Zusammenfassung
Fünfzig Jahre nach dem Scheitern der ersten deutschen Rätebewegung* von 1918/19 erlebt die Diskussion des Rätegedankens in Deutschland eine neue, vielfach unerwartete Renaissance: zunehmend prinzipielle Kritik an der demokratischen Integrationskraft wie an mangelnder Effektivität des parlamentarischen Regierungssystems haben über den Gedanken partieller, vorwiegend instrumentaler Reformen der Führungs- und Leitungsgremien dieses Staates hinaus die Suche nach möglichen alternativen Verfassungsmodellen forciert und dabei jene Kritiker, denen der bürgerliche, parlamentarische Verfassungsstaat als historisch bezogen und deshalb unter den gegenwärtig gegebenen sozio-ökonomischen Bedingungen überholt erscheint, mehr und mehr auf das Modell einer Rätedemokratie verwiesen. Die alte Parole Lenins aus den Tagen der russischen Revolution: ›Alle Macht den Räten‹ wird von der außerparlamentarischen Opposition, vorwiegend den linken Studenten, als Kampfparole gegen spätbürgerlichen Parlamentarismus verstanden und wieder aktualisiert — zu einem Zeitpunkt übrigens, da die bürgerliche Historiographie sich im Zuge der genaueren Erforschung der deutschen Revolution von 1918/19 verstärkt auch dem Rätesystem in seiner damaligen Ausprägung und seinen systemimmanenten Konsequenzen zuwendet und hierbei alte Legenden — so die der Identität von Rätesystem und Bolschewismus — als Ideologisierungen reaktionärer oder doch antisozialistischer Interessen auf ihren jeweiligen historischen Wahrheitskern zurückführt1.
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Anmerkungen
Vgl. neben der mittlerweile schon klassischen Darstellung von Arthur Rosenberg: Geschichte der Weimarer Republik, Frankfurt/M. 1961, neuerdings auch Walter Tormin: Zwischen Rätediktatur und sozialer Demokratie, Die Geschichte der Rätebewegung in der deutschen Revolution 1918/19, Düsseldorf 1954;
Eberhard Kolb: Die Arbeiterräte in der deutschen Innenpolitik 1918/19, Düsseldorf 1962;
Peter von Oertzen: Betriebsräte in der Novemberrevolution, Eine politikwissensdhaftlidie Untersuchung über Ideengehalt und Struktur der betrieblichen und wirtschaftlichen Arbeiterräte in der deutschen Revolution 1918/19, Düsseldorf 1963;
dazu meinen Literaturaufsatz: »Das Scheitern des Rätesystems und der Demokratisierung der Bürokratie 1918/19«, in: Politische Vierteljahresschrift 1967, Heft 3, S. 445–460, ebenso Reinhard Riirup: »Rätebewegung und Revolution in Deutschland 1918/19«, in: Neue Politische Literatur 1967, S. 309–315;
Gerhard A. Ritter: »Direkte Demokratie und Rätewesen in Geschichte und Theorie«, in: Erwin K. Scheuch (Hrsg), Die Wiedertäufer der Wohlstandsgesellschaft, Köln 1968, S. 188–216;
vgl. ebenfalls Tankred Dorts und Helmut Neubauer: Die Münchner Räterepublik, Zeugnisse und Kommentare, Frankfurt/M. 1966, und Allan Mitchell: Revolution in Bayern 1918/1919, Die Eisner-Regierung und die Räterepublik, München 1967.
Rolf Düspohl: »Demokratisierung der spätkapitalistischen Gesellschaft, Zur Konzeption des SDS«, in: Berliner Zeitschrift für Politologie, 9. Jhg., Nr. 1, 1968, S. 10; vgl. zu diesem Thema auch Walter Eudmer: »Zum Demokratieverständnis der Neuen Linken«, in: Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament B 32/69 (9. August 1969) und Gerhard A. Ritter: Der Antiparlamentarismus und Antipluralismus der Rechts-und Linksradikalen, in: Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament B 34/69 (23. August 1969).
So Eric Ertl: Alle Macht den Räten? Frankfurt/M. 1968, dessen Arbeit die historisch mittlerweile gut bekannten Abläufe nochmals wiederholt, ohne wesentlich Neues hinzuzufügen; vgl. auch Peter Lösche: »Das Rätesystem in revolutionären Situationen«, in: Gegenwartskunde, 17. Jhg., Heft 3, 1968, S. 225–235. Vgl. auch Anm. 12.
