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Modelltheoretische Darlegungen zum Problem der Rätedemokratie

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Part of the book series: Politische Vierteljahresschrift (Sonderheft 2) ((PVS,volume 2/1970))

Zusammenfassung

Von den drei Typen der Räte*, die wir in Übereinstimmung mit Peter von Oertzen unterscheiden können1: Räte als Kampforgane, als systemkonforme Interessenvertretungen, als Lenkungsorgane des politischen Gemeinwesens, soll hier vor allem der letzte Typ interessieren. Es hat sich erwiesen, daß sich Räte als Kampforgane revolutionärer Bewegungen während des Prozesses der Revolution durchaus bewähren können. Ihr konsequent demokratischer Charakter — alle Führungspositionen werden durch Wahl besetzt, alle führenden Funktionäre können jederzeit von den Wahlkörperschaften abberufen werden — befähigt sie zu einem steten, engen Kontakt mit den revolutionären Massen. So können mit Hilfe der Rätedemokratie sehr schnell die ganze Arbeiterschaft der Betriebe oder die Bewohner der Kommunen erfaßt und organisiert werden. Auch jene Bürokratisierungstendenzen in Parteien und Gewerkschaften, die Robert Michels veranlaßten, von einem »ehernen Gesetz der Oligarchiebildung« zu reden2, vermögen sich in Rätebewegungen nicht so schnell und wirksam durchzusetzen wie in anderen Organisationsformen. Hinzu kommen noch andere Vorzüge, vor allem das Prinzip der Offentlichkeit der Verhandlungen der Räte, das den Wählern ermöglicht, die politischen Entscheidungsprozesse zu kontrollieren. Schließlich sind die gewählten Vertreter nicht frei, sondern an Wähleraufträge gebunden. Besser als Parteien und Parlamente sind also demokratische Räte zur Selbstorganisation der Massen geeignet, wenn diese nur, wie das in revolutionären Situationen der Fall ist, ausreichend zur Selbstorganisation motiviert sind.

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Anmerkungen

  1. Diese Arbeit enthält einige Absätze aus meiner Schrift »Rätedemokratie und Parlamentarismus«, Berlin 1968.

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  8. Ich lehne mich hier sehr eng — zum Teil wörtlich — an den Katalog von Peter von Oertzen (a. a. O., S. 10) an, den ich an einigen Stellen freilich verändere. Der wesentliche Unterschied zwischen Peter von Oertzen und mir besteht darin, daß er, wie auch Udo Bermbach in seinem Aufsatz: »Ansätze zu einer Kritik des Rätesystems«, in: Berliner Zeitschrift für Politologie, 9. Jg., Nr. 4, 1968, S. 23, den stufenförmigen Aufbau der Rätedemokratie und die damit verbundenen indirekten Wahlen unberücksichtigt ließ.

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  21. Vgl. hierzu Habermas, a. a. O., S. 38.

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© 1971 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Gottschalch, W. (1971). Modelltheoretische Darlegungen zum Problem der Rätedemokratie. In: Probleme der Demokratie heute. Politische Vierteljahresschrift (Sonderheft 2), vol 2/1970. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02848-2_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-02848-2_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-00935-1

  • Online ISBN: 978-3-663-02848-2

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