriebes auf die individuelle Ebene der Wechselbeziehung Lohn-Leistung zu reduzieren, wie andererseits durch Betonung technisch gesteuerter Arbeitsabläufe und nichtökonomischer Zielsetzungen des Individuums den typischen sozialökonomischen Spannungsgehalt des Arbeitsverhältnisses zu entschärfen.
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Referenzen
Vgl. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Soziale Auswirkungen des technischen Fortschritts, Berlin-München 1962, S. 43
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Karl Marx, Lohnarbeit und Kapital, Neudruck in: K. Marx und F. Engels, Ausgewählte Schriften Bd. I, Berlin 1952, S. 89
Hendrik de Man, Der Kampf urn die Arbeitsfreude, Jena 1927, S. 198
Alain Touraine, L’evolution du travail ouvrier aux usines Renault. Paris 1955
Touraine a. a. O., S. 55
Touraine a. a. O., S. 80
Soziale Auswirkungen . . . a. a. O.
Soziale Auswirkungen . . ., S. 50/51.
W. Siebel und H. W. Hetzler, Innerbetrieblicher Funktionszusammenhang und Berufsqualifikation. Köln und Opladen 1962, S. 66
B. Lutz und A. Willener, Mechanisierungsgrad und Entlohnungsform. Zusammenfassender Bericht einer Untersuchung, durchgeführt von Instituten der sechs Länder der Gemeinschaft in der Eisen- und Stahlindustrie. Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, Luxemburg 1959, S. 128
Lutz und Willener a. a. O., S. 129/130
Einzelne Hinweise finden sich in der Literatur zum Freizeitproblem
H. Popitz, H. P. Bahrdt, E. A. Jüres, H. Kesting, Technik und Industriearbeit, Tübingen 1957
W. Jost, Das Sozialleben des industriellen Betriebs, Berlin 1932, S. 45
H. P. Bahrdt, Die Krise der Hierarchie im Wandel der Kooperationsformen, in: Soziologie und moderne Gesellschaft. Verh. des 14. deutschen Soziologentages, Stuttgart 1959, S. 119
Lutz und Willener a. a. O., S. 74
ebd. S. 165
Zu den soziologischen Problemen der Bürorationalisierung und -automatisierung vgl. H. P. Bahrdt, Industriebürokratie, Stuttgart 1958; H. Böhrs, Die wachsenden Büros und der Strukturwandel der menschlichen Arbeit, München und Bern 1960; Th. Pirker, Büro und Maschine, Basel und Tübingen 1962; U. Jaeggi und H. Wiedemann, Der Angestellte im automatisierten Büro, Stuttgart 1963
Zuerst veröffentlicht in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 7 (1955), S. 558–573.
Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Grundriß der Sozialökonomik, i. Halbbd., 1947, S. 87.
Grundlage des Aufsatzes sind eigene Beobachtungen des Verfassers in verschiedenen deutschen Betrieben und Untersuchungen, die in Zusammenarbeit mit F. Miller im Rahmen der „Human Relations Research Group“, Cornell University, unter Leitung von W. F. Whyte vom Herbst 1953 bis zum Sommer 1954 durchgeführt wurden. Darüber hinaus wurden Forschungsberichte herangezogen, die unter dem Titel „Money and Motivation“, ed. by W. F. Whyte, in New York erschienen sind (dt. Ausgabe: Lohn und Leistung, Köln und Opladen 1959). In diesem Zusammenhang ist auch auf eine neuere deutsche Untersuchung hinzuweisen: Werner Remmers, Auswirkungen von Lohnformen und Lohnermittlungsmethoden auf die persönliche und soziale Zufriedenheit der Arbeitnehmer. In: Jahrbuch des Instituts für christliche Sozialwissenschaften Bd. 4 (1963), S. 119–191. Vgl. ebenfalls H. G. Krüsselberg, Betriebsstruktur und Lohnanreizsystem. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 10, 1958.
Melville Dalton, Worker Response and Social Background, Journ. of Political Economy, LV, 1947.
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Vgl. Jean Fourastié, Die große Hoffnung des zwanzigsten Jahrhunderts. Köln 1954, s. 75.
