Zusammenfassung
Um die Beziehungen zwischen schöpferschem und nacherlebendem Seelenleben einerseits und der geschaffenen Musik andrerseits aufzuhellen, mußten wir die Musik in Sonderwirkungen zerlegen, wodurch deren Zusammenhänge mit dem Seelenleben zunächst einzeln hervortreten sollten. Diese Zerlegung war jedoch nur ein methodisches und vorläufiges Verfahren, das den Blick für das Ganze nicht verhüllen darf. Dieses Ganze der Musikwirkung ist weit mehr als eine Summe der Einzeltatsachen, genau wie schon eine Melodie mehr ist als eine Summe von Tönen. Deshalb müssen wir allen Lehren widersprechen, die die Musik auf eine oder zwei Wirkungsformen festlegen wollen. Weder ist Musik nur angenehner Gehörsreiz, noch ist sie bloß „tönend bewegte Form“ (Hanslick), noch ist sie ein Reich tonbedingter Vorstellungen, noch bloß Ausdrück bzw. Erregung von Gesühlen und Affekten: sie ist gewiß alles das, allerdings in innigster Durchdringung; sie ist aber mehr, sie ist eine „Kunst“ und als solche eine notwendige Sonderform aller menschlichen Kultur, die in keener menschlichen Gemeinschaft ganz fehlt. Wie es keine Kultur ohne Sprache, ohne Dichtung, ohne Religion, Ohne Sitte gibt, so gibt es keinen Volkskulturkreis ohne Musik.
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Literatur
Eichenauer: Musik und Rasse 1932;
H. J. Moser: Geschichte der deutschen Musik, 4. Aufl. 1926;
R. Müller-Freienfels: Psychologie des deutschen Menschen und seiner Kultur, 2. Aufl. 1930;
R. Müller-Freienfels: Erziehung zur Kunst 1926,
E. Preußner Allgemeine Pädagogik und Musikpädagogik 1927.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Müller-Freienfels, R. (1936). Die Musik als Kulturerscheinung. In: Psychologie der Musik. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02865-9_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-02865-9_6
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-00952-8
Online ISBN: 978-3-663-02865-9
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