Bernd Rabehl: »Rätedemokratie in der hockindustrialisierten Gesellschaft (II)«, in: Sozialistische Politik, Heft 1, 1969, S. 29. Ahnlich bereits Ernst Däumig: Das Rätesystem, Berlin 1919, S. 5, wo es heißt: »… das Rätesystem kann sich in seinem Ausbau, in seiner Organisationsform niemals als ein fix und fertiges Gebäude darstellen, es wird vollständig wechseln mit dem Fortschritt, mit der Entwicklung der Revolution. Ich kann wohl ein Parteistatut in Paragraphen ausarbeiten und das darlegen, aber ich kann nicht in einer revolutionären Epoche eine revolutionäre Institution, die erst auf dem Mutterboden der Revolution wächst, planmäßig darstellen.« Zu dieser heute weitverbreiteten Auffassung vgl. auch Walter Euchner: Zum Demokratieverständnis der Neuen Linken, a. a. O., S. 8 ff.; hier auch weitere Hinweise auf Literaturbelege.
Bernd Rabehl: »Rätedemokratie in der hockindustrialisierten Gesellschaft (II)«, a. a. O., S. 38; ähnlich Eric Ertl: Alle Macht den Räten, a. a. O., S. 12: »Die Idee der Rätedemokratie gilt vielen als Utopie, die die Möglichkeiten des Menschen und der Massen überschätzt. Der Gegenbeweis ist nicht erbracht. Wahrscheinlich ist er nur auf den Barrikaden zu erbringen«.
Vgl. die neuerdings wieder zugänglichen Schriften von Karl Korsch: Arbeitsrecht für Betriebsräte (1922), Frankfurt/M. 1968; vor allem die wichtige Aufsätze enthaltende Sammlung: Schriften zur Sozialisierung, hrsg. von Erich Gerlach, Frankfurt/M. 1969. Zur Diskussion der Rätetheorien der deutschen Revolution vgl. die sehr gründliche Arbeit von Volker Arnold: Die verschiedenen Ansätze zur Rätetheorie zu Beginn der Weimarer Republik, Wiss. Hausarbeit, Göttingen 1969, Masch. Man. 194 S.
Ernst Däumig: Das Rätesystem, Berlin 1919; dazu die entsprechenden Passagen bei Peter von Oertzen: Betriebsräte in der Novemberrevolution, a. a. O., und Volker Arnold: Die verschiedenen Ansätze zur Rätetheorie zu Beginn der Weimarer Republik, a. a. O.
Max Cohen: Der Aufbau Deutschlands und der Rätegedanke, Berlin 1919; derselbe; »Der Rätegedanke im ersten Revolutionsjahr«, in: Sozialistische Monatshefte, 25. Jhg., Bd. 53, 1919, S. 1043–1056; vgl. dazu wiederum die Arbeiten von Peter von Oertzen und Volker Arnold, die in Anm. 7 zitiert sind.
Julius Kaliski: »Der Rätegedanke beim Neuaufbau Deutschlands«, in: Sozialistische Monatshefte, 25. Jhg., Bd. 52, 1919, S. 229–236. Vgl. dazu die in Anm. 7 genannten Arbeiten von Peter von Oertzen und Volker Arnold.
Vgl. Karl Korsch: Schriften zur Sozialisierung, Frankfurt/M. 1969, passim. Für Korsch war die Kommune von 1871 eine »ältere bürgerliche Regierungsform« (a. a. 0., S. 95), die — auch nach Marx — keineswegs als verbindliche Verfassungsform des Sozialismus akzeptiert werden mußte (a. a. O., S. 100 ff.). Für Korsch ist evident, daß der kommunistische Staat sich bis zum Zeitpunkt seines totalen Absterbens nur im Klassencharakter, nicht seiner Form nach vom bürgerlichen Staat unterscheidet (a. a. 0., S. 108).
Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich, Adresse des Generalrau der Internationalen Arbeiterassoziation, in: Marx/Engels: Werke, Bd. 17, Berlin 1962, S. 313 ff.; W. I. Lenin: Staat und Revolution, in: Werke, Bd. 25, Berlin 1960, S. 393 ff.; vgl. dazu auch Klaus Meschkat: Die Pariser Kommune von 1871 im Spiegel der sowjetischen Geschichtsschreibung, Berlin 1965.
