Skip to main content

Part of the book series: Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen ((AFLNW,volume 125))

  • 11 Accesses

Zusammenfassung

Das Zweite Vatikanum, von dem viele Zeitgenossen Großes1, ja Überschwängliches und schier Unmögliches erhofften, während andere schon nach der zweiten Session sein Scheitern voraussagten2, neigt sich dem Ende zu. Die wesentlichen Ergebnisse liegen bereits vor, wenn auch von der vierten Session, die gegen gewisse Bestrebungen, das Konzil im Herbst 1964 zu beenden, durchgesetzt worden ist, noch Bedeutsames im Hinblick auf die pastorale Zielsetzung des Konzils zu erwarten ist. Wie die Geschichte lehrt, sind die meisten Konzilien in Zeiten außergewöhnlicher Gefährdung der Kirche zusammengetreten, um entweder schreiende Mißstände abzustellen oder Irrlehren, z. B. die des Arus oder des Nestorius3, zurückzuweisen. Das Zweite Vatikanum ist ein Konzil neuen Typs, für das weder der Kampf gegen ärgerniserregende innerkirchliche Zustände noch die Abwehr bestimmter Häresien charakteristisch ist. Es geht vielmehr um das Selbstverständnis der Kirche in der Welt von heute. Die durch Technik und Industrialismus geprägte moderne Zivilisation, die vom Abendland ausgehend seit 180 Jahren um die ganze Erde wandert, hat Daseinsweise und Lebensform der Menschen so grundlegend verändert, wie es seit dem Übergang zur Seßhaftigkeit in der Jungsteinzeit oder seit dem Entstehen der Hochkulturen nicht mehr geschehen sein dürfte. Papst Johannes XXIII.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literature

  1. Vgl. Wort und Wahrheit. Jg. 16 (1961), Nr. 10 : Sonderheft : Umfrage zum Konzil: 81 kath. Laien und Theologen äußern sich zu den Aufgaben des kommenden Konzils. — V. Schurr, R. Baumann, M. Dirks, A. Lissner, Konkrete Wünsche an das Konzil. Kevelaer 1961.

    Google Scholar 

  2. Vgl. Michael Serafian (Pseudonym), Der Pilger — oder Konzil und Kirche vor der Entscheidung. Rowohlt-Verlag Hamburg 1964. Die deutsche Übersetzung des amerikanischen Buches (“The Pilgrim”), das nur die II. Konzilssession behandelt, enthält den Werbeslogan : “Wenn nur fünfzig Prozent von dem wahr sind, was Serafian schreibt, ist das Konzil zum Scheitern verurteilt”.

    Google Scholar 

  3. Gegen Arius verkündete das Konzil von Nikaia (325) die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater. Das Konzil von Ephesus (431) verteidigte die Gottesmutterschaft Mariens gegen Nestorius.

    Google Scholar 

  4. In: Orientierung, 15. 2. 1965, S. 26.

    Google Scholar 

  5. “Concilium Oecumenicum nunquam datur, quod a Successore Petri non sit ut tale confirmatum vel saltem receptum” (Constitutio dogmatica de Ecclesia, cap. III., n. 22). Der lateinische und deutsche Text der Konstitution ist mit einer Einleitung von Joseph Ratzinger im Verlag Aschendorff, Münster/Westf. 1965, erschienen.

