Zusammenfassung
Die staatliche und wirtschaftliche Unsicherheit nach dem Umsturz des Jahres 1918 und die Furcht vor einem Anwachsen radikaler sozialistischer Kräfte ließen schon früh in den verschiedenen noch bestehenden handwerklichen Organisationen den Gedanken entstehen, sich zur Vertretung ihrer Interessen in einem gemeinsamen Verband zusammenzuschließen. Auf der Hauptversammlung des 19. Deutschen Handwerks und Gewerbekammertages am 29. April 1919 in Hannover wurde daher der Antrag gestellt, die übrigen handwerklichen Verbände, die Fachverbände des Handwerks und die handwerklichen Genossenschaftsverbände, zur Gründung einer „Arbeitsgemeinschaft des deutschen Handwerks“1 aufzurufen. Dabei war der Grundsatz leitend, daß das gesamte Handwerk mit allen seinen Organisationen in einem Einheitsverband zusammengeschlossen werden sollte, um sich nach dem Vorbild anderer Interessenverbände2 ein wirksames wirtschaftspolitisches Instrument zu schaffen. Die Verhandlungen zogen sich bis in den Herbst 1919 hin, und am 16. Oktober des Jahres wurde der „Reichsverband des deutschen Handwerks“ gegründet3. Ihm gehörten neben den Handwerks und Gewerbekammern und den Fachverbänden und Genossenschaften des Handwerks auch die Gewerbe und Handwerkerbünde an, deren Art der Eingliederung in den Reichsverband jedoch noch unklar war.
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Referenzen
Das dt. Handwerksblatt, Jg. 13 (1919), S. 76.
Vgl. den im Februar 1919 ausdrücklich zur Förderung der Interessen der Industrie gegründeten Reichsverband der Deutschen Industrie. Vgl. dazu: Veröffentlichungen des Reichsverbandes der Dt. Industrie, Heft 1 (Mai 1919), S. 17 f.
Das dt. Handwerksblatt, Jg. 13 (1919), S. 172.
Das dt. Handwerksblatt, Jg. 13 (1919), S. 174.
Sitzungen des Ausschusses des Reichsverbandes des dt. Handwerks vom 10. XII. 1919 und 7. V. 1920. Das dt. Handwerksblatt, Jg. 13 (1919), S. 175 und Jg. 14 (1920), S. 94.
Das dt. Handwerksblatt, Jg. 14 (1920), S. 207.
K. D. Bracher, Die Auflösung der Weimarer Republik, 3. Aufl., Villingen 1960, S. 199 u. 200.
Zur Gründung des NWHB vgl. Das dt. Handwerksblatt, Jg. 13 (1919), S. 155.
So der spätere Vorsitzende des Landesverbandes Schleswig-Holstein des NWHB, Schneidermeister Kohrt aus Kiel, über die Gründung des Handwerkerbundes; siehe NWHZ, Nr. 22 v. 31. V. 1929.
H. Willmann, Die Organisation des NWHB, in: Der Wille des schleswigholsteinischen Handwerks, Denkschrift des Landesverbandes Schleswig-Holstein des NWHB, Kiel 1926, S. 6.
Aus der Satzung des Niedersächsischen Handwerkerbundes, eines Unterverbandes des NWHB, siehe NWHZ, Nr. 1 v. 4. I. 1929.
Denkschrift des Landesverbandes, S. 6.
Th. Nipperdey, Interessenverbände und Parteien in Deutschland vor dem 1. Weltkrieg, in: Moderne deutsche Sozialgeschichte, herausg. von H. U. Wehler, Köln 1966, S. 374.
W. Bock, Stand und Bedeutung der Handwerkerbündebewegung, Stuttgart 1932, S. 25.
Vgl. dazu den Übergang des Handwerks von verschiedenen Parteien zur Wirtschaftspartei und später zur NSDAP.
Vgl. die Kritik des Landesverbandes am Reichsverband des dt. Handwerks auf dem schleswigholsteinischen Handwerkertag im September 1932; siehe Rendsburger Tageblatt l S.-H. Landeszeitung, Nr. 214 v. 12. IX. 1932.
Landesverbände Schleswig-Holstein, Braunschweig, Oldenburg, Osnabrück, Ostfriesland, Hamburg, Bremen, Lübeck und der Niedersächsische Handwerkerbund, der die Regierungsbezirke Hannover, Hildesheim, Luneburg und Stade umfaßte.
Wahlkreise Schleswig-Holstein, Hamburg, Südhannover-Braunschweig, Osthannover und Weser-Ems.
Die Abstimmung in Nordschleswig erfolgte am 10. Februar, in Flensburg am 14. März 1920.
Der Landesverband Schleswig-Holstein des NWHB wurde am 15. Dezember 1933 durch Beschluß der Mitgliederversammlung aufgelöst.
Zur Gründung des Landesverbandes vgl. KNN, Nr. 157 v. 20. VII. 1920; zu den Aufgaben vgl. E. Heinrich, Der Landesverband Schleswig-Holstein und seine Kreishandwerkerbünde, in : Denkschrift des Landesverbandes, S. 7.