Neben Wilfried Gottschalch: Parlamentarismus und Rätedemokratie, Berlin 1968 und Rudi Dutschke, Bernd Rabehl und Christian Semler: »Ein Gespräch über die Zukunft«, in: Kursbuch 14, 1968, S. 146–174, liegen für den wirtschaftlichen Teilbereich Ansätze zu einem rätedemokratisch intendierten Mitbestimmungsmodell vor bei: Dieter Schneider, Rudolf Kuda: Arbeiterräte in der Novemberrevolution, Ideen, Wirkungen, Dokumente, Frankfurt/ Main 1968, bes. S. 42 ff.; Dieter Schneider, Rudolf Kuda: Mitbestimmung, Weg zur industriellen Demokratie, München 1969. Vgl. in diesem Zusammenhang auch Jörg Hufschmid, Margaret Wirth: »Sozialdemokratische Wirtschaftspolitik und demokratischer Sozialismus«, in: Sozialdemokratie und Sozialismus heute, Köln 1968, sowie Elmar Altvater: »Rationalisierung und Demokratisierung, Zu einigen Problemen der ökonomischen Systeme im Sozialismus«, in: Das Argument, Heft 39, 1966.
Dies als Kritik an der mangelnden Organisationsdiskussion innerhalb der SPD vor 1918, vorgetragen etwa bei Karl Korsch: Arbeitsrecht für Betriebsräte, Frankfurt/M. 1968, S. 15.
Für viele z. B. Georg Lukaics: Lenin, Neuwied und Berlin 1967.
Vgl. vor allem die in Anm. 4 und 12 genannten Arbeiten.
Vgl. dazu Gerhard A. Ritter: »Direkte Demokratie und Rätewesen in Geschichte und Theorie«, a. a. O., bes. S. 207 ff., und Erika Humm: »Räte und Rätediskussion«, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, XIV. Jhg., Heft 5, 1969, S. 519–530. Vgl. dazu auch Wolf-Dieter Narr: »Modell einer demokratischen Gesellschaft«, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, XIV. Jhg., Heft 7, 1969, bes. S. 715.
Zum folgenden Katalog vgl. Laurent Tschudi: Kritische Grundlegung der Idee der direkten Rätedemokratie im Marxismus, Diss. Phil 1950, Basel 1952, S. 57 f., und Peter von Oertzen: Betriebsräte in der Novemberrevolution, a. a. O., S. 10, sowie Erika Humm: Räte und Rätediskussion, a. a. 0., S. 520 ff.
Dazu Erika Humm: Räte und Rätediskussion, a. a. O., S. 522.
Diese Formulierung, in Anlehnung an eine ähnliche Wendung in der Marx’schen Kommune-Interpretation, bei Bernd Rabehl: Rätedemokratie in der hodhindustrialisierten Gesellschaft (II), a. a. 0., S. 31.
Verwiesen sei in diesem Zusammenhang als Beispiel auf Thomas Paine: Die Rechte des Menschen, Berlin 1962, der in seiner Auseinandersetzung mit Burke gerade in der Entdedcung des Repräsentationsprinzips die Voraussetzung zur Demokratie in modernen Flächenstaaten sah.
Hannah Arendt: Ober die Revolution, München o. J. (1965), S. 351.
Zur Oberparteilichkeitsideologie vgl. Gustav Radbruch, »Die politischen Parteien im System des deutschen Verfassungsrechts«, in: Anschütz/Thoma: Handbuch des deutschen Staatsrechts, Bd. I, Tübingen 1930, S. 289 f.; vgl. auch Dieter Schneider, Rudolf Kuda, Arbeiterräte in der Novemberrevolution, a. a. O., S. 26: »… bedeutet Rätesystem: Parlamentarismus ohne Parteien«.
Vgl. dazu u. a. das Nachwort von Werner Conze zu Robert Michels: Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie, Stuttgart 1957.
Zahlreiche Belege für diese These bei Eberhard Kolb: Die Arbeiterräte in der deutschen Innenpolitik 1918/19, a. a. O.; vgl. neuerdings auch Eberhard Kolb, Reinhard Rürup: Der Zentralrat der Deutschen Sozialistischen Republik (Quellen zur Geschichte der Rätebewegung in Deutschland 1918/19, Bd. I), Leiden 1968 und Allan Mitschell, Revolution in Bayern 1918/19, a. a. O., passim.
