Der Urbanisierungsprozeß

Zusammenfassung

Urbanisierung ist ein wesentlicher Bereich im sozialen Wandel der Gegenwart, für den sie einmal Ursache ist und von dem sie andererseits als Wirkung kreiert wird. Weitgehend neu ist das Phänomen der Urbanisierung in Ostnigeria, wo es in der traditionalen Kultur nur aus einzelnen Weilern bestehende Dörfer gibt, die sich aus verstreut liegenden Gehöften zusammensetzen (1) . Die Yoruba dagegen sind von ihrer Kultur her stark städtebildend (2) ; für sie bedeutet Urbanisierung nichts grundlegend Neues, sondern nur eine Umstrukturierung. Die Entstehung der Yoruba-Städte läßt sich nicht mit der Entwicklung von Häfen, kolonialen Verwaltungs zentren oder von Bergbau und Industrie erklären; sie existierten bereits vor der Ankunft der Europäer. Die Hauptstädte der größeren Yoruba-Königreiche Ijebu Ode, Ode Ondo, Ile Ife, Ilesha, Oyo Ile waren wahrscheinlich schon vor dem 19. Jahrhundert Ansiedlungen mit 15 000 bis 50000 Einwohnern; in den Bürgerkriegen des 19. Jahrhunderts wurden viele Städte zerstört; die Bevölkerungszahlen in den Städten gingen zurück. Die soziale und politische Struktur in den traditionalen Yoruba-Städten beruht vorwiegend auf Verwandtschaftsbeziehungen und auf Altersgruppierungen (3), aber nicht auf territorialen Gruppierungen von Nicht- Verwandten.