Zusammenfassung
Als seit dem 12. Jahrhundert die mittelalterliche deutsche Stadt klassischen Begriffs entstand, als die deutsche Landkarte von den Alpen bis nach Jütland sich in verhältnismäßig kurzer Zeit mit Hunderten solcher auf Handwerk und Handel gegründeter Bürgersiedlungen überzog — meist eine Tagereise voneinander entfernt —, als ein neuartiger, nicht auf Geburt, sondern auf den Beruf gegründeter Stand freier Leute, der Bürger, erwuchs, fügte sich ein neuer Rechtskreis zu den übrigen: das Stadtrecht. Bis dahin hatte im Bereich des weltlichen Rechts das aus agrarischen Lebensformen erwachsene und auf sie zugeschnittene Landrecht, nach Landschaften und Stämmen verschieden, die Szene beherrscht, daneben für bestimmte Besitzverhältnisse das Lehnrecht. Anders als das römische Recht, das ja schon in seinem Namen seine Herkunft aus der Stadt verrät, bleibt das deutsche — wie überhaupt das germanische und auch das slawische — Recht in seiner ganzen Geschichte landrechtlich bestimmt. Die Rechtskreise stehen nebeneinander, Bauer, Bürger, Edelmann leben weitgehend nach verschiedenem Recht, bis dann im 19. Jahrhundert die große rechtliche Gleichmacherei, beginnt.
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Referenzen
Siehe die Literatur hierzu bei H. Conrad, Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. I 2 (1962), S. 363 f.
Bei J. Reetz, Bistum und Stadt Lübeck um 1300 (Lübeck 1955), S. 188, Anm. 1163.
LübUB III Nr. 595, S. 633.
Hierüber J. Asch, Rat und Bürgerschaft in Lübeck 1598–1669(Lübeck 1961), S. 56ff.
Hierzu jetzt Fr. Bruns, Der Lübecker Rat, Ztschr. d. Ver. f. Lüb. Gesch. 32 (1951), S. 1 ff.
Grundlegend: R. Schröder, Gesch. d. ehel. Güterrechts in Deutschland, 2. Teil, 3. Abt. (1874).
J. H. Chr. v. Selchow, Gesch. d. in Teutschland geltenden fremden und einheimischen Rechte (Göttingen 1767) § 315.
Zur strittigen Deutung des Namens Lübeck vgl. jetzt H. D. Kahl in ZVlübG 42 (1962), S. 79 ff.; über buku ebda. S. 112 f.
Schon Herrn. Conring, De origine juris Germanici (1643), gebraucht (pag. 169) von der Stadt Lübeck das virgilische Bild (Bucol. I 25), sie habe sich über die anderen Städte erhoben quantum lenta solent inter viburna cupressi.
J. C. H. Dreyer, Einleitung z. Kenntniß der... von E. Hochw. Rath der Reichsstadt Lübeck von Zeit zu Zeit ergangenen allgemeinen Verordnungen usw., Lübeck 1769, S. 202.
Die Lesung „Sosatiae” ist gesichert und lautete nicht, wie schon H. Conring (De origine juris Germanici, 1643) vermutete, ursprünglich „Holsatiae”.
Die bisherige Literatur über die Verbreitung des lübischen Rechts ist ungenau; als die ausführlichsten sind zu nennen: J. Michelsen, Der ehemalige Oberhof zu Lübeck und seine Rechtssprüche (Altona 1839)
G. Schubart-Fikentscher, Die Verbreitung der dt. Stadtrechte in Osteuropa (Weimar 1942).
Dt. StR. Hs. Ki (Ausg. Korlén) Art. 68, vom Streit um eine Brandmauer handelnd: „... de gene oc, de de muren gewinnet, de schal buwen en sten hus al up, vore unde achter mit gevelen“. Revid. lüb. Stadtr. von 1586, III 12,9: „Es sollen alle Gebäude so wol zur Strassen als Hoffwerts mit Stein und Kalck aus dem Fundament an Brandmauren, Giebeln, Schorsteinen und Feuersteten aufgeführet werden. Die Mauren aber im Leim und Stenderwerk zu setzen, sol gäntzlich verboten seyn.“
Thomas Kantzow, Pommersche Chronik 1536 (niederdeutsch, hrsg. von W. Böhmer, Stettin 1835; hochdeutsch von G. Gaebel, Stettin 1897).
Hs. Ki Art. 75: „Een vrede, de godes vrede hetet, vnde bla vnde blot dat mot iewelik man wol tughen, vp dat he en vmberopen man si, svnder de wenede vnde vriheyt“.
Über den Aufbau der lübischen Rechtszugfamilie und das beim Rechtszug beobachtete Verfahren s. jetzt W. Ebel, Der Rechtszug nach Lübeck, HansGeschBl. 85 (1967), S. 1 ff.
Lübecker Ratsurteile, hrsg. von W. Ebel, 4 Bände, Göttingen 1955–1967.
Auch die erste deutsche Darstellung des Handelsrechts überhaupt (in lateinischer Sprache) wird einem Lübecker verdankt; es ist des Lübecker Bürgermeisters Johann Marquard Tractatus de jure mercatorum (Lübeck 1642).
Zum Stadtrecht von Wisby zusammenfassend: Gösta Hasselberg, Studier rörande Visby stadslag och dess källor, Uppsala 1953. Dort die weitere Literatur.
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© 1967 Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen
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Ebel, W. (1967). Lübisches Recht im Ostseeraum. In: Lübisches Recht im Ostseeraum. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 143. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02975-5_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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