Vgl. Oskar Anweiler: Die Rätebewegung in Rußland 1905–1921, Leiden 1958; Fritz Kool und Erwin Oberländer (Hrsg): Arbeiterdemokratie oder Parteidiktatur (Dokumente der Weltrevolution, Bd. 2), Olten und Freiburg 1967, und neuerdings auch Walter Pietsch: Revolution und Staat, Institutionen als Träger der Macht in Sowjet-Rußland 1917–1922, Köln 1969.
Schleicher: Das System der betrieblichen Selbstverwaltung in Jugoslawien, Berlin 1961.
Zu Ungarn vgl. Oskar Anweiler: »Die Räte in der ungarischen Revolution 1956«, in: Osteuropa, 7. Jhg., 1958, S. 393–400, und Hannah Arendt: Die Ungarische Revolution und der totalitäre Imperialismus, München 1958. Zu Polen ebenfalls Oskar Anweiler: »Die Arbeiterselbstverwaltung in Polen«, in: Osteuropa, 8. Jhg., 1958, S. 224–232.
Wilhelm Loschelder: »Personalverwaltung und Personalführung«, in: Fritz Morstein Marx (Hrsg): Verwaltung, Eine einführende Darstellung, Berlin 1965, S. 127. Vgl. dazu auch Victor A. Thompson: »Hierarchie, Spezialisierung und organisationsinterner Konflikt«, in: Renate Mayntz (Hrsg): Bürokratische Organisation, Köln und Berlin 1968, S. 217–227, bes. S. 221 f.
Zum Problem der Bürokratie und Bürokratisierung, soweit es im folgenden diskutiert wird, vgl. aus der kaum mehr überschaubaren Literatur besonders Hans Paul Bahrdt: Industriebürokratie, Stuttgart 1958; Peter M. Blau: Bureaucracy in Modern State, New York 1956; Peter M. Blau, W. Richard Scott: Formal Organizations, A comparative Approach, San Francisco 1962; Kenneth Boulding: The Organizational Revolution, New York 1953; Amitai Etzioni: Soziologie der Organisation, München 1967; Mason Haire (Hrsg): Modern Organization Theory, New York 1959; Niklas Luhmann: Funktionen und Folgen formaler Organisation, Berlin 1964; Renate Mayntz: Soziologie der Organisation und Fritz Morstein Marx: Einführung in die Bürokratie, Neuwied 1959. Ausführliche Literaturhinweise bei Renate Mayntz (Hrsg ): Bürokratische Organisation, a. a. O.
Hierzu liefert neuerdings einen sehr guten Überblick Frieder Naschold: Systemsteuerung (Narr-Naschold: Einführung in die moderne politische Theorie, Bd. II), Stuttgart 1969, auf den generell verwiesen werden kann.
Zur These, daß fundamentale Prinzipien einer Organisation nur peripher historisch ge- prägt zu sein brauchen, vgl. Theodore Ca plow: Principles of Organizations, New York 1964.
Zu den unterschiedlichen Systembegriffen vgl. die Obersicht bei Wolf-Dieter Narr: Theoriebegriffe und Systemtheorie (Narr-Naschold: Einführung in die moderne politische Theorie, Bd. I), Stuttgart 1969; ebenso H. V. Wiseman: Political Systems, Some Sociological Approaches, London 1966.
Zum Problem der Anpassung des Individuums an organisatorische Sachzwänge und Strukturen vgl. z. B. Robert Presthus: Individuum und Organisation, Thypologie der Anpassung, Frankfurt/M. 1962; ferner William H. Whyte: The Organization Man, New York 1956 (deutsch: Herr und Opfer der Organisation, Düsseldorf 1958 ).
Renate Mayntz: Soziologie der Organisation, a. a. O., S. 58 ff.
Vgl. Bernd Rabehl: »Bemerkungen zum Problem der Rätedemokratie in der hockindustrialisierten Gesellschaft (I), in: Berliner Zeitsdirift für Politologie, 9. Jhg., Nr. 4, 1968, S. 14; vgl. Gerhard A. Ritter: Direkte Demokratie und Rätewesen in Geschichte und Theorie, a. a. O., S. 211.
