Zusammenfassung
Die Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung ist die zweite Theorie, die heute in verschiedenen Abwandlungen und Formen vertreten wird. Sie wuchs organisch aus dem Grenzproduktivitätsprinzip für Lohn, Zins und Rente hervor, wie es zuerst von v. Thünen exakt abgeleitet und später von Jevons, Walras, Pareto, Menger, Böhm-Bawerk, J. B. Clarkzum Teil unabhängig voneinander zu einer Verteilungstheorie entwickelt wurde. Cobb und Douglas haben in ihrer Produktionsfunktion einen Weg zur ökonometrischen Bestimmung der Verteilung auf dieser Basis gewiesen. Hicks führte den Begriff der Substitutionselastizität ein und entwickelte die Theorie dadurch weiter. Zusammen mit anderen Elementen findet sie sich in den meisten verteilungstheoretischen Arbeiten wieder, z.B. bei Mitra, Föhl, Preiser.
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Referenzen
Sind mehrere Faktoren total komplementär (limitational), so werden sie als Einheit betrachtet.
Es ist hier nicht der Ort, näher auf die Einzelheiten der Produktionstheorie einzugehen. Vgl. hierzu Krelle, Preistheorie, Tübingen und Zürich 1961.
Beziehungsweise mit geeignet definierten Durchschnittswerten.
Wir sagen heute: die Produktion kann mehr oder weniger kapitalintensiverfolgen.
Die Länge der Produktionsumwege wird gemessen mit Hilfe der durchschnittlichen Produktionsperiode. Letztere ist bei gleichmäßig verteiltem Einsatz der originären Produktionsfaktoren (Arbeit und Boden), den Böhm-Bawerk immer annimmt, gleich der Hälfte der Zeitdauer vom Beginn des Einsatzes von Faktoren bis zum genußreifen Produkt.
Böhm-Bawerk, Positive Theorie des Kapitals, 4. Aufl., Jena 1921, S. 451.
Gemeint ist die gesamte Produktionsperiode. Die durchschnittliche Produktionsperiode ist bei der Böhm-Bawerkschen Annahme eines zeitlich gleichmäßig ver-teilten Faktoreinsatzes die Hälfte davon.
Da der Subsistenzmittelfonds (= Gesamtkapital) nur für die durchschnittliche Produktionsperiode reichen muß und letztere die Hälfte der gesamten Pro-duktionsperiode ist, verdoppelt sich das Kapital für die gesamte Produktions-periode. Mit anderen Worten: Böhm-Bawerk rechnet mit zweimaligem Kapitalumschlag pro Jahr.
Cobb and Douglas, A Theory of Production, Am. Ec. Rev., Papers and Proceedings ..., 18 (1928), S. 139–165; Douglas, The Theory of Wages, New York 1934; ders., Are there Laws of Production?, Am. Ec. Rev., 38 (1948), S. 1–41.
(12c) wird manchmal vorausgesetzt, manchmal soll es sich jedenfalls annähernd aus der ökonometrischen Bestimmung der Koeffizienten a1 . .. as ergeben.
Cobb und Douglas schreiben: P = bLk Ci.
Zum Beispiel fand Douglas, Are there Laws of Production?, a. a. O., S. 12 für die Industrie der USA in der Periode 1899–1922 mit Hilfe von Zeitreihenanalysen: Serie III (Arbeitsmenge aller Lohn- und Gehaltsempfänger) : a0 = 1,12; ai = 0,73 ± 0,12; a2 = 0,25 ± 0,05; a1 + as = 0,98. Serie IV (wie Serie III, aber Trend ausgeschaltet) : a0 = 1,35; a1 = 0,63 ± 0,15; a2 = 0,30 ± 0,05; ai + a2 = 0,93. Die ± Zahlenwerte geben die Standardabweichung an. In dieser Zeit war der Lohnanteil am Nettoprodukt der Industrie nach Douglas (a. a. O., S. 36) 1899 = 0,58; 1904 = 0,64; 1909 = 0,63; 1914 = 0,59; 1919 = 0,59; im Durchschnitt 0,61, was eine befriedigende Übereinstimmung mit der besten Serie IV zeigt. — Allerdings gab es auch Ausnahmen. Zum Beispiel fanden Marschak und Andrews (Random Simultaneous Equations and the Theory of Production, Econometrica 12 [1944], S. 155 ff.) für die US-Industrie 1919: a1 = 0,76, während der Arbeitsanteil am Nettoprodukt etwa 60 O/0 betrug. Andere Abweichungen erwähnt Douglas selbst in seinem Artikel in der Am. Ec. Rev. 38 (1948), a. a. O.
Douglas, Are there Laws of Production?, a. a. O., S. 38.
Hicks, The Theory of Wages, London 1932, S. 117, 245. Vgl. hierzu auch die zahlreichen Bemerkungen in der Rev. of Ec. Stud., 1 (1933–34), S. 67–80 und 114–153; 2 (1934–35), S. 202–213; 4 (1936–37), S. 1–12, 162–165. In diesen Beiträgen sind weitere Einzelheiten, insbesondere über die Schwierigkeiten bei zunehmenden Ertragszuwächsen, begrenzenden Faktoren usw. nachzulesen. — Joan Robinson (The Economics of Imperfect Competition, London 1933, Neudruck 1950, S. 256 und 330) hat unabhängig von Hicks denselben Begriff entwickelt, allerdings für die Einzelfirma.
