Zusammenfassung
Den Zweck einer Steuer, die ihm aus fiskalischen Motiven, d. h. mit der Absicht der Einnahmeerzielung auferlegt wurde, kann der Steuerpflichtige auf zweierlei Weise vereiteln. Einmal kann er durch die Kenntnis der Steuer veranlaßt werden, den Tatbestand, an den das Gesetz die Steuerpflicht knüpft, gar nicht zu verwirklichen. Zum anderen bleibt ihm, wenn er auf den Nutzen, den ihm dieser Tatbestand einbringt, nicht verzichten will, die Möglichkeit, diesen vor dem Finanzamt geheimzuhalten. Beide Reaktionen werden im Zusammenhang dieser Arbeit als verschiedene Formen von Steuerwiderstand betrachtet.
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Referenzen
Wilhelm Gerloff (Die öffentliche Finanzwirtschaft, Frankfurt a. M. 1948, S. 208) unterscheidet zwischen Steuerersparung und Steuerumgehung. Während es zulässig ist, unter verschiedenen möglichen Rechtsformen des wirtschaftlichen Verkehrs diejenigen zu wählen, die steuerlich günstig sind (Steuerersparung), ist die Wahl außergewöhnlicher rechtlicher Konstruktionen zu Zwecken der Steuerausweichung unzulässig und stellt einen »Mißbrauch von Formen und Gestaltungsmöglichkeiten des bürgerlichen Rechts dar« (Steuerumgehung — § 6 des Steueranpassungsgesetzes vom 16. 10. 1934).
So bei der vorzeitigen Übertragung von Vermögensteilen an die Erben zwecks Ver meidung der Erbschaftsteuer.
Vgl. Schmölders, Günter, Die bargeldlose Lohnzahlung, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 1962, Heft 3.
Das gilt nicht für die primitivste Form der Steuerausweichung, die in der Verminderung der wirtschaftlichen Tätigkeit zum Zwecke der Reduktion des steuerpflichtigen Einkommens besteht — die sogenannte Leistungsabschreckungswirkung der Besteuerung (s. u.).
Hierzu gehören insbesondere die ÜÜberwälzungsfragen, vgl. Klösges, E., Die Steuerlawine, Berlin 1953.
Vgl. die empirische Erhebung von Schanz, G. v., Zu der Überwälzung der indirekten Steuern auf Grund des bayerischen Malzaufschlages, in: Schmollers Jahrbuch 1882.
Musgrave Richard A. The Theory of Public Finance New York 1959 S. 240.
So z. B. Barone, Enrico, About Some Fundamental Theorems on the Mathematical Theory of Taxation, in: Giornale degli Economisti, Bd. 4, 1899, S. 201 ff.;
Robbins, Lionel, On the Elasticity of Demand for Income in Terms of Effort, in: Economica, Bd. 10, 1930, S. 123 ff.;
Black, Duncan, The Incidence of Income Taxes, Kap. 12, London 1939;
Mering, Otto V., The Shifting and Incidence of Taxation, Homewood, Ill. 1942, S. 100.;
Ders., A. Note on Planning and Inducement to Work, in: National Tax Journal, Bd. 9, 1956, S. 69 ff.;
Goode, Richard, The Income Tax and the Supply of Labor, in: Journal of Political Economy, Bd. 58, 1949, S. 428 ff.;
Cooper, Gershon, Taxation and Incentive in Mobilization, in: Quarterly Journal of Economics, Bd. 66, 1952, S. 43 ff.; Musgrave, The Theory ... , a. a.0., S. 232 ff.;
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Musgrave, Richard A., The Theory ... , a. a.0. S. 223.
Duesenberry, James F., Income, Saving and the Theory of Consumer Behavior, Harvard University Press, Cambridge, Mass. 1949, S. 25ff.
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Diese Technik wurde von Break übernommen, der den Einfluß der Besteuerung auf die Arbeitsleistung bei einer Gruppe von englischen Anwälten und Wirtschaftsprüfern untersucht hatte. Vgl. Break, George F., Income Tax and Incentives to Work, a.a.O.
