Zehntes Kapitel

Zusammenfassung

Nun saßen Gisbert und Carlo Corner bei den Mahlzeiten im großen Saal mit der gemalten Sternendecke einander gegenüber. Carlo schnitt dem Vater die Speisen, Gisbert dankte mit einem Ropfnicken. Zuweilen ließ er die Augen auf dem Bilde seiner verstorbenen Frau ruhen, welches der Sitte gemäß zu den Bildern der anderen Verstorbenen gehängt war. Aber sein Blick war kühl und ruhig, als ob das Schickal mit ihrem Tod eine Rechnung beglichen hätte. Gisbert empfand vor diesem Bild weniger ein Gefühl des Schmerzes als ein Gefühl der Ordnung. In Carlo lebte dagegen eine urgründige Empörung gegen den Vater. Diese Empörung war nicht umrissen; der Vierzehnjährige wußte nicht, wessenthalben er sich empörte. Vielleicht empörte es ihn, daß der Vater überhaupt lebend aus dem Kriege zurückgekommen mar. Steingemeißelt stand ein Gedanke in Carlos Seele: Er hat sie umgebracht, der eine Arm, mit der Keute Tucht und Gerechttgkeit. Und immer sah er im Geiste die Mutter, wie sie, schneeweiß, am Morgen nach des Vaters Rückkehr, auf die Loggia gewankt war.