Nach (18a) ist al = 1 — 1 , nach (18b) a2 = 1 1 wobei εA die Lohnelastizität εA εK der Arbeitsnachfrage und εK die Zinselastizität der Kapitalnachfrage ist.
Die Grenzproduktivitätstheorie behauptet, daß der Lohnsatz hoch ist, wenn die Arbeit relativ zum Kapital selten, ihr Grenzprodukt also groß ist, und entsprechend für das Kapital. Das impliziert aber, wie oben gezeigt, nicht, daß bei relativ seltener Arbeit auch die Lohn summe relativ höher sein müsse, also die Verteilung sich dann zugunsten der Arbeit verändert. Dies hängt vielmehr von der Substitutionselastizität ab. Bei Cobb-Douglas-Produktionsfunktionen ist letztere immer 1, so daß die Lohnquote unabhängig von der relativen Seltenheit von Kapital und Arbeit ist. In meinem Kölner Referat „Bestimmungsgründe der Einkommensverteilung in 4 der modernen Wirtschaft“ (abgedruckt in: Einkommensbildung und Einkommensverteilung, Schriften des Vereins für Socialpolitik, N. F. Bd. 13, Berlin 1957, S. 56) habe ich für den kurzen Abschnitt, der der Kritik der Grenzproduktivitäts-theorie gewidmet ist, stillschweigend eine Substitutionselastizität < 1 angenommen. Das ist aber nicht impliziert. Ich bitte diese Bemerkung als Korrektur anzunehmen.
Vgl. dazu Ott, Technischer Fortschritt, Handwörterbuch der Sozialwissen-schaften, 10. Bd., 1959, S. 302.
Hicks, The Theory of Wages, London 1932, S. 121 ff.
Vgl. Krelle, Preistheorie, a. a. O., S. 169. 20) Harrod, Towards a Dynamic Economics, 2. Aufl., London 1948, S. 26 ff., Deut-sche Übersetzung: Dynamische Wirtschaft, Wien und Stuttgart 1949.
J. Robinson, The Classification of Inventions, Rev. of Ec. Stud. 5 (1937/38), S. 139–142, wieder abgedruckt in: Readings in the Theory of Income Distribution, Philadelphia und Toronto 1949, S. 175–180; The Rate of Interest and other Essays, London 1952, S. 48 ff.
Ott, a. a. O., S. 307.
Solow, Technical Change and the Aggregate Production Function, Rev. of Ec. and Stat. 39 (1957), S. 312–320.
Vgl. Mendershausen, On the Significance of Professor Douglas’ Production Function, Econometrica 6 (1938), S. 143–153; Bronfenbrenner, The Cobb-DouglasFunction and Trade- Union Policy, Am. Ec. Rev. 29 (1939), S. 793–796; Tinbergen, Professor Douglas’ Production Function, Revue de l’Institut Internationale de Statistique, 1942, S. 37–48; Marschak and Andrews, Random Simultaneous Equa-tions and the Theory of Production, Econometrica 12 (1944), S. 151–155; Krelle, Die Grenzproduktivitätstheorie des Lohnes, Jahrbücher für Nat. Ök. und Stat. 162 (1950), S. 141–159; ders., Bestimmungsgründe der Einkommensverteilung in der modernen Wirtschaft, in: Einkommensbildung und Einkommensverteilung, Schriften des Ver-eins für Socialpolitik, N. F. Bd. 13, Berlin 1957, S. 55–109; Preiser, Distribution (I) Theorie, Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, 2. Bd., 1959, S. 620; Mitra, The Share of Wages in National Income, Den Haag 1954.
Es sollte nicht zu schwer sein, die Theorie so zu erweitern, daß sie das Mono-pol mit umfaßt.
Man beachte, daβ es sich um eine Argumentation im Rahmen der Statik, also unter Ausschaltung des technischen Fortschritts handelt.
Wie gesagt: nicht so die einzelwirtschaftliche Version. Es ist nichts dagegen einzuwenden, die einzelwirtschaftlichen Grenzproduktivitätssätze als Verhaltenshypo-thesen in ein gesamtwirtschaftliches Kreislaufmodell einzubauen, wie es z. B. Prei-ser macht (Preiser, Erkenntniswert und Grenzen der Grenzproduktivitätstheorie, Schweiz. Zeitschr. f. Volksw. und Stat., 89 (1953), S. 25 ff., abgedruckt bei Preiser, Bildung und Verteilung des Volkseinkommens, Göttingen 1957, S. 192–217). Nur direkt, unter Ausschaltung der gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge führt kein Weg von den einzelwirtschaftlichen Grenzproduktivitätssätzen zur gesamtwirt-schaftlichen Verteilungstheorie.
Auch Keynes hatte Bedenken gegen die Übertragung der einzelwirtschaftlichen Grenzproduktivitätssätze auf die Volkswirtschaft als ganzes; allerdings stammen sie mehr von der Indexproblematik her, auf die wir hier, weil sie aller gesamt-wirtschaftlichen Betrachtung anhaftet, nicht weiter eingegangen sind. Vgl. Kahn, The Elasticity of Substitution and the Relative Share of a Factor, Rev. of Ec. Stud. 1 (1933/34), S. 72–78.
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© 1962 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Krelle, W. (1962). Die Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung. In: Verteilungstheorie. Die Wirtschaftswissenschaften. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02777-5_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-02777-5_7
Publisher Name: Gabler Verlag, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-663-02777-5
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