Zusammenfassung
Nachfolgend wird die Dritte-Welt-Bewegung (DWB) als eine Bewegung verstanden, die als Thema das Verhältnis Erste/ Dritte Welt hat und ihren Protest gegen die Erste Welt mittels der Forderung nach „weltweiter Gleichheit und Gerechtigkeit“ vorträgt1. Ein Spezifikum dieser Bewegung besteht darin, daß sich aus der Konstruktion ihrer Thematik nicht zwanglos die Aufforderung ergibt, an der Bewegung deshalb teilzunehmen, weil man selbst Betroffener ist. Betroffenheit muß vielmehr erst erzeugt werden. Nicht nur ist die Dritte Welt nicht unmittelbar zugegen, sondern einzig als mediales Produkt präsent. Darüber hinaus bedeutet Nichtteilnahme am Protest Seitenwechsel: Als Bewohner der Ersten Welt und damit Nutznießer der Ausbeutung der Dritten Welt ist man immer auch zugleich Adressat für den Protest der Bewegung. Latent gilt diese Nutznießung für die Bewegungsteilnehmer selbst. Diese Gefahr des tu quoque-Vorwurfs, selbstkritisch von Bewegungsteilnehmern oft genug gegen sich selbst gerichtet2 bildet den Hintergrund einer Präferenz für demonstrativ bescheidenen, nicht konsumistischen Lebensstil.3 Aber die kommunikativ stilistischen Lösungen für dieses Problem sollen uns hier nicht weiter interessieren, sondern wir wollen auf das Betroffenheitsproblem näher eingehen.
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Bommes, M., Scherr, A. (1994). Migration und Dritte-Welt-Bewegung. In: Solidaritätsbewegungen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-04178-8_8
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