    Google Scholar 

  6. Ebd., cap. III., n. 22.

    Google Scholar 

  7. Ich selbst habe in einer Eingabe an das Konzil, die ich aus Zeitmangel in der Konzilsaula nicht mehr vortragen konnte, folgendes zum Dekretsentwurf “De Missionibus” bemerkt : “Es überrascht, daß im Dekretsentwurf der Kolonialismus nicht erwähnt wird. Ist doch das Bekehrungswerk in den vergangenen Jahrhunderten und bis in die jüngste Zeit leider häufig im Gefolge des Kolonialismus und unter seinem Schutz begonnen und durchgeführt worden. Auch waren die Kaufleute und Kolonisten oft schlechte Boten des christlichen Glaubens. Der Jesuitenmissionar José de Acosta, der zu Beginn der kolonialistischen Ära in Peru wirkte, hat den bezeichnenden Satz geschrieben: , Nicht Glaubenseifer, sondern Habsucht hat die Christen in die Länder der Heiden geführt’. Das alles ließ bei der einheimischen Bevölkerung den Eindruck entstehen, das Christentum sei nichts anderes als eine Begleiterscheinung des Kolonialismus. So konnte es nicht ausbleiben, daß mit dem Zusammenbruch des Kolonialismus auch die christlichen Missionen in eine Krise gerieten. Im Dekret sollte ausdrücklich erklärt werden, daß die christliche Mission jede Form des Kolonialismus, auch den sog. kulturellen Kolonialismus zurückweist. Die Kirche Christi ist katholisch und deshalb nicht an die Kultur des Mittelmeerraumes oder Europas gebunden. Sie muß in allen Völkern und Kulturen beheimatet und gegenwärtig sein. Die Anpassung der Mission an die j eweiligen Verhältnisse muß sich auf alle Formen des kulturellen Lebens erstrecken, auch auf die kirchliche Baukunst, auf die liturgische Kleidung, auf die kirchliche Musik usw.”

    Google Scholar 

  8. Frankfurter Allg. Zeitung, 9. 11. 1964.

    Google Scholar 

  9. Der “Ordo Concilii Oecumenici Vaticani II celebrandi” (Geschäftsordnung des Konzils) weist Unklarheiten und Lücken auf, so daß es zu Meinungsverschiedenheiten kommen mußte. Oft wußte man nicht, ob die Koordinierungskommission, das Präsidium oder die vier Moderatoren zuständig seien. — Über die Vorgänge während der dritten Konzilssession vgl. Mario von Galli und Bernhard Moosbrugger, Das Konzil. Kirche im Wandel. Olten/Schw. 1965; ferner: Giovanni Caprile, Aspetti positivi della terza sessione del Concilio, in: La Civiltà Cattolica, Jahrg. 116, Bd. I, Nr. 4 (20. 2. 1965).

    Google Scholar 

  10. H. Jedin, Die Geschäftsordnungen der beiden letzten Ökumenischen Konzilien in ekklesiologischer Sicht. In: Catholica, 14. — .

    Google Scholar 

  11. Eine solche Uberschätzung liegt vor bei: Xavier Kynne, Die zweite Retormation. Die I. Sitz.-Periode des II. Vat. Konzils. Köln—Berlin 1964.

    Google Scholar 

  12. Vgl. die Statistik des amtlichen, vom Sekretariat des Konzils herausgegebenen “Elenco dei Padri Conciliari” (Roma 1964).

    Google Scholar 

  13. So erhielt z. B. die Konstitution “Über die Kirche” am 21. 11. 1964 2151 Ja-Stimmen, während sich nur 5 Konzilsväter der Stimme enthielten.

    Google Scholar 

  14. Während der III. Session konnten von 2248 Interventionen der Konzilsväter nur 662 mündlich in der Konzilsaula vorgetragen werden ; die übrigen 1586 Interventionen wurden schriftlich eingereicht.

    Google Scholar 

  15. Die deutsche Bischofskonferenz traf sich zum erstenmal schon im Jahre 1848. Vgl. H. Storz, Staat und Kirche in Deutschland im Lichte der Würzburger Bischofsdenkschrift von 1848. Bonn 1934. Rudolf Lill, Die ersten deutschen Bischofskonferenzen. Freiburg i. Br.—Basel—Wien 1965. — In anderen Ländern kam es erst spät, zum Teil erst während des II. Vatikanums, zur Bildung von nationalen und übernationalen Bischofskonferenzen. Auch sind die Statuten der Bischofskonferenzen je nach Ländern sehr verschieden. Das Dekret “Über das Hirtenamt der Bischöfe” bringt eine gewisse Vereinheitlichung.

