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Die Entwicklung der Prinzipien der Gleichheit

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Überwindung der Masse

Zusammenfassung

Das Streben eines jeden, der im Banne der gewaltigen Erschütterungen des 20. Jahrhunderts steht, wird darauf gerichtet sein, sich Klarheit über die treibenden Kräfte zu verschaf fen, die hinter der erdrückenden Fülle der Ereignisse stehen und den ungeheuren Vulkan menschlicher Leidenschaften zu immer neuen Ausbrüchen treiben. Die Vielfalt der Erscheinungen macht das Bild verworren. Die durcheinander wirbelnde Masse der sich widerstreitenden und zu widerstreiten scheinenden Gedanken und Ideen läßt uns an einer Klärung fast verzweifeln. Und doch ist sie möglich, wenn man weit genug in der Geschichte zurückgeht und die Entwickklung, die Europa in den letzten dreihundert Jahren genommen hat, einer Nachprüfung und Sichtung unterzieht. Die letzten dreißig Jahre seit dem Beginn des ersten Weltkrieges genügen dafür nicht. Die Nachprüfung der Entwicklung in einer so kurzen Zeit würde zu Fehlschlüssen führen. Alle Entwicklungen haben sich über mehrere Generationen hingezogen. Und nur wenn man sie in ihren Phasen durch mehrere Generationen verfolgt, kann man sich ein Bild von der Gesamtentwicklung machen. In jedem Abschnitt des Geschehens wirkt noch so viel des Vorhergehenden mit, daß das Neue darin nur einen verschwindend kleinen Bruchteil ausmacht und daher in seiner Entstehung meist übersehen wird. Erst rückblickend stellt man fest, daß dies oder jenes schon auf einen viel früheren Ursprung zurückzuführen ist.

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Referenzen

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  2. „Wirft man einen Blick auf die Karte Europas, so unterscheidet sich dieser kleinste Weltteil von den übrigen in eigentümlicher Weise. Während diese in ungeheuren, fast ununterschiedenen Massen sich hinstrecken, ist das kleine Europa von Natur in ganz bestimmte, mit individuellem Charakter begabte Länder geschieden. Diese Länder sind nicht bloß voneinander getrennt, sondern sie hängen zugleich innig miteinander zusammen wie Glieder eines großen Körpers; setzt man jedes derselben als mit selbständiger Bewegung begabt, so ist es klar, daß diese Bewegungen, eben weil sie auf dem zusammenhängenden Raume sich berühren, entweder sich gegenseitig vernichten oder organisch sich bedingen und ineinandergreifen müssen. Die Geschichte des äußeren Lebens Europas vom ersten Beginn desselben an zeigt, daß diese Wechselwirkung wirklich stattgefunden hat. Kein Land und Volk ist jemals so mächtig gewesen, daß es seine Bewegungen rein in sich hätte durchleben können. Die Geschichte des einen Landes ist stets ein Teil der Geschichte des Ganzen, die Geschichte des Ganzen stets die Beherrscherin der einzelnen Geschichte gewesen und wird es bleiben. Die Natur dieses organischen Verhaltens ergibt daher das Gesetz, nach welchem das einzelne Land seinen Teil an dem Leben des Ganzen äußert. Wenn in einem einzelnen Lande sich eine besondere Entwicklung Bahn bricht, verschieden von dem allgemeinen Zustande, auf dem das Leben der übrigen beruht, so erzeugt der organische Zusammenhang aller notwendig einen Stoff der vereinten Kräfte gegen dies einzelne Land, um es dem allgemeinen Zustande wieder zu unterwerfen; denn kein Organismus kann ein Fremdartiges als sein Glied ertragen. In dem Kampfe, der daraus entsteht, kann die besondere Lebensgestalt des einzelnen Teiles allerdings siegen, aber nur unter der Voraussetzung, daß er die Bedingungen, Bewegungen und Gesetze seiner besonderen Entwicklung zur allgemeinen macht, und mithin eben durch jenen Kampf sein Leben in das der übrigen Organe hinübergehen läßt. Bis das geschehen ist, zwingt die organische Natur der europäischen Verhältnisse dem ganzen Europa einen Kriegszustand auf, den zwar immer einzelne Gründe hervorrufen und zu erneuern scheinen, der aber so tief in dem Wesen des europäischen Lebens selber begründet ist, daß keine Kunst und keine Gefahr sie beseitigen können.“ (Lorenz von Stein Geschichte der Sozialen Bewegung in Frankreich von 1789 bis auf unsere Tage, Leipzig, 1849/50, neu herausgegeben von Dr. Gottfried Salomon, 1. Band, S. 426/427, Drei-MaskenVerlag, München, 1921.)

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  3. Mommsen Römische Geschichte, V. Bd., Kp. XI, S. 477, 6. Aufl., Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1874.

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  4. Burckhardt Griechische Kulturgeschichte, I. Bd., 2. Abschn., III, S. 268 in Gesamtausgabe, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, 1930.

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  5. Schaeffer Metternich, Verlag Velhagen u. Klasing, Bielefeld und Leipzig, 1933.

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  6. „Die Konzentration aller Lebenselemente Frankreichs in seiner Hauptstadt macht es möglich, den Gang der Entwicklung auf geistigem wie auf materiellem Gebiet Schritt vor Schritt zu verfolgen, die einzelnen Elemente der Gesellschaft nacheinander entstehen und kämp f en zu sehen, die Bewegung fast na ch M onaten messen zu können. All es, was in den folgenden fünf z ig Jahren in Be ziehu ng auf die großen Fragen unserer Zuku nft gesagt und ge da ch t worden ist, liegt hier im Embryo vor uns; alle die Ver fassungen, welche aus den verschiedenen Formen de r Ge sells cha ft hervorgehen, die staatli chen Institute, wel che sie fordern, sind ve rsu cht worden; so wenig Bleibend es auch darausus he rvor gin g, so wenig Unberührt es haben die se chs Jahre hre von 1789 bis 1 795 hinterlassen. Eben darum ist die folgende Zeit nur ihr e Wiederholu ng im große n; und d aru m wird es immer ein fruchtbringender Versuch bleiben, diese französische Revolution an die Spitze der neueren Geschichte der Gesellschaft Europas zu stellen.“ (Lorenz von Stein Geschichte der Sozialen Bewegung in Frankreich von 1789 bis auf unsere Tage, Leipzig, 1849/50, neu herausgegeben von Dr. Gottfried Salomon, 1. Band, S. 147/148, Drei-Masken-Verlag München 1921.)

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  13. „Es war nicht die Wahl, nicht der Charakter Napoleons, der ihn zum Despoten machte; es war das unabweisbare Bedürfnis der Gesellschaft. Diese Gesellschaft bedurfte damals keines Politikers wie Sieyès, keines Diplomaten wie Talleyrand, keines nachgiebigen Charakters wie Moreau; sie bedurfte eines Mannes, der den Mut hatte, seine Persönlichkeit an die Stelle aller Verfassung zu setzen, damit sie sich ganz allein überlassen bleiben konnte. Es ist eine unumstößliche Gewißheit, daß Napoleon ohne seine Despotie niemals das Volk aller Stände für sich gehabt, niemals seinem Vaterlande so viel genützt haben würde. Die Gesellschaft hat ihn zum absoluten Herrscher gemacht . . . Napoleons Auftreten und der Teil seiner Geschichte, der Frankreich angehört, zeigen vielmehr deutlich, daß die Despotie des Einzelnen ebenso notwendig durch die gesell schaf tliche Bewegung bedingt wird als jede andere Form der Verfassung; die endliche Bestätigung jenes Gesetzes wird uns gerade da gegeben, wo jede gesetzliche Entwicklung in der unumschränkten, von einem ganzen Volk mit Jubel anerkannten Willkürherrschaft eines Einzelnen untergegangen zu sein scheint. Eben darum steht die Erscheinung eines Napoleon keineswegs allein in der Geschichte. So groß ist die Gewalt der Dinge, daß die gleichen Zustände stets die gleichartigen Persönlichkeiten erzeugen.“ (Lorenz von Stein Geschichte der Sozialen Bewegung in Frankreich von 1789 bis auf unsere Tage, Leipzig, 1849/50, neu herausgegeben von Dr. Gottfried Salomon, 1. Bd., S. 401/402, Drei-Masken-Verlag, München, 1921).

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  14. Schaeffer Metternich, Verlag Velhagen u. Klasing, Bielefeld und Leipzig, 1933.

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  16. Clausewitz Vom Kriege, S. 208, Vier-Falken-Verlag, Berlin.

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  17. Seine Formulierung hatte auch er schon in den Reihen der Intelligenz des 18. Jahrhunderts, die die geistige Grundlage der Revolution gelegt hatte, gefunden. Necker, der Finanzminister Ludwigs XVI., hatte schon in seinem Werk: ≪Sur la législation et le commerce des grains» (1775) geschrieben: „Da alle Subsistenzmittel in den Händen desjenigen Teiles der Nation sind, der das Geld oder das Land besitzt, da ferner niemand etwas für nichts gibt, so muß der Mensch, der nichts besitzt als seine Kraft, diese dem Dienst der Eigentümer widmen, von dem Moment an, in dem sie sich entwickelt, und so fortfahren vom Sonnenaufgang an bis zu dem Augenblick, wo diese Kraft, ermüdet, durch den Schlaf erneuert werden muß.“ Und an der zweiten Stelle heißt es : „. .. Dieses ist die Macht, welche Eigentümer haben, für eine Arbeit, die ihnen angenehm ist, nur den kleinsten Lohn zu geben, d. i. denjenigen, der das Allernotwendigste (le plus étroit nécessaire) darstellt. Diese Macht in den Händen der Eigentümer ist begründet auf ihre sehr kleine Zahl im Verhältnis zu der der Menschen ohne Eigentum; auf die große Konkurrenz der letzteren, vor allem aber auf die wunderbare Ungleichheit, die besteht zwischen den Menschen, die ihre Arbeit verkaufen, um heute zu leben, und denen, die kaufen, nur um ihren Luxus und ihre Bequemlichkeit zu vermehren; die einen werden immer das Gesetz geben, die andern immer gezwungen sein, es zu empfangen.“ (Wahl, Adalbert Studien zur Vorgeschichte der Französischen Revolution, S. 128/129, Verlag J. C. B. Mohr [Paul Siebeck], Tübingen und Leipzig, 1901.) Das „eherne Lohngesetz“ war schon hier formuliert.

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  22. Die große Politik der europäischen Kabinette, 5. Bd., S. 297 ff., Sammlung der diplomatischen Akten des Auswärtigen Amtes, Deutsche Verlagsanstalt für Politik und Geschichte, Berlin, 1927.

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  24. Baschwitz Der Massenwahn, seine Wirkung und Beherrschung, S. 272, 2. Aufl., Verlag C. H. Beck, München.

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Guilleaume, E. (1953). Die Entwicklung der Prinzipien der Gleichheit. In: Überwindung der Masse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02745-4_1

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