Die Kreishandwerkerbünde Flensburg, Kiel, Neumünster, Wandsbek und Altona-Pinneberg, Bordesholm, Eckernförde, Eiderstedt, Flensburg-Land, Hzt. Lauenburg, Husum, Norderdithmarschen, Oldenburg, Plön, Rendsburg, Schleswig, Segeberg, Steinburg, Stormarn, Südtondern, Süderdithmarschen, Fehmarn und der oldenburgische Landesteil Lübeck. Vgl. Handbuch der Provinz Schleswig-Holstein, hrsg. vom Oberpräsidium, Kiel 1929, S. 287/88.
W. Bock, Stand und Bedeutung der Handwerkerbündebewegung, S. 32.
Vgl. die Satzungen des Kreishandwerkerbundes Segeberg: »Der Kreishandwerkerbund bezweckt: a) bei Gemeinde und Kreiswahlen für ein geschlossenes Vorgehen des gesamten Handwerks seines Bezirks und für die Aufstellung geeigneter und zahlreicher Handwerkerkandidaten zu sorgen; b) die Tätigkeit der Behörden, politischen Parteien und gewählten Gemeindevertreter in seinem Bezirk ständig zu überwachen und gegen jede das Handwerk schädigende Haltung oder Stellungnahme sofort mit allen Mitteln vorzugehen; c) Behörden, Presse und öffentliche Meinung seines Bezirks ständig über die Handwerkerfragen zu unterrichten und mit ihnen dauernd in Verbindung zu bleiben; d) das Zusammengehörigkeitsgefühl und Standesbewußtsein der Handwerker zu heben und zu stärken; e) seine Mitglieder nach Bedarf . . . durch Vorträge und Aussprachen über alle das Handwerk angehenden politischen und wirtschaftlichen Tagesfragen zu unterrichten und einen regen Meinungsaustausch unter den zugehörigen Handwerkern darüber herbeizuführen.“ Sonderdruck des Kreishandwerkerbundes Segeberg, Segeberg o. J.
C. Wupper, Kreishandwerkerbünde und Ortsgruppen, in: Denkschrift des Landesverbandes, S. 8.
Die Mitgliederzahl des Kreishandwerkerbundes Husum wurde festgestellt aufgrund der Beitrags und Kassenberichte im Protokollbuch des Kreishandwerkerbundes Husum; die Zahl der Betriebe ist der Betriebsstatistik 1929 der Handwerkskammer Flensburg entnommen; vgl. Jahresberichte der Handwerkskammer Flensburg 1926–1930, Flensburg 1930, S. 30.
Vielfach waren die ländlichen Handwerksbetriebe mit kleineren Bauernstellen verbunden.
Nach den Angaben des Vereinsregisters des Amtsgerichts Kiel, Bd. 308, S. 2328–29 waren von 1920–1933 nur Kieler Handwerksmeister 1. und 2. Vorsitzende des Landesverbandes Schleswig-Holstein des NWHB.
H. Willmann, Die Organisation des NWHB, in: Denkschrift des Landesverbandes, S. 6.
Ebd. S. 6.
Nach der Berufszählung des Jahres 1925 waren 8,8 0/o aller Berufszugehörigen der Gruppe Industrie und Handwerk in Schleswig-Holstein Selbständige; in: Volks, Berufs und Betriebszählung vom 16. Juni 1925, Statistik des dt. Reiches, Bd. 404, Heft 13. Berufszugehörige sind Erwerbspersonen einschließlich der Angehörigen ohne eigenen Hauptberuf.
Zu den Handwerkskammern vgl. den Art. Handwerkskammern, Wörterbuch der Volkswirtschaft, Bd. 2 (4. Aufl.), Jena 1932, S. 339–342.
Zum Text der Handwerksnovelle vom Februar 1929 vgl. Mitteilungen der Hwk. Altona, Nr. 4 vom 1. IV. 1929.
Zur Handwerkskammer Altona gehörten die Kreise Altona (Stadt), Pinneberg, Steinburg, Kiel (Stadt), Bordesholm, Plön, Oldenburg, Segeberg, Stormarn, Hzt. Lauenburg, Neumünster (Stadt) und Wandsbek (Stadt) sowie der Landesteil Lübeck. Zur Handwerkskammer Flensburg gehörten die Kreise Flensburg-Stadt und Land, Südtondern, Husum, Eiderstedt, Schleswig, Eckernförde, Rendsburg, Norder und Süderdithmarschen; siehe Handbuch der Provinz Schleswig-Holstein, S. 118–119.
Jahresbericht der Hwk. zu Altona 1932, Altona 1933, S. 32.
Jahresberichte der Hwk. Flensburg 1926–1930, Flensburg 1930, S. 30; zu den Innungen vgl. Handbuch der Provinz Schleswig-Holstein, S. 119.
Handbuch der Provinz Schleswig-Holstein, S. 293.
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Wulf, P. (1969). Die Organisationen des Handwerks. In: Die politische Haltung des schleswig-holsteinischen Handwerks 1928 – 1932. Abhandlungen zur Mittelstandsforschung, vol 40. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02949-6_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-663-02949-6
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