    Google Scholar 

  16. Vgl. Alfred Ancel, L’Eglise et la Pauvreté. Lyon 1964. Der Lyoner Weihbischof Alfred Ancel spielte in der Gruppe “Kirche der Armut” eine führende Rolle.

    Google Scholar 

  17. Man sollte Heenans Worte nicht dramatisieren. Auch von evangelischen Landesbischöfen sind ähnliche Mahnungen ausgesprochen worden. So erklärte z. B. der evangelische Landesbischof Dietzfelbinger auf der bayerischen Landessynode in Ansbach im Oktober 1964: “Ich ehre diese Wissenschaftler. . . , aber ich frage mich, ob diese (moderne historisch-kritische) Theologie wirklich, wie unlängst in einer Fachzeitschrift behauptet wurde, von ihren Ursprüngen her weithin eine destruktive Spitze haben muß.” Auch Landesbischof Dibelius meinte am 10. 11. 1964, die Kirche dürfe kein Sprechsaal für die Pluralität der Ansichten sein; man könne nicht einfach etwas von den Grundsätzen der Kirche absägen. Propst Hans Asmussen aber schrieb am 22. 1. 1965 im “Rheinischen Merkur”, jeder lehre praktisch, was er wolle, es werde sogar “die Existenz Gottes in Frage gestellt”.

    Google Scholar 

  18. Das Pamphlet “L’Action judeo-maçonnique dans le Concile” (“Lecture exclusivement réservée à Leurs Révérendissimes Pères Conciliaires”) wurde im September 1964 in Umlauf gesetzt. — Im Herbst 1963 erschien ein Pamphlet gegen die mitteleuropäischen Bischöfe : Cattolicus, Il Concilio e l’assalto del blocco Centro-Europeo, Roma 1963.

    Google Scholar 

  19. Constitutio dogmatica De Ecclesia, cap. III., n. 22. — Vgl. A. Wenger, Vatican II. Chronique de la troisième Session. Paris 1965.

    Google Scholar 

  20. Yves Congar (Hrsg.), Das Bischofsamt und die Weltkirche. Stuttgart 1964.

    Google Scholar 

  21. Papst Paul VI. wußte, daß etwa 200–300 Bischöfe befürchteten, die Kollegialität bedrohe den Primat. Um die einmütige Zustimmung aller Konzilsväter zu erhalten, legte der Papst dem Konzil vier Auslegungsregeln als “nota explicativa praevia” vor, die am 21. 11. 1964 zusammen mit der “Konstitution über die Kirche” vom Konzil angenommen worden sind. Die vier Auslegungsregeln besagen: 1. Unter Kollegium ist nicht eine Gemeinschaft Gleichgestellter zu verstehen, die ihre eigene Gewalt dem Vorsitzenden übertragen, sondern eine beständige, dauernde Verbindung, deren Struktur und Autorität aus der Offenbarung zu deuten ist. 2. Bei der Bischofsweihe empfängt der Neugeweihte ontologisch die drei Ämter des Heiligens, Lehrens und Leitens ; damit jedoch die potestas ad actum expedita, die konkrete Leitungsgewalt, gegeben sei, muß die Verleihung durch die zuständige kirchliche Autorität hinzukommen, z. B. durch die Übertragung einer Diözese. 3. Wenn vom Kollegium der Bischöfe die Rede ist, ist das Haupt des Kollegiums, der Papst, stets mitverstanden (“cointelligitur”), denn ein Bischofskollegium ohne Haupt, ohne Papst, gibt es nicht. 4. Während der Papst die oberste Gewalt zu jeder Zeit ausüben kann, ist das Bischof skollegium nicht immer im strengen Sinn als Kollegium tätig, sondern von Zeit zu Zeit, z. B. auf dem Allgemeinen Konzil oder unter Zustimmung des Papstes in anderen Fällen.