Vgl. Engelhardt, Gunther, und Burkhard Strümpel, Steuerbelastung und Steuerbelastungsgefühl des selbständigen Mittelstandes, als Manuskript vervielfältigt, Köln (Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik) 1964.
Engelhardt und Strümpel, a. a..0.
Break, Income Tax and Incentives to Work, a. a. O.
Vgl. Costantino, Costanza, La tassazione del reddito e gli incentivi al lavoro, in: Archivio Finanziario, Bd. 10, 1960.
Vgl. Morgan, James N., Robin Barlow and Harvey E. Brazer, A Survey of Investment, Management and Working Behavior Among High-Income Individuals, A Paper Presented at the Meeting of the American Economic Association, Chicago, December 1964.
Im gleichen Sinne Break, George F., The Effects of Taxation on Work Incentives, a. a. O., S. 65. Die Ergebnisse zweier weiterer, der quantitativen Auswertung nicht zugänglichen amerikanischen Studien stützen diese Schlußfolgerung;
vgl. Sanders, Thomas H., Effects of Taxation on Executives, Boston 1951, und Davidson, Robert, Income Tax and Incentive: The Doctors Viewpoint, in: National Tax Journal, Bd. 6, Sept. 1953, S. 297 ff.
Vgl. die Antworten auf Frage 3, dargestellt auf S. 56 f. Vgl. auch Beichelt, Bernd, Leistungsmotivation und Steuerwiderstand, Kölner Diplomarbeit, Universität Köln, Seminar für Finanzwissenschaft 1965.
Morgan Barlow und Brazer, a.a.O.. S. 16.
Vgl. hierzu die unlängst im Finanzarchiv ausgetragene Kontroverse zwischen Hôuser und Arndt; vgl. Hôuser, Karl, Die Unüberwälzbarkeit der Einkommen- und Körperschaftsteuer bei Gewinnmaximierung, in: Finanzarchiv, N. F., Bd. 20, 1959/60, S. 422,
Arndt, Helmut, Zur mikroökonomischen Analyse der Cberwälzbarkeit der Einkommensteuer und zur Frage der Übertragung von Modellergebnissen auf historische Tatbestände, in: Finanzarchiv, N. F., Bd. 21, 1961, S. 47 ff.
Vgl. Brück, J., Die Körperschaftsteuer als Kostenfaktor (Finanzwissenschaftliche Forschungsarbeiten, Heft 4), Köln 1950;
Roskamp, Karl W., The Shifting of Taxes on Business Income: The Case of the West German Corporations, in: National Tax Journal Bd. 18, Nr. 3 (Sept. 1965), S. 247 ff.; sowie Zellner, Arnold, The Corporative Income Tax in the Long Run — A Comment, in: Journal of Political Economy, Oktober 1958, S. 444fff., und die dort angegebene Literatur.
Vgl. Schmölders, Günter, Allgemeine Steuerlehre, 4. Aufl., Berlin 1965, § 21.
Val. die Ausführungen zum Versteckten Öffentlichen Bedarf (§ 2).
Eine ausführlichere Darstellung der hier verwendeten empirischen Ergebnisse findet sich bei Engelhardt, Gunther, und Burkhard Strumpel, a. a.0.
Gerloff, Wilhelm, Die öffentliche Finanzwirtschaft, a. a. O., S. 208.
Gerloff, ebenda.
So z. B. die Unternehmenskonzentration; vgl. die umfassende Untersuchung von Lintner, J., und J. K. Butters, Effects of Taxes on Concentration, in: Business Concentration and Price Policy, a conference, Princeton 1955, S. 239–280.
Vgl. Leverkus, Johann Christoph, und Klaus Wieken, Eigentumsbildung und Altersvorsorge des selbständigen Mittelstandes, a. a. O.
Die bereits zitierte amerikanische Untersuchung von Personen mit hohem Einkommen erbrachte ein ähnliches Ergebnis. Der nach ähnlichen Gesichtspunkten kon-struierte Index der Wichtigkeit steuerlicher Erwägungen bei den Sparentscheidungen korreliert stark mit dem Einkommen und mit dem Vermögen. Vgl. Morgan, Barlow und Brazer, a. a. O., S. 9.
Bei der folgenden Behandlung der Steuerhinterziehung beschränken wir uns im wesentlichen auf die Einkommensteuer. Bei Gewerbetreibenden bedeutet ein Delikt gegen die Vorschriften der Einkommensteuer in der Regel gleichzeitig eine Verminderung der Gewerbesteuerschuld, soweit sich diese aus Gewerbeertrag (§§ 7ff. Gew StG) oder Gewerbekapital ( 12f.) ergibt.
Zum Begriff des illegalen Steuerwiderstandes vgl. auch Gerloff, W., »Steuerwirtschaftslehre«, in: Handbuch der Finanzwissenschaft, Bd. 2, Tübingen 1956, S. 297ff
So Personenstand (hauptsächlich § 32 EStG), Sonderausgaben (§ 10), außergewöhnliche Belastungen (§ 33) und andere individuelle zu gewährende Vergünstigungen. Zum Begriff der Maßsteuer vgl. Schmölders, G., Allgemeine Steuerlehre, a. a. O., S. 229 ff.
Vgl. 160, 161, 162 AO; ferner die auf Grund von § 12 RAO ergangenen Verordnungen über die Führung eines Wareneingangsbuches vom 20. 6. 1935 und über die Verbuchung des Warenausganges vom 20. 6. 1939; § 5 EStG in Verbindung mit §§ 38 ff. HGB u. a. m.
Vgl. Poensgen, Michael, Die Steuermoral der Selbständigen, Kölner Diplomarbeit, Sem. f. Finanzwissenschaft 1959, S. 7.
Oermann-Meuschel, Einkommensteuer, Buchreihe Finanzen und Steuern, Stuttgart 1958, S. 60.
Vgl. Schmölders, Günter, Wie steuerehrlich sind die Deutschen?, a. a. O.
Vgl. Schmölders, Günter, Allgemeine Steuerlehre, a. a. O.; vgl. auch Gerloff, Wilhelm, der Steuern als »Zwangsentnahmen des Staates von Geld, Gütern und Dienstleistungen aus anderen Wirtschaften bezeichnet (Art. Steuerwirtschaftslehre, in: Handbuch der Finanzwissenschaft, Bd. 2, a. a. O., S. 241).
stiure oder steure = Stütze, Unterstützung, Hilfe, Beitrag. Vgl. Lexer, M., Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Leipzig 1876,
zit. nach Scholten, H., Die Steuermentalität der Vö pieg Plker im Sieelihrer Srache, Köln 1952 S 47
Kaiser, J. H., Die Repräsentation organisierter Interessen, Berlin 1956, S. 222.
der freilich, laut bickel, mehr privat- als öffentlich-rechtlicher Natur war; vgl. Bickel, Wilhelm, Ertragsteuern, in: Handbuch der Finanzwissenschaft, Bd. 2, a.a.O., S. 406.
Vgl. Holtgrewe, Karl Georg, Der Steuerwiderstand, Das Verhalten des Steuernflichtigen im Lichte der modernen Psychologie, Berlin 1954, S. 76.
Meisel-Gerloff, Art. Steuertechnik, in: Handbuch der Finanzwissenschaft, Bd. 2, a.a.O., S. 382.
Schmölders, Günter, Das Irrationale in der öffentlichen Finanzwirtschaft, a. a. U., S. 100.
Meisel-Gerloff, Art. Steuertechnik, a. a. O., S. 384.
Schmölders, Günter, Das Irrationale in der ottentlichen Finanzwirtschaft, a. a. O., S. 100
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Strümpel, B. (1966). Der Steuerwiderstand. In: Steuermoral und Steuerwiderstand der deutschen Selbständigen. Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westffalen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02726-3_3
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