Bernd Rabehl: »Bemerkungen zum Problem der Rätedemokratie in der hochindustrialisierten Gesellschaft (I)«, in: Berliner Zeitschrift für Politologie, a. a. O., passim; vgl. auch Bernd Rabehl: »Die Rätedemokratie ist keine Utopie«, in: Positionen, 2. Jhg., Nr. 3, April 1968.
Peter von Oertzen: Betriebsräte in der Novemberrevolution, a. a. O., S. 13, 339 f.; vgl. auch Frieder Naschold: Organisation und Demokratie, Untersuchung zum Demokratisierungspotential in komplexen Organisationen, Stuttgart 1969, bes. S. 27.
Bernd Rabehl: »Bemerkungen zum Problem der Rätedemokratie in der hochindustrialisierten Gesellschaft (I)«, a. a. O., S. 14.
Bernd Rabehl: »Bemerkungen zum Problem der Rätedemokratie in der hochindustrialisierten Gesellschaft (I)«, a. a. O., S. 14 f.
Peter von Oertzen: Betriebsräte in der Novemberrevolution, a. a. O.; vgl. auch die entsprechenden Passagen bei Volker Arnold: Die verschiedenen Ansätze zur Rätetheorie zu Beginn der Weimarer Republik, a. a. O.
Die Literatur zum Parlamentarismus und seiner Reformbedürftigkeit ist während der vergangenen Jahre unübersehbar angeschwollen. Aus der Fülle der Beiträge sei hier, stellvertretend für viele, auf zwei Publikationen verwiesen, die den Ansatz einer linken Parlamentarismus-Kritik besonders prägnant formuliert haben: Johannes Agnoli, Peter Bruckner: Die Transformation der Demokratie, Berlin 1967; sowie Gert Schäfer, Carl Nedelmann (Hrsg): Der CDU-Staat, München 1967; hier auch weitere Literaturhinweise.
Vgl. dazu Victor A. Thomson: Modern Organization, New York 1961.
Peter von Oertzen: Betriebsräte in der Novemberrevolution, a. a. O., S. 339; vgl. zu diesem Themenbereich auch Robert Presthus: Individuum und Organisation, a. a. O., bes. S. 143 ff.
Eine historisch ausgerichtete Analyse der Rekrutierungsverfahren von Führungseliten der bisherigen Rätesysteme dürfte die Annahme spontaner Führungsauswahl erheblich in Frage stellen. Zumindest während revolutionärer Zeiten herrschten Kooptation mit nachträglicher Bestätigung nicht selten vor; vgl. Oskar Anweiler: Der revolutionsgeschichtliche Zusammenhang des Räteproblems, S..
Hannah Arendt: Über die Revolution, a. a. O., S. 358.
Hannah Arendt: Über die Revolution, a. a. 0., S. 358.
Hannah Arendt: Über die Revolution, a. a. O., S. 358.
Solche Separierungsneigungen sind Ansatz zur Autonomie einer Führungsgruppe, die den Erfolgsnachweis zu liefern hat, vgl. hierzu Theodore M. Mills: Soziologie der Gruppe, München 1969, bes. S. 119 ff. Hier auch weitere Literatur zu den folgenden gruppensoziologischen Parallelen der Beweisführung.
Niklas Luhmann: Zweck-Herrschaft-System, Grundbegriffe und Prämissen Max Webers, in: Renate Mayntz (Hrsg): Bürokratische Organisation, a. a. 0., S. 37.
In diesem Zusammenhang stellt sich zentral das Problem von wissenschaftlicher Beratung und ihrer Kontrolle in der Politik; für viele einführend in die allgemeinen Implikationen einer verwissenschaftlichten Politik Jürgen Habermas: Technik und Wissenschaft als Ideologie, Frankfurt/M. 1968; Klaus Lompe: Wissenschaftliche Beratung der Politik, Ein Beitrag zur Theorie anwendender Sozialwissenschaften, Göttingen 1966; Arnd Morkel: Politik und Wissenschaft, Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher Beratung in der Politik, Hamburg 1967.
Dazu Fritz Morstein Marx: »Hierarchie und Entscheidungsweg«, in: Fritz Morstein Marx (Hrsg): Verwaltung, a. a. 0., S. 115; Robert Presthus: Individum und Organisation, a. a. 0.; Albert K. Cohen: Abweichung und Kontrolle, München 1968; Dieter Claessens: Rolle und Macht, München 1968; hier weitere Literatur zum angesprochenen Themenbereich.
Vgl. dazu das in Anm. zitierte Werk von Theodore Caplow: Principles of Organizations, New York 1964.
Theodore M. Mills: Soziologie der Gruppen, a. a. O., S. 127.
Dazu u. a. Niklas Luhmann: Zweck-Herrschaft-System, a. a. O., S. 40.
Diese These kann als Implikation verschiedener systemtheoretischer Ansätze bezeichnet werden; für viele vergl. Karl W. Deutsch: The Nerves of Government, Models of Political Communication and Control, New York und London 1966; dazu den Überblick und die spezielle Kritik bei Wolf-Dieter Narr: Theoriebegriffe und Systemtheorie, a. a. 0., bes. S. 96 ff. sowie Dieter Senghaas: »Kybernetik und Politikwissenschaft«, in: Politische Vierteljahresschrift, 1966, S. 252–276; und Frieder Naschold: Systemsteuerung, a. a. O., bes. S. 13 ff und S. 78 ff.
Es versteht sich aus dem Ansatz der Kritik, daß hier kein dezisionistischer Entscheidungsbegriff zugrundegelegt wird. Zu Entscheidungstheorien allgemein vgl. Frieder Naschold: Systemsteuerung, a. a. O., bes. S. 30 ff. und seine Entscheidungstypologie in: Organisation und Demokratie, a. a. 0., bes. S. 56 ff.
Niklas Luhmann: Spontane Ordnungsbildung, in: Fritz Morstein Marx (Hrsg): Verwaltung, a. a. 0., bes. S. 169.
Hannah Arendt: Über die Revolution, a. a. 0., S. 357.
Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich, a. a. O., S. 336.
Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich, a. a. O., S. 336.
Dazu Gerhard A. Ritter: Direkte Demokratie und Rätewesen in Geschichte und Theorie, a. a. O., S. 194 f.
Vgl. die Aufsätze »Revolutionäre Kommune (1929)« und »Revolutionäre Kommune (1931)« von Karl Korsch, in: Schriften zur Sozialisierung, a. a. O.
Neben den bereits zitierten Publikationen der neuen Linken sei ergänzend noch verwiesen auf: Uwe Bergmann, Rudi Dutschke, Wolfgang Lefèvre, Bernd Rabehl: Rebellion der Studenten, oder Die neue Opposition, Reinbek b. Hamburg 1968; Rudi Dutschke: Interview in: Der Spiegel, 10. Juli 1967; J. Sauvageot, A. Geismar, D. Cohn-Bendit: Aufstand in Paris oder Ist in Frankreich eine Revolution möglich? Reinbek b. Hamburg 1968; »Alle Macht den Räten« in: Positionen (Theoretische Zeitschrift der Berliner Falken), 2. Jhg., Nr. 3, 1968; »Räte und Anarchismus«, in: Partisan, Nr. 2, Hamburg 1969; »Ist der Parlamentarismus erledigt?«, in: frontal Nr. 48, 1968/1969.
Bernd Rabehl: Rätedemokratie in der hochindustrialisierten Gesellschaft (II), a. a. O., S. 30.
Redaktion von: Positionen, a. a. O.
Vgl. dazu die entsprechenden Ausführungen bei Volker Arnold: Die verschiedenen Ansätze zur Rätetheorie zu Beginn der Weimarer Republik, a. a. O.
Peter von Oertzen: Betriebsräte in der Novemberrevolution, a. a. O., S. 321.
Vgl. dazu Alexander Mitscherlich: Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft, München 1968, bes. S. 284.
In diesem Zusammenhang sei ein Hinweis auf die Kulturrevolution in China erlaubt, die sicherlich als Versuch interpretiert werden kann, gerade diesen Antagonismus aufzulösen; vgl. auch Oskar Weggel: Die chinesischen Revolutionskomitees (Mitteilungen des Instituts für Asienkunde Hamburg, Nr. 25), Hamburg 1968.
So Eric Ertl: Alle Macht den Räten? a. a. O., S. 112.
Hannah Arendt: Ober die Revolution, a. a. O., S. 353.