    Google Scholar 

  22. Constitutio dogmatica De Ecclesia, Vorwort n, 1.

    Google Scholar 

  23. Ebd. cap. IV., n. 32.

    Google Scholar 

  24. Ebd., cap. VII., n. 48.

    Google Scholar 

  25. L. A. Dorn und G. Denzler, Tagebuch des Konzils. Die Arbeit der dritten Session. Nürnberg und Eichstätt 1965, S. 13f.

    Google Scholar 

  26. Vgl. Joseph Höffner, Unsere Sorge um die der Kirche Entfremdeten, Protokoll der Dechantenkonferenz des Bistums Münster vom 19. bis 21. 5. 1964.

    Google Scholar 

  27. Das “Dekret über den Ökumenismus” ist lateinisch und deutsch im Verlag Aschendorf, Münster/Westf., 1965, erschienen.

    Google Scholar 

  28. Das “Dekret über die Katholischen Orientalischen Kirchen” ist lateinisch und deutsch im Verlag Aschendorff, Münster/Westf., 1965 erschienen.

    Google Scholar 

  29. Unter dem Vorsitz von Kardinal Paolo Marella ist ein “Secretariatus pro non Christianis” gegründet worden.

    Google Scholar 

  30. Zuständig ist das neu errichtete Sekretariat “pro non credentibus”, dessen Vorsitz der Wiener Kardinal Franz König im März 1965 übernommen hat.

    Google Scholar 

  31. Der Bischofsrat ist keineswegs ein “nicht mehr anzurührendes Tabu”, wie die “Orientierung” (15. 4. 1965, S. 81) meint. Papst Paul VI. ließ während der dritten Konzilssession die oben (Seite 19) erwähnte Vertreterkonferenz der Bischofskonferenzen wissen, daß ihm Vorschläge über die Struktur und den Aufgabenbereich des Bischofsrates erwünscht seien. Die Vertreterkonferenz befaßte sich auf mehreren Sitzungen mit der Frage, die auf der vierten Session im Zusammenhang mit dem Dekret “Über das Hirtenamt der Bischöfe” entschieden werden wird.

    Google Scholar 

  32. Schon heute ist der Einfluß der Römischen Kongregationen auf die Verwaltung einer Diözese nur gering. Nach meiner Bischofsweihe war es eine meiner großen -Überraschungen, daß die Römische Kurie fast überhaupt nicht auf die Diözesanverwaltung einwirkt. Alle wichtigen Entscheidungen fallen im Bistum selber : die Errichtung neuer Pfarren, der Bau neuer Kirchen, Krankenhäuser usw. Inzwischen sind die Dispensvollmachten der Bischöfe erheblich erweitert worden, so daß auch hier die Zuständigkeit der Kurie beträchtlich eingeschränkt worden ist.

    Google Scholar 

  33. Constitutio dogmatica De Ecclesia, cap. III., n. 25.

    Google Scholar 

  34. Ansprache in der Peterskirche am 31. 3. 1965 (Osservatore Romano, 1. 4, 1965).

    Google Scholar 

  35. Constitutio dogmatica De Ecclesia, cap. IV. n. 33, 37.

    Google Scholar 

  36. Vgl. “Priester für eine neue Zeit”, von ***. Die Unruhe unter dem Klerus und die Konsequenzen des Konzils. In: Wort und Wahrheit. Tg. 20 (1965). S. 169–184.

    Google Scholar 

  37. KNA-65/III/29. — Auch die Time (Weekly Newsmagazine) vom 19. 3. 1965 berichtet in einem Artikel über die “Roman Catholics” (p. 58ff.) von “authority under fire” und vom Übergang “from a religion of paternalism to a religion of personal responsability” (p. 58).

    Google Scholar 

  38. Augustinus, De Civ. Dei, XVIII, 51,2 (PL 41,614).

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1965 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Höffner, J. (1965). Selbstverständnis und Perspektiven des Zweiten Vatikanischen Konzils. In: Selbstverständnis und Perspektiven des Zweiten Vatikanischen Konzils. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 125. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02912-0_2

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-02912-0_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-00999-3

  • Online ISBN: 978-3-663-02912-0

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics