Zusammenfassung
Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf gesellschaftliche Strukturen in einem geographischen Raum, der etwa die Größe Europas westlich der sowjetischen Grenze besitzt. Dieses riesige, zum Teil menschenleere Territorium, in dem Wüsten, Savannen und Mittelgebirge das landschaftliche Bild bestimmen, wird von nicht mehr als fünfzig Millionen Menschen bewohnt. Dabei leben 35 Millionen von ihnen in Nigeria, der Rest verteilt sich auf 14 weitere Staaten. Ähnlich unausgeglichen ist die Streuung der Einwohner. Es gibt Gebiete starker Bevölkerungskonzentration, in denen bis zu hundert Menschen auf einem Quadratkilometer leben (Dahomey), während z. B. in den Wüsten der Republik Niger nur 1,8 Menschen auf einen Quadratkilometer entfallen. Klimatisch liegt das gesamte Gebiet im tropischen Bereich. In ihm gibt es auch heute noch fast alle Lebensformen, die die Sozialanthropologie kennt: Jäger und Sammler, Nomaden, Ackerbauern. Bemerkenswerte Staatsgebilde beherrschten einst Räume von der Größe Mitteleuropas, die durch die Zeit alle nur erdenklichen Herrschaftsformen ausbildeten. Die Geschichte dieser Staaten (Ghana, Mali, Bambara, Aschanti, Benin, Dahomey und andere) wurde von den europäischen Historikern bis jetzt noch kaum zur Kenntnis genommen, geschweige daß sie in unser eigenes geschichtliches Bewußtsein eingefügt worden wäre. Dieser Umstand erschwert es insbesondere auch dem Soziologen, Probleme dieses Territoriums abzuhandeln und verständlich zu machen. Hinzu kommt, daß gerade auf gesellschaftswissenschaftlichem Gebiet die nötige Dichte an Daten fehlt. Diese Tatsachen machen es schwer, selbst einen Ausschnitt der gesellschaftlichen Wirklichkeit unserer Gegenwart umfassend zu beschreiben. So kann die Frage nach den gesellschaftlichen Schichtungen bzw. den Mittelschichten in den neugegründeten westafrikanischen Staaten nur mit einer allgemeinen Beschreibung von Trends beantwortet werden.
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Literatur
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Vgl. C. Tardits, Porto Novo. Une étude sur l’urbanisation africaine, Paris 1960.
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Afrikanische Politiker fast aller Richtungen stimmen darin überein, daß das genossenschaftliche Prinzip die afrikanische Lösung wirtschaftlichen Handelns sei. Mamadou Dia, der Ministerpräsident der Republik Senegal, widmete diesem Problem bereits 1952 eine Studie: Mamadou Dia, Contribution à l’étude du mouvement coopératif en Afrique noire, Paris 1952.
Mamadou Dia, Réflexions sur l’économie de l’Afrique noire, Paris 1960, S. 135.
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Teuscher, W. (1964). Die Mittelschichten in den neugegründeten Staaten Westafrikas. In: Probleme der Mittelschichten in Entwicklungsländern. Abhandlungen zur Mittelstandsforschung, vol 12. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02852-9_5
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