Vgl. Bergmann und Zeche. Die sozialen Verhältnisse einer Schachtanlage des nördlichen Ruhrgebiets in der Sicht der Bergleute, bearb. von Carl Jantke, Tübingen 1953, S. 60 ff.
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Werner V. Siemens, Lebenserinnerungen. 1943, S. 301/302.
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z. B. bei Alfred Marshall: „The most systematic part of people’s lives is generally that by which they earn their living. The work of all those engaged in any occupation can be carefully observed . . . numerical estimates can be found as to the amount of money or general purchasing power that is required to supply a sufficient motive for them . . . In this world of ours it (money) is the one convenient means of measuring human motive on a large scale.“ Alfred Marshall, Principles of Economy. 8th ed., 1952, S. 18.
„Wenn die Betriebsleiter auch nur einige Aussicht haben wollen, die volle Kraft ihrer Arbeiter für sich zu interessieren, so müssen sie ihnen einen besonderen Ansporn geben . . . Vor allem aber sollte mit diesem besonderen Ansporn die persönliche Wertschätzung des Arbeiters und die enge Fühlungnahme mit ihm Hand in Hand gehen. Letzteres kann nur der Ausdruck eines ehrlichen und warmen Interesses an der Wohlfahrt der Untergebenen sein.“ F. W. Taylor-R. Roesler, Die Grundsätze wissenschaftlicher Betriebsführung. 1913, S. 35/36.
Vgl. die ausführliche Darstellung: F. Miller, F. Fürstenberg and W. F. Whyte, The Plant Wide Incentive: Two Cases, in dem Buch: Money and Motivation, a.a.O.
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Theodor Litt, Das Zeitalter der Organisation. In: Die Neue Zeitung. io. Oktober 1954.
Wiedergabe eines Vortrages auf dem 7. Kongreß der „Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e. V.“ am 24. März 1960 in Würzburg. Erstabdruck im Zentralblatt für Arbeitswissenschaft, Jg. 14 (1960).
Ulrich Moser, Psychologie der Arbeitswahl und der Arbeitsstörungen; Bern 1953, S. 39.
Vgl. hierzu den vorangehenden Beitrag dieses Kapitels.
Dieser Beitrag beruht z. T. auf Ausführungen in meinem Buch: Probleme der Lohnstruktur, Tübingen 1958, S. 48–52 und S. 82–86.
Interessantes Material hierzu bietet die Untersuchung von W. Lloyd Warner und J. O. Low, The Social System of the Modern Factory. The Strike. A Social Analysis. Vol. 4 der Yankee City Series. New Haven 1947.
T. H. Marshall, Citizenship and Social Class, Cambridge 1950, S. 81f.
Vgl. auch die eingehende Untersuchung von Wilbert E. Moore, Occupational Structure and Industrial Conflict, in: Industrial Conflict (Hrsg.: A. Kornhauser, R. Dubin und A. M. Ross), New York 1954, S. 221 ff.
Euler und Stevens, Die analytische Arbeitsbewertung als Hilfsmittel zur Bestimmung der Arbeitsschwierigkeit, 3. Aufl., Düsseldorf 1954.
Euler und Stevens, a. a. O., S. 12.
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Heinrich Heitbaum, Vom Arbeitswert zum Lohn, in: Gewerkschaftliche Monatshefte, Jg. 6 (1955), S. 94.
und 50 Paasche, a. a. O., S. 43.
H. Popitz, H. P. Bahrdt, E. A. Jüres, H. Kesting, Technik und Industriearbeit. Soziologische Untersuchungen in der Hüttenindustrie. Tübingen 1957, S. 31.
Vgl. Elliot Jaques, Measurement of Responsibility, A Study of Work, Payment, and Individual Capacity. London 19566 , S. 4.
Jaques, a. a. O., S. 74.
Jaques, a. a. O., S. 112.
W. Baldamus, Der gerechte Lohn. Eine industriesoziologische Analyse. Berlin 1960.
L. Wandel, Arbeitsbewertung und Arbeitsstudie als Hilfsmittel einer gerechten Entlohnung, in: Zentralblatt für Arbeitswissenschaft, Jg. 4 (1950), S. 4.
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Fürstenberg, F. (1964). Leistungs- und Lohnprobleme. In: Grundfragen der Betriebssoziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-04337-9_3
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