Es sei hier generell verwiesen auf die soziologischen Ansätze etwa von Ralf Dahrendorf oder Helmut Schelsky für den hier apostrophierten Sachverhalt.
Vgl. dazu die Ausführungen von Peter von Oertzen: Betriebsräte in der Novemberrevolution, a. a. O., bes. S. 329 ff.
Dazu Frieder Naschold: Organisation und Demokratie, a. a. O., bes. S. 56 ff.
Frieder Naschold: Organisation und Domokratie, a. a. O., S. 28.
Frieder Naschold: Organisation und Demokratie, a. a. O., S. 28.
Die unterschiedlichen Aspekte und Prämissen der Parallelität von Wirtsdiaftsliberalismus und parlamentarischem Regierungssystem sind wohl am überzeugendsten herausgearbeitet worden von C. B. Macpherson. The Political Theory of Possessive Individualismus, Frankfurt/M. 1967) und derselbe: Drei Formen der Demokratie, Frankfurt/M. 1967; für die deutsche Diskussion dieses sehr wichtigen Aspektes der Parlamentarismus-Debatte hat vor allem Walter Euchner in verschiedenen kleineren Arbeiten die Thesen Macphersons zugänglich gemacht und weiterentwickelt.
Angesichts der ausufernden Literatur zur Mitbestimmungsproblematik verbietet sich hier jeder weitere Literaturhinweis; eine Ausnahme sei gestattet mit Otto Kunze, Alfred Christmann: Wirtschaftliche Mitbestimmung im Meinungsstreit, 2 Bd., Köln 1964, die einen ungefähren Oberblick der prinzipiellen Positionen zum hier angesprochenen Aspekt der Mitbestimmungsdiskussion liefern.
Den Anstoß zu einer ganzen Serie wichtiger Untersuchungen, die diese These absichern, gaben die nachmals berühmt und bahnbrechend gewordenen Mayo-Studien, beginnend mit Elton Mayo: The Human Problems of an Industrial Civilization, New York 1933; und F. J. Roethlisberger, N. W. J. Dickson: Management and the Worker, Cambridge 1939.
Frieder Naschold: Organisation Demokratie, a. a. O., bes. S. 56 ff; vgl. auch Wolf-Dieter Narr: »Modelle einer demokratischen Gesellschaft«, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, XIV. Jg., Heft 7, 1969, S. 712–726.
Nicht zuletzt aus diesem Grunde dürften auch Demokratisierungsstrategien innerhalb des Sozialismus/Kommunismus zumeist liberale Elemente adaptieren, so etwa der Versuch einer Parlamentarisierung von Räten durch ein Mehrparteiensystem bei Jacek Kuron, Karol Modzelewski: Monopolsozialismus, Offener Brief an die Polnische Vereinigte Arbeiterpartei, Hamburg 1969, bes. S. 100 ff.; oder auch Radoslav Selucky: Reformmodell CSSR, Entwurf einer sozialistischen Marktwirtschaft oder Gefahr für die Volksdemokratie? Rein-beck b. Hamburg 1969 — um nur zwei aktuelle Publikationen anzuführen.
Wolf-Dieter Narr: Modelle einer demokratischen Gesellschaft, a. a. O., S. 722.
Niklas Luhmann: Zweck-Herrschaft-System, a. a. O., S. 39.
Frieder Naschold: Organisation und Demokratie, a. a. O., S. 65.
Zur Problematik des gebundenen Mandats und seiner historischen Genesis vgl.: Christoph Müller: Das imperative und freie Mandat, Leiden 1966.
Vgl. die Entscheidungstypologie bei Frieder Naschold: Organisation und Demokratie, a. a. O., bes. auch S. 92 ff.
Zum Konzept des piecemeal social engineering vgl. Karl R. Popper: Das Elend des Historismus, Tübingen 1965; derselbe: Logik der Forschung, Tübingen 1966; vgl. auch Klaus Lompe: Wissenschaftliche Beratung der Politik, a. a. O., S. 57 ff.
Wolf-Dieter Narr: Modelle einer demokratischen Gesellschaft, a. a. O., S. 716 ff.
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Bermbach, U. (1971). Rätesysteme als Alternative?. In: Probleme der Demokratie heute. Politische Vierteljahresschrift (Sonderheft 2), vol 2/1970. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02848-2_7
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