Zusammenfassung
Wenn wir am optisch-aktiven asymmetrischen Kohlenstoffatom den Ersatz eines der vier Radikale durch ein neues Radikal vornehmen, also eine Substitution ausführen, so lehrt die Stereochemie, daß entweder der neue Substituent an die Stelle des früheren Radikales tritt und die optische Aktivität erhalten bleibt, oder aber es tritt hierbei eine Razemisierung ein und die neue Molekel hat ihr Drehungsvermögen eingebüßt. Die stereochemische Anschauung erklärt diese Erscheinung durch einen Platzwechsel zwischen den am asymmetrischen Kohlenstoffatom befindlichen Radikalen, indem sie zugleich fordert, daß von den beiden optischen Antipoden (d. h. den Molekeln der d- oder Rechts- und l- oder Linksform) die gleiche Anzahl vorhanden ist. Dieser Gleichgewichtszustand, 2d → (d + 1) ← 2l, bei vollständiger Razemisierung muß eintreten sowohl aus kinetischen, als auch thermodynamischen Gründen. Er ist der denkbar einfachste; beide Antipoden (d- und l-Form) haben den gleichen Energieinhalt und absolut die gleiche Stabilität, in Anbetracht der vollständigen mechanischen Symmetrie ist bei beiden Isomeren das Streben nach Umwandlung gleich groß, und von dem im Überschuß vorhandenen Isomeren wird sich daher so lange eine Umwandlung vollziehen, bis endlich von den beiden als gleich begünstigten Formen die gleichen Mengen vorhanden sind, also eine vollständige Razemisierung und ein Verschwinden des Drehungsvermögens eingetreten sind 1).
„Waldens discovery was certainly a puzzle and a surprise, for it did not fit into any pre-existing theory of optical activity, and had not been anticipated as a corollary to van’t Hoff’s theorem of the asymmetric carbon atom. It is highly probable that it may mark au epoch in our views with regard to the mechanism of the process of substitution in general.“
Percy F. Frankland (1913).
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Walden, P. (1919). Einleitung. In: Optische Umkehrerscheinungen (Waldensche Umkehrung). Die Wissenschaft. